Gemeinde Jesu am Ende der Welt

Young Sik* aus Nordkorea

 

Christen in Nordkorea müssen ihren Glauben streng geheim halten – wer entdeckt wird, muss damit rechnen, entweder sofort hingerichtet oder zu lebenslanger, harter Zwangsarbeit in einem Straflager verurteilt zu werden. Um unsere nordkoreanischen Glaubensgeschwister zu schützen, können wir kaum jemals über Christen berichten, die noch im Land leben. Doch die Geschichte von Young Sik* gibt einen kleinen Einblick, wie Jesus Christus sein Reich in Nordkorea baut – auch dort, wo es nach menschlichem Ermessen niemand vermutet.

Als junger Mann wurde Young Sik von der Regierung in ein abgelegenes Dorf verbannt. Dafür gab es keinen ersichtlichen Grund; seinen christlichen Glauben hatte Young Sik geheim halten können. Dennoch fand er sich in erbärmlichen Verhältnissen wieder. Er war nicht nur getrennt von seiner Familie und den anderen Christen, die er kannte, sondern musste auch täglich ums Überleben kämpfen. Manchmal suchte er stundenlang nach etwas Essbarem – meistens fand er höchstens ein paar Getreide- oder Maiskörner, ab und zu auch eine Gurke oder einen Kürbis. Trotz der Mangelversorgung musste er den ihm auferlegten Arbeitsdienst leisten.

Koreanischer Mann auf einer grünen Wiese
Ein Mann auf der Suche nach Essbarem in der Nähe von Pjängjang, Nordkorea

Das mitgehörte Gebet

Es war ein deprimierendes Leben. Eines Tages, als er auf den Feldern unterwegs war und sich völlig allein wähnte, flüsterte er: „Oh Jesus, wie lange werde ich noch so leben müssen?“ Doch anders als angenommen war Young Sik nicht allein. Ein älterer Mann in der Nähe hatte die Worte vernommen – und diese ließen sein Herz höher schlagen. Hatte er richtig gehört? Hatte der junge Mann tatsächlich gerade gebetet? Der ältere Mann hieß Byung Chul* und lebte schon seit Jahrzehnten in jenem Dorf. Er wusste sich von Jesus berufen, den heimlichen Christen an diesem Ort zu dienen. Wie konnte er mit dem jungen Mann Kontakt aufnehmen, ohne ihn und sich selbst in Gefahr zu bringen? Er näherte sich vorsichtig, und als er direkt neben Young Sik stand, griff er nach dessen Hand und zeichnete mit dem Finger ein Kreuz in die Handfläche. Aber Young Sik war so überrumpelt von dieser plötzlichen Berührung, dass er das Zeichen nicht erkannte. Er zog seine Hand weg und sagte Byung Chul, er solle verschwinden, was dieser notgedrungen tat.

Neue Hoffnung

Allerdings dauerte es nicht lange, bis sich eine neue Gelegenheit für Byung Chul ergab, sich als Mitchrist zu erkennen zu geben. Bereits am nächsten Tag trafen sich beide auf dem Feld wieder und Byung Chul begann, die Melodie eines Chorals zu summen. Young Sik erschrak zunächst, als er das ihm bekannte Lied hörte. Nachdem er sich umgeschaut und versichert hatte, dass niemand sonst in der Nähe war, sah er direkt in Byung Chuls Gesicht. Er erinnert sich:

„Sein Gesicht war so hoffnungsvoll und ich konnte erkennen, dass er die Melodie absichtlich summte, um mir ein Zeichen zu geben.“

Flüsternd tauschten sich die beiden darüber aus, woher sie kamen, und Young Sik wurde von Freude erfüllt. Er hatte an diesem trostlosen Ort einen Menschen gefunden, der seinen Glauben teilte! Nun gab es wieder Hoffnung. Byung Chul lud Young Sik zum nächsten Treffen seiner Untergrundgemeinde ein. „Es war so eine wundervolle Erfahrung, die bewies, wie treu Jesus ist“, erzählt Young Sik rückblickend.

„Dies ist der Ort, wo Gott mich hingestellt hat“

Byung Chul leitete nicht nur die Untergrundgemeinde im Dorf, sondern leistete auch medizinische Hilfe. Dass er anderen Menschen half, ohne etwas dafür zu bekommen, rief Misstrauen bei den Behörden hervor, sodass die Polizei sogar Ermittlungen gegen ihn einleitete – ohne jedoch seinem Glauben auf die Spur zu kommen.

Eines Tages kam ein hochrangiger Beamter zu ihm und bat ihn um einen medizinischen Rat bezüglich der Erkrankung einer noch höhergestellten Person. Byung Chul betete still und folgte dem Beamten, um den Kranken zu behandeln – und tatsächlich wurde dieser geheilt, woraufhin er Byung Chul ein besseres Leben an einem anderen Ort anbot. Doch Byung Chul lehnte ab – überzeugt davon, dass es seine Aufgabe war, sich um die Christen in diesem Dorf zu kümmern. Stattdessen sorgte er dafür, dass ein Straßenkind die Möglichkeit für ein besseres Leben und Bildung in einer größeren Stadt erhielt. Vor einiger Zeit starb Byung Chul, doch vor seinem Tod bereitete er Young Sik darauf vor, seine Aufgabe als Leiter der Untergrundgemeinde des Dorfes zu übernehmen. „Das ist meine Berufung“, sagt Young Sik. „Ich weiß, dass ich dem Herrn bis zu meinem Tod in diesem Dorf dienen werde. Dies ist der Ort, wo Gott mich hingestellt hat, nicht die Regierung.“

*Name geändert

 

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