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Iran: Erfahrungen aus dem Gefängnisalltag

Iranische Christinnen geben persönliche Einblicke in langfristige Folgen ihrer Haft

(Open Doors, Kelkheim) – Ehemalige Häftlinge bezeichnen das Teheraner Evin-Gefängnis als „das brutalste Gefängnis der Welt“. Seit Jahren sitzen dort Menschen wegen ihres Glaubens an Jesus ein (Open Doors berichtete). Einblicke hinter die Gefängnismauern und in die langfristigen Folgen ihrer Hafterlebnisse gaben jetzt die Christinnen Maryam Rostampour and Marziyeh Amirizadeh Esmaeilabad, die acht Monate dort zubrachten.

„Wir denken ständig an diejenigen, die noch dort sind“

Sieben Jahre nach ihrer Entlassung lasten die Folgen ihrer Haftzeit weiterhin spürbar auf ihnen, wie die beiden Frauen jetzt berichteten: „Wer einmal im Evin-Gefängnis eingesperrt war, wird nie mehr derselbe sein. Die Belastung ist zu groß. Wir sind nicht mehr so fröhlich wie vorher. Viele Freuden des Alltags haben für uns keinen Reiz mehr, weil wir ständig an diejenigen denken, die noch dort sind.“
 

Maryam Rostampour und Marziyeh Amirizadeh (2014)
Bild: Maryam Rostampour und Marziyeh Amirizadeh (2014)

 

Während ihrer Haftzeit mussten Maryam und Marziyeh auf dem Boden einer engen Zelle schlafen, die sie mit 30-40 anderen Frauen teilten. Wegen ihres Glaubens wurde ihnen die medizinische Versorgung verweigert – eine Erfahrung, die auch andere Christen machen mussten. 40 Tage verbrachten sie im Verhörtrakt des Gefängnisses. Dort wurden sie immer wieder aufgefordert, ihren christlichen Glauben aufzugeben. Gleichzeitig verlangten die Beamten von ihnen, die Namen anderer Mitglieder ihrer Hauskirche preiszugeben und vorformulierte „Geständnisse“ zu unterschreiben. „Wenn ihr uns diese Informationen verweigert, schlagen wir euch, bis ihr Blut spuckt“, ist eine der Drohungen, die sich den beiden ins Gedächtnis eingebrannt haben. „Sie behandelten uns wie Tiere“, schildert Marziyeh den Umgang. Von ähnlichen Erlebnissen berichtet auch der kürzlich auf Kaution freigelassene Mohammed Ali Torabi, während der zeitgleich mit ihm inhaftierte Abdol-Ali Pourmand weiterhin in der Stadt Ahvaz in Haft sitzt.

Wenn Menschen außerhalb Anteil nehmen, ändern sich die Dinge

Doch wenn ein Häftling internationale Aufmerksamkeit erfuhr, änderte sich vieles: „Dann hörten die Folter und die Vergewaltigungen auf. Wir erfuhren von Häftlingen, die außerhalb des Gefängnisses keine Fürsprecher hatten; sie mussten vieles erleiden“, berichten die Frauen.

Zum Hintergrund: Im März 2009 waren die damals 27-jährige Maryam Rostampour und die 30-jährige Marzieh Amirizadeh Esmaeilabad verhaftet und kurz darauf im Evin-Gefängnis interniert worden. Wenige Monate nach ihrer Entlassung am 18.11.2009 verließen sie im Mai 2010 den Iran und leben heute in den USA. Die beiden ehemaligen Muslimas hatten nach ihrer Hinwendung zum christlichen Glauben eine Hauskirche gegründet und ca. 20.000 Neue Testamente in Teheran verteilt; dafür drohte ihnen zwischenzeitlich die Todesstrafe.

Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors nimmt der Iran aktuell Platz 8 unter den Ländern ein, in denen Christen weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quellen: World Watch Monitor, Open Doors

 

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