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Indien-Überblick: Angriffe auf Christen in mehreren Bundesstaaten

Glaubensgeschwister brauchen unvermindert Gebet.

(Open Doors) – Auch in den vergangenen Wochen kam es in mehreren Bundesstaaten Indiens wieder zu Angriffen auf Christen. Angesichts der intensiven Bedrängnis ruft das christliche Hilfswerk Open Doors dazu auf, die Glaubensgeschwister in Indien nicht zu vergessen, sondern ihnen weiterhin im Gebet beizustehen.

Nachfolgend Kurzmeldungen über einige der jüngsten Übergriffe:

Bundesstaat Andhra Pradesh – In Parawada/Visakhapatnam haben Hindu-Extremisten am 6. Juli eine Kirche zerstört. Wie der Gesamtindische Christenrat (AICC) berichtete, bestanden radikale Hindus des Ortes unter Gewaltandrohung auf den Abriss des Gebäudes, welches am Dorfeingang liegt, da sie in dieser Gegend keine Kirche erlauben würden. Als der Pastor nicht nachgab, fingen sie an, die Einrichtung zu zerstören und rissen die Kirche ab. Die Extremisten sorgten zudem dafür, dass Christen kein Wasser mehr vom Dorfbrunnen holen können. Der AICC suchte bei Redaktionsschluss nach einer Lösung.

Indien: eine Kirche mit Strohdach im Süden Indiens, darin sitzen Christen zusammen zum GottesdienstBundesstaat Himachal Pradesh – Mit der Behauptung, es gehöre "Auswärtigen" und nur Einheimische dürften in dieser Gegend Land besitzen, versiegelten Beamte am 5. Juni ein Gebäude der Mission India in Bari, Bezirk Mandi, das als Bibelstudienzentrum und Waisenhaus diente. Pastor Sam Abraham berichtete Compass Direct, Mission India habe das Grundstück im Jahr 2005 gekauft und 2007 das Gebäude errichtet. Als Bibelstudienzentrum und Waisenhaus wurde es seit 2008 genutzt. Im Juli 2008 erstatteten Hindu-Extremisten Anzeige wegen Zwangsbekehrung und forderten die Schließung des Gebäudes. Seither werfen sie den Christen regelmäßig Zwangsbekehrung vor, beschimpen sie ihres Glaubens wegen und drohen mit ihrer Ermordung, wenn sie Bari nicht verlassen. Offizielle Vertreter von Mission India haben versichert, dass ihnen das Land rechtmäßig gehört und sie im Besitz aller erforderlichen Dokumente sind. Bei Redaktionsschluss suchten die Christen nach einem Ort, den man mieten kann und der mindestens 10 Waisen Unterkunft bietet.

Bundesstaat Jammu und Kashmir – Nach einem Bericht des Globalen Rats indischer Christen (GCIC) hat das Ausländermeldeamt dieses Bundesstaats dem Druck extremistischer Muslime nachgegeben und Father Jim Borst zum 20. Juli ausgewiesen, der seit 1963 im Kashmirtal die Good Shepherd School leitet. Die Schule wurde bereits früher zwei Mal von Angehörigen anderer Schulen attackiert, welche der Konkurrenz der Schule nicht gewachsen waren. Seit acht Jahren bekämpfen diese Gruppen Borst und behaupten, er würde Menschen unter dem Deckmantel seines Bildungsangebots zwangsbekehren. Borst, der die Anschuldigung zurückweist, hat ein bis 2014 gültiges Visum. Der Innenminister soll gesagt haben, er wisse nichts von dem Ausweisungsbefehl, und Borsts Vorgesetzte haben angedeutet, er müsse nicht gehen.

Indien: ein christlicher Junge mit einem KreuzBundesstaat Karnataka - Hindu-Extremisten vom Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) bezichtigten am 24. Juli in Aldur einen Pastor der Zwangsbekehrung und bedrohten ihn, nicht über Jesus zu predigen. Einem AICC-Bericht (Gesamtindische Christenrat) zufolge erstatteten sie Anzeige gegen Pastor Anand Kumar und befahlen im Einklang mit der Polizei, er solle das Kreuz und das Namenschild der Kirche entfernen. Bei Redaktionsschluss versuchten lokale Christen, Schritte zur Bereinigung des Problems zu finden.

Bundesstaat Karnataka - Am 13. Juni verprügelten radikale RSS-Anhänger einen Pastor, dem sie Zwangsbekehrung vorwarfen. Die Evangelische Allianz Indiens (EFI) berichtete, dass ein Unbekannter – offensichtlich für einen geplanten Überfall – Pastor Sam Joseph telefonisch bat, zu kommen und für eine kranke Person zu beten. Der Pastor willigte ein, wurde dann aber zu einer Versammlung von Hindu-Extremisten gebracht. Diese schlugen ihn in Anwesenheit von Medienvertretern zusammen und schleppten ihn zur Polizeistation von Hebbagudi. Die Polizei ließ den Pastor ohne Anklage frei, nachdem sie ihm die Einwilligung abgenötigt hatte, keine christlichen Versammlungen mehr zu leiten.

Bundesstaat Madhya Pradesh - Extremistische Hindutva-Anhänger unterbrachen am 18. Juli einen Sonntagsgottesdienst in Barwaha in der Nähe von Indore. Nach einer GCIC-Meldung bezichtigten die auf die verängstigten Christen einstürmenden nationalistischen Hindus Pastor Subash Chouhan vom Indian Evangelical Team der Zwangsbekehrung, fotografierten die Versammlung und wiesen den Pastor an, seine Schneiderschule zu schließen, die auch Nichtchristen besuchen. Pastor Chouhan wurde bereits zum zweiten Mal ungerechtfertigt verhaftet, nachdem er schon einmal drei Tage lang inhaftiert war. Der Fall war bei Redaktionsschluss noch anhängig.

eine indische Christi beim GebetBundesstaat Madhya Pradesh – In Jawahar Nadar/Adharthal nahm die Polizei am 4. Juli zwei Christen fest und klagte sie nach dem umstrittenen "Antibekehrungsgesetz" des Bundesstaats an. Einem GCIC-Bericht zufolge hatte Shravan Kuman Dubey von der "Apostolic Christian Assembly" Vishal Lal gebeten, zum Geburtstag seines 6-jährigen Sohns Ravi abends einen Gebetsdienst abzuhalten. Während dieser Zeit kamen etwa 75 extremistische Hindus in Begleitung von Polizisten ins Haus, bezichtigten die Anwesenden der Zwangsbekehrung und brachten 14 Christen in die Polizeistation Adhartal. Nach fast vier Stunden wurden Shravan Kumar und Vishal Lal wegen Zwangsbekehrung angeklagt und die anderen heimgeschickt. Nach GCIC-Intervention wurden beide am nächsten Tag auf Kaution entlassen.

Bundesstaat Madhya Pradesh – Hindu-Extremisten vom Dharma Raksha Samithi (Religionsschutzrat) stoppten am 28. Juni in Indore einen christlichen Schulbus und befragten die Grundschüler, die von Orissa zu ihrer Schule in Indore fuhren. Die radikalen Hindus befahlen den Schülern auszusteigen und fragten sie, ob Zwangsbekehrungen stattfänden. Sie jagten den Schulkindern Angst ein, während Polizisten stumme Zuschauer blieben, und ließen sie mit der Drohung gehen, den Christen etwas anzutun, falls diese christliche Aktivitäten durchführen sollten. Christliche Leiter der Gegend verurteilten den Vorfall als Zeichen des "Terrorregimes" der Hindu-Extremisten und verlangten Ermittlungen.

Bundesstaat Punjab: – In Gurdaspur nahm die Polizei am 10. Juli von Hindu-Nationalisten verprügelte und der Zwangsbekehrung bezichtigte Mitglieder der "Indian Pentecostal Church of God Western Region" (IPCG) fest, als sie in dieser Gegend von Haus zu Haus gingen, um soziale Dienste anzubieten. Die Extremistengruppe fing Streit an, schlug mit Fäusten und Schuhen auf vier von ihnen ein und übergab sie sowie weitere drei Christen und fünf Christinnen der Polizei unter dem Vorwurf, sie würden Hindus bekehren. Pastor Promod Samuel eilte zusammen mit IPCG-Leiter A.M. Samuel zur Polizeistation Gurdaspur-Stadt, um den Christen zu helfen, doch auch sie wurden in Gewahrsam genommen. Samuel berichtete Compass, dass der Präsident der extremistischen Hindugruppen Shiva Sena und Bajrang Dal sowie viele weitere Leiter nationalistischer Gruppierungen zur Polizeistation gekommen seien und lautstark gefordert hätten, Anklage gegen die 14 Christen zu erheben. Erst als Samuel eine Vereinbarung unterzeichnet hatte, dass Christen kein nichtchristliches Haus betreten werden, wurden die Festgenommenen auf freien Fuß gesetzt. "Die Extremisten folgen uns überall hin und behalten uns im Auge", sagte Samuel.

Quelle: Compass Direct

* AICC: All-Indian Christian Council (Gesamtindischer Christenrat)

EFI: Evangelical Fellowship of India (Evangelische Allianz Indiens)

GCIC: Global Council of Indian Christians (Allgemeiner indischer Christenrat)

RSS: Rashtriya Swayamsevak Sangh (Nationale Freiwilligenorganisation,
extremistische Hinduorganisation)

Open Doors bittet, anhaltend für die Christen in Indien in Fürbitte einzustehen. Die ständig neuen Meldungen zeigen, dass sie unter einem großen Druck stehen.