Erfahren Sie mehr über den Weltverfolgungsindex – die Rangliste und der Bericht zu den 50 Ländern, in denen Christen die stärkste Verfolgung erleben.
China
Christenverfolgung in China
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2023 – 30. September 2024
1. Überblick
Religion wird von der regierenden „Kommunistischen Partei Chinas“ (KPCh) als Bedrohung angesehen. Die KPCh hat es den 281 Millionen Chinesen, die der KPCh oder den ihr angeschlossenen Jugendorganisationen angehören, offiziell verboten, sich an einer Vielzahl spiritueller Aktivitäten zu beteiligen. Die KPCh verfolgt außerdem eine Politik der „Sinisierung“ der Kirchen. Damit werden die Kirchen unter die Kontrolle der Partei gestellt, und sie werden verpflichtet, ihre Lehren, Bräuche und Moral an die chinesische Kultur anzupassen. Die staatlich anerkannten Kirchenverbände sind die protestantische Patriotische Drei-Selbst-Bewegung (TSPM) und die Patriotische Katholische Vereinigung (CPA). Kirchen, die diesen Verbänden nicht angehören, gelten als illegal und werden als „Hauskirchen“ oder „Untergrundkirchen“ bezeichnet, obwohl sie Hunderte von Mitgliedern haben können. Die Regierung bietet Anreize für Bürger, illegale religiöse Aktivitäten zu melden; Leiter von Kirchen und Gemeinden werden zunehmend unter Druck gesetzt, sich staatlich anerkannten Kirchen anzuschließen.
Registrierungspflichten und Verordnungen zur Religion aus dem Jahr 2018 werden immer strenger angewandt – einschließlich der zusätzlichen Erweiterungen dieser Verordnungen aus den Folgejahren, insbesondere der Vorschriften für religiöse Veranstaltungsorte, die am 1. September 2023 in Kraft traten. Hinzu kamen außerdem neue Restriktionen in Bezug auf das Internet, soziale Medien und Nichtregierungsorganisationen. Zusammengenommen schränken diese Verordnungen die Freiheit erheblich ein. Es gab Razzien; Kirchen wurden geschlossen, Leiter wurden verhaftet und christliches Material wurde beschlagnahmt.
Wird ein christlicher Konvertit aus dem Islam oder dem tibetischen Buddhismus von seinem sozialen Umfeld oder seiner Familie entdeckt, so sind häufig Drohungen und tätliche Angriffe die Folge.
Länderprofil als PDF
Das nachfolgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus den ausführlichen Berichten von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Dieses deutsche Länderprofil finden Sie hier auch als PDF zum Download. Die ausführlichen Berichte in englischer Originalfassung („Background Information“ und „Persecution Dynamics“) finden Sie am Ende dieser Seite.
2. Hintergrund
In ihrem obersten Bestreben, an der Macht zu bleiben und ihre Herrschaft gegen alle – realen und vermeintlichen – Bedrohungen abzusichern, hat die KPCh die Gesellschaft fest im Griff und nutzt maoistische Rhetorik und Ideologie, um die Bürger auf Linie zu halten. Die Ideen von Präsident Xi Jinping wurden 2017 offiziell in die Verfassung der KPCh aufgenommen. Mehrere Universitäten haben Fakultäten eröffnet, um diese Ideen zu lehren. Die KPCh hat eine App veröffentlicht, um ihre Mitglieder auf diese Ideen zu testen; und es werden große Anstrengungen unternommen, um diese Ideen den Bürgern schon im Kindergartenalter zu vermitteln. Abweichende Ansichten sind nicht erlaubt, und abtrünnige Parteimitglieder werden ausgeschlossen oder ausgegrenzt. Der christliche Glaube muss aufgegeben werden, um im öffentlichen Dienst Karriere machen zu können. Radio Free Asia berichtete am 18. Januar 2024, dass die KPCh damit begonnen habe, die direkte Kontrolle über die Universitäten zu übernehmen, indem sie die Büros der Universitätspräsidenten mit dem Parteikomitee zusammenlegte und so eine einheitliche Führung für das Hochschulwesen bildet.
Der Verfassung zufolge ist China atheistisch. Bücher, die den Atheismus propagieren, wie z. B. „Die Prinzipien des wissenschaftlichen Atheismus“, wurden als Lehrbücher an Hochschulen und unter Kadermitgliedern der KPCh verteilt. 40 Prozent der Bürger stimmen dem Konfuzianismus zu, der einzigen Philosophie, die von der Regierung als wahrhaft chinesisch gepriesen wird, da sie den Kommunismus integrieren kann.
Die TSPM geht auf das Jahr 1954 zurück. Die unabhängigen Hauskirchen sind zahlreicher als die TSPM-Kirchen, aber weniger vernetzt und geringer organisiert als diese. Die überwiegende Mehrheit dieser „Hauskirchen“ hat nur sehr wenig pastorale Leitung, da der Bedarf an Leitern nach der Aufspaltung in kleinere Gruppen gestiegen ist, und nur wenige Ressourcen für den Aufbau von Arbeit unter Jugendlichen oder anderen speziellen Arbeitsbereichen bestehen. Die meisten dieser Kirchen sind pfingstkirchlich geprägt. Gleichzeitig werden viele TSPM-Kirchen gezwungen zu schließen und mit größeren Kirchen zu fusionieren. Hinzu kommt der Druck der Regierung. Neue Regularien sind 2023 in Kraft getreten, die (besonders deutlich in den Artikeln 27, 36, 39, 40) zeigen, wie die KPCh tatsächlich versucht, die christlichen Prioritäten und Werte neu zu definieren. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich Hauskirchen öffentlich an Orten wie Hotels, Einkaufszentren und Bürogebäuden versammeln konnten und Hunderte oder sogar Tausende Menschen zu einem Treffen kamen. Diese Kirchen haben sich in kleinere Gruppen von 10 bis 20 Personen aufgeteilt und treffen sich nun an verschiedenen und wechselnden Orten, oft in Privatwohnungen.
Katholiken machen nur einen kleinen Teil der christlichen Gemeinde in China aus. Am zahlreichsten vertreten sind sie in der Provinz Hebei und in den nördlichen und zentralen Teilen Chinas. Neben der CPA gibt es unabhängige katholische Kirchen, die sich an die Vorrangstellung des römisch-katholischen Papstes in Rom halten. In früheren Jahren wurden vor allem große Kirchen, die politisch aktiv waren oder ausländische Gäste einluden, überwacht und geschlossen; jetzt kann dies jede Kirche treffen, ob unabhängig oder staatlich anerkannt. Wenn eine Kirche geschlossen wird, teilt sie sich zumeist in kleine Gruppen auf und trifft sich online.
Vorschriften regeln die Online-Treffen der Kirchen, die Orte für religiöse Aktivitäten und sogar die Auswahl der Leiter. Bibel-Apps wurden aus Online-Shops verbannt. Pastoren nicht registrierter Kirchen werden zunehmend mit Anklagen konfrontiert wegen angeblicher Wirtschaftsdelikte, Finanzbetrug oder unter dem Sammelbegriff „Streit schüren und Ärger provozieren“.
China steht vor vielen Herausforderungen im In- und Ausland. Das Land versucht, den Grundsatz der Nichteinmischung und der staatlichen Souveränität im russisch-ukrainischen Krieg zu wahren und gleichzeitig Russland zu unterstützen, ohne als offizieller Verbündeter zu gelten. Der Prozess der amerikanisch-chinesischen „Abkopplung“ wurde unter der Regierung Biden fortgesetzt. Zusammen mit dem Niedergang des Immobiliensektors des Landes und den Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie haben diese Herausforderungen zu Chinas verlangsamtem Wirtschaftswachstum beigetragen.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
96.700.000 |
6,8 |
Muslime |
28.961.519 |
2,0 |
Hindus |
20.278 |
< 0,1 |
Buddhisten |
229.755.067 |
16,1 |
Anhänger ethnischer Religionen |
73.955.708 |
5,2 |
Juden |
3.057 |
< 0,1 |
Bahai |
6.827 |
< 0,1 |
Atheisten |
96.850.206 |
6,8 |
Agnostiker |
459.977.847 |
32,2 |
Andere |
438.948.262 |
30,8 |
3. Gibt es regionale Unterschiede?
Christliche Konvertiten muslimischer und buddhistischer Herkunft, die zu einer ethnischen Minderheit gehören, erfahren in China die wohl stärksten Einschränkungen ihrer Religionsfreiheit, da diese von ihren Familien und ihrem sozialen Umfeld ausgehen. Brennpunkte dafür sind Xinjiang, Tibet und die westchinesischen Provinzen Sichuan und Yunnan, aber auch Qinghai und Ningxia (wo der größte Teil der muslimischen Minderheiten angesiedelt ist). Im Westen Sichuans leben viele Tibeter, und auch in Guizhou und Yunnan sind viele ethnische Minderheiten beheimatet. In Yunnan zum Beispiel lebt auch die muslimische Minderheit der Hui.
Außerdem können die Provinzen Henan, Zhejiang, Anhui und Jiangxi als regionale Brennpunkte der Verfolgung angesehen werden, da dort viele protestantische Christen leben; genauso Hebei, wo eine große Anzahl katholischer Christen lebt. Gleichwohl sehen sich Christen und christliche Kirchen überall im Land mit Restriktionen und Überwachung konfrontiert. Aus allen Provinzen wird davon berichtet.
4. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Kommunistische Unterdrückung
Für die KPCh gelten Christen als Bedrohung, da sie die größte gesellschaftliche, unabhängige Gruppe darstellen, deren vollständige Kontrolle dem Staat nicht gelungen ist. Gemäß der Regeln der KPCh werden alle Mitglieder, die selbst nach einer „Weiterbildung zur gedanklichen Festigung“ an religiösen Überzeugungen festhalten, „aufgefordert, die Partei zu verlassen“. Muslimische und tibetische Autoritätspersonen werden manchmal von der KPCh in die Pflicht genommen, um als Parteifunktionäre zu fungieren und christliche Aktivitäten in ihren Regionen einzuschränken.
Diktatorische Paranoia
Präsident Xi Jinping hat seine Macht in einer Weise gefestigt, wie es seit Mao Zedong nicht mehr der Fall war. Unter Xi ist die KPCh geradezu militant in ihren Bemühungen geworden, die Kontrolle zu behalten. Die Regierungsbehörden haben genau untersucht, was in anderen Ländern zum Niedergang des Kommunismus geführt hat, und ein Faktor, um den Niedergang zu verhindern, ist die Kontrolle gesellschaftlicher Gruppen wie der Christen. Diese gelten immer noch als fremdartiger Einfluss, der mit ausländischen und vorwiegend westlichen Kräften in Verbindung steht. Die Partei übt Druck auf ihre Beamten aus, damit sie ihre Politik umsetzen, und bietet ihnen dafür Anreize.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Dokument „Persecution Dynamics“.
5. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Ausländische Christen und Arbeitsmigranten
Ausländische Christen haben mehr Freiheiten als andere von Verfolgung betroffene Christen, sie werden aber bei ihren Kontakten mit den einheimischen chinesischen Kirchen überwacht und eingeschränkt. Ihre Zahl ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen, vor allem die von Christen aus dem Westen. Die chinesischen Behörden gehen hart gegen ausländische christliche Missionare vor, insbesondere gegen jene aus Südkorea, aber auch gegen Missionare aus den USA, Taiwan und Hongkong.
Christen aus traditionellen Kirchen
Kirchen, die zur TSPM oder CPA gehören, stehen unter staatlicher Kontrolle. Auch wenn es generell keine unmittelbare Zensur gibt, äußern sich ihre Leiter nur sehr vorsichtig. Die Wahl der Führungspersönlichkeiten erfolgt unter staatlichem Einfluss, und sie übernehmen die kommunistischen ideologischen Anforderungen. TSPM und CPA haben jeweils einen Fünfjahresplan über Maßnahmen zur Sinisierung ihrer Kirchen veröffentlicht.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Konvertiten haben entweder eine muslimische oder buddhistische (tibetische) Herkunft. Sie leben oft in Regionen, wo ethnische Minderheiten beheimatet sind und die Lage instabil ist, und sind dem Druck der Regierung sowie des sozialen Umfelds ausgesetzt. Die Regierung schränkt jede Versammlung ein, die sie für politisch oder gefährlich hält. Familie, Freunde und soziales Umfeld setzen die christlichen Konvertiten unter Druck, zum „wahren Glauben“ zurückzukehren, da dieser ein wichtiger verbindender Faktor für die ethnischen Gruppen ist – gerade angesichts des „Gesetzes zur ethnischen Einheit“, das von den kommunistischen Behörden durchgesetzt wird.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Anders als noch vor einigen Jahren, als Gemeinden sich mit Hunderten von Mitgliedern trafen, in einigen Provinzen sogar offen in Bürogebäuden, sind die meisten Hauskirchen jetzt zu Treffen in Privathäusern zurückgekehrt. Diese Christen der protestantischen Freikirchen sind gravierend von der intensivierten Kontrolle und der Sinisierung betroffen.
6. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Privatleben
Der Zugang zu christlichen Online-Inhalten wird von der Regierung streng überwacht, wenn nicht sogar blockiert. So wurden zum Beispiel religiöse Bücher beim Hörbuch-Dienst „Audible“ von Amazon verboten, sowie auch Bibel- und Koran-Apps beim „App Store“ von Apple. „Es wird bewusst darauf abgezielt, das Herunterladen von christlichem Material über das Internet zu unterbinden“, so fasst ein Experte für das Land zusammen. Christliche Konvertiten mit muslimischem oder buddhistischem Hintergrund halten ihren Glauben meist geheim, da sie sonst mit Drohungen oder ihrer Verhaftung durch die örtlichen Behörden rechnen müssen. Partei- und Militärangehörige, die den christlichen Glauben annehmen, tendieren ebenfalls dazu, ihren Glauben geheim zu halten. Hunderte von Christen wurden im vergangenen Jahr in unterschiedlichem Ausmaß inhaftiert oder unter Hausarrest gestellt. Einige waren auch von „Residential Suveillance at a Designated Location“ betroffen, eine Art der Inhaftierung, bei der die betroffene Person an einem bestimmten Ort (beispielsweise Hotelzimmer) festgehalten wird, diesen nicht verlassen und nur nach Genehmigung mit der Außenwelt kommunizieren darf. Diese Art der Inhaftierung gilt als Verschwindenlassen von „unliebsamen“ Personen für eine gewisse Zeit.
Familienleben
Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist die Teilnahme an religiösen Veranstaltungen untersagt. Die Partei warnt davor, dass religiöse Aktivitäten als illegales Verhalten angesehen werden, was dazu führen kann, dass Kinder verwirrt und manchmal wütend auf ihre christlichen Eltern sind. Schüler können auch unter Druck gesetzt werden, die Religion ihrer Eltern preiszugeben. In einigen Gebieten wurde Kindern von christlichen Konvertiten gedroht, dass sie ihren Abschluss nicht machen dürfen oder nicht zum Studium zugelassen werden. Im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2024 wurde ein Dokument veröffentlicht, in dem die Hochschulpolitik des chinesischen Bildungsministeriums dargelegt und in dem detailliert beschrieben wird, wie sichergestellt werden soll, dass „Schulen den Grundsatz der Trennung von Bildung und Religion einhalten und keine Organisation oder Einzelperson in Schulen religiöse Aktivitäten durchführen darf“.
Gesellschaftliches Leben
Überwachung (z. B. durch Videoüberwachung, Nachbarschaftskomitees und Sicherheitskräfte) ist weit verbreitet. Christen in Schlüsselpositionen und mit einem großen Einfluss innerhalb der christlichen Gemeinschaft stehen unter besonderer Beobachtung; Berichten zufolge kann es jedoch ausreichen, ein aktiver (lokaler) Kirchenleiter zu sein, um auf dem Schirm der Behörden zu erscheinen und ständig beobachtet zu werden. Die KPCh unterhält ein Belohnungssystem, um das Sicherheitspersonal zu ermutigen, alle Unregelmäßigkeiten zu melden. Ein System zur Überwachung von Nachbarschaftsvierteln ist das engmaschige „Grid Management“, das vor einigen Jahren eingeführt wurde, bisher aber noch nicht flächendeckend umgesetzt wird. Leiter von Kirchen und Gemeinden werden häufig zu Verhören auf örtliche Polizeistationen vorgeladen, so auch im Fall der Tochtergemeinden der Early Rain Covenant Church in Chengdu. Diskriminierung im Erwerbsleben tritt gerade im öffentlichen Sektor häufig auf (z. B. werden Anhänger einer Religion von solchen Behördenpositionen ausgeschlossen, die eine Parteimitgliedschaft erfordern). In seltenen Fällen setzt die Regierung private Arbeitgeber unter Druck, Verträge mit Anhängern einer Religion zu kündigen. Christliche Konvertiten muslimischer oder buddhistischer Herkunft werden von ihrer Familie und ihrem sozialen Umfeld benachteiligt und unter Druck gesetzt, zu ihrem früheren Glauben zurückzukehren; oftmals so lange, bis sie nachgeben. Konvertiten, die vom Islam oder tibetischen Buddhismus zum christlichen Glauben konvertiert sind, können zur Teilnahme an religiösen Zeremonien gezwungen werden, und Christen jeglicher Herkunft können je nach Familie zur Teilnahme an Ritualen der Ahnenverehrung gezwungen werden.
Leben im Staat
Die chinesische Verfassung gewährt in der Theorie Religionsfreiheit, schützt jedoch nur „normale“ religiöse Aktivität. Dabei ist es dem Staat überlassen zu definieren, was als „normale“ religiöse Aktivität gesehen werden kann. Im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2025 gab es eine Fülle von Verfahren gegen Christen, unter anderem wegen „illegaler Geschäfte“ oder „Betrugs“ – was zu einer neuen Standardanklage geworden ist (siehe auch „Beispiele für Auftreten von Gewalt“).
Es gibt viele Möglichkeiten, religiöse Minderheiten zu diskriminieren: die Verweigerung von Genehmigungen, die Durchführung von Finanzermittlungen, angeblich zur Aufdeckung ausländischer Verbindungen, oder die Schließung von Kirchen wegen mutmaßlicher Verstöße gegen Bau- oder Brandschutzvorschriften. Ein Länderexperte kommentiert: „Die Pastoren der TSPM-Kirchen müssen ‚sozialistische Grundwerte‘ und ‚Patriotismus‘ predigen. Wenn sie sich weigerten, würden sie ihren Arbeitsplatz verlieren oder aus der TSPM austreten müssen.“ In Artikel 39 der oben erwähnten Vorschriften von 2023 wird gefordert, dass „Predigten die sozialistischen Grundwerte widerspiegeln sollten“. Christen, die von staatlichen Hilfen abhängig sind (z. B. ältere Menschen), werden manchmal von örtlichen Parteifunktionären unter Druck gesetzt, sich zwischen ihrem Glauben und Hilfsleistungen zu entscheiden. Christliche Jugendliche, die sich für den öffentlichen Dienst bewerben, haben keine Chance, wenn ihr Glaube bekannt ist.
Kirchliches Leben
Die Aktivitäten von Kirchen werden nicht nur durch Agenten überwacht, sondern auch durch Überwachungskameras, die die Kanzel, die Gemeinde und das Kirchengelände unter Beobachtung halten. Predigten in den Sonntagsgottesdiensten der anerkannten Kirchen müssen in einigen Regionen des Landes vorab genehmigt werden. Infolge der Überwachung durch Kameras und Spione nimmt die Selbstzensur zu.
Für religiöse Einrichtungen wurden im Jahr 2021 und 2023 Verordnungen veröffentlicht. Sie ordnen Kurse in ideologischer und politischer Theorie an, insbesondere zu Xi Jinpings Gedankengut. Auch wurde eine Verordnung über Kleriker beziehungsweise Pastoren eingeführt. Darin heißt es, dass Kleriker das Vaterland lieben und die Führung der KPCh sowie die Sinisierung der Kirchen unterstützen sollen. Im Rahmen der „patriotischen Erziehung“, die ab dem 1. Januar 2024 eingeführt wurde, nehmen Geistliche nicht nur an Kursen teil, sondern werden auch auf sogenannte „rote Touren“ mitgenommen, bei denen sie wichtige Stätten der KPCh-Geschichte besuchen. Die Zahl der Berichte über solche Touren und verpflichtende Ideologie-Kurse nimmt zu und stammt aus Städten und Provinzen wie Peking, Fujian, Guangdong, Liaoning, Shandong und Shanghai.
Die Überwachung nicht registrierter Kirchen hat zugenommen; immer häufiger wird davon berichtet, dass sie sich Schikanen und Behinderungen ausgesetzt sehen, sobald ihre Aktivitäten entdeckt werden. Die meisten nicht registrierten Kirchen waren gezwungen, kleine Gruppen zu bilden und sich an verschiedenen Orten zu versammeln, um nicht entdeckt zu werden. „Während es in der Vergangenheit einige Kanäle gab, um Unzufriedenheit mit der Religionspolitik zu äußern, sind heute keine abweichenden Stimmen mehr erlaubt“, so ein Experte für das Land.
Beispiele für das Auftreten von Gewalt
- Der Kirchenälteste Zhang Chunlei von der Guiyang Ren`ai Reformed Church in der Provinz Guizhou wurde im Juli 2024 wegen „Anstiftung zum Umsturz der Staatsmacht“ und „Betrug“ zu 3,5 Jahren Haft verurteilt, so berichtet die christliche Menschenrechtsorganisation China Aid (29. Juli 2024).
- Hauskirchenpastor Du Mingliang aus Xinzhou, Provinz Shanxi, wurde wegen „Organisation des illegalen Grenzübertritts“ zu fünf Jahren Haft verurteilt, wie China Aid berichtete (24. Juni 2024).
- Ein Gericht in Hohhot, Provinz Nei Monggol, verurteilte Ban Yanhong im April 2024 zu fünf Jahren Haft wegen „illegaler Geschäfte“ durch den Vertrieb von Bibeln, so berichtete Bitter Winter, eine Nachrichtenplattform für Menschenrechte und Religionsfreiheit in China.
- Dem katholischen Nachrichtenportal UCA News zufolge führten die Behörden im Januar 2024 eine Razzia bei einer Versammlung von nicht registrierten Christen in Xiaotun, Provinz Heilongjiang, durch und nahmen mehr als 200 Personen fest.
7. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2025 |
15 |
78 |
2024 |
19 |
78 |
2023 |
16 |
77 |
2022 |
17 |
76 |
2021 |
17 |
74 |
Der Anstieg um 0,4 Punkte ist Teil einer anhaltenden Verschlechterung der Situation für Christen und spiegelt den sehr hohen Druck wider, der auf den Kirchen im ganzen Land lastet, unabhängig davon, ob sie der Regierung angehören oder nicht. Es wird immer schwieriger, sich der offiziellen kommunistischen Ideologie zu verweigern, die in einer Reihe von offiziellen Leitlinien veröffentlicht wird, und die Umsetzung des „Gesetzes über die patriotische Erziehung“ beeinflusst die staatlich anerkannten Kirchen. Alle Regelungen zum Thema Religion, die von 2018 bis 2024 eingeführt wurden, werden nun streng und einheitlich umgesetzt. Die Punkzahl für Gewalt hat wie im Vorjahr auch auf dem Weltverfolgungsindex 2025 ein sehr hohes Ausmaß.
8. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Frauen leiten häufig Kirchen, insbesondere Hauskirchen, und sind daher dem Risiko der Inhaftierung genauso ausgesetzt wie Männer. Im Allgemeinen sind christliche Konvertitinnen mit muslimischem und buddhistischem Hintergrund dem größten Druck ausgesetzt. In einigen Fällen werden ihre Ehemänner unter Druck gesetzt, sich von ihnen scheiden zu lassen, weil sie als Verräterinnen an ihrer ethnischen Gruppe angesehen werden. Chinas (inzwischen aufgehobene) Ein-Kind-Politik ist dafür berüchtigt, dass sie ein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern schafft. Die Folgen dieser Politik stehen in einer Wechselwirkung mit der Verwundbarkeit von christlichen Gemeinden und Christinnen in den Nachbarländern. Christinnen aus Nachbarländern, die in China in die Fänge des Menschenhandels geraten sind, werden mitunter als Bräute verkauft.
Männer
Obwohl sie einem ähnlichen Druck ausgesetzt sind wie Frauen, sind Männer und Jungen stärker gefährdet, körperlich misshandelt zu werden, z. B. von Polizeibeamten geschlagen zu werden. Männliche christliche Führungspersönlichkeiten werden von der Regierung besonders überwacht. Katholische Priester und führende Hauskirchenleiter wurden entführt – diesen Männern drohen körperliche Misshandlung oder sogar Prügel durch Polizeibeamte. Viele Männer erleiden Traumata während der Haft. Diejenigen, die längere Zeit inhaftiert sind, sind nicht in der Lage, ihre Familien finanziell zu versorgen. Aufgrund dieses Drucks entscheiden sich manche Kirchen- und Gemeindeleiter auszuwandern.
9. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Muslimische, buddhistische, taoistische und jüdische Gotteshäuser wurden ebenfalls geschlossen.
Muslime, Buddhisten und Anhänger von Falun Gong berichten über schwere soziale Diskriminierung in den Bereichen Beschäftigung, Wohnen und Wirtschaft. Tibetische Buddhisten werden von der Regierung stark unter Druck gesetzt, insbesondere durch das neue Gesetz zur ethnischen Einheit.
Muslime in Xinjiang leiden unter schweren Menschenrechtsverletzungen. Bis zu einer Million von ihnen werden in Umerziehungslagern festgehalten, die von der Regierung als „notwendig im Kampf gegen den radikalen Islam“ bezeichnet werden. Ein Bericht des UNHCR dokumentierte diese Gräueltaten, aber China übte Druck auf das Amt des Hohen Kommissars für Menschenrechte (OHCHR) aus, den Bericht nicht zu veröffentlichen. Einzelheiten zu den Lagern wurden in Berichten wie den „China Leaks“ enthüllt, und Satellitenbilder zeigen ihr Ausmaß.
10. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für China:
- Beten Sie um Weisheit, Mut und Gottes Führung für die Christen, um mit der wachsenden Kontrolle und Bedrängnis umzugehen – besonders für diejenigen in Leitungspositionen.
- Beten Sie, dass die Gemeinden trotz Überwachung gedeihen und noch viele Menschen zu Jesus finden – auch Kinder und Jugendliche, die keine christlichen Veranstaltungen besuchen dürfen.
- Bitten Sie darum, dass die örtlichen Partner von Open Doors bedürftige Christen erreichen können, um ihnen christliche Literatur zu bringen sowie Schulung und Gemeinschaft zu ermöglichen.
- Beten Sie dafür, dass die Behörden volle Religionsfreiheit gewähren und es den Christen wieder erlauben, sich ohne Einschränkungen zu versammeln und Gottesdienst zu feiern.