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Kenia

2.300 Lehrer wegen islamistischer Bedrohung abgezogen

Fünf Jahre nach dem Massaker von Garissa: Christen in Nordost-Kenia in Gefahr

Das Hilfswerk für verfolgte Christen Open Doors weist auf eine alarmierende Entwicklung im mehrheitlich christlichen Kenia hin. Nachdem in den letzten Jahren immer wieder blutige Anschläge auf Christen den Nordosten des Landes erschüttert haben, könnte eine andere Dynamik dramatische Veränderungen in der Region auslösen und die Christen dort vor zusätzliche Herausforderungen stellen. Doch kurz vor Ostern richten viele von ihnen zunächst den Blick zurück.
 

In diesem Raum der Universität von Garissa hatten sich die Studentinnen und Studenten zum Morgengebet versammelt, als der Überfall am 2. April 2015 begann
In diesem Raum der Universität von Garissa hatten sich die Studentinnen und Studenten zum Morgengebet versammelt, als der Überfall am 2. April 2015 begann

Seit Jahren tödliche Angriffe auf Christen

Für die Christen im kenianischen Garissa ist das Osterfest seit 2015 unauslöschlich mit einer sehr traurigen Erinnerung verbunden. Damals ermordeten Anhänger der islamischen Miliz Al Shabaab am Gründonnerstag, dem 2. April, 147 christliche Studentinnen und Studenten sowie einen Wachmann an der Universität von Garissa. Das Blutvergießen zog sich über mehr als 12 Stunden hin.

Bereits vor dem Überfall auf die Universität hatten Al-Shabaab-Kämpfer begonnen, Christen gezielt zu töten, unter anderem bei Angriffen auf Reisebusse; Muslime wurden am Leben gelassen. Ende des Jahres 2014 wurden dabei innerhalb von zwei Wochen 64 Christen ermordet. Aufgrund derartiger Angriffe verließen viele Christen, die in Schulen, Krankenhäusern und Verwaltung tätig waren, die Region. In der nachfolgenden Versorgungskrise mussten allein im Bezirk Mandera 20 Krankenhäuser schließen. Mehr als 1.050 christliche Lehrer berichteten gegenüber der Lehrervereinigung Kenia (KNUT) von schweren Übergriffen durch muslimische Schüler, Kollegen und Angestellte, von denen sie als „Sklaven“ oder „Ungläubige“ beschimpft sowie angespuckt und geschlagen wurden und Morddrohungen erhalten hatten.

Erneut verlassen Lehrer und Christen die Region

Bis heute leben Christen in der Grenzregion Kenias zu Somalia äußerst gefährlich. Hunderte wurden teils grausam ermordet, auch bei Anschlägen auf Kirchen, zahlreiche Schulen wurden geschlossen. Aus Sorge vor weiteren Opfern wurden seit Jahresbeginn 2020 mehr als 2.300 zumeist christliche Lehrer aus der Region abgezogen. Geschäftsleute und Behördenmitarbeiter, viele von ihnen sind Christen, folgten nach. Da bereits zuvor Lehrermangel herrschte, sind weitere Schulschließungen und ein deutliches Absinken des Bildungsniveaus zu befürchten. Das wiederum macht Jugendliche anfälliger für extremistische Tendenzen, zumal Al Shabaab eifrig um junge Anhänger wirbt.

Der somalische Al-Kaida-Ableger will in Somalia, Tansania und Sansibar sowie in der Küstenregion von Kenia ein Kalifat errichten. Kenia ist zwar zu rund 80 % christlich, im Grenzgebiet zu Somalia stellen jedoch Muslime mit rund 90 % die Mehrheit. Am 23. Februar forderte der Sprecher von Al Shabaab, Sheikh Ali Dhere, in einem 20-minütigen Video die somalischen Bürger Kenias dazu auf, alle Christen der Bezirke Garissa, Wajir und Mandera zu vertreiben: „Wir wollen hier keine Ungläubigen!“

16 Vorfälle in zwei Monaten

Im Dezember 2019 hatte Al Shabaab einen Reisebus gestoppt und 11 der 56 Fahrgäste erschossen, die laut einem Priester alle Christen waren. „Die Christen rechnen mittlerweile mit solchen Angriffen, wenn die Ferienzeit beginnt, wie zu Weihnachten und zu Ostern. Man kann diese Angriffe durchaus als einen weiteren Versuch betrachten, die Christen aus diesem muslimisch dominierten Gebiet Kenias vollständig zu verdrängen“, kommentierte ein leitender Open Doors-Mitarbeiter vor Ort. Einer Analyse der Sunday Nation zufolge hat Al Shabaab im Januar und Februar dieses Jahr 16 Angriffe im Nordosten Kenias, in den Bezirken Garissa, Mandera, Wajir und Lamu, durchgeführt und mehr als 20 Personen, zumeist Christen, getötet.

„Wir brauchen Unterstützung“

Der Christ und Lehrer Joseph aus Mandera berichtete gegenüber Open Doors von den Herausforderungen eines Lebens unter extremer Verfolgung: „Manchmal verstehen wir Jesus nicht, wenn er sagt, wir sollen unsere Feinde lieben. Das sind sehr starke Worte. Als ich nach Mandera kam, erlebte ich, wie Menschen mich hassten und mir grundlos den Tod wünschten. Und Jesus sagt: ‚Liebe sie!‘ Ich habe erkannt, dass wir vor Ort die Situation verändern müssen. Dafür arbeiten und beten wir, dass die Herzen verändert werden. Wir brauchen aber Unterstützung. Wenn man hier lebt, kann man nicht anders als beten.“
 

Ein Christ in Garissa betet im Gedenken an die Familien der 2015 ermordeten Studentinnen und Studenten
Ein Christ in Garissa betet im Gedenken an die Familien der 2015 ermordeten Studentinnen und Studenten (Herunterladen: Foto in höherer Auflösung)

Open Doors ruft für die Christen in Kenia zum Gebet auf, nicht nur zu Ostern. Auf dem aktuellen Weltverfolgungsindex belegt das Land Rang 44.

 

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