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Indien: Predigtverbot für hochrangigen Beamten

Kampagne radikaler Hindus zur "Rückbekehrung" von Christen

 

(Open Doors) - Der indische Spitzenbeamte Chellakani Umashankar, langjähriges Mitglied des angesehenen indischen Verwaltungsdienstes IAS, ist von Regierungsseite mit einem Redeverbot bei christlichen Veranstaltungen belegt worden. Der 51-jährige Umashankar will gegen die Anweisung gerichtlich vorgehen.


"Die Regierung missachtet mein Grundrecht"


Am 24. Januar teilte Thiru K. Gnanadesiken, leitender Regierungssekretär des Bundesstaates Tamil Nadu, Umashankar schriftlich mit, sein christliches Predigen sei "ungebührlich" für einen IAS-Beamten und erinnerte an einen entsprechenden Abschnitt der indischen Beamtenregeln.

"Es ist der Regierung zur Kenntnis gebracht worden, dass Sie sich am 16.01.2015 an Aktivitäten beteiligt haben, die zur Störung der öffentlichen Ordnung und zur Erstattung von zwei Anzeigen führten. Weiter ist die Regierung darüber informiert worden, dass Sie sich an Verkündigungsaktivitäten beteiligen werden, die mutmaßlich kommunale Disharmonie und eine Störung der öffentlichen Ordnung verursachen werden."
Umashankar beugte sich zunächst der Anweisung, fand jedoch deutlich Worte zur Einordnung: "Die Regierung handelt auf Drängen einiger Gruppierungen. Um ihnen zu gefallen, missachtet sie mein Grundrecht. Ich habe jedes Recht, öffentlich über meinen Glauben zu sprechen und werde diese amtliche Anordnung anfechten", so der Sohn einer christlichen Mutter und eines hinduistischen Vaters.

Christliche Zusammenkunft von Hindu-Extremisten gewaltsam verhindert


Chellakani Umashankar war früher Hindu, entschied sich aber im Jahr 2008 Christ zu werden. Kurz darauf begannen ihm zufolge seine Schwierigkeiten mit Hindu-Fundamentalisten. Dazu gehörten seine zwischenzeitliche Suspendierung vom Dienst, zurückgehaltene Beförderungen und häufige Versetzungen.
Auf konkrete Schwierigkeiten in seinem christlichen Engagement angesprochen, berichtete Umashankar von einem kürzlichen Gebetstreffen in Pudukadai/Bezirk Kanyakumari, für das die Polizei ihm die Redegenehmigung verweigert habe. Es kam zum Angriff von Hindu-Fundamentalisten sowohl auf ihn als auch auf die mehr als 100 zusammengekommenen Christen. "Christen wurden tätlich angegriffen und mein Privatauto beschädigt."

Einfluss extremistischer Hindus nimmt zu


Artikel 25 der indischen Verfassung garantiert jedem Bürger "Gewissensfreiheit und das Recht, seine Religion frei zu bekennen, zu praktizieren und zu propagieren." Seit Antritt der Regierung von Premierminister Narendra Modi, der als hinduistischer Hardliner gilt, hat der Druck auf Christen und andere Minderheiten zugenommen. Hindu Fundamentalisten haben eine Kampagne zur Rückbekehrung von Christen zum hinduistischen Glauben ("Ghar Wapsi") initiiert. Kardinal Oswald Gracias aus Mumbai, einer der acht Berater von Papst Franziskus, erkennt dabei "deutliche Elemente von Bedrohung und Zwang". "Die Freiheit des Gewissens sowie Menschenrechte werden bei Ghar Wapsi mit Füßen getreten. Das Stillschweigen der Regierung zu Ghar Wapsi ist frustrierend und enttäuschend", so der Kardinal.


Auf dem Weltverfolgungsindex belegt Indien aktuell Rang 21 unter den Ländern, in denen Christen weltweit am härtesten verfolgt werden.

 

QuelleWorld Watch Monitor