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Neuer Weltverfolgungsindex 2012 erschienen
(Open Doors) - Ob in Asien, der arabischen Welt oder in Afrika: Die Situation für Christen hat sich zunehmend dort verschlechtert, wo auch der islamische Extremismus zugenommen hat. Zu dieser Einschätzung kommt das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors, das heute seinen aktuellen Weltverfolgungsindex (WVI) veröffentlichte. Zum zehnten Mal in Folge führt das abgeschottete Nordkorea auf Platz 1 die Rangliste der 50 Staaten an, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Die weiteren neun vorderen Plätze belegen allesamt islamisch geprägte Staaten. Insgesamt sind drei Viertel der Länder des WVI – 38 Staaten - islamisch geprägt.
Hier werden Christen am stärksten verfolgt:
- Platz 1 Nordkorea
- Platz 2 Afghanistan
- Platz 3 Saudi-Arabien
- Platz 4 Somalia
- Platz 5 Iran
- Platz 6 Malediven
- Platz 7 Usbekistan
- Platz 8 Jemen
- Platz 9 Irak
- Platz 10 Pakistan
Arabischer Frühling nicht für Christen
Afghanistan rückt vor auf Platz 2. Ebenso kletterte Saudi-Arabien einen Rang nach oben auf Platz 3. Auch in den Ländern des "arabischen Frühling" wird sich aller Voraussicht nach die Lage für Christen nicht verbessern: So hat sich nach dem Ende der Herrschaft des langjährigen Diktators Mubarak die Situation für Christen in Ägypten (Platz 15) gleich um vier Positionen verschlechtert. Mehrere Kirchen wurden angegriffen, Islamisten machen Stimmung gegen Christen. Ägypten ist die Heimat von zehn Millionen Christen – etwa drei Viertel aller Christen des Nahen Ostens.
Rund 100 Millionen Menschen werden nach Einschätzungen von Open Doors weltweit wegen ihres christlichen Glaubens verfolgt. Mit dem Weltverfolgungsindex beleuchtet das Hilfswerk jedes Jahr neu die Situation von Christen in Ländern mit stark eingeschränkter Religionsfreiheit. Dazu führt es Befragungen vor Ort durch, wertet Berichte zu Übergriffen und Experteneinschätzungen aus. Berichtszeitraum für den aktuellen WVI ist der 1. November 2010 bis 31. Oktober 2011. Open Doors, das sich in über 50 Ländern für verfolgte und benachteiligte Christen einsetzt, arbeitet vielerorts nur im Untergrund. Denn zahlreiche Christen etwa in Nordkorea, Afghanistan oder Somalia können ihren Glauben nur im Geheimen leben.
Größte negativen Veränderungen
Den größten Sprung nach vorn im WVI machten der neu entstandene Staat Sudan und der Norden Nigerias. Sudan rückte 19 Positionen vor auf Platz 16. Die Gründe hierfür sind vor allem eine höhere Zahl von Übergriffen, bei denen Christen und Kirchen betroffen waren. Die sudanesische Regierung strebt die strikte Anwendung des islamischen Rechts (Scharia) an. Viele Christen haben den Sudan Richtung Südsudan bereits verlassen. Nigeria rückte von Platz 23 auf einen 13. Rang vor. Nach bestätigten Berichten verloren hier im Berichtszeitraum mindestens 300 Christen ihr Leben.
Aus Wissen erwächst Handeln
"Es ist ein trauriger Trend, dass sich die Verfolgung von Christen verschlimmert hat. Jedes Jahr zeigt der Index die Situation der Christen als weltweit größte verfolgte Religionsgemeinschaft aus der Vogelperspektive", erklärt Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland (Kelkheim). "Im Fokus stehen Regionen, in denen Menschen bespitzelt, eingesperrt oder getötet werden, nur weil sie Christen sind." Doch hinter jeder Statistik stünden unzählige Einzelschicksale von Männern, Frauen und Kindern, die nicht an die Öffentlichkeit gelangten, so Rode weiter. Es genüge nicht, lediglich zur Kenntnis zu nehmen, wo die Christenverfolgung am stärksten ist. Die Betroffenen bräuchten dringend Hilfe. Gegen das Vergessen von Millionen verfolgter Christen ruft Open Doors daher auf, sie zu unterstützen und das Gebet für sie zu einem "wesentlichen Thema" auch in den Gottesdiensten zu machen: "Gebet ist das erste, worum uns verfolgte Christen bitten. Darüber hinaus gibt es die Notwendigkeit, durch Hilfsprojekte vor Ort zu helfen." Auch wenn sich die Verfolgung von Christen weltweit verschärft hat, gibt es auch viele gute und Mut machende Nachrichten. Gerade inmitten von Bedrängnis etwa im Iran entstehen viele neue christliche Hausgemeinden aus ehemaligen Muslimen. Gefangene Christen aus China und Eritrea berichteten von neuem Mut, selbst gegenüber Mitgefangenen und Wärtern ihren Glauben zu bezeugen. Und in Nordkorea nimmt die Zahl der Christen, die sich heimlich treffen, trotz massiver Verfolgung zu.
Einige Details in Kürze
Nordkorea Platz 1: Auch nach dem Tod des langjährigen Diktators Kim Jong Il geht Open Doors nicht davon aus, dass sich unter der jetzigen Führungsriege für die nahezu 400.000 Christen in dem abgeschotteten Land schnell etwas verändern wird. Schätzungsweise zwischen 50.000 und 70.000 Christen sind in Nordkorea in Arbeitslagern eingesperrt. Unnachgiebig gehen die Machthaber gegen Christen vor, die als Staatsfeinde gelten. Im Berichtszeitraum kam es zu vielen Verhaftungen. Doch trotz harscher Verfolgung ist es dem Regime zu keinem Zeitpunkt gelungen, die Gemeinde Jesu im Untergrund auszulöschen. Im Gegenteil: Heute sind die Hausgemeinden besser vernetzt als je zuvor und können sich gegenseitig ermutigen.
Afghanistan Platz 2: Zehn Jahre nach dem Ende des Taliban-Regimes hat sich die Lage in dem islamisch geprägten Land insbesondere für Christen kaum verbessert. Heute gibt es in Afghanistan keine einzige öffentliche Kirche mehr. Gefährdet sind vor allem afghanische Christen muslimischer Herkunft. Sie halten ihren Glauben geheim. Andernfalls droht ihnen als "Abtrünnige" vom Islam im schlimmsten Fall der Tod. Auf einer Internetseite haben die Taliban allen Christen im Land den Vernichtungskampf angesagt.
Saudi-Arabien Platz 3: Wenngleich das streng islamische Land weiter auf einem vorderen Platz steht, gibt es Zeichen der Hoffnung: Die Zahl der Christen muslimischer Herkunft in dem Königreich nimmt zu. Sie halten ihren Glauben geheim, denn bei Entdeckung droht ihnen die Todesstrafe.
Pakistan (10) ist neu unter den ersten zehn Ländern (Vorjahr Platz 11).
Getötet für ihren Glauben an Jesus
Das Land mit der höchsten Anzahl getöteter Christen im Berichtszeitraum ist Nigeria mit 300 bekannt gewordenen Ermordungen von Christen aufgrund ihres Glaubens. Die tatsächliche Zahl könnte jedoch noch höher liegen. In Ägypten wurden 60 Christen getötet, im Irak 38. Aufgrund der Abschottung Nordkoreas gibt es keine genauen Daten über die ermordeten Christen in diesem Land.
Verschlechterungen
Neu im Index sind das südamerikanische Kolumbien (47) und das zentralasiatische Kasachstan (45).
Verbesserungen
Sri Lanka, im Vorjahr noch auf Platz 49, ist nicht mehr unter den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex. Auch in Bhutan (17) kam es nach Gesprächen zwischen Vertretern der christlichen Minderheit und der Regierung zu Annäherungen.
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