Überrascht von Freundlichkeit

Paul* im Nahen Osten

Paul kannte nur die Sprache der Gewalt. Das Unrecht, das er schon als Kind mitansehen musste, belastete ihn. So wollte er ein Superheld werden, um für die Schutzlosen zu kämpfen. Dann lernte er Jesus kennen, der so anders war als diejenigen, die in seinem Land das Sagen hatten: Jesus war freundlich.

Paul kommt aus einem muslimischen Land. Aus Sicherheitsgründen kann es nicht näher beschrieben werden. Aber es ist ein Land, dessen Bewohner schon viel Leid gesehen haben. „So viele Unruhen, so viel Veränderung, so viel Gewalt“, fasst es Paul zusammen: „Als Kind habe ich davon geträumt, ein Superheld zu werden, um für meine Freunde zu kämpfen, die von den Extremisten rekrutiert worden sind. Viele von ihnen sind nie wieder zurückgekehrt. Ich wollte Superman sein für die vielen Frauen in meinem Land, die allein und ohne Schutz waren.“

Um in einer Position zu sein, in der er die Schwachen und Notleidenden schützen konnte, wollte Paul entweder bei der Polizei oder beim Militär aufgenommen werden und trainierte hart für dieses Ziel. Schließlich wurde er zu einer strengen Ausbildung einer militärischen Spezialeinheit zugelassen, die er erfolgreich abschloss. „Eines Tages war ich zum Vorstellungsgespräch bei einem ranghohen Politiker, der einen Leibwächter suchte. Alle dachten, dass er mich auswählen würde. Aber er lehnte mich ab: ‚Wenn ich in seine Augen schaue, sehe ich Fragen‘, erklärte er.“

Mann sitzt auf Bordsteinkante
Paul weiß, dass er und die anderen geheimen Christen in seinem Land in ihrem Glaubenskampf nicht auf die eigene Stärke vertrauen können: „Bitte betet für uns. Wir brauchen Gottes Kraft“ (Symbolbild)


Der Mann mit den weißen Kleidern 

„Und er hatte recht: Ich hatte Fragen. Sehr viele sogar“, gibt Paul zu und erklärt: „Vor meiner Ausbildung in der Spezialeinheit hatte ich einen Traum gehabt: Ich hatte einen Mann in weißen Kleidern gesehen, der mich einlud, ihm zu folgen. Mir wurde klar, dass es Jesus sein musste. Er war so freundlich und friedfertig. Und seine Augen waren wie Feuer.“ 

Paul war Muslim wie seine Eltern und kannte Jesus nur aus dem Koran. Und er glaubte, was ihm sein muslimisches Umfeld gelehrt hatte: dass die Bibel verfälscht sei und Christen in die Irre gingen. Doch sein Traum stellte diese Annahmen infrage. War Jesus doch mehr als nur ein Prophet? 
Der Politiker muss diese Fragen und Zweifel in Pauls Augen gesehen haben. Paul sehnte sich danach, mehr von Jesus zu erfahren – und Jesus erschien ihm in weiteren Träumen. „Ich konnte gar nicht anders, als ihn in meinen Träumen willkommen zu heißen. Er befahl mir nicht, ihm nachzufolgen. Er lud mich einfach nur dazu ein. Das war ich überhaupt nicht gewohnt.“ Zwang, Befehle, Schläge: Das war die Welt, die Paul kannte. Jesus dagegen begegnete ihm mit Freundlichkeit. Er zwang Paul nicht, sondern wollte seine freiwillige Entscheidung. 

Auf der Suche nach Jesus

Nachdem er als Leibwächter abgelehnt worden war, fasste Paul einen mutigen Entschluss. Er beschloss, seine Karriere beim Militär aufzugeben und in seine Heimat zurückzugehen. Dort übte er das schlecht bezahlte Gewerbe seiner Familie aus. Er hatte inzwischen herausgefunden, dass einige seiner Verwandten heimlich Christen waren, und hoffte, von ihnen mehr über Jesus zu erfahren. 

„Jesus hat mich in meinen Träumen nie gezwungen. Stattdessen streckte er seine Hand nach mir aus. Noch nie vorher hatte jemand mir seine Hand entgegengestreckt.“ – Paul

Die Menschen in seiner Heimatstadt waren erstaunt über Pauls Rückkehr. Jeder wusste, dass Paul schon immer Soldat werden wollte. Seine christlichen Verwandten wagten nicht, mit ihm über Jesus zu sprechen. Sie dachten, er sei von der Armee beauftragt worden, sie auszuspionieren. 

So blieben Pauls Fragen unbeantwortet. Eines Tages kam er auf einem Spaziergang an einer kleinen, heruntergekommenen Kirche in seinem Heimatort vorbei. Paul wusste, dass die Regierung überall ihre Spitzel hatte und er ein Risiko einging, wenn er die Kirche betrat. Aber er musste einfach mehr über Jesus erfahren. In der Kirche fand er eine Bibel. Mitnehmen konnte er sie nicht – würde sie entdeckt, könnte ihm das Verhaftung und Folter einbringen. Beim Durchblättern der Bibel stieß er auf eine handschriftlich notierte Adresse aus einer weit entfernten Stadt in einem Nachbarland. „Ich lernte sie auswendig. Vielleicht könnte ich ja irgendwann dorthin reisen“, erzählt Paul. 

Schläge und eine ausgestreckte Hand 

Pauls Besuch in der Kirche war der Geheimpolizei nicht verborgen geblieben. Er wurde überwacht und schließlich verhaftet, weil er sich als Muslim für den christlichen Glauben interessierte. „Ich wurde gefoltert, weil ich nach dem Jesus suchte, den ich selbst noch gar nicht richtig kannte. Die Schläge waren schmerzhaft, aber sie machten meine Entschlossenheit nur noch stärker. Ich traf eine Entscheidung: Ich würde diesen Jesus finden, egal, was passierte.“ 

Die Misshandlungen im Gefängnis machten Paul nur noch deutlicher, wie anders Jesus war als das religiöse, politische und gesellschaftliche Umfeld, in dem er aufgewachsen war. „Jesus hat mich in meinen Träumen nie gezwungen. Stattdessen streckte er seine Hand nach mir aus. Noch nie vorher hatte jemand mir seine Hand entgegengestreckt.“ 

Endlich angekommen 

Im Anschluss an seine Haft durfte Paul zunächst nur in der Nähe des Gefängnisses arbeiten. Es befand sich nicht weit von der Landesgrenze entfernt. Dort traf er einen Christen, der ihn schließlich ganz zu Jesus führte – und gerade aus der ausländischen Stadt stammte, deren Namen Paul bei seinem Besuch in der Kirche in der Bibel gefunden hatte. Die beiden Männer wurden Freunde und beschlossen, gemeinsam zu der Adresse zu reisen, die Paul sich gemerkt hatte. Sie schafften es, heimlich die Grenze zu überqueren, reisten in die betreffende Stadt und fanden unter der Adresse eine Gemeinde. „Ich lernte dort viel über Jesus und die Bibel. Ich konnte aber nicht lange bleiben, weil ich in mein Land und zu meiner Familie zurück musste. Ich kehrte als ein Jesusnachfolger zurück“, berichtet Paul. 

Wer Paul heute begegnet, sieht immer noch einen muskulösen Riesen vor sich – aber seine Augen spiegeln die Freundlichkeit Jesu wider. Wie er es sich als Kind erträumt hatte, setzt sich Paul für Schwache und Leidende ein: nicht mit Gewalt, sondern indem er andere Christen begleitet und ermutigt, die ihren Glauben nur heimlich und unter Verfolgung leben können. „Als heimlicher Christ ist mein Leben ständig in Gefahr. Ich werde immer noch überwacht. Ich kann nicht einfach zur Kirche gehen, noch nicht einmal zum Treffen einer Hauskirche. Ich treffe mich mit anderen Christen in geheimen Verstecken.“ Und er weiß, dass sie in ihrem Glaubenskampf nicht auf die eigene Stärke vertrauen können: „Bitte betet für uns. Wir brauchen Gottes Kraft.“

*Name geändert

 

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