Persönliche Berichte

Ägypten: Wegen Facebook-Post im Gefängnis

Extremisten nutzen verstärkt soziale Netzwerke, um Christen anzugreifen

(Open Doors, Kelkheim) – Vor wenigen Wochen saß die 20-jährige Nermin mit ihrer Großmutter im Dorf Ashnin El-Nasara beim Tee. Plötzlich waren von der Straße laute Stimmen zu hören. „Ich ging hinaus, um zu sehen, was los war“, erinnert sich Nermin. „Dort sah ich Hunderte von Menschen, die Knüppel und Steine trugen. Sie riefen ‚Allah Akbar‘ und skandierten christenfeindliche Sprüche.“ Die wütende Menge ging direkt auf Nermin zu. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig zurück ins Haus und schloss die Tür ab. Im Inneren begann sie zu weinen und vor Angst zu schreien, während die Angreifer das Haus mit Steinen bewarfen. Was war geschehen?

Häuser verwüstet, geschädigte Christen verhaftet

Vor etwa einem Monat erschienen blasphemische Beiträge auf der Facebook-Seite von Nermins 26-jährigem Bruder Fady Youssef Todary. Obwohl Fady darauf besteht, dass sein Konto gehackt wurde, entschuldigte er sich in einem Video für die anstößigen Inhalte. Ohne Erfolg: Über Facebook wurde ein Treffen zu seiner kollektiven Bestrafung organisiert. Muslime aus der ganzen Gegend kündigten ihre Teilnahme an. Glücklicherweise konnten Fady und seine Eltern sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Haus eines Verwandten verstecken. Die Angreifer drangen in ihr Haus ein und zerstörten die komplette Einrichtung. Nermin schildert, wie sie ihr Haus danach vorfanden: „Sie hatten Fenster, Möbel, Elektrogeräte und Versorgungseinrichtungen zerstört. Die Matratzen waren mit Messern aufgeschlitzt. Auch das Haus unseres Onkels nebenan war verwüstet.“ Die Situation beruhigte sich, als die Polizei eintraf und einige der Angreifer verhaftete. Doch zum Erstaunen vieler wurde bald auch Fady in Gewahrsam genommen und ein paar Tage später ins Gefängnis geworfen. Die Polizei verhaftete sogar drei weitere Verwandte – zwei Onkel und Fadys 19-jährigen Bruder.
 

Das Elternhaus von Fady und Nermin nach der "Strafaktion"
Das Elternhaus von Fady und Nermin nach der "Strafaktion"

„Gezielte Strategie, um Christen zu schaden“

Vor kurzem besuchte der Nahostdirektor von Open Doors Ägypten. Seiner Einschätzung zufolge ist der Vorfall in Ashnin El-Nasara kein Einzelfall. „Meine lokalen Quellen haben mir auch von anderen Fällen erzählt, mehrere davon wurden öffentlich gemeldet.“ Seiner Einschätzung zufolge passen die Facebook-Hacks in das Handlungsmuster extremistischer Salafisten: „Das ist eine gezielte Strategie, um den Christen in Ägypten zu schaden. Die Strategie einer Gruppe, die über genügend Geld verfügt, um Hacker zu beschäftigen.“

Entwicklungen wie diese und die regelmäßigen Entführungen christlicher Frauen und Mädchen haben Open Doors dazu bewogen, mehr in die Erforschung und Dokumentation derartiger Vorfälle zu investieren. Fadys Zukunft ist ungewiss. Während einige der Angreifer und Fadys Verwandte bereits freigelassen wurden, muss er selbst befürchten, wegen seiner angeblichen Blasphemie verurteilt zu werden.

Bitte beten Sie für Fady und die Christen in Ägypten:

  • Beten Sie um Gottes Beistand für Fady, damit die Wahrheit ans Licht kommt und er nicht verurteilt wird.
  • Beten Sie, dass die gegen Christen gerichteten Strategien wie Entführungen und Verleumdungen ins Leere laufen und derartige Pläne misslingen.
  • Beten Sie um Weisheit und einen standhaften Glauben für die Christen, damit sie mit diesen neuen Herausforderungen gut umgehen können.
  • Beten Sie für die Verfolger, dass Gott sie segnet und ihnen die Augen für das Evangelium öffnet.

 

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