China: „Katz-und-Maus“ mit den Behörden

(Open Doors, Kelkheim) – Der Druck auf Christen Chinas wächst seit Jahren. Konnten die offiziell verbotenen Untergrundgemeinden sich in der Vergangenheit oft noch unbehelligt treffen, so gehen die Behörden mittlerweile zunehmend gegen sie vor. Dadurch müssen die Christen immer neue Wege finden, ihren Glauben zu leben und weiterzugeben. Sie brauchen unser Gebet, wie auch das aktuelle Beispiel zeigt.

Heimliche Vorbereitung zum geistlichen Dienst

Im Dezember 2024 bat unsere lokale Partnerin Joanna* um Gebet für einen Bibellehrgang in Zentralchina. Aufgrund der Verfolgungssituation in der Region findet dieser Kurs an einem geheimen Ort statt. Der Kurs wird von etwa 30 Teilnehmern besucht, die zum Teil noch Teenager sind, die übrigen sind junge Erwachsene in den 20ern. Seit mittlerweile zwei Jahren findet der Unterricht im Geheimen statt. Am selben Ort werden auch der sonntägliche Gottesdienst und die Sonntagsschule abgehalten. Für die Leitung der Sonntagsschule sind die jungen Studenten zuständig, diese Aufgabe ist Teil ihrer Ausbildung und für viele ein erster Schritt in den geistlichen Dienst. Daher sind der Bibellehrgang, der Gottesdienst und die Sonntagsschule für Kinder eng miteinander verflochten und finden auch am selben Ort statt. Diese Verflechtung bringt auch Risiken mit sich: Werden die Behörden beispielsweise auf eine der Aktivitäten aufmerksam und greifen ein, hat dies sofort Auswirkungen auf die anderen Aktivitäten. In China ist Kirchen die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen verboten, während maoistische Lehren und die Gedanken von Staatschef Xi Jinping mit viel Aufwand bereits im Kindergartenalter vermittelt werden.

Polizeiverhöre wegen einer Online-Gebetsgruppe

Li* ist einer der Lehrer aus der Bibelklasse. Er berichtete Joanna: „Die Situation wird immer brenzliger. In der ersten Hälfte des Jahres 2024 wurde ein Bibellehrgang im Nachbarbezirk entdeckt. Der Lehrer wird jetzt von den Behörden gesucht und ist deshalb gezwungen, sich zu verstecken. Bis heute konnte er nicht nach Hause zurückkehren. Die Schüler mussten den Kurs abbrechen, und der Besitz der zugehörigen Kirche wurde von den Behörden beschlagnahmt. Letzten Monat wurde ein anderer Sonntagsschullehrer aus einer nahegelegenen Stadt ebenfalls verhört, weil seine Online-Gebetsgruppe entdeckt worden war. Vor ein paar Tagen führte die Polizei eine Razzia bei einer Kirche in einer anderen Stadt in der Gegend durch. Sie verschaffte sich am Sonntag Zutritt zum Versammlungsort, fand dort aber zu ihrer Überraschung niemanden vor. Die Kirche hatte die übliche Gottesdienstzeit auf einen anderen Tag verlegt, um einer Entdeckung durch die Behörden zu entgehen. Die Polizei nahm einige Gegenstände aus der Kirche mit.“

Bibellehrgang vorübergehend ausgesetzt

„Es gab Polizeieinsätze an drei verschiedenen Orten“, fasste Li zusammen, „darunter eine Bibelstunde, die Sonntagsschule und der Sonntagsgottesdienst. Die Vorfälle häufen sich und ereigneten sich alle in unserer Umgebung.“

Li erklärte weiter: „Aus Sicherheitsgründen planen wir jetzt, unseren Bibelunterricht auszusetzen und unsere Schüler vorübergehend [vom Unterricht] freizustellen, vor allem während der Zeit des Weihnachts- und Frühlingsfestes. Während dieser langen Ferien müssen sie ihre Studien fortsetzen.“ Li und die anderen Lehrer hoffen, den Schülern während dieser Zeit sichere Mittel und Wege zum Lernen bieten zu können. Er betont: „Wir brauchen mehr Gebet und Hilfe.“

*Name geändert

Bitte beten Sie für die Christen in Zentralchina:

• Bitte beten Sie für die Schüler des Bibellehrganges, dass sie nicht entdeckt werden, sondern ihre Studien unter der Leitung des Heiligen Geistes fortsetzen können.
• Bitte beten Sie, dass Jesus die Christen angesichts der permanenten Gefahr im Glauben stärkt und ihnen seinen übernatürlichen Frieden schenkt.
• Beten Sie für die nächste Generation, dass sie inmitten der staatlichen Indoktrination und Restriktionen gegen die Kirchen mit der Liebe Gottes und seinem Evangelium erreicht wird.
• Beten Sie für alle Pastoren und anderen Mitarbeiter, die ihr Leben für die Gemeinde Jesu einsetzen – um Mut und Bewahrung in allen Gefahren.