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Christen in Syrien: Glauben leben inmitten der Unruhen

Private Gebetstreffen und Schulungen stärken Christen - Pastoren bitten um Gebet

(Open Doors) - Die Aufstände gegen das Regime von Baschar al-Assad seit fast einem Jahr haben die Christen in Syrien in eine sensible Lage gebracht: Mit rund 1,9 Millionen Gläubigen bilden sie nach Ägypten die zweitgrößte christliche Minderheit im Nahen Osten. Bislang waren Christen etablierter Teil der Gesellschaft. Doch obwohl auch sie sich demokratische Reformen wünschen, fürchten sie, im Fall eines Umsturzes als erste ins Visier von Islamisten zu geraten - gelten sie doch als Unterstützer der alawitischen Assad-Regierung.

Mit Sorge verweist das Hilfswerk Open Doors dabei auf den anhaltenden Exodus von Christen aus dem Irak und die Entwicklung in den Ländern des arabischen Frühlings. So hat sich etwa in Ägypten die Lage der Christen nach dem Machtwechsel verschlechtert. Mehrere syrische Pastoren zeigten sich Open Doors gegenüber sehr besorgt über einen möglichen Sturz des Präsidenten. Dies würde die Lage der christlichen Minderheit möglicherweise dramatisch verschlechtern, so ihre Befürchtung. Nach Einschätzung von Kontaktpersonen vor Ort haben mehr als drei Viertel der Christen Homs, die Hochburg des Widerstandes gegen den Präsidenten, in Richtung umliegender Dörfer oder der Hauptstadt Damaskus verlassen. Eine evangelikale Gemeinde soll angegriffen worden sei.

Stimmen aus Syrien

Syrien: eine Kirche in der Altstadt von Aleppo/Open DoorsDoch wie sieht derzeit das Gemeindeleben in Syrien aus? Open Doors steht im Kontakt mit einigen Pastoren vor Ort*. Nach ihren dringlichsten Wünschen angesichts der in manchen Regionen äußerst angespannten Lage befragt, gaben sie immer wieder zurück: "Gebet" - das sei es, was sie derzeit am meisten bräuchten. In den Gesprächen zeigte sich auch das einhellige Bild eines derzeit eingeschränkten Gemeindelebens: Wenngleich die Lage von Region zu Region verschiedenen ist, haben Kirchen in vielen Städten ihre Abendgottesdienste ausgesetzt und kommen nur tagsüber zusammen, einige nur sonntags. Nach Sonnenuntergang und an Freitagen bleiben die Christen in ihren Häusern. Christliche Schulen bleiben freitags generell geschlossen. (Foto: Syrien: eine Kirche in der Altstadt von Aleppo/Open Doors)

Ein Pastor* sagte Open Doors: "Wir haben einen festen Glauben. Zwar feiern wir gegenwärtig nur am Sonntag Gottesdienst, doch viele Gemeindemitglieder treffen sich darüber hinaus zum Gebet, entweder in ihren Häusern oder unter der Woche in der Kirche." Christen muslimischer Herkunft, mit denen er im Kontakt stehe, führten ihre Treffen fort - wenn auch nur einmal in der Woche und aus Sicherheitsgründen nur in Privaträumen. Gezielte Angriffe auf Christen habe er derzeit nicht erlebt, jedoch: "Wir wissen nicht, wie sich die Dinge verändern werden."

Ein anderer Pastor berichtete: "Langsam gewöhnen wir uns an diesen Alltag, aber wir beten, dass wieder Normalität und Frieden einkehren. Meine Tochter studiert, und uns ist jedes Mal bange, wenn sie zur Universität geht. Doch wir wollen Gott vertrauen. Er ist gut und er hält, was er in seinem Wort versprochen hat."

"Homs gleicht einer Geisterstadt"

Nach Einschätzung von Kontaktpersonen haben mehr als drei Viertel der Christen Homs, die Hochburg des Widerstandes gegen den Präsidenten, in Richtung umliegender Dörfer oder der Hauptstadt Damaskus verlassen. Eine evangelikale Gemeinde soll angegriffen worden sei. Gottesdienste finden auch in Homs nur am Sonntagmorgen statt, werden jedoch nur von wenigen besucht. "Benachbarte Gemeindemitglieder treffen sich in Privathäusern. Homs gleicht einer Geisterstadt", so ein örtlicher Christ. "Die Häuser geflohener Christen sind geplündert worden. Die Menschen sorgen sich um ihre Sicherheit, und sie haben keine Vorräte. Es bringt einen zum Weinen."

Syrien: Gottesdienst einer irakischen Gemeinde in einer Kirche in Damaskus.Stärkung gerade jetzt

Open Doors ist bemüht, Projekte zur Stärkung und Ermutigung von Christen in Syrien fortzuführen. Eine Möglichkeit sind Glaubenskurse. Im vergangenen Jahr konnten Mitarbeiter zwei Kurse für kurdisch-syrische Christen muslimischer Herkunft durchführen. Hierbei arbeitet Open Doors eng mit einer syrischen Gemeinde zusammen. Mehr als 30 ehemalige Muslime nahmen an dem ersten Seminar teil; zum zweiten Teil kamen 20 weitere hinzu. Die Teilnehmer stammen aus Regionen im Norden des Landes. Die Kurse befassten sich mit der Vermittlung von Grundlagen zu Themen wie "Das Wesen Gottes", die Bücher der Bibel und christliche Lebensführung. Seit einigen Jahren stärkt und ermutigt Open Doors syrische Gemeinden mit Glaubenskursen u.a. für Christen muslimischer Herkunft, hilft bei der Vernetzung von Gemeinden für Gebetstreffen und stellt benötigte christliche Literatur wie Bibeln oder auch DVDs bereit. (Foto: Gottesdienst einer irakischen Gemeinde in einer Kirche in Damaskus/Open Doors)

*Name aus Sicherheitsgründen geändert

Bitte stehen Sie den Christen in Syrien mit Ihrem Gebet bei.

  • Danken Sie für die Gemeinden unterschiedlicher Konfessionen und Denominationen, die in ihrem Land auch während dieser unruhigen Zeit ein Zeugnis für Jesus sein wollen. Möge Gott sie beschützen, sie weiterhin stärken und ihnen viel Weisheit geben.
  • Beten Sie für unsere Projekte zur Stärkung von Christen muslimischer Herkunft, die erst vor Kurzem zum Glauben gekommen sind. Beten Sie, dass noch mehr Gemeinden Konvertiten unterstützen.
  • Beten Sie für ein Ende der Gewalt in Syrien.