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Ägypten: Junger Christ zu drei Jahren Haft verurteilt

Geltendes Recht ignoriert - Unfaire Behandlung von Christen vor Gericht

(Open Doors) - Die nächsten drei Jahre muss der 17-jährige Gamal Abdou Massoud im Gefängnis verbringen. So urteilte ein Jugendgericht in Ägypten am 4. April, weil er nach dessen Ansicht Islam beleidigt hat. Doch der junge koptische Christ bestreitet die Vorwürfe. Dies ist der dritte bekannt gewordene Fall von "Islambeleidigung" innerhalb eines Monats, bei dem Christen sich vor einem Gericht verantworten müssen. Üblicherweise werden ägyptische Muslime bei ähnlichen Vergehen gegen das Christentum strafrechtlich nicht belangt.

Ein Gerücht und seine Folgen

Ägypten: eine koptische Kirche in Kairo/Open DoorsMassoud soll im vorigen Dezember auf seiner Facebook-Seite Karikaturen veröffentlicht haben, die sich über den Islam und den Propheten Mohammed lustig machten. Als dies im Gouvernements Assiut, in dem Massoud wohnt, die Runde machte, warfen aufgebrachte muslimische Nachbarn Brandbomben auf sein Wohnhaus und in umliegenden Dörfern wurden mindestens fünf Häuser von Christen niedergebrannt. Reporter der Kairoer Zeitung "Watani" recherchierten in dem Fall und konnten keinen Beleg dafür finden, dass Massoud überhaupt eine eigene Seite bei Facebook betreibt. Mehr noch: Er könne "mit einem Computer fast nicht umgehen", so die Chefredakteurin Samia Sidhom. (Foto Open Doors: eine koptische Kirche in Kairo)

Geltendes Recht ignoriert

Der Urteilsspruch gilt als repräsentativ für die Haltung der ägyptischen Justiz - und zwar nicht nur, weil er eine Verletzung des Rechts auf Redefreiheit gemäß der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UN darstellt - Ägypten gehört zu deren Unterzeichnerstaaten. Er wirft darüber hinaus ein Schlaglicht auf einen weiteren Bereich, in dem die ägyptische Justiz einen Unterschied zwischen Muslimen und Christen macht. Koptische Christen beklagen immer wieder, dass geltendes Recht ignoriert werde, wenn muslimische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens die ägyptischen Gesetze durch Beleidigung des Christentums verletzen, was oft geschehe. Doch wenn Christen dieselben Gesetze mit Bezug auf den Islam verletzten, werde gewöhnlich selbst ein Minderjähriger mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft. In Massouds Fall bedeutet dies auch, dass bislang keiner der Brandstifter angeklagt worden ist.

Berufung aussichtslos

So wie am 3. März wies ein Kairoer Gericht den Fall des Kopten Naguib Sawaris ab. Der Geschäftsmann hatte sich gegen eine Anklage wegen Beleidigung des Islam zur Wehr gesetzt. Auslöser war die satirische Darstellung einer verschleierten Minnie Maus im Blick auf die mögliche Zukunft Ägyptens auf Sawari's Facebookseite. Auch der Kopte Makram Diab war wegen Islambeleidigung angeklagt und bereits zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Als er am 16. März Berufung einlegen wollte, blockierten muslimische Anwälte den Gerichtssaal. Schon bei der ersten Anhörung wurde keinem Verteidiger Zutritt zur Verhandlung gewährt. Ein salafistischer Arbeitskollege hatte ihn angeklagt, nachdem die beiden an ihrem Arbeitsplatz in Streit geraten waren. Das Berufungsverfahren ist derzeit noch anhängig.

Open Doors beobachtet mit Sorge die Entwicklung in dem Land des Arabischen Frühlings. Seit dem Sturz des Mubarak-Regimes hat das Lager der Islamisten deutlich an Macht gewonnen. Die christliche Gemeinschaft ist unverändert sehr aktiv, doch angesichts der zahlreichen Vorfälle bitten sie umso mehr um Gebet für die Situation im Land.

  • Danken Sie für die vielen Christen, die allen Entwicklungen zum Trotz mutig Stellung beziehen und Jesus bezeugen.
  • Beten Sie um Gottes Eingreifen bei den zahlreichen Gerichtsverhandlungen, in denen Christen zu Unrecht angeklagt werden. Mögen sie erleben, dass ihr Herr selbst für sie streitet.
  • Beten Sie für einen engen Zusammenhalt der Christen verschiedener Konfessionen. In dieser Zeit ist ein gemeinsames Auftreten im Gebet und in der Öffentlichkeit von größter Wichtigkeit.
QuelleCompass Direct