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(Open Doors) – Staatliche Stellen tragen zu einer wachsenden Marginalisierung von Christen bei, beobachtet das Hilfswerk für verfolgte Christen Open Doors. "Wenn Behörden es unterlassen, die christliche Minderheit vor Angriffen zu schützen oder eine faire Strafverfolgung zu gewährleisten, sehen sich Hindu-Nationalisten in ihrem anti-christlichen Kurs nur bestätigt", so Dr. Daniel Ottenberg, Leiter des Referats Menschenrechte bei Open Doors. In der Folge werde die christliche Minderheit weiter an den Rand gedrängt, während das ohnehin schwache Vertrauen in lokale Behörden noch mehr schwinde. "Leider setzt sich hier ein Trend fort, der seit Langem zu beobachten ist", so Ottenberg. "Beunruhigend ist, dass dieses Verhalten sich nicht nur auf lokale Polizeistellen oder Behörden beschränkt."
Gericht rudert nach Protesten zurück
Ottenberg verweist auf ein Urteil des Obersten Gerichtshofes Indiens vom 21. Januar zum Mord an einem Familienvater und seinen zwei Söhnen. Im Januar 1999 hatte der Hindu-Nationalist Dara Singh das Fahrzeug des Australiers Graham Staines angezündet. Der Christ und seine zwei Söhne waren daraufhin in dem Auto verbrannt. Der Gerichtshof bestätigte nun die lebenslange Haftstrafe für Singh und lehnte die von der Staatsanwaltschaft geforderte Todesstrafe ab. In seiner Urteilsbegründung wies das Gericht zudem darauf hin, dass niemand sich "in den Glauben anderer einmischen" dürfe, etwa durch Gewaltanwendung, Provokationen, Bekehrungsversuche, Bestechung oder beleidigende Behauptungen – etwa die, dass eine Religion besser sei als eine andere. Beobachter werteten dies als Zugeständnis an Hindus, die Christen häufig Zwangsbekehrung von Hindus vorwerfen. Die Richter stellten weiterhin fest, dass der Täter beabsichtigte, "Graham Staines wegen seiner religiösen Aktivitäten – nämlich der Bekehrung armer Stammesangehöriger zum Christentum – eine Lektion zu erteilen".
Christen protestierten gegen den Passus, der als Kritik an christlichen Aktivitäten angesehen und als Rechtfertigung für den Mord an Staines gewertet werden könnte. Dr. John Dayal, Generalsekretär des Gesamtindischen Christenrats (AICC), kritisierte die Richter. Der Oberste Gerichtshof müsse erklären, was er unter dem Begriff "Einmischung in den Glauben anderer" verstehe. "Ist es schon Einmischung, mit Andersglaubenden über die eigene Religion zu sprechen oder erst die Verkündigung des Evangeliums?" Nach den Protesten ruderte der Gerichtshof zurück. Das Wort "Bekehrung" und auch der Hinweis auf die Motivation des Täters wurden gestrichen. Der Begriff "Einmischung" steht weiterhin in der Urteilsbegründung.
Bundesstaat Madhya Pradesh: Subventionen für Rückbekehrungs-Kampagne
Lediglich eine "unterkühlte Antwort" seitens der Staatsregierung erhielten Christen aus Mandla im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh, als sie um Schutz im Hinblick auf eine bevorstehende hindu-nationalistische Massenveranstaltung baten. Zwar endete das zweitägige Fest "Maa Narmada Samajik Kumbh" am 12. Februar ohne größere Zwischenfälle, doch sind Christen aufgrund der anti-christlichen Propaganda weiterhin eingeschüchtert. Hindu-nationalistische Gruppen und Parteien hatten im Vorfeld deutlich gemacht, das Fest zur Rückbekehrung von Christen und anderer religiöser Minderheiten zum Hinduismus nutzen zu wollen. Medienberichten zufolge wurden Christen in Redebeiträgen als "Wanzen, die man zertreten muss" bezeichnet. Der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates hatte die Regierung angewiesen, die Sicherheit der Christen zu gewährleisten. Für die als "Rückbekehrungsaktion" propagiert Veranstaltung erhielten die Organisatoren staatliche Zuschüsse von rund 20 Millionen Euro für Infrastrukturmaßnahmen. Laut Dr. John Dayal vom Gesamtindischen Christenrat verfolgten die Veranstalter lediglich ein Ziel: Man wolle "das Gebiet von christlichen Missionaren säubern". Die Stimmung gegen Christen sei durch die Kampagne "vergiftet" worden.
Willkür gegen Kloster
Bereits im Vorfeld der Veranstaltung waren Nationalisten massiv gegen Christen vorgegangen – teils mit Hilfe von Behörden. So hatte die Polizei vom Deenbandhudham Konvent in Mandla eine Liste aller Ordensschwestern des Klosters angefordert. Dies sei nötig, um der Beschwerde einer Ordensschwester des Konvents nachzugehen, so die Begründung. Dabei sollten Bankverbindungen, Fest- und Mobilnetznummern des Konvents sowie die Namen von Patienten aus dem angeschlossenen Krankenhaus offengelegt werden. Zudem hatten die Polizisten Details zur Verwaltungsstruktur der Kongregation samt Namen, Adressen und Telefonnummern aller Mitarbeiter und Verantwortungsbereiche gefordert. Auch an andere katholische und protestantische Geistliche waren ähnliche Aufforderungen ergangen.
Bundesstaat Karnataka: Untersuchungsbericht belastet Christen
In einem anderen Bundesstaat hat eine Kommission unter Vorsitz eines Richters Christen schwer belastet. Am 28. Januar legte sie die Untersuchungsergebnisse zu den Ausschreitungen gegen Christen im August und September 2008 im Bundesstaat Karnataka vor. Die anhaltenden Unruhen im Bundesstaat Orissa mit Gewaltakten gegen Christen hatten damals auch in Karnataka zu Übergriffen geführt. Dabei waren viele Menschen gestorben, Tausende von Häusern und Kirchen waren von radikalen Hindus niedergebrannt worden. Die Täter waren überwiegend Anhänger der extremistischen Organisation Bajrang Dal, die der regierenden hindu-nationalistischen Bharatiya-Janata-Partei (BJP) nahesteht. In dem Karnataka-Bericht unterstützt die Kommission die Einführung eines "Anti-Bekehrungsgesetzes". Zudem sprach sie die von einer Hindu-Partei geführte Landesregierung von jeder Mitverantwortung für die Ausschreitungen frei. Weiterhin kommt die Kommission zu dem Schluss, dass Gelder ausländischer Organisationen "für Massenkonversionen von unschuldigen und hilflosen Mitgliedern* schwächerer gesellschaftlicher Schichten" missbraucht wurden. Bischof Aloysius Paul D`Souza von der katholischen Diözese Mangalore kündigte Beschwerde vor Gericht gegen die Ergebnisse der Untersuchung an. Dr. John Dayal, Mitglied des Nationalen Integrationsrats, sieht in der Untersuchung lediglich ein "Nachplappern" von Vorwürfen von Hindu-Nationalisten. Der Bericht sei ein "letzter Schlag" gegen die christliche Minderheit in Karnataka.
*Anm. OD: gemeint sind Hindus und Stammesangehörige
Gebetsanliegen:
- Bitte beten Sie für die christliche Minderheit in Indien, die fast täglich Diskriminierung und Verfolgung durch Extremisten ausgesetzt ist.
- Beten Sie, dass staatliche Stellen ihre Verantwortung zum Schutz aller Religionsgruppen wahrnimmt.
- Beten Sie, dass die Christen sich trotz des massiven Druckes nicht einschüchtern lassen, sondern weiterhin freudig ihren Glauben an Jesus bezeugen.