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Algerien: Sieben Kirchen geschlossen

Sorge vor neuer Welle der Unterdrückung – Algerische Christen bitten um Gebet

(Open Doors) - In der algerischen Provinz Béjaîa sind alle sieben Kirchen dauerhaft geschlossen worden. Die Anordnung des Gouverneurs der Provinz erging am 8. Mai. Muslimische Anbetungsstätten sind nicht betroffen. Die "ministerielle Anweisung" bezieht sich auf den Erlass 06-03 von März 2006. Demnach sind alle nicht-muslimischen Versammlungsorte genehmigungspflichtig. In einer E-Mail an das überkonfessionelle Hilfswerk Open Doors bitten algerische Christen die Glaubensgeschwister in aller Welt um Gebet. Trotz der Anordnung wollen sie weiterhin ihre Gottesdienste feiern. Unter den rund 35 Millionen Einwohnern des nordafrikanischen Landes leben rund 0,3 Prozent Christen. Auf dem Open Doors-Weltverfolgungsindex belegt Algerien Platz 22 in der Liste der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt und bedrängt werden.

Die Anordnung des Gouverneurs liegt Open Doors vor.

Innenministerium wusste nichts

Vorigen Sonntag wurde der Präsident der Evangelischen Kirche von Algerien (EPA), Mustapha Krim, auf die Polizeistation in Béjaîa bestellt und über die Kirchenschließungen unterrichtet. Krim erklärte gegenüber Open Doors: "Wir müssen uns jetzt auf diese Situation einstellen." Die Anordnung spräche zwar von allen Kirchen in Algerien, er sei aber besonders besorgt um Gemeinden in der Provinz Béjaîa. Krim reiste am 23. Mai mit anderen Kirchenleitern zu einem Treffen mit Mitarbeitern des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten. Dort kontaktierten die Beamten telefonisch das Innenministerium, um nähere Angaben über die Anordnung zu erhalten. Zu Krims Überraschung hatte das Innenministerium offensichtlich nichts über die Kirchenschließung gewusst.

Appell: Weltweit beten

Algerien: Gottesdienst in einer Hausgemeinden in Aït BouadouIn Algerien bieten die strengen gesetzlichen Regelungen für alle Religionen - außer dem Islam - viele Ansatzpunkte, um Druck auf die kleine christliche Gemeinschaft auszuüben. "Das Vorgehen des Provinzgouverneurs ist der Höhepunkt einer Reihe negativer Entwicklungen innerhalb der vergangenen sechs Wochen", so Dr. Daniel Ottenberg, Leiter des Referats Menschenrechte bei Open Doors Deutschland (Kelkheim). "Welche Auswirkungen dies auch für andere Kirchen im Land hat, ist derzeit unklar." Open Doors hofft, dass es sich nicht um den Beginn einer neuen Welle der Unterdrückung der Kirche handele. Ottenberg: "Wir bitten Christen in aller Welt, sich dem Appell der algerischen Glaubensgeschwister anzuschließen und für sie zu beten." (Foto: eine Hausgemeinde beim Gottesdienst/Open Doors)

Anklagen wegen Blasphemie

Bereits am 14. April waren Krimo Siagh und Sofiane aus Oran wegen "Proselytismus" und Blasphemie verhaftet worden. Die Christen sollen versucht haben, andere zum christlichen Glauben zu bekehren, was mit bis zu fünf Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe bis zu 100.000 Dinare (etwa 950 Euro) bestraft werden kann. Das Urteil wurde für den gestrigen Mittwoch erwartet. Seit 2008 wurden etwa zehn algerische Christen mit Anschuldigungen dieser Art konfrontiert. Trotz Anhörungen vor den zuständigen Gerichten ist bisher kein einziger dieser Fälle zu einem Ende gebracht worden, so Open Doors. Doch das Damoklesschwert der Verurteilung schwebe weiter über ihnen.

Nur eine Woche nach den Verhaftungen in Oran tauchten am 23. April während des Gottesdienstes in einer Kirche in der kleinen kabylischen Stadt Makouda drei in Zivil gekleidete Polizeioffiziere auf. Die Beamten zeigten Pastor Noureddine ein offizielles Dokument, wonach die Kirche binnen 48 Stunden geschlossen werden soll. Bereits vorher hatten die Polizisten den Vermieter des Gebäudes eingeschüchtert. Pastor Noureddine weigerte sich, das Dokument zu unterzeichnen. Stattdessen legte er den Polizisten eine Erklärung vor, das die Beziehungen der Gemeinde zur Evangelischen Kirche Algeriens belegt. Die Beamten akzeptierten die Erklärung nicht. Die Kirche in Makouda besteht seit etwa zehn Jahren. Jedes Wochenende treffen sich die Gemeindemitglieder zu Gottesdiensten.

Die Anordnung des Gouverneurs liegt Open Doors vor.


Gebetsanliegen:

  • Beten Sie um Weisheit, wie die Kirchenleiter auf die Anordnung reagieren sollen.
  • Beten Sie mit, dass dieser Versuch, Gottesdienste zu verbieten, scheitert.
  • Beten Sie für die angeklagten Christen aus Oran. Möge Gott sie innerlich stärken.
  • Beten Sie für die Kirche in Makouda. Es herrscht Unsicherheit unter den Christen.