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Iran: Drei Christen in Teheran verhaftet

Im Iran wurden am 21. Januar drei Christen aus ihren Wohnungen geholt und ohne Angabe von Gründen verhaftet. Nach Angaben des Informationsdienstes Compass Direct handelt es sich um den 49-jährigen Jamal Ghalishorani und seine Frau Nadereh Jamali sowie um den armenischen Christen Hamik Khachikian aus Teheran. Ghalishorani und seine Frau sind ehemalige Muslime: Ihr Übertritt zum christlichen Glauben gilt im Iran als "Apostasie" (Abfall vom Glauben) und kann mit dem Tod bestraft werden. Wie Compass Direct berichtet, wurde Ghalishorani vor 30 Jahren Christ, seine Frau vor 15 Jahren. Sie haben eine 13-jährige Tochter. Hamik Khachikian hat einen 16-jährigen Sohn und eine 11-jährige Tochter. Den Familien der Verhafteten wurde bislang weder der derzeitige Aufenthaltsort noch der Grund für die Verhaftungen genannt. Die drei Christen gehören Hauskirchen an. Die Polizei beschlagnahmte aus ihren Wohnungen Bücher und Computer. Die Angehörigen fürchten um die Sicherheit der Christen. Khachikian’s Frau wisse nicht, wo sich ihr Mann derzeit aufhält. Verwandte kümmern sich inzwischen um die Tochter von Jamal und Nadereh. Diese sei in großer Angst um ihre Eltern.

Staatlich gesteuerte Festnahmen
Die Festnahmen seien Teil eines regelrechten "Tsunamis” von Verhaftungen in den vergangenen Monaten, berichteten Informanten, die aus Sicherheitsgründen unerkannt bleiben wollen, gegenüber Compass Direct. "Wir wissen nicht, warum der Druck nach wie vor so hoch ist, doch wir spüren, dass er sich verstärkt", hieß es. Mit Anhängern der Baha’i verfahre die Regierung ebenso, hier hätte es in den zurückliegenden Monaten mehr Verhaftungen als in den etwa 30 Jahren zuvor gegeben. Die Zahl der Festnahmen und der Druck auf Christen vonseiten der Behörden hat in den letzten Monaten zugenommen. Die Verhaftungen seien Teil eines landesweiten, konzertierten Regierungsplanes, so ein weiterer Informant: "Wir sind ziemlich sicher, dass sie Teil einer groß angelegten Operation der Regierung sind. Allein in Teheran wurden zehn Personen am 21. Januar an einem Tag verhaftet." Der derzeitige Druck auf Christen sei hoch. Im Jahr 2008 wurde nahezu monatlich von Verhaftungen berichtet. "Auch in der Vergangenheit gab es Phasen ungeheuren Druckes, aber dann schienen sich die Dinge zu beruhigen und es folgten wieder etwas ruhigere Zeiten", so ein Informant. Die Festnahmen geben Anlass zu großer Sorge, insbesondere wegen eines im vergangenen September vom iranischen Parlament verabschiedeten Gesetzes, das für den Religionswechsel eines Muslims auch rechtlich die Todesstrafe vorsieht. Bislang konnten Todesstrafen hierfür nur unter Anwendung der Scharia (islamische Rechtssprechung) verhängt werden.

Nach dem neuen Strafrecht würden männliche "Apostaten” hingerichtet, während konvertierte Frauen zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt werden können. Über das neue Gesetz muss endgültig die einflussreichste Instanz im Iran, der Wächterrat, entscheiden. Der Rat besteht aus sechs konservativen Geistlichen, die durch den obersten Führer des Iran eingesetzt werden, sowie aus sechs von den Rechtsinstanzen nominierten Juristen, die durch das Parlament bestätigt werden. Dieses Gremium hat die Macht, jeden Gesetzesentwurf zu stoppen, der nach Auffassung der Mitglieder unvereinbar mit der Verfassung oder dem islamischem Recht ist. Der letzte wegen seiner Abkehr vom Islam hingerichtete iranische Christ war Hossein Soodmand im Jahr 1990. Er galt als "amerikanischer Spion". Seitdem sind mindestens sechs protestantische Pastoren von Unbekannten ermordet worden.

Compass Direct