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Irak: Christen kehren in ihre Heimat zurück

Geistliche sehen Hoffnungszeichen / Sorgen um Sicherheit, fehlende Jobs und Schulbildung

(Open Doors, Kelkheim) – Die Ninive-Ebene im Norden des Irak füllt sich wieder mit Leben. Lokale Partner teilten Open Doors aktuelle Zahlen mit, sprachen aber auch über die Herausforderungen des Wiederaufbaus und die Schwierigkeit, selbst zwei Jahre nach der Vertreibung des IS zur Normalität zurückzufinden. Bis Ende November sind demnach 8.360 christliche Familien zurückgekehrt, 1.206 Häuser konnten mit Hilfe der Unterstützer von Open Doors wieder instand gesetzt werden. Hier sind einige Einblicke in die Lage vor Ort:

Karakosch – viele Rückkehrer, andere sind noch nicht bereit

Pater George koordiniert den Wiederaufbau in Karakosch, das aktuell die größte christliche Bevölkerungsgruppe in der Ninive-Ebene beheimatet. Obwohl hier mittlerweile über 5.100 christliche Familien leben, zeigt er sich enttäuscht: „Ich hatte erwartet, dass es schneller gehen würde. Das Problem ist, dass die finanziellen Mittel einiger Hilfsorganisationen nur zögerlich eintreffen. Davon unabhängig reichen die Mittel derzeit nicht aus, um alle beschädigten Häuser wieder zu reparieren.“
 

Pater George in Karakosch
Bild: Pater George (links) besucht einen Christen in Karakosch, der sein Haus unterstützt durch Partner von Open Doors wieder aufbaut

Andere Familien sind schlicht noch nicht bereit, aus Städten wie Erbil nach Karakosch zurückzukehren. Pater George kennt die Gründe: „Die Infrastruktur der Stadt zum Beispiel – die Straßen sind nicht sehr gut. Der zweite Grund ist die medizinische Versorgung. Für die Behandlung durch einen Facharzt oder gar in einem Krankenhaus muss man nach Erbil reisen. Ein dritter Grund ist, dass einige Familien in Erbil oder anderswo Arbeit gefunden haben und deshalb dort bleiben wollen. Andere haben dort Kinder in der Schule.“

Die größten Sorgen bereiten ihm jedoch andere Dinge: „Wir brauchen mehr Sicherheit … und wir brauchen politische Unterstützung, um zu gewährleisten, dass die christliche Existenz hier geschützt ist. Wir kämpfen jeden Tag um unser Überleben als Christen.“ Die Anteilnahme und Unterstützung durch Christen aus aller Welt ist für den Pater lebenswichtig: „Ohne eure Hilfe würden wir es nicht schaffen!“

Bartella: Stockender Wiederaufbau, Bedrohung durch neue Milizen

Der syrisch-orthodoxe Priester Yacoub berichtet aus Bartella. Hierher sind 1.300 Familien zurückgekehrt. Auch er beklagt den stockenden Wiederaufbau, sieht neben den begrenzten finanziellen Mitteln aber noch andere Schwierigkeiten: „Was den Menschen Angst vor einer Rückkehr macht, ist die wirtschaftliche Situation. Es gibt keine Jobs. Wenn wir Arbeit anbieten könnten, würden mehr zurückkehren.“ Die Sicherheitslage ist auch hier ein Thema: Die schiitische Al-Hashid-Miliz hat Bartella zwar vom IS befreit, ihre Mitglieder sind danach aber geblieben und lösen unter den Christen Ängste aus.

Bashiqa – fast alle Christen sind zurück

In die Ortschaft Bashiqa sind nach Einschätzung des dortigen Paters Poulos mittlerweile 95 % der Christen zurückgekehrt. „75 % der Einwohner hier sind Jesiden, 20 % Christen und 5 % Muslime.“ Er sieht ähnliche Probleme wie seine Amtsbrüder, betont aber auch: „Trotz allem, was uns passiert ist, hat Gott für uns gesorgt; er hat uns nicht verlassen.“

Mossul: Das Misstrauen ist geblieben – Muslime helfen, Kirchen zu renovieren

In Mossul, der zweitgrößten Stadt im Irak, lebten früher viele Tausend Christen. Doch schon bevor der IS auf der Bildfläche erschien, kam es hier immer wieder zu Übergriffen gegen sie. Nach der Befreiung der Stadt vom IS sind laut Pater Emanuel Klo erst 50-70 christliche Familien zurückgekehrt. Doch Familien mit Kindern sind nicht darunter. Auch hier spielt die Hürde eines Schulwechsels eine Rolle. Hinzu kommt das Misstrauen, da einige Bewohner der Stadt den IS bei der Vertreibung der Christen unterstützt haben. Doch in dieser Hinsicht sieht Pater Emanuel auch Hoffnungszeichen: „Die Menschen, die an der Instandsetzung der Kirche arbeiten, sind alle Muslime“, berichtet er. „Vor 2014 hätten sie niemals in einer Kirche gearbeitet, weil es für sie ein unheiliger Ort war, aber jetzt tun sie es.“

Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors rangiert der Irak aktuell an 8. Stelle unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quelle: Open Doors

Bitte beten Sie für die Christen im Irak:

  • Danken Sie Gott für alle Familien, die den Schritt zurück in ihre Heimat gewagt haben. Danken Sie auch für alle Fortschritte beim Wiederaufbau und für die Mithilfe von Muslimen bei der Renovierung von Kirchen in Mossul.
  • Beten Sie für alle Familien, die im Blick auf die Rückkehr noch unschlüssig sind: um Gottes Leitung und den Mut, klare Entscheidungen zu treffen.
  • Beten Sie um Gottes Eingreifen in den Bereichen Arbeitsplätze, medizinische Versorgung, Schulbildung und Sicherheit.
  • Beten Sie, dass die Christen bei allen Anstrengungen zum äußerlichen Wiederaufbau gerade in dieser Weihnachtszeit mit neuem Glaubensmut erfüllt werden und ihre Hoffnung ganz auf Jesus setzen.

 

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