„Der Herr hört mein Flehen“

Saman, Morad* und Mojtaba aus dem Iran

 

„Das Gefängnis war ein schrecklicher Ort. In den sechs Monaten, in denen ich dort war, wurden 20 Personen hingerichtet. Sie kündigten es über Lautsprecher an. Manche der Betroffenen waren in meiner Zelle; es war herzzerreißend, die Todesangst in ihren Augen zu sehen.“ Dieser Bericht stammt von Morad, einem iranischen Christen. Er wurde verhaftet, als er einen anderen Christen, der Jesus erst seit kurzer Zeit nachfolgte, in der Bibel unterrichtete. Während des Verhörs wurde er verspottet und gestoßen. „Ich sagte zu Gott: ,Herr, du siehst das alles; warum lässt du das zu?‘ Aber Gott schwieg.“

Viele Christen fallen in tiefe Verzweiflung, wenn sie sich plötzlich in einer Gefängniszelle wiederfinden – misshandelt, allein und ungewiss, ob sie jemals lebend wieder herauskommen werden. Saman*, der als Jugendleiter in seiner Kirche diente, war voller Leidenschaft für Jesus. Doch als er ins Gefängnis gebracht wurde, machte sich Hoffnungslosigkeit in ihm breit. „Ich fühlte mich so weit von Jesus entfernt, dass ich während der ersten Tage meiner Haft nicht einmal beten konnte.“ Er war so erschüttert, dass er seinen Glauben an Jesus infrage stellte: „Ich dachte: Habe ich 13 Jahre damit vergeudet, an ihn zu glauben? Existiert er überhaupt?“

Gefängnis
Bild: Gefängnis in der Nähe von Teheran

An Jesus klammern

„Wo bist du?“, schrie er in seiner Zelle zu Gott. Doch als er weiter betete, veränderte sich langsam etwas in ihm. Er beschreibt, wie der Heilige Geist an ihm wirkte: „Ich begann, zu tanzen und zu singen: ,Jesus lebt!‘“ Auch wenn die folgende Zeit, selbst nach seiner Entlassung, nicht einfach war, hielt er doch daran fest, dass Jesus bei ihm war.

Morad machte eine ähnliche Erfahrung. Nach einem der Verhöre fiel er auf seine Knie und endlich sprach Gott zu ihm. „Er sagte: ,Sei still und klammere dich an mich‘“, erzählt Morad. Inzwischen sind einige Jahre vergangen. Nachdenklich meint er: „Wenn du mich fragst, warum Gott damals zunächst geschwiegen hat – ich weiß es immer noch nicht. Aber was ich weiß, ist, welchen Auftrag er mir gab: das Evangelium auszuleben.“

„Es geht nicht um dich“

Auch Mojtaba Hosseini kam für seinen Glauben an Jesus ins Gefängnis. Als Leiter einer Hausgemeinde erhielt er bereits im Jahr 2009 eine Bewährungsstrafe; weil er seinen Dienst dennoch nicht aufgab, wurde er 2012 zu drei Jahren Haft verurteilt. In seiner Zelle war er umgeben von Räubern und Mördern. „In mir spürte ich eine tiefe Angst, und obwohl Jesus mir nahe war, war ich oft traurig“, sagt er rückblickend.

An diesem Tiefpunkt wurde er sich seiner Abhängigkeit von Jesus ganz neu bewusst: „In diesem Moment erkannte ich, dass ich nichts war. Meine Hände waren gebunden, meine Stimme würde von keinem Menschen gehört werden. Also betete ich – das war alles, was ich tun konnte.“ Zunächst waren es Gebete der Reue; Mojtaba dachte, das Gefängnis sei eine Strafe für die Fehler, die er gemacht hatte. Aber dann sprach Jesus zu ihm. Er sagte: „Mojtaba, es geht nicht um dich, sondern um mich. Schau dich um!“ Plötzlich sah Mojtaba seine Mitgefangenen mit neuen Augen – mit Gottes Augen. „Ich sah arme Menschen; Menschen, die die schlimmsten Verbrechen begangen hatten, Menschen, die sich so einsam fühlten“, erzählt er. „Und Jesus sprach wieder zu mir: ,Es ist an der Zeit, dass du mein Wort mit ihnen teilst. Sie brauchen mich.‘“

Potrait eines Mannes
Bild: Mojtaba

Bibelseiten vom Imam

Mojtaba begann, den anderen in seiner Zelle das Evangelium weiterzugeben. Einige seiner Mitgefangenen entschieden sich daraufhin für ein Leben mit Jesus. Doch was ihnen dringend fehlte, war eine Bibel. Mehrmals bat Mojtaba die Wachleute um ein Exemplar, doch ohne Erfolg. Dann griff Gott auf erstaunliche Weise ein. Die Hilfe kam von völlig unerwarteter Seite: Der Imam, der täglich die muslimischen Gefangenen besuchte, war so beeindruckt von der Hingabe der Christen, dass er ihnen seine Unterstützung anbot. Eine ganze Bibel in der Landessprache ins Gefängnis zu bringen, war unmöglich, aber er hatte eine andere Idee: Als Englisch-Kurs getarnt schmuggelte er Kopien einzelner Bibelseiten hinein, die einer der Gefangenen dann auf Farsi übersetzte. Bald verbreitete sich Gottes Wort immer weiter, sodass selbst Gefangene aus anderen Zellen nach mehr fragten.

Unabhängig von äußeren Umständen

Als Mojtaba seine Geschichte erzählt, zieht ein Lächeln über sein Gesicht. „Es ist lustig, wie Gott manchmal arbeitet. Es wäre für uns vollkommen unmöglich gewesen, durch die großen Gefängnistore zu kommen, um das Evangelium zu denen zu bringen, die Jesus so dringend brauchten. Aber Gott hat mich und andere Christen ins Gefängnis hineingestellt, um unter diesen Menschen sein Licht aufleuchten zu lassen.“ Und er ergänzt: „Ich habe niemals gebetet, dass Jesus mich aus dem Gefängnis befreit. Ich kann ihm überall dienen; egal, in welcher Situation ich bin.“

Jesus ist es wert

Mojtaba bittet darum, ihn im Gebet für diejenigen zu unterstützen, die derzeit wegen ihres Glaubens im Gefängnis sind: „Ich hoffe und bete, dass die Christen, die unter Druck stehen, diesen großen Kontrast erleben können, den ich gefühlt habe: dass sie in keiner guten Lage sein mögen, aber dass sie inneren Frieden und Freude verspüren, weil sie Jesus kennen.“

„Für Christus im Gefängnis zu sein, ist nicht einfach; es ist keine angenehme Erfahrung“, sagt Morad. „Aber es ist auch eine Prüfung: Bin ich bereit, für meinen Herrn zu leiden? Und sogar nach diesen schrecklichen Monaten im Gefängnis kann ich immer noch sagen: ,Ja, es ist es mehr als wert.‘“

* Name geändert

 

Alle Berichte

 

Video zum Bericht

Mojtaba hat seine Geschichte ausführlich für die Sendereihe „Gesichter der Verfolgung“ erzählt:
 

Video: Gottesdienste als Verbrechen – Mojtaba aus dem Iran

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