Persönliche Berichte

Iran: „Glücklich, euch an meiner Seite zu haben“

Inhaftierter Christ schreibt aus Evin-Gefängnis / mehrere Christen wegen Covid-19 aus Haft entlassen

(Open Doors, Kelkheim) – Iran ist eines der Länder, die am härtesten vom Ausbruch des Coronavirus betroffen sind. Mehrere der dort inhaftierten Christen wurden im Zuge der Anstrengungen zur Eindämmung der Pandemie entlassen. Andere, wie der im Mai 2017 zu zehn Jahren Haft verurteilte Nasser Navard Gol-Tapeh, verbüßen unverändert ihre Strafe. Den folgenden, sehr emotionalen Brief schrieb er jüngst aus dem Evin-Gefängnis in Teheran.
 

Nasser Navard Gol-Tapeh und sein auf Englisch verfasster Brief
Nasser Navard Gol-Tapeh und sein auf Englisch verfasster Brief (Quelle: Article 18)

 

„Niemals könnte ich all das allein durchstehen“

Im Namen des Herrn, „wahrlich, ihr seid unsere Ehre und unsere Freude“ (1.Thessalonicher 2,20). An alle lieben Brüder und Schwestern, die von Gottes Liebe und Gnade beschenkt sind.

Ich sende euch Grüße, während ich mich hinter den hohen und mit Stacheldraht bewehrten Mauern des Evin-Gefängnisses nach eurer Gemeinschaft sehne. Mein Herz ist voller Liebe, Fürsorge und Dankbarkeit, wenn ich über all die Erinnerungen an unsere Zeiten der Gemeinschaft nachsinne. Ich schreibe auf, was aus meinem Herzen zu euch hinausdringt. Ich erinnere mich an eure geistlichen Zusammenkünfte, in denen ihr in Einheit des Geistes und des Herzens Lieder für den Herrn gesungen habt, um ihn zu verherrlichen. Ich bin [im Geist] bei euch. Mauern und Entfernungen halten mich nicht fern, auch wenn ich deshalb Kummer empfinde; ihr seid immer in meinen Gebeten […]. Ich danke Gott für die Unterstützung, mit der ihr mich beschenkt habt, […] dass ihr meine Lasten geteilt, mir Kraft gegeben und mich ständig ermutigt habt. Wie glücklich bin ich, euch an meiner Seite zu haben! Niemals könnte ich all das allein durchstehen; der Herr trägt mich […] mit der Wärme eurer Liebe durch die Härte dieses Kerkers. Die wichtigste Botschaft, die ich hörte, war, einander zu lieben. Möge die Liebe und Fürsorge des Herrn mit euch sein und euch beschützen. „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Tod?“ – (Römer 8,35)

Mit all meiner Liebe und Fürsorge

Nasser Navard

 

Ähnlich wie der 58-jährige Gol-Tapeh verbüßen derzeit noch drei weitere Christen wegen ihres Glaubens zehnjährige Haftstrafen im Evin-Gefängnis (offizielle Anklage: Gefährdung der nationalen Sicherheit u.a.): Yousef Nadarkhani (42), Mohammad Reza (Yohan) Omidi (46), und Zaman (Saheb) Fadaei (36).

Mehrere Christen wegen der Pandemie vorzeitig entlassen

Erfreuliches gibt es dagegen von anderen ehemals inhaftierten Christen zu berichten, die aufgrund der Corona-Pandemie wieder in Freiheit sind. Unter dem Eindruck der Entwicklung in China, wo Gefängnisse als Brandherde der Ausbreitung des Virus identifiziert wurden, hat die iranische Regierung im März über 80.000 Häftlinge entlassen. Darunter befanden sich einige Christen, denen zunächst nur eine begrenzte Zeit des Freigangs zugestanden wurde, unter anderem Mahrokh Ghanbari (62) und Amin Khaki (36). Mahrokh Ghanbari wurde am 2. April bei ihrer planmäßigen Rückkehr ins Gefängnis mitgeteilt, man „benötige“ sie dort nicht mehr. Am 6. April wurde auch Amin Khaki darüber in Kenntnis gesetzt, dass seine Haft ohne Auflagen beendet sei. Beide hoffen darauf, dass die Behörden ihnen die zwischenzeitlich hinterlegte Kaution zurückzahlen.

Die Informationen wurden zu großen Teilen von Article18 bereitgestellt.

Bitte beten Sie für Nasser Navard und die anderen Christen im Iran:

  • Beten Sie für Nasser Navard Gol-Tapeh, dass Jesus seine Sehnsucht nach Gemeinschaft stillt und ihn im Glauben stärkt.
  • Beten Sie auch für die anderen weiterhin inhaftierten Christen und deren Familien, dass sie während der Trennung Gottes Versorgung erleben.
  • Danken Sie für die vorzeitige Entlassung von Mahrokh Ghanbari und Amin Khaki und beten Sie um Erholung von der Haftzeit.
  • Beten Sie, dass weitere Christen entlassen werden und Jesus den Machthabern Weisheit im Umgang mit der Pandemie schenkt.

Vielen Dank für Ihr Gebet

Unser Gebet macht einen Unterschied – wie viel es unseren verfolgten Geschwistern bedeutet, lesen Sie hier

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