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Häufig gestellte Fragen
Inhaltsverzeichnis
- 1. Wie definiert Open Doors „Verfolgung“?
- 2. Was bedeutet die Einfärbung der Karte?
- 3. Wozu dient der Weltverfolgungsindex?
- 4. Warum beschränkt sich der Weltverfolgungsindex auf die Christen? Was ist mit anderen religiösen Minderheiten?
- 5. Warum steht auch ein Land mit überwiegend christlicher Bevölkerung wie Kolumbien auf dem Weltverfolgungsindex?
- 6. Wie entstehen die Zahlen des Weltverfolgungsindex?
- 7. Warum ist der Weltverfolgungsindex auf 50 Länder beschränkt?
- 8. Wie viele Länder werden insgesamt von Open Doors untersucht?
- 9. Welche Rolle spielen andere Gründe als der christliche Glaube für die herrschende Verfolgung?
- 10. Woher bezieht Open Doors die Informationen für den Weltverfolgungsindex?
- 11. Ist es wirklich möglich, das Maß von Religionsfreiheit in einem Land klar zu ermitteln?
- 12. Warum rangieren auch Länder, in denen kaum gewaltsame Übergriffe gegen Christen auftreten, weit vorne auf dem Index?
- 13. Was unterscheidet den Weltverfolgungsindex von anderen vergleichbaren Erhebungen?
Immer wieder gibt es Nachfragen zum Weltverfolgungsindex (WVI) von Open Doors. Im Folgenden haben wir einige häufig gestellte Fragen mit den jeweiligen Antworten zusammengestellt.
1. Wie definiert Open Doors „Verfolgung“?
Der Begriff „Verfolgung“ wird international vor allem im Flüchtlingsrecht verwendet. Eine Legaldefinition existiert nicht. Es ist nicht möglich, die einzelnen Abstufungen von Verfolgung beziehungsweise Diskriminierung trennscharf zu definieren. Selbst im Handbuch des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR von 2011, an das sich Open Doors anlehnt, heißt es unter Abschnitt 51: „Es gibt keine allgemein gültige Definition des Begriffs ,Verfolgung‘; verschiedene Bemühungen um eine Definition des Begriffs ,Verfolgung‘ waren wenig erfolgreich.“ Das UNHCR verweist darauf, dass gemäß Artikel 33 der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 „eine Bedrohung des Lebens oder der Freiheit eines Menschen wegen seiner Rasse, Religion, Nationalität [...] stets eine Verfolgung darstellt“. Open Doors folgt deshalb einem weiten Verständnis des Begriffs „Verfolgung“, das verschiedene Formen von Diskriminierung einschließt. Für die Verwendung dieser Definition ist aus Sicht von Open Doors noch eine andere Fragestellung wesentlich: Wie empfinden verfolgte Christen das, was ihnen widerfährt? Wenn sie permanent ausgegrenzt werden, Morddrohungen erhalten oder befürchten müssen, getötet zu werden, sobald ihre Konversion zum christlichen Glauben bekannt wird. Wenn jemand wegen seines Glaubens keine Arbeit findet, keine Ausbildung erhält oder den Dorfbrunnen nicht benutzen darf – sind das nur verschiedene Formen von schwerer Diskriminierung oder sogar schon leichte oder mittelschwere Verfolgung? Und welche Konsequenzen würden aus einer solchen Unterscheidung folgen?
Einigkeit herrscht darin, dass „Verfolgung“ nicht nur bei konkreter Gefahr für Leib und Leben gegeben ist. Definitionselemente sind etwa, dass Verfolgung 1) von Personen ausgehen muss; 2) diskriminierend ist; 3) einen gewissen Grad an Schwere aufweist und 4) einen gewissen Grad von Dauer aufweist. Die EU-Richtlinie 2011/95/EU beschreibt Verfolgung unter anderem als die „Anwendung physischer oder psychischer Gewalt, einschließlich sexueller Gewalt“, als „gesetzliche, administrative, polizeiliche und/oder justizielle Maßnahmen, die als solche diskriminierend sind oder in diskriminierender Weise angewandt werden“ und als „unverhältnismäßige oder diskriminierende Strafverfolgung oder Bestrafung“ (Kapitel III, Art. 9).
Mehr Informationen finden Sie unter: Wann spricht Open Doors von Christenverfolgung?
2. Was bedeutet die Einfärbung der Karte?
Die unterschiedlichen Farben der Länder illustrieren das jeweilige Ausmaß von Verfolgung. In jedem Land wird der Druck auf Christen in fünf Lebensbereichen untersucht. Aus der Summe der Punktzahlen für diese fünf Lebensbereiche (jeweils maximal 16,7) sowie der Wertung für Gewalt (maximal 16,7) ergibt sich die Gesamtpunktzahl des jeweiligen Landes auf dem Weltverfolgungsindex. Bei einer Indexpunktzahl von 81–100 Punkten spricht Open Doors von einem „extremen“ Ausmaß an Verfolgung (rote Einfärbung), bei 61–80 Punkten von einem „sehr hohen“ (orange) und bei 41–60 Punkten von einem „hohen“ (gelb) Ausmaß an Verfolgung. Aufgrund der weltweiten Zunahme der Verfolgung befinden sich unter den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex seit der Ausgabe von 2021 keine Länder mehr mit gelber Färbung. In der Ausgabe des Weltverfolgungsindex von 2024 weisen zusätzlich zu den 50 Ländern mit der stärksten Verfolgung weitere 28 Länder ein zumindest hohes Maß an Verfolgung auf (41 Punkte oder mehr).
3. Wozu dient der Weltverfolgungsindex?
Der Weltverfolgungsindex wird mit dem Ziel erstellt, die konkrete Situation verfolgter Christen bestmöglich zu erfassen und die Ursachen und Hintergründe der weltweiten Christenverfolgung zu identifizieren. Die Rangfolge der 50 Länder mit der stärksten Christenverfolgung diente Open Doors bei ihrer ersten Erstellung im Jahr 1993 zunächst als internes Planungsinstrument. Die umfangreiche Forschungsarbeit rund um den Weltverfolgungsindex spielt bis heute eine zentrale Rolle bei der strategischen Entwicklung und Priorisierung der Hilfsprojekte, die Open Doors in mittlerweile über 70 Ländern durchführt.
Seit einigen Jahren wird der Weltverfolgungsindex auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Damit sollen politischen und kirchlichen Entscheidungsträgern klare Anhaltspunkte für ihre Bemühungen zum Schutz verfolgter Christen und der Bewahrung der Religionsfreiheit geliefert werden. Darüber hinaus soll auf solche Länder öffentlicher Druck ausgeübt werden, in denen Christen unter einem hohen Maß an Verfolgung leiden. Schließlich sollen mit den Informationen auch Christen, die ihren Glauben frei leben können, daran erinnert werden, für ihre verfolgten Glaubensgeschwister zu beten und ihnen helfend zur Seite zu stehen.
4. Warum beschränkt sich der Weltverfolgungsindex auf die Christen? Was ist mit anderen religiösen Minderheiten?
Zunächst einmal ist Open Doors keine klassische Menschenrechtsorganisation, sondern ein christliches Hilfswerk, das satzungsgemäß verfolgten Christen als Glaubensgeschwistern zur Seite steht. Das ist ein zentraler Auftrag aller Christen. Verfolgte Christen werden jedoch durch die Hilfe von Open Doors in die Lage versetzt, auch andere Notleidende zu unterstützen und ihnen das Evangelium weiterzugeben. Dadurch erhalten in vielen Ländern bedürftige Nichtchristen Hilfe durch lokale Partnerkirchen von Open Doors.
Zum zweiten verfügt Open Doors aufgrund langjähriger Beziehungen zu lokalen Gemeinden in den Ländern des Weltverfolgungsindex über eine besondere Kompetenz im Blick auf die Christen. Qualitativ vergleichbare Informationen über die Situation anderer religiöser Minderheiten sind der Forschungsgruppe von Open Doors nicht zugänglich. Gleichzeitig ist dem Team bewusst, dass in vielen Situationen neben Christen auch andere Minderheiten leiden. Aus diesem Grund existiert in den einzelnen Länderprofilen die Rubrik „Verfolgung anderer religiöser Gruppen“. Darüber hinaus haben religiöse Minderheiten wie Jesiden und Bahai auch ihre eigenen Interessenvertretungen.
5. Warum steht auch ein Land mit überwiegend christlicher Bevölkerung wie Kolumbien auf dem Weltverfolgungsindex?
Kolumbien ist ein Land mit überwiegend katholischer Bevölkerung, in dem viele Bewohner unabhängig von ihrer Religion von Gewalt und strukturellem Unrecht betroffen sind. Viele Christen schweigen jedoch nicht, sondern sprechen sich gegen die Ungerechtigkeit im Land und besonders gegen eine Rekrutierung durch Rebellen und Drogenkartelle aus. Darüber hinaus bieten Kirchengemeinden gerade den von Drogenbaronen hart umworbenen Jugendlichen berufliche Alternativen. Deshalb geraten Christen in die Schusslinie der Rebellen und Drogenkartelle. Das Friedensabkommen mit der FARC aus dem Jahr 2017 hatte zunächst positive Auswirkungen; seine Umsetzung ist jedoch ins Stocken geraten. Gleichzeitig stoßen zahlreiche kriminelle Splittergruppen in das entstandene Machtvakuum vor und verüben dabei auch immer wieder gewaltsame Angriffe auf Christen.
Zudem gehen Stammesführer und Behörden der indigenen Bevölkerung, die eine große Autonomie genießen, aktiv gegen protestantische Christen vor. Ein weiterer Faktor sind Zeremonien und Praktiken im Rahmen animistischer oder anderer Traditionen, bei denen Christen aus Gewissensgründen die Teilnahme verweigern. Diese Haltung wird in einigen Regionen nicht toleriert und führt teilweise zu heftigen Anfeindungen.
Weitere Einzelheiten können Sie dem Länderprofil Kolumbien entnehmen.
6. Wie entstehen die Zahlen des Weltverfolgungsindex?
In den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex 2024 leben rund 5,3 Milliarden Menschen (basierend auf UN-Schätzungen), darunter nach Angaben der World Christian Database und Einschätzung von Open Doors ca. 756 Millionen Christen. Nicht alle diese Christen werden verfolgt. Deshalb wird auf Grundlage der für den Weltverfolgungsindex erfassten Informationen nochmals differenziert, in welchen Regionen des jeweiligen Landes Christen ein hohes Maß an Verfolgung erleiden und wie hoch die Zahl der Betroffenen dort schätzungsweise ist. Die auf diese Weise ermittelte Gesamtzahl steigt seit vielen Jahren kontinuierlich an. Lag sie nach Einschätzungen von Open Doors im Jahr 2017 bereits bei über 200 Millionen, so lag sie im Berichtszeitraum für den Weltverfolgungsindex 2024 bei 317 Millionen.
Betrachtet man alle 78 Länder, in denen Open Doors ein hohes Maß an Verfolgung und Diskriminierung von Christen beobachtet (mindestens 41 Punkte auf dem Weltverfolgungsindex), so sind sogar ca. 365 Millionen Christen betroffen.
Es ist jedoch wichtig, darauf hinzuweisen, dass Open Doors nicht von einer genauen Zahl verfolgter Christen spricht, sondern von einer Schätzung. Damit soll die Dimension der Verfolgung aufgezeigt werden, die sich beständig vergrößert.
7. Warum ist der Weltverfolgungsindex auf 50 Länder beschränkt?
Die auf 50 Positionen begrenzte Liste der Länder, in denen Christen weltweit am härtesten verfolgt werden, wird vorrangig zu Kommunikationszwecken erstellt. Darüber hinaus dient die Arbeit der Forschungsabteilung World Watch Research von Open Doors dem Ziel, alle Länder zu ermitteln, die ein hohes, sehr hohes oder extremes Maß an Verfolgung aufweisen (gleichbedeutend mit einer Indexpunktzahl von mindestens 41; nähere Informationen zur Methodik siehe hier: Wie wird der Index erstellt?). Die Ergebnisse stellen eine wesentliche Grundlage für die Anstrengungen von Open Doors dar, konkrete Hilfsmaßnahmen für verfolgten Christen zu entwickeln und zu priorisieren.
Seit mehreren Jahren gibt es eine Reihe von Ländern, die 41 Indexpunkte oder mehr aufweisen, jedoch nicht zu den 50 Ländern auf dem Weltverfolgungsindex zählen. Open Doors bezeichnet diese Länder als „Länder unter Beobachtung“ („Persecution Watch Countries“). Im aktuellen Berichtszeitraum gibt es 28 solcher Länder unter Beobachtung.
8. Wie viele Länder werden insgesamt von Open Doors untersucht?
Die Forschungsabteilung World Watch Research von Open Doors ist bemüht, im Hinblick auf die Verfolgung von Christen die ganze Welt im Blick zu behalten. Erregt die Situation in einem Land unsere Aufmerksamkeit, so holen wir nähere Informationen ein. Daraufhin wird entschieden, ob eine umfassende Untersuchung erforderlich ist. Derzeit führen wir für etwa 100 Länder eine vollständige Untersuchung durch.
Nähere Informationen über die zugrundeliegende Methodik sind in der ausführlichen Dokumentation der Methodik hinter dem Weltverfolgungsindex (englisch) unter „2. Tools for monitoring persecution“ nachzulesen.
9. Welche Rolle spielen andere Gründe als der christliche Glaube für die herrschende Verfolgung?
Open Doors dokumentiert Verfolgung und Diskriminierung, die Christen aufgrund ihres Glaubens an Jesus Christus erleiden. Dabei wird differenziert zwischen Situationen, bei denen Christen eher zufällig in einem allgemeinen Konflikt zu Schaden kommen, und gezielten Angriffen oder anderen Formen der Verfolgung aufgrund ihres Glaubens.
In vielen Fällen zeigen detaillierte Untersuchungen von zivilen Konflikten, dass Religion innerhalb der komplexen Mischung aus Faktoren und Motiven eine wichtige oder sogar entscheidende Rolle spielt. Ohne dies zu berücksichtigen, kann die Situation nicht vollständig oder richtig verstanden werden. Dies gilt selbst dann, wenn Religion nicht der einzige Faktor ist. Aktuelle Beispiele hierfür finden sich in Zentralafrika, Myanmar, Syrien oder Nigeria.
So werden Übergriffe muslimischer Hausa-Fulani-Nomaden im Norden Nigerias auf mehrheitlich christliche Dörfer oft als „ethnisch und wirtschaftlich motiviert“ bezeichnet. Die regelmäßigen Überfälle gelten Dörfern ortsansässiger christlicher Bauern, die einem anderen Stamm angehören. Sie geschehen häufig unter „Allahu Akbar“-Rufen, fordern viele Todesopfer und führen zur Zerstörung der Kirchen und der Vertreibung der Christen von ihrem Weideland. Hier sind eindeutig wirtschaftliche Interessen (Weideland) und Stammesrivalitäten im Spiel, bei der Identifikation und Motivation der Beteiligten spielt ihr Glaube jedoch eine zentrale Rolle.
In vielen Ländern außerhalb der westlichen Welt hat die Religion eine umfassende Prägekraft, die alle Lebensbereiche durchdringt und das Denken und Handeln der Menschen maßgeblich bestimmt.
10. Woher bezieht Open Doors die Informationen für den Weltverfolgungsindex?
Open Doors ist in mehr als 70 Ländern tätig, um verfolgten Christen zu helfen. Dort sind entweder eigene Mitarbeiter im Einsatz oder es besteht eine enge Zusammenarbeit mit einheimischen Partnerorganisationen. Dadurch steht Open Doors seit 1955 in vertrauensvollem Kontakt zu Netzwerken von Untergrundkirchen. Es liegt in der Natur derartiger Kontakte, dass die auf diesem Weg gewonnenen Informationen nicht von unabhängiger Seite überprüfbar sind. Würde beispielsweise ein Ausländer nach Nordkorea reisen, um die dortigen Untergrundchristen persönlich zu befragen, so würde die allgegenwärtige Geheimpolizei wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit alle Beteiligten in ein Arbeitslager deportieren.
Dort, wo eine Offenlegung der Quellen im Sinne der Transparenz zu negativen Konsequenzen (häufig drohen Mord, Folter oder Gefängnis) für die betroffenen Christen führen würde, gibt Open Doors grundsätzlich dem Schutz der Christen Vorrang. Der unmittelbare Kontakt zu den Betroffenen, vor allem zu der wachsenden Zahl der hart verfolgten christlichen Konvertiten, ist eine Besonderheit des Weltverfolgungsindex, die in anderen Untersuchungen bislang leider noch keine Rolle spielt.
Verantwortlich für die Erstellung des Weltverfolgungsindex ist die Forschungsabteilung World Watch Research von Open Doors. Ihre gezielte Forschungsarbeit im Bereich Christenverfolgung begann im Jahr 1992. Durch die oben beschriebenen Netzwerke stehen den Forschern von Open Doors in vielen Ländern Informationen aus erster Hand zur Verfügung. Ein umfassender Fragenkatalog gewährleistet, dass alle betroffenen Lebensbereiche und Formen von Verfolgung und Diskriminierung systematisch erfasst und dokumentiert werden (hier die englische Version des Fragenkatalogs, Stand 2022). Für jedes Land werden Fragebögen sowohl von den Analysten von World Watch Research als auch von Feldforschern sowie externen Experten beantwortet. Diese Informationen werden ergänzt durch öffentlich verfügbare Daten und Berichte sowie durch relevante Ergebnisse anderer Forschungsinstitute. Die Auswertung der Informationen erfolgt anhand einer kontinuierlich weiterentwickelten Methodik. Externe Wissenschaftler des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit (IIRF) überprüfen zusätzlich den Entstehungsprozess des Index. Bevölkerungszahlen und die Zahl der Christen und Anhänger anderer Religionsgemeinschaften pro Land werden offiziell anerkannten Quellen wie der UN sowie der World Christian Database entnommen und in Einzelfällen anhand eigener Daten angepasst.
11. Ist es wirklich möglich, das Maß von Religionsfreiheit in einem Land klar zu ermitteln?
Das Maß von Religionsfreiheit zu ermitteln, ist äußerst schwierig, da hierbei auch eine Reihe von subjektiven Faktoren zu berücksichtigen ist. Open Doors versucht, im Rahmen des Weltverfolgungsindex ein möglichst genaues Abbild der Verfolgungssituation von Christen in den Ländern des Index zu erfassen und dieses anhand nachvollziehbarer Kriterien zu erklären.
Die Methodik hinter dem Weltverfolgungsindex (hier eine ausführliche Version der Methodik in Englisch, Stand 10/2023) unterscheidet zwischen zwei Haupterscheinungsformen von Verfolgung: „Squeeze“ (der konstante Druck, unter dem Christen in allen Lebensbereichen stehen) und „Smash“ (gewaltsame Übergriffe). Während Smash durch das Registrieren gewaltsamer Übergriffe relativ gut erfassbar ist, wird das Ausmaß von Squeeze auf andere Art ermittelt: Hierfür wird der Druck untersucht, der auf das alltägliche und das religiöse Leben von Christen in fünf ausgewählten Lebensbereichen ausgeübt wird (Privatleben, Familienleben, gesellschaftliches Leben, kirchliches Leben und Leben im Staat). Mithilfe eines umfassenden Fragebogens werden zusätzlich dazu religiös motivierte Gewalttaten erfasst. Dabei werden nur solche Taten aufgenommen, für die eine glaubhafte Bestätigung vorliegt. Die Auswertung aller Informationen ergibt für jeden Lebensbereich eine Indexpunktzahl für das Maß an Verfolgung sowie für die religiös motivierten Gewalttaten; aus der Summe dieser Punktzahlen ergibt sich dann die Platzierung des Landes auf dem Weltverfolgungsindex.
12. Warum rangieren auch Länder, in denen kaum gewaltsame Übergriffe gegen Christen auftreten, weit vorne auf dem Index?
Diese Frage lässt sich gut durch einen Vergleich der Malediven (Platz 18) mit Nigeria (Platz 6) beantworten. Auf den Malediven leben nur sehr wenige Christen, da das Land offiziell zu 100 Prozent islamisch ist. Christliche Konvertiten stehen in ständiger Gefahr, von Freunden, Nachbarn, Angehörigen oder Regierungsvertretern entdeckt zu werden. Dadurch sehen sie sich massiv unter Druck gesetzt, sodass sie ihren Glauben nur heimlich ausüben und nicht darüber sprechen. Sie werden geistlich regelrecht „erstickt“, während Übergriffe wie Misshandlungen, Gefängnis oder Deportation sehr selten vorkommen – sie sind schlicht unnötig. Auf der Inselgruppe existiert kein einziges Kirchengebäude. In Nigeria hingegen finden z. B. Gottesdienste im ganzen Land statt, jedoch wurden im vergangenen Jahr Hunderte von Christen gezielt ermordet und mehrere Kirchen zerstört. Doch zum einen geschieht dies nur in einem Teil des Landes, zum anderen ist die Regierung nicht aktiv an der Verfolgung von Christen beteiligt und die Verfassung des Landes garantiert Religionsfreiheit. Deswegen fließt die Anzahl der getöteten Christen nur bis zu einer Maximalzahl von zehn pro Jahr in die Wertung ein, da andernfalls das Gesamtbild zu stark verzerrt würde. Durch die gleiche Gewichtung der fünf getrennt betrachteten Lebensbereiche sowie des Bereichs Gewalt, die jeweils mit einem Sechstel der möglichen Gesamtpunktzahl in die Wertung einfließen, erhält der Faktor Gewalt weniger Gewicht im Blick auf die Positionierung des Landes auf dem Index.
13. Was unterscheidet den Weltverfolgungsindex von anderen vergleichbaren Erhebungen?
Der Weltverfolgungsindex ist die einzige alljährlich durchgeführte systematische Untersuchung zur Religionsfreiheit von Christen. Das Thema Christenverfolgung und die Themen „Allgemeine Religionsfreiheit“ und „Menschenrechte“ weisen teils erhebliche Schnittmengen auf. Unter den Berichten zu diesem Themenkreis nimmt jedoch der Weltverfolgungsindex insofern eine besondere Rolle ein, als er sich bewusst auf die Lage verfolgter Christen konzentriert (vgl. Frage 3 und Frage 4) und ihre eigene Perspektive stark einbezieht (vgl. Frage 10). Er beruht im Wesentlichen auf Informationen aus erster Hand (Primärquellen) und berücksichtigt die Situation von Christen aller Denominationen, einschließlich christlicher Konvertiten. Mit der christlichen Perspektive wird die Situation verfolgter Christen theologisch eingeordnet und Begrifflichkeiten werden entsprechend anders verwendet, als dies in einigen Berichten aus menschenrechtlicher oder sonstiger säkularer Perspektive geschieht. Dieser Ansatz liegt maßgeblich in der Tatsache begründet, dass Open Doors sich als christliches Hilfswerk in erster Linie dem Dienst an verfolgten Christen verpflichtet weiß. Diese berichten über ihre Situation nicht primär aus einer menschenrechtlichen Perspektive, sondern aus einer biblisch-christlichen und ordnen die Vorfälle dementsprechend ein.
Open Doors begrüßt es, dass die Evangelische Kirche (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) durch eigene „Ökumenische Berichte zur Religionsfreiheit von Christen“ in den Jahren 2013, 2017 und 2023 auf die Situation verfolgter Christen aufmerksam gemacht haben. Professor Dr. Christof Sauer vom Internationalen Institut für Religionsfreiheit hat zum Bericht 2017 einen sehr hilfreichen Kommentar vorgelegt, in dem er auch auf die Unterschiede zum Weltverfolgungsindex eingeht (zum Kommentar von Prof. Dr. Christof Sauer). Deutlich umfassender ist der alle zwei Jahre veröffentlichte Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ des katholischen Hilfswerkes Kirche in Not. Er nimmt das Thema Religionsfreiheit als Ganzes in den Blick und stellt mit diesem anderen Fokus eine gute Ergänzung zum Weltverfolgungsindex dar. Ähnlich verhält es sich mit dem erstmals 2016 veröffentlichten „Bericht der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit“, dessen 3. Auflage im November 2023 erschienen ist und der einen politisch-menschrechtlichen Ansatz verfolgt.