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Indien: Richter entkräftet Anklage gegen Christen
(Open Doors, Kelkheim) – Ein inhaftiertes Pastorenehepaar im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh hat vor Gericht einen Teilerfolg erzielt. Ein Richter des Obersten Landgerichtshofes von Allahabad hat am 6. September entschieden, dass die beiden Christen gegen Kaution freigelassen werden müssen. Dabei ging es auch um die Frage, welche Handlungen als Übertretung des Anti-Bekehrungs-Gesetzes zu werten sind – für viele Pastoren und engagierte Christen in Indien ein Thema von höchster Brisanz.
Einsatz der Christen für Kastenlose gewürdigt
Pastor Jose Papachen und seine Frau Sheeja wurden am 24. Januar auf eine Anzeige hin verhaftet. Der Kläger ist Mitglied der hindu-nationalistischen BJP, die auch die Landesregierung stellt. Er hatte die beiden bei der Polizei beschuldigt, Angehörige der kastenlosen Dalit zum Übertritt zum Christentum „verführt“ zu haben. Im März wurde ihnen die Freilassung gegen Kaution verweigert. Das Gericht von Allahabad in der Stadt Prayagraj (bis 2018 Allahabad) entschied jedoch in einem Berufungsverfahren, dass das Paar nicht länger festgehalten werden darf.
„Gute Lehrinhalte zu vermitteln, Bibeln zu verteilen, Kinder zu ermutigen, eine Ausbildung zu machen [...] und die Dorfbewohner anzuweisen, sich nicht zu streiten und keinen Alkohol zu konsumieren, ist keine Verführung“, zeigte sich der zuständige Richter am 6. September überzeugt von den Ausführungen der Verteidigung. Der Verteidiger hatte in diesem Zusammenhang auch darauf hingewiesen, dass es der Staat versäumt habe, in den genannten Bereichen „die erforderliche Grundversorgung zur Verfügung zu stellen.“
Richter Shamim Ahmed wies zudem darauf hin, dass der Beschwerdeführer nicht der Geschädigte sei und auch keine persönlichen Beziehungen zu dem Paar habe, sodass er „nicht befugt sei, die vorliegende Klage einzureichen“.
Großteil vergleichbarer Anklagen „rechtlich nicht haltbar“
Das Anti-Bekehrungs-Gesetz von Uttar Pradesh verbietet jeden Versuch, jemanden „durch falsche Darstellung [religiöser Inhalte], Gewalt, unzulässige Beeinflussung, Nötigung, Verlockung oder betrügerische Mittel zum Übertritt zu einer anderen Religion [als dem Hinduismus] zu zwingen“. Das Gesetz sieht gleichzeitig vor, dass nur die Person, die zum Übertritt gezwungen wurde, oder ein Blutsverwandter der Person eine Anzeige bei der Polizei erstatten kann.
Jüngste Nachforschungen über 101 in Uttar Pradesh eingereichte Strafanzeigen haben jedoch ergeben, dass die meisten auf Beschwerden von „Hindutva-Organisationen, die das Gesetz zur Schikanierung von Christen nutzen“ beruhen. Zu diesem Schluss kommt „Artikel 14“, eine indische Menschenrechtsorganisation, in ihrer Untersuchung. Laut ihrer Einschätzung sind „diese Beschwerden rechtlich nicht haltbar und hätten von der Polizei nicht registriert werden dürfen“.
In den letzten Jahren wurden in 11 weiteren indischen Bundesstaaten Anti-Bekehrungs-Gesetze erlassen, die immer wieder dazu missbraucht werden, persönliche Rechnungen zu begleichen und eine hindu-nationalistische Agenda zu fördern.
Rinzen Baleng, Rechtsexpertin bei Open Doors International, weist darauf hin, dass der Anteil an tatsächlichen Verurteilungen auf Basis dieser Gesetze generell niedrig ist. „Das liegt daran, dass nicht klar definiert ist, was unter ‚Täuschung‘, ‚Gewalt‘, ‚unzulässiger Beeinflussung‘, ‚Nötigung‘, ‚Verlockung‘ und ‚betrügerischen Mitteln‘ zu verstehen ist. Dies führt dann dazu, dass der Fall vor Gericht scheitert und die Staatsanwaltschaft nicht in der Lage ist, die Vorwürfe mit Beweisen zu belegen.“
Auf dem Weltverfolgungsindex 2023 steht Indien an 11. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Quellen: Article 14, Open Doors
Bitte beten Sie für die Christen in Indien:
- Danken Sie für die klaren Worte und den Mut des zuständigen Richters Shamim Ahmed; segnen Sie ihn.
- Beten Sie darum, dass seine Einschätzung der Situation Bestand hat und das Urteil entsprechend günstig ausfällt.
- Beten Sie für Pastor Jose Papachen und seine Frau Sheeja, dass sie im Glauben gestärkt werden und ihren wertvollen Dienst an den Ärmsten bald weiterführen können.
- Beten Sie auch, dass Gott durch ihr Beispiel viele andere Christen inspiriert, Gottes Liebe mutig weiterzugeben.
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