Den Verfolgern dienen

Dhea* in Südostasien

Sie hat schlimmstes Unrecht und brutale Gewalt in ihrem Heimatland erlebt – weil sie eine Frau ist und weil sie Jesus nachfolgt. Trotzdem dient sie ihren Landsleuten in Demut und Liebe. Dhea ist ein Beispiel dafür, wie Jesus einem Menschen die Kraft schenken kann, seine Feinde zu lieben.
 

Von klein auf tat Dhea alles, was man in ihrem streng muslimischen Heimat land in Südostasien von einer frommen Muslima erwartete. Sie hielt alle islamischen Regeln, fastete schon als 6-Jährige und kannte mit 12 den ganzen Koran auswendig. „Mein tiefster Wunsch war, dass Allah mit mir zufrieden ist“, sagt sie. 

Frau mit schwarzem Kopftuch und gefalteten Händen
Dhea

Als Dhea 15 Jahre alt war, wurde ihr Leben zerstört: Sie wurde vergewaltigt. Weil der Täter ein sehr angesehener Mann war, wagte Dhea nicht, jemandem davon zu erzählen. Außerdem hätte man ihr als Frau sowieso nicht recht gegeben: „Nicht einmal meinen Eltern konnte ich es sagen. Ich wusste, man würde mir die Schuld geben.“ Hinzu kam ihre eigene, entsetzliche Scham – besonders als sie feststellte, dass sie schwanger geworden war. Dhea hielt sich für eine Sünderin, die in die Hölle kommen würde, weil sie als unverheiratete Frau ein Kind erwartete – sexueller Umgang außerhalb der Ehe gilt im Islam als Sünde und Straftat.

Nach drei Monaten ließ sich Dheas Schwangerschaft nicht länger verheimlichen, sie wurde vor ein Scharia-Gericht gestellt und zu 100 Peitschenhieben und zwei Jahren Gefangenschaft verurteilt. Die Strafe wurde brutal durchgesetzt und hatte zur Folge, dass Dhea ihr Baby verlor: „Zuerst schlug mich ein Wärter. Die anderen standen herum und schauten zu. Dann brachen sie mir die Beine. Ich konnte nicht mehr stehen, aber sie zogen mich hoch und gaben mir 100 Peitschenhiebe. Danach kam ich in Gefangenschaft“, berichtet sie.

Ein Gott, der sieht

Während ihrer Gefangenschaft erkrankte Dhea an Malaria. Ihr Zustand wurde so schlecht, dass sie für einige Zeit ins Krankenhaus gebracht werden musste. Es schien, als würde ihr Leid kein Ende nehmen. Aber genau darin kam Jesus ihr nahe.

„Im Krankenhaus war da eines Tages dieser Mann, ein Besucher, er sprach mich an und fragte mich, warum ich als Minderjährige schon eine Gefangene war“, erzählt Dhea. „Ich erklärte es ihm und wir redeten kurz.“ Wie sich später herausstellte, war der Besucher ein ausländischer Christ. Gott hatte ihn dazu berufen, den Menschen in Dheas streng muslimischer, dem Evangelium fast völlig verschlossener Heimat von Jesus zu erzählen. Als Dhea aus dem Krankenhaus zurückkehrte, schaffte es der Christ, ihr ein Paket zu schicken. Er hatte darin neben anderen Dingen auch eine Bibel eingepackt – erstaunlicherweise war diese nicht konfisziert worden!

„Zuerst war ich so wütend auf diesen Mann“, berichtet Dhea. „Wie konnte er mir die Bibel ins Gefängnis schicken? Wenn sie jemand bei mir entdeckt hätte, wäre ich nur noch stärker bestraft worden. Ich machte mir große Sorgen.“ Eigentlich wollte Dhea die Bibel in einem unbeobachteten Moment vernichten. Aber dann wurde ihr klar, dass sie eine Rarität in den Händen hielt – ein verbotenes Buch, das kaum einer in ihrem Land jemals zu Gesicht bekommen hatte. Die Neugier siegte über ihre Angst: Dhea beschloss, die Bibel wenigstens zu lesen, bevor sie sie vernichtete. „Ich glaubte ja sowieso schon, dass ich in die Hölle kommen würde. Also dachte ich mir, dass es auf eine Sünde mehr oder weniger nun auch nicht mehr ankam.“

Willkürlich schlug sie eine Seite auf und begann zu lesen: „Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war“ (Psalm 139, 16). Dass es einen Gott geben sollte, der sie ihr Leben lang liebevoll im Blick gehabt hatte und sogar in ihrer jetzigen Situation noch bei ihr war, berührte Dhea tief. Nach diesen Worten konnte sie die Bibel nicht mehr vernichten.

„Und obwohl es niemanden gab, der mir etwas hätte erklären können, war der Heilige Geist da und ich verstand, dass Jesus mein Retter war.“ – Dhea

„Ich brannte darauf, es weiterzusagen“

Von nun an las Dhea jeden Tag in der Bibel: „Ich las Dinge, von denen ich vorher noch nichts gehört hatte – über einen Gott, der liebevoll ist und vergibt. Alles, was ich las, war neu für mich. Und obwohl es niemanden gab, der mir etwas hätte erklären können, war der Heilige Geist da und ich verstand, dass Jesus mein Retter war.“ Dhea erkannte, dass sich erfüllen konnte, was von Kindheit an ihr tiefster Wunsch gewesen war: Es war möglich, Gott zu gefallen – durch Jesus! 

Als Dhea entlassen wurde und zu ihren Eltern zurückkehrte, konnte sie ihren neuen Glauben an Jesus trotz der Gefahr nicht lange geheim halten. „Ich hatte Jesus kennengelernt, seine Liebe und Freude, seinen Frieden. Ich brannte darauf, es weiterzusagen.“ „Ich erzählte meinen Eltern davon, was in der Bibel stand: von Jesus, dem ewigen Leben, Vergebung. Sie waren erzürnt. Die Hälfte der Zeit brüllten sie mich an; ich denke nicht, dass sie mir überhaupt richtig zuhörten.“

Dheas Eltern verstießen sie aus der Familie – und schon bald hatte es sich herumgesprochen, dass sie den Islam verlassen hatte. In den Augen ihrer Mitmenschen war sie eine Verräterin. „Es gilt als das Schlimmste, was ein Mensch tun kann“, erklärt Dhea. „Ein Mörder ist sogar noch besser dran. Die Person [die den Islam verlässt] verdient es nicht, weiterzuleben.“ Wegen ihres Abfalls vom Islam wurde Dhea erneut inhaftiert. „Und dieses Mal war es noch viel schlimmer als beim Mal davor.“ Nach ihrer Entlassung musste sie fliehen. Sie wohnt jetzt in einem der umliegenden Länder. „Wenn ich geblieben wäre, würde ich höchstwahrscheinlich nicht mehr leben“, sagt sie.

Jesu Liebe praktisch weitergeben

Trotz allem, was ihr angetan wurde, blickt Dhea nicht verbittert zurück. Vielmehr hat sie eine große Liebe für die Menschen ihres Landes und dient ihnen von dort aus, wo sie heute lebt. 

Immer wieder reisen Menschen aus Dheas Heimat in umliegende Staaten, weil sie medizinische Hilfe benötigen. „Dort, wo ich herkomme, gibt es keine spezialisierten Krankenhäuser“, erklärt Dhea. „Die Menschen kommen hierher [in eines der umliegenden Länder] mit Krankheiten, die von einer Nasennebenhöhlenentzündung bis zu Krebs reichen.“ Viele haben nicht genug Geld, um neben der Behandlung auch eine gute Unterkunft zu bezahlen. Für sie öffnet Dhea ihr Haus und ihr Herz: „Ich koche für sie, gebe ihnen umsonst zu essen. Ich säubere und verbinde auch ihre Wunden und kümmere mich um sie. Ich behandle sie wie meine eigene Familie.“

Dabei ist es Dheas Wunsch, dass auch andere denjenigen kennenlernen, der ihr eigenes Leben verändert hat: Jesus, der sich ihr in ihrem Leid liebevoll zugewandt und ihr wahre Freiheit geschenkt hat, als sie in Gefangenschaft war. „Jesus hat mich dazu berufen, den Menschen zu dienen, die – so wie ich früher – durch schwere Zeiten gehen und leiden. Ich spüre einfach sein Erbarmen für diese Menschen“, sagt sie. Und tatsächlich haben sich durch Dheas Gastfreundschaft und Liebe bereits einige ihrer Landsleute für Jesus geöffnet.

Andere nehmen zwar gerne Dheas Dienstleistungen in Anspruch, aber lassen sie nur allzu deutlich spüren, dass sie ihren christlichen Glauben auch im Ausland nicht akzeptieren. „Manche essen, was ich koche, aber sie weigern sich, mit mir am Tisch zu sitzen – weil ich eine Christin bin“, berichtet sie. „Da trocknet meine Liebe dann für einen Moment aus.“ Trotzdem macht Dhea weiter – und lässt sich von Jesus immer wieder neu füllen. Sie sagt: „Meine eigene Liebe könnte sowieso nie genug sein. Aber Jesu Liebe ist es.“

 

*Name geändert

 

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