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Indien: Übergriffe gegen Christen in mehreren Bundesstaaten

Anhaltende Verfolgung von Christen

 

(Open Doors) - Auch der letzte Monat des vorigen Jahres war für Christen in Indien geprägt von tätlichen Angriffen, Festnahmen und der Zerstörung von Eigentum. Besonders auf dem Land gehen radikale nationalistische Hindus unvermindert gegen christliche Gemeinden vor und stürmen Versammlungen in Privathäusern. Meist geht ein Angriff einher mit dem Vorwurf der Zwangsbekehrung von Hindus und einer Anzeige bei der Polizei. Das Hilfswerk Open Doors bittet, für die Christen in Indien zu beten, insbesondere für Gemeinden und Hausgruppen in ländlichen Regionen. Im Folgenden ein Überblick über die jüngsten dokumentierten Fälle von Verfolgung in einigen Bundesstaaten.

Bundesstaat Andhra Pradesh I (Südindien): Mit 14 Stichen musste Pastor Bangariah am Kopf und im Gesicht genäht werden, nachdem maskierte Männer ihn mit Steinen beworfen hatten. Der Pastor wurde am 11. Dezember verletzt, als mehrere Extremisten den Sonntagsgottesdienst der "New Fellowship Gospel Church" in Nalgonda stürmten. Von Hilferufen alarmiert, liefen Nachbarn zur Kirche. Daraufhin ergriffen die Angreifer - mutmaßlich Hindu-Extremisten - die Flucht. Die Polizei nahm den Übergriff zu den Akten; zu Festnahmen ist es bislang nicht gekommen.

Bundesstaat Andhra Pradesh II: Hindu-extremistische Jugendliche attackierten am 17. Dezember Pastor R. Prasad, als dieser am Bahnhof der Stadt Mahabubnagar christliche Schriften an Pendler verteilte. Dem Gesamtindischen Christenrat (AICC) zufolge begannen die Jugendlichen zunächst, Prasad zu verprügeln. Dann zerrten sie ihn in ein Auto und brachten ihn zu einem Hindu-Tempel. Dort verbrannten sie die christliche Literatur und prügelten erneut auf den Pastor ein. R. Prasad erstattete später bei der Polizei Anzeige.

Bundesstaat Karnataka I (Südindien): Am 18. Dezember unterbrachen etwa 200 Hindu-Extremisten den Gottesdienst der "Agape Bible Church" in Pillanna Garden bei Lingarajpuram/Bangalore. Die Männer skandierten vor der Kirche christenfeindliche Parolen und warfen den Gemeindemitgliedern erzwungene bzw. erschlichene Bekehrungen von Hindus vor. Dann griffen sie die Pastoren Reuben Sathyaraj und Perumal Fernandes sowie weitere Gemeindemitglieder an. Polizisten brachten 20 angeblich auf betrügerische Art zum christlichen Glauben konvertierte Personen zur Polizeistation. Beim Verhör stellte sich heraus, dass die Anschuldigungen jeglicher Grundlage entbehrten. Die festgenommenen Christen wurden bis auf Pastor Sathyaraj entlassen. Der 60-Jährige kam erst später in der Nacht frei, damit er aufgrund seiner schlechten gesundheitlichen Verfassung ein Krankenhaus aufsuchen konnte. Am nächsten Morgen wurde er erneut auf die Polizeiwache bestellt. Pastor Sathyaraj wird beschuldigt, "religiöse Feindschaft zwischen verschiedenen Gruppen zu fördern sowie absichtlich, bösartige Akte zur Verunglimpfung religiöser Gefühle oder einer Klasse durch Beleidigung ihrer Religion oder religiösen Überzeugungen" verursacht zu haben. Angaben christlicher Leiter zufolge waren am Tag der Verhaftung lediglich einige Christen getauft worden, um der Gemeinde gegenüber ihre Mitgliedschaft zu bestätigen. Nach Intervention örtlicher christlicher Leiter wurde der Pastor am nächsten Tag auf Kaution freigelassen.

Bundesstaat Karnataka II: In Kagekodana-Jayanagar Shimoga brachen extremistische Hindus am 16. Dezember in das Haus eines Gemeindemitgliedes der "Venketeshvon Badhravathy Baptist Church" ein und bezichtigten den Hilfspastor Sagar Guntur sowie vier Gemeindeälteste und sechs Frauen der Zwangsbekehrung von Hindus. Die Angreifer zerrten die Christen ins Freie und riefen die Polizei. Diese legte ihnen "absichtliche, bösartige Akte zur Verunglimpfung religiöser Gefühle oder einer Klasse" zur Last. Nach zwei Tagen wurden die Christen auf Kaution entlassen.

Bundesstaat Madhya Pradesh I (Zentralindien): Am 21. Dezember nahm die Polizei mehrere Anzeigen gegen Christen wegen Zwangsbekehrung von Hindus aus Nehru Nagar/Indore auf. Anhänger der extremistischen Hinduorganisation Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) hatten die Beschuldigten zuvor verprügelt. Auslöser war ein Gebetstreffen der "Light Giving Church" im Haus von Kailash Gormey. Dort wurde unter Leitung von Pastor Dilip Wadia der "Jesus-Film" gezeigt. Einer der 24 Anwesenden gehörte der RSS an und informierte weitere Anhänger, die das Haus umstellten. Als Christen bei der Polizei Anzeige erstatten wollten, stellte sich heraus, dass die Beamten bereits einen polizeilichen Erstbericht gegen sie aufgenommen hatten, der ihnen verschiedene Verstöße gegen das indische Strafrecht zur Last legte, u. a. "absichtliche Zufügung von Schmerz" nach Abschnitt 323. Die Polizei nahm auch eine Anzeige gegen die Angreifer auf wegen der Verletzung bzw. Schändung einer Anbetungsstätte und versuchte eine Einigung zwischen den Parteien auszuhandeln.

Bundesstaat Madhya Pradesh II: Etwa 20 Anhänger der extremistischen Hinduorganisationen RSS und VHP (Hindu-Weltrat) haben am 9. Dezember in Jhabua/Indore einen Pastor bewusstlos geschlagen. Zuvor waren die Männer in ein von seiner Frau Indira Vasunia geleitetes Gebetstreffen eingedrungen. Dabei zerstörten sie ein Holzkreuz sowie einen Fernseher und stahlen Schmuck im Wert von umgerechnet 368 Euro. Der Mutter von Pastor Asnia brachen die Extremisten ein Bein. Indira Vasunia und weitere Frauen konnten entkommen und Pastor Ramesh V. Asnia informieren. Als dieser mit einem anderen Mann das Dorf erreicht hatte, wurden beide unter dem Vorwurf, sie würden Hindus zwangsweise und auf betrügerische Art bekehren, mit Steinen beworfen und Fäusten verprügelt. Der Pastor verlor dabei das Bewusstsein. Von Augenzeugen erfuhr Pastor Asnia später, dass die mit Pistolen, Pfeil und Bogen sowie schwertähnlichen Waffen ausgerüsteten Männer damit gedroht hatten, ihnen Schlimmeres anzutun, sollte er seinen christlichen Dienst in der Gegend fortführen. Als das Ehepaar Anzeige bei der Polizei erstatten wollte, entgegnete ein Wachmann, derzeit hätte kein Polizist Dienst.

Bundesstaat Madhya Pradesh III: Am 2. Dezember nahm die Polizei mehrere Christen wegen Zwangsbekehrung von Hindus gemäß Abschnitt 3 und 4 des Religionsgesetzes von Madhya Pradesh fest. Pastor Titus aus Sendwa/Bezirk Badhwani und weitere Christen waren gerade auf der örtlichen Polizeistation, als etwa 20 Männer, allesamt Mitglieder radikaler Hindu-Organisationen, in den Raum stürmten und deren Verhaftung forderten. Erst nachdem einheimische Gemeindeleiter eine Kaution gestellt hatten, wurden die Männer wieder entlassen. Die Polizei beschlagnahmte deren Fahrzeug sowie einige CDs und Bibeln.

Bundesstaat Maharashtra (Westindien): Hindu-Extremisten rissen am 14. Dezember in Ghatkoper/Mumbai eine Kirche nieder und verprügelten einen Pastor. Dieser hatte sich zuvor behördlich erkundigt, warum die Anbetungsstätte seiner Gemeinde auf dem Bebauungsplan des Gebiets fehlte. Als Pastor Prabhakaran Kaviraj von der "Apostolic Christian Assembly" die Behörde verließ, schlugen mehrere Männer auf ihn ein. Einer der Angreifer sowie zwölf weitere mutmaßliche Täter wurden später festgenommen und eine Untersuchung eingeleitet.

Bundesstaat Orissa (Ostindien): Am 8. Dezember verprügelten Hindu-Extremisten aus einem indischen Volksstamm drei christliche Stammesangehörige. Der Vorfall ereignete sich in Chandikhole, Bezirk Jajpur. Gegen die Christen wurde Anzeige wegen der Zwangsbekehrung von Hindus erstattet. Als sie sich bei der Polizei beschweren wollten, wurden die Männer in Untersuchungshaft genommen. Leiter des Gesamtindischen Christenrates AICC in Orissa legten Beschwerde beim stellvertretenden Inspektor und dem Polizei-Superintendenten ein und bemühten sich um die Freilassung der Christen.

Bundesstaat Tamil Nadu I (Südindien): Am 22. Dezember verhaftete die Polizei in Nagarcoil einen Christen. Er war von Hindu-Extremisten der Zwangsbekehrung bezichtigt worden. Sagaya Dass hatte gemeinsam mit Studenten vom SP Hindu College lediglich ein Weihnachtsprogramm organisiert. Erst nach Intervention örtlicher Gemeindeleiter wurde Dass am selben Tag gegen Kaution entlassen.

Bundesstaat Tamil Nadu II: Am späten Abend des 3. Dezembers zerstörten radikale Hindus das Kirchengebäude der "Christu-Sabba-Gemeinde" in Hosur. Ihr Pastor Paul Chinnaswamy war mehrfach bedroht worden. Bereits zweimal zuvor war Chinnaswamy angegriffen und seiner wenigen Ersparnisse beraubt worden: Im April 2007 brannten Extremisten seinen kleinen Schuppen nieder, in dem er regelmäßig Gottesdienste abhielt. Einen Monat darauf wurde er verprügelt und mit einem Schraubendreher am Bein verletzt. Die Täter drohten ihm an, seine vier Töchter zu entführen und seinen Sohn zu misshandeln, sollte er weiterhin den christlichen Glauben im Dorf verbreiten. Die Polizei verweigert die Aufnahme einer Anzeige.

Bundesstaat Tamil Nadu III: In der Stadt Nagarcoil nahm die Polizei am 9. Dezember zwei Pastoren sowie zehn weitere Christen der katholischen Gemeinde von Makankara fest. Ortsbeamte hatten zuvor den Abriss ihrer Kirche überwacht, die diesem Zeitpunkt renoviert wurde. Die Pastoren Arul Saiju und Stanley Baburaj legten den Beamten die Besitzurkunden vor. Doch extremistische Hindus schleppten die Christen unter Gewaltanwendung auf die Polizeistation, wo sie sie der Behinderung von Beamten bei einer Amtshandlung bezichtigten. Die Christen kamen erst später auf Kaution wieder frei.

Bundesstaat Tamil Nadu IV: Am Abend des 22. Dezembers brannten Hindu-Extremisten in Kurinjipadi, Vallalar Nager im Bezirk Kadaloor, eine Kirche nieder, um die Weihnachts- und Neujahrsfeiern zu stoppen. Pastor K. Solomon und andere Gemeindemitglieder wurden zudem bedroht.

 

QuelleCompass Direct