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Indien: Übergriffe gegen Christen in mehreren Bundesstaaten

 

(Open Doors) - Das Hilfswerk Open Doors bittet, für die Christen in Indien zu beten, insbesondere für Gemeinden und Hausgruppen in ländlichen Regionen. Im Folgenden ein Überblick über die jüngsten dokumentierten Fälle von Verfolgung in einigen Bundesstaaten.

Bundesstaat Andhra Pradesh: Mitglieder der Bharatiya Janata Party (BJP) stürmten am 12. Februar in dem Dorf Sutari Gudem bei Medchal einen Gottesdienst und diskutierten mit dem Pastor so hitzig, dass es fast zu einem körperlichen Angriff kam. Timothy Paul, der dort seit zwei Jahren Pastor ist, war vor sechs Monaten von BJP-Mitgliedern vor der Durchführung von Gottesdiensten in dem von ihm angemieteten Haus gewarnt worden. Wie der Allgemeine indische Christenrat (AICC) berichtete, stellte daraufhin ein anderer Christ einen Ort zur Verfügung, wo sich sonntags etwa 50 Personen versammeln. Pastor Suvarho Rao und ein paar Kirchenälteste haben geplant, sich mit Dorfältesten zu treffen, um den Streit um Gottesdienste beizulegen.

Bundesstaat Chhattisgarh I: In Pandhi bei Bilaspur unterbrachen Hindu-Extremisten der Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) einen von der Bershebha-Gemeinde organisierten Gebetsgottesdienst. Einer Meldung des Globalen Rats indischer Christen (GCIC) zufolge hatte die Gemeinde für den 14. bis 16. Februar eine Anbetungsveranstaltung organisiert und auch die polizeiliche Genehmigung dafür erhalten. Im Verlauf der Veranstaltung übten RSS-Mitglieder mehrfach Druck auf die Pastoren Daulat Ram und Sunam Kumar Besra aus, sprachen Drohungen aus und wurden später gewalttätig. So begannen sie am zweiten Tag, das Zelt, Mikrofone und Lautsprecher abzureißen. Einigen Christen fügten sie schwere Verletzungen zu. Pastor Besra musste mit mehreren Stichen am Kopf genäht werden. Auch Pastor Immannuel Banchor erlitt eine Verletzung seines linken Auges, ein anderer Christ wurde schwer am Ohr verletzt. Die Extremisten beschädigten zudem das Motorrad des Pastors. Mühsam konnten sich die Christen in das Haus eines Gemeindemitgliedes in der Nähe retten. Gegen drei Uhr früh brachten einige Pastoren und Gemeindemitglieder sie zu ihren Häusern in Bilaspur. Die Polizei nahm eine Anzeige auf.

Chhattisgarh II: Am 31. Januar unterbrachen radikale Hindus des Bajrang Dal die Vorführung eines evangelistischen Films, zerstörten technische Geräte und verprügelten Rajendra Masih. Als Pastor einer Gemeinde der Believer's Church war er verantwortlich für die Veranstaltung vor dem Haus eines seiner Gemeindemitglieder. Dann riefen die Angreifer die Polizei und behaupteten, die Christen würden Hindus mit Hilfe von Gewalt und falschen Versprechungen zum Christentum bekehren. Ein Polizeiinspektor nahm den an Gesicht und einem Auge verletzten Pastor Masih zur weiteren Befragung mit zur Polizeistation. Hier stellte der Inspektor schon bald die Haltlosigkeit der gegen Masih erhobenen Anschuldigung fest und schloss die Akte, nachdem beide Gruppen eine Übereinkunft ausgearbeitet hatten.

 

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Chhattisgarh III: Wie die Evangelische Allianz Indiens (EFI) berichtete, gingen nationalistische Hindus am 31. Januar zur Nirmala-Klosterschule von Korba, skandierten Slogans und warfen dem Personal Zwangsbekehrung vor. Der Bericht erwähnt einen Schüler, der ein Bild der Hindu-Gottheit Saraswati in die Klasse gebracht habe, um dort ein rituelles Opfer ("puja") durchzuführen. Hindu-Extremisten seien unverzüglich vor Ort gewesen, um sein Ansinnen zu unterstützen. Die herbeigerufenen Polizeibeamten wiesen die Schulleiterin, Schwester Mary, an, das Hindu-Ritual zu leiten. Als sie ablehnte, sollte ein Lehrer die Zeremonie durchführen. Später verbreitete ein lokaler Fernsehkanal die (Falsch-)Meldung, das Götterbild sei in der Klosterschule entweiht worden. Die Polizei ignorierte alle Bemühungen, eine Anzeige gegen den Sender zu erstatten und so die Wiederholung der Meldung zu unterbinden. Dies geschah 48 Stunden lang. Trotz etlicher Versuche, rechtlich gegen die Radikalen vorzugehen, wurde niemand festgenommen.

Chhattisgarh IV: Die Polizei hat am 1. Februar in Jorapara, Raipur, einen Pastor und einen Christen namens Baghel festgenommen, nachdem Hindu-Extremisten sie der Zwangsbekehrung beschuldigt hatten. Der Informationsdienst Compass Direct fuhr von einem Informanten, dass Pastor Harish Sahu von der New Life Fellowship in Baghels Haus Gebetstreffen abgehalten hatte. Daraufhin hatten die Hindus seine Verwandten der Zwangsbekehrung beschuldigt und sie geschlagen. Als die Christen dies der Polizei meldeten, erstatteten die Extremisten Anzeige gegen Pastor Sahu und Baghel. Die Polizei stellte beide unter Anklage und schickte sie ins Zentralgefängnis von Raipur, aus dem sie am 2. Februar entlassen wurden. Purnima, Baghels Nichte, zeigte später die Hindu-Extremisten an. Sie wurden festgenommen, später aber wieder auf Kaution entlassen.

Bundesstaat Gujarat: In Sabarmati, Dharamnagar, setzten Unbekannte am 26. Januar einen Bulldozer ein, um auf einem christlichen Friedhof Gräber zu zerstören. Ein Stadtrat sowie ultranationalistische BJP-Mitglieder sollen die Täter angestiftet haben. "Als wir den Friedhof erreichten, waren Autos dort geparkt, wo früher Gräber waren", wurde Martin Hector Harris von der Methodist Church in Dharamnagar zitiert. "Wir haben auch gesehen, wie die Grabschänder auf einem Bürgersteig in der Nähe Überreste von den Grabsteinen aufhäuften. Die Polizei hat noch keine Ermittlungen aufgenommen, geschweige denn jemanden festgenommen."

Bundesstaat Jharkhand: Christen aus dem Bezirk Chaibasa sind durch eine Reihe von Angriffen zum Verlassen ihres Dorfes gezwungen worden. Einem Bericht der Evangelischen Allianz Indien (EFI) zufolge schloss eine aufgestachelte Schar von Dorfbewohnern beim jüngsten Angriff alle Ausgänge des Ortes und attackierte die Christen mit Eisenstangen, Äxten, Pfeilen und anderen scharfen Waffen. Pfarrer Rajendra Babus habe mit einer Eisenstange einen solchen Schlag auf den Kopf erhalten, dass sein Motorradhelm zerstört worden sei. Zudem habe der Mob drei weitere Christen verprügelt. Wie EFI weiter berichtete, zerschlugen die Hindus Türen, Fenster, Möbel und anderen Besitz im Haus eines Christen. Einige Christen, darunter auch Kinder, sperrte man in einen Raum, schloss ab und versuchte anschließend, den Raum anzuzünden. Erst die herbeigerufene Polizei stoppte die Gewalt. Die Christen haben sich inzwischen auf ein kirchliches Anwesen außerhalb des Dorfes geflüchtet – ohne ausreichende Nahrung oder Kleidung. Ihr Vieh wurde geschlachtet und ihre Erntevorräte zerstört. Die Polizei nahm einen offiziellen Erstbericht auf, doch Festnahmen gab es keine. Am 29. Januar rief der Dorfbürgermeister zu einem Versöhnungstreffen auf und benannte die Täter, doch das Treffen wurde von den Hindu-Extremisten boykottiert.

Bundesstaat Karnataka: Gemeinsam mit führenden Hindu-Extremisten durchsuchten Polizisten in Zivil am 2. Februar in Siddapura, Utara Kannada, grundlos das Haus von Pastor Kiran Thippanna Das und verhörten ihn. Anschließend beschlagnahmten sie sein Fahrzeug sowie einige Traktate, Bücher und Bibeln und wiesen ihn an, zum Inspektor zu kommen. Drei Tage später erhielt er einen Telefonanruf von der Polizei, er solle bei einem Beamten namens Almurthy erscheinen. Der Beamte teilte Pastor Das mit, er sei von Dorfbewohnern wegen Zwangsbekehrung angezeigt worden. Nun habe er 24 Stunden Zeit das Dorf zu verlassen, andernfalls müsse er ins Gefängnis. Der Geistliche wandte sich daraufhin an Pastor L. N. Gowda, den GCIC-Koordinator von Karnataka, der den Beamten seinerseits über das geltende Recht informierte. Dabei erwähnte Gowda auch, dass die Unterstützung der radikalen Hindus in ihrem gesetzlosen Vorgehen für den Beamten ein ernsthaftes Nachspiel haben könne. Tags darauf lud dieser den Pastor vor und sagte ihm, falls nötig, könne er Schutz beantragen.

Karnataka II: Vier christliche Dalit-Familien erhalten regelmäßig Drohungen, seit Hindu-Extremisten am 9. Januar während einer Geburtstagsfeier in das Haus einer Christin namens Puttamma stürmten und zehn Personen verletzten. Die Täter, die aus dem sechs Kilometer entfernten Sarjapur gekommen sein sollen, flüchteten, als andere Dorfbewohner aufmerksam wurden. Einige Einwohner hätten nach Angabe der Christin damit gedroht, den Häusern der Christen die Wasserzufuhr abzuschneiden und ihre Namen von einer Rationierungsliste zu streichen. Hindu-Extremisten gaben zudem die Anweisung weiter, keine Christen einzustellen.

Bundesstaat Kerala: Am 21. Februar platzten Hindu-Extremisten in Kanhagad, Kasargod, in das Haus eines christlichen Konvertiten hinduistischer Herkunft. Dort waren gerade Pastor Titus Ignatius Kapan und seine Familie zum Dinner eingeladen. Die Hindus beschimpften die Anwesenden wegen ihres christlichen Glaubens, prügelten auf den Pastor und seine Kinder ein und fingen dann an, große Felsblöcke und Steine auf sein Auto zu werfen. Die Täter flohen, als sie erfuhren, dass Pastor Kapan die Polizei gerufen hatte, die etwa eine Stunde später eintraf. Die Beamten füllten ein Anklageprotokoll aus, jedoch kam es bislang zu keiner Festnahmen.

Bundesstaat Tamil Nadu: In Thuvakudi, Bezirk Trichy, nahm die Landespolizei am 21. Februar den Christen Sahayam Chidambaran fest, nachdem Hindu-Extremisten ihm Zwangsbekehrung vorgeworfen und ihn verprügelt hatten. Dem Vorfall war eine Auseinandersetzung der Hindus mit Chidambaran’s Bruder, Pastor John Chidambaran, vorausgegangen. Dessen Nachbar hatte einen Teil des Kirchengrundstücks verlangt und nach einem Disput eine Wasserleitung zerstört. Als der Pastor Anzeige erstattete, brachte der Nachbar etwa zehn Extremisten vom RSS dazu, den Pastor anzugreifen und ihn erschlichener und erzwungener Bekehrungen zu beschuldigen. Sie schlugen auch seine Tochter Mercy, die daraufhin in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Die Polizei versicherte dem Pastor, man werde die Angelegenheit auf gütlichem Wege regeln, und nahm seine Aussage auf. Doch zusammen mit einem RSS-Führer namens Mahendra attackierte der Nachbar danach den Bruder des Pastors und erhob dieselbe haltlose Anklage, um seine Inhaftierung zu erreichen. GCIC-Präsident Sajan K. George teilte Compass Direct am 29. Februar mit, dass der Christ noch in Haft sei.

Stellen Sie sich bitte hinter Christen in Indien und ermutigen Sie sie mit Ihrem Gebet.

 

QuelleCompass Direct