Für den Gemeindebrief

Neun Monate nach den Unruhen in Manipur

(Open Doors, Kelkheim) – Im Mai 2023 kam es im indischen Bundesstaat Manipur zu gewaltsamen Ausschreitungen gegen Christen. Den anfangs ethnischen Konflikt nutzten religiöse Extremisten, um Volksmengen aufzuhetzen. Weit mehr als hundert Christen wurden ermordet, Tausende ihrer Häuser sowie 414 Kirchen zerstört. Die hindu-nationalistische Regierung der Bharatiya Janata Party (BJP) hat den betroffenen Menschen kaum Hilfe geleistet, auch keine Entschädigung für jene, die Haus und Hab und Gut verloren haben.

Menschen sitzen beieinander auf dem Boden in einer Halle
Christen vom Volk der Kuki in einem der Flüchtlingslager

Auch Monate später kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen

Die mehrheitlich christlichen Kuki hatten friedlich dagegen protestiert, dass den überwiegend hinduistischen und politisch einflussreichen Meitei der Status einer „geschützten Minderheit“ mit erheblichen Privilegien zuerkannt werden sollte. Ein zweiter Grund war, dass Angehörige der Kuki zum Verlassen ihrer traditionellen Wohnorte in einigen Waldgebieten aufgefordert worden waren. Bei den Protesten wurden die Kuki heftig attackiert und die Gewalt brach sich Bahn. Allerdings richteten sich die Angriffe schnell gegen die Christen der Kuki und der Meitei und weiterer Volksgruppen. Unter den Meitei wurden viele Christen von ihren Stammesangehörigen gezwungen, ihrem Glauben abzusagen. Die Regierung hat bislang weder Frieden noch Ordnung in der Region wiederhergestellt.

 

Stärkung der christlichen Gemeinden in der Region

Partner von Open Doors hatten nach wenigen Tagen Nahrungsmittel, Decken sowie weitere Güter wie Baumaterialien zum Bau neuer Unterkünfte in die Gebiete gebracht. Außerdem leisteten sie Trauma-Seelsorge und spendeten Trost. Für Christen, die in benachbarte Städte und Bundesstaaten geflohen waren, wurden sichere Unterkünfte organisiert. Eine lokale Partnerin von Open Doors, Priya Sharma*, berichtet, dass noch immer viele Christen der Kuki in Flüchtlingslagern ausharren, wo es an Nahrung, Trinken und sanitären Einrichtungen fehlt. Dadurch ist besonders die Gesundheit von Müttern und Kindern gefährdet. Andere, die in ihre Gebiete zurückgekehrt sind, haben nicht die Mittel, ihr Leben und ihre Unterkunft neu aufzubauen. Da 253 Kirchen der Meitei zerstört wurden, treffen sich die Christen nun meist in Privatwohnungen. Auch weil sie weiter bedroht werden, ihren Glauben zu widerrufen. Ihre Kirchen und Häuser sind noch immer zerstört, für eine Rückkehr zu einem normalen Leben fehlen die Mittel.

„Im Bundesstaat Manipur konnten Christen früher sicher leben und ihrem Glauben folgen“, berichtet Priya Sharma weiter. „Doch die aktuelle Regierung unterstützt die Hindutva-Ideologie, Extremisten haben großen Einfluss. Das Leben der Christen ist in Gefahr.“ Sie fügt hinzu: „Wir arbeiten daran, die Einheit unter den Christen über kulturelle und ethnische Grenzen hinweg zu stärken.“ Selbst inmitten großer Gewalt haben sich Christen verschiedener Volksgruppen geholfen, doch es gibt auch Spannungen. „Danke an alle, die für uns gebetet haben und weiter beten. Danke, dass ihr an der Seite der Kirchen und der Menschen in Manipur, die Gewalt erlitten haben, steht. Eure Unterstützung und dass ihr eure Stimme für uns erhebt, zeigt uns, dass Manipur und Indien nicht alleingelassen sind.“

*Name geändert
 

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