Syrien: Christen im von Dschihadisten besetzten Aleppo bitten um Gebet

(Open Doors, Kelkheim) – Die etwa 20.000 im syrischen Aleppo verbliebenen Christen erleben aktuell eine nie dagewesene Situation: Zum ersten Mal hat die Regierung in dem 2011 begonnenen Bürgerkrieg die Kontrolle über die Stadt verloren. Seit dem vergangenen Samstag bestimmen Kämpfer der islamistischen „Hayat Tahrir al-Scham“ („Komitee zur Befreiung der Levante“, HTS) über Wohl und Wehe der Bevölkerung. Die Christen bitten dringend um unser Gebet.

Adventsgottesdienste in Aleppo – trotz allem

Aufgrund der Entwicklung mussten unsere lokalen Partner mehrere für diese Woche geplante Seminare in Aleppo absagen. Wie Kontaktpersonen aus Aleppo berichten, haben die Rebellen mittlerweile die ganze Stadt eingenommen. Eine Christin erklärte am Samstag: „Sie haben Videoclips veröffentlicht, in denen sie betonen, dass sie Zivilisten keinen Schaden zufügen wollen, und sie haben eine Ausgangssperre bis heute Morgen um 8 Uhr verhängt.“ Besonders religiöse Minderheiten in Syrien wie die Christen haben noch lebhafte Erinnerungen an die Zeit, als der sogenannte Islamische Staat (IS) und andere Extremisten mit großer Gewalt ihr strenges System etablierten. Auch die HTS hat eine islamistische Agenda. Die Christin erklärt: „Die Menschen haben Angst. Ich habe mit fünf Menschen gesprochen, die nicht aus Aleppo herauskommen konnten. Sie haben Angst und trauen den Worten der Rebellen nicht, aber sie haben keine andere Wahl, als in ihren Häusern zu bleiben und auf das Beste zu hoffen.“

Am ersten Sonntag nach der Einnahme der Stadt – dem 1. Advent – fanden in vielen Kirchen Aleppos trotz der neuen Situation die Sonntagsgottesdienste statt. Sie waren jedoch nicht so gut besucht wie üblich, da viele Christen aus der Stadt in vermeintlich sicherere Gebiete geflohen sind oder nicht wagten, ihre Häuser zu verlassen. Mindestens eine der Kirchen hielt ihren Gottesdienst vorsichtshalber nicht im Kirchengebäude ab, sondern versammelte sich stattdessen in einem Keller, da dieser Ort als sicherer galt.

Vielen wollen fliehen – andere „gehen arbeiten wie immer“

Während die syrische Armee bereits begonnen hat, gemeinsam mit ihrem russischen Verbündeten Aleppo zu bombardieren, um die Kontrolle über die Stadt zurückzuerlangen, kommt es in vielen Landesteilen zu Unruhen. Wer es rechtzeitig schafft, flieht aus Aleppo, aber auch aus den weiter südlich gelegenen Städten Hama und Homs. „Da niemand weiß, was die Einnahme von Aleppo bedeutet, versuchen einige Christen immer noch zu fliehen, aber im Moment können sie nicht fliehen, weil es keine Transportmöglichkeiten gibt oder die meisten Straßen gesperrt sind“, sagt einer unserer Kontakte im Land. Es gibt widersprüchliche Meldungen darüber, ob die Straßen von Aleppo aus offen sind oder nicht. Die Hauptstraße nach Hama, Homs und Damaskus kann in jedem Fall nicht benutzt werden.

Während viele fliehen, sind andere Christen davon überzeugt, dass bleiben die beste Option ist – so wie vor 13 Jahren, als der Krieg in Syrien begann. Einer unserer syrischen Partner berichtet: „Ein Christ in Aleppo sagte heute Morgen zu mir: ‚Ich gehe zur Arbeit wie immer.‘ Die Menschen in Aleppo sind nach den Jahren des Krieges widerstandsfähig, sodass viele versuchen, einen Weg zu finden, um zu bleiben.“

Am Wochenanfang blieben die Schulen in Aleppo geschlossen, genauso wie die meisten Geschäfte. Nur die Läden, in denen Lebensmittel und andere lebenswichtige Dinge verkauft werden, hatten geöffnet.

Bitte beten Sie für die Christen in Syrien:

• Beten Sie um ein baldiges Ende der Kämpfe in Syrien und um Gottes Schutz für alle Zivilisten.
• Beten Sie für die geflohenen Christen, dass sie Gottes Versorgung und seinen Frieden inmitten der Unsicherheit erleben.
• Beten Sie, dass die Christen im Glauben gestärkt werden, sodass sie trotz der Kämpfe zusammenkommen können und Jesus mutig bezeugen.
• Beten Sie, dass Jesus seine Hände schützend und segnend über unsere Partner in Syrien hält.