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Tansania: Racheakt wegen angeblicher Koranverbrennung

Vier Christen in Haft, drei Kirchen niedergebrannt

(Open Doors) - Wie das Hilfswerk Open Doors jetzt erfahren hat, sind im ostafrikanischen Tansania seit über einem Monat vier Christen in Haft. Ihnen wird vorgeworfen, Seiten des Korans verbrannt zu haben. Dagegen gingen mehrere Muslime, die aus Vergeltung drei Kirchen niedergebrannt haben, straffrei aus. Die Anklage wegen Schändung des Korans gegen Tumaini Jumanne (30), Petro Mashauri (29), Dickson Magai (30) und Calista Mlomo (30) läuft. Die Vier gehören einer Gemeinde der "Assemblies of God" in der Region Mwanza an. Open Doors bittet, für die Christen und die betroffenen Kirchengemeinden zu beten.

Lebenswende einer Hexe

Die vier Männer waren vor über einem Monat von einer Muslima in ihr Haus eingeladen worden. Die Frau möchte aus Sicherheitsgründen anonym bleiben. Die Christen sprachen mit ihr über das Evangelium und beteten für sie. Daraufhin bekehrte sie sich zu Jesus Christus, und wollte sich als sichtbares Zeichen ihrer Lebenswende von der bis dahin praktizierten Zauberei und okkulten Praktiken abwenden. Also bat sie die Männer, ihr dabei zu helfen, diverse Fetische und Schriftstücke mit Zauberformeln und –anleitungen zu verbrennen. Dazu gehörten auch Bilder mit Motiven aus der arabischen Kultur. Überraschend kam ihr Schwiegersohn nach Hause und deutete die Vernichtung der Sachen als Koranverbrennung. Zwar versuchte seine Schwiegermutter ihm die Situation zu erklären, doch er stürmte augenblicklich in die nächste Moschee und berichtete dort den Vorfall. Örtliche muslimische Geistliche beschuldigten daraufhin die vier Christen der Schändung des Korans, worauf nach islamischem Recht die Todesstrafe steht. Mehrere Muslime suchten dafür im Haus der Frau nach Beweisen. Doch sie fanden nichts. Schließlich nahmen sie etwas Asche mit und brachten sie in die Moschee. Am nächsten Tag gingen die Muslime mit der Asche zur Polizeiwache von Mwanza Central, um Anzeige zu erstatten. Doch die Beamten erklärten, dass die Asche ein unzulässiges Beweismittel und eine ordentliche Tatortuntersuchung nicht mehr möglich sei.

Vergeltungsakt

Auch die vier Christen erklärten der Polizei den eigentlichen Vorgang, doch ihre Darstellung und die Beschwerde gegen das Vorgehen der Muslime wurden ignoriert. Stattdessen verhaftete sie die Polizei und legte ihnen offiziell die Verbrennung eines Korans zur Last. Radikale Muslime griffen daraufhin zur Selbstjustiz und setzten am 21. September drei Kirchen im Bezirk Ilemela in Brand. Betroffen waren die "Tanzania Assemblies of God" (TAOG) in Lumala und Nyamanolo sowie die "Pentecostal Assemblies of God" (PAOG) in Pasiansi. Bei einer ersten Anhörung vor einem Amtsrichter tobten radikale Muslime im Gerichtssaal und forderten die Herausgabe der Angeklagten. Derzeit sitzen die vier Christen im Gefängnis Butimba. Für die Niederbrennung der Kirchen wurde bislang niemand zur Verantwortung gezogen.

Kampfansage gegen Christen

Am 1. Oktober kam es in der "Free Pentecostal Church" in der Region Nyamagana zu einem Treffen zwischen Pastoren und lokalen Regierungsvertretern. Dabei äußerten die Pastoren ihre Sorge über die Eskalationen und Angriffe auf Kirchen und über das Schweigen der Regierung nach den Gewaltakten. Am 16. Oktober schürte ein muslimischer Führer bei einem Treffen von Muslimen in Dar es Salaam die antichristiliche Stimmung weiter. Scheich Ilunga gratulierte jenen, den für die Zerstörung der Kirchen in Mwanza verantwortlich waren. Er nannte sie "Helden" und ermutigte Muslime in ganz Tansania, es ihnen gleich zu tun. Der "Christenheit von Tansania" sagte er öffentlich den Kampf an.

Open Doors bittet um Gebet für die Christen in Tansania und besonders die Glaubensgeschwister in der Region Mwanza.


Gebetsanliegen:

  • Beten Sie für die vier inhaftierten Christen. Die örtliche Gemeinde hat umgerechnet 870 Euro zusammengetragen, um sie auf Kaution freizubekommen.
  • Beten Sie für die Gemeinden, deren Kirchen niedergebrannt wurden. Häufig fehlen die Mittel für den Wiederaufbau.
  • Beten Sie um Weisheit für Pastoren und Gemeindeleiter in Gesprächen mit Regierungsvertretern, aber auch bei Interventionen mit muslimischen Geistlichen.