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China
Christenverfolgung in China
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2022 – 30. September 2023
Überblick
Religion wird von der regierenden „Kommunistischen Partei Chinas“ (KPCh) als Bedrohung angesehen. Die KPCh hat es den 281 Millionen Chinesen, die der KPCh oder den ihr angeschlossenen Jugendorganisationen angehören, offiziell verboten, sich an einer Vielzahl spiritueller Aktivitäten zu beteiligen. Die KPCh verfolgt eine Politik der „Sinisierung“ der Kirchen. Damit werden die Kirchen unter die Kontrolle der Partei gestellt, und sie werden verpflichtet, ihre Lehren, Bräuche und Moral an die chinesische Kultur anzupassen. Die staatlich anerkannten Kirchenverbände sind die protestantische Patriotische Drei-Selbst-Bewegung (TSPM) und die Patriotische Katholische Vereinigung (CPA). Kirchen, die diesen Kirchenverbänden nicht angehören, gelten als illegal und werden als „Hauskirchen“ oder „Untergrundkirchen“ bezeichnet, obwohl sie Hunderte von Mitgliedern haben können. Die Regierung bietet Anreize für Bürger, illegale religiöse Aktivitäten zu melden; Leiter von Kirchen und Gemeinden werden zunehmend unter Druck gesetzt, sich staatlich anerkannten Kirchen anzuschließen.
Registrierungspflichten und Verordnungen zur Religion aus dem Jahr 2018 werden immer strenger angewandt – einschließlich der zusätzlichen Erweiterungen dieser Verordnungen aus den Folgejahren, insbesondere der Vorschriften für religiöse Veranstaltungsorte, die am 1. September 2023 in Kraft traten. Hinzu kamen außerdem neue Restriktionen in Bezug auf das Internet, soziale Medien und Nichtregierungsorganisationen. Zusammengenommen schränken diese Verordnungen die Freiheit erheblich ein. Es gab Razzien, und Kirchen wurden geschlossen, Leiter wurden verhaftet und christliches Material wurde beschlagnahmt.
Wird ein christlicher Konvertit aus dem Islam oder dem tibetischen Buddhismus von seinem sozialen Umfeld oder seiner Familie entdeckt, so sind häufig Drohungen und tätliche Angriffe die Folge.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Die KPCh hat die Gesellschaft fest im Griff und bedient sich maoistischer Rhetorik und Ideologie, um die Bürger auf Linie zu halten. Präsident Xi Jinping kam 2013 an die Macht. Im Jahr 2017 wurden seine Ideen offiziell ins Parteistatut der KPCh aufgenommen. Mehrere Universitäten haben Fakultäten eröffnet, um diese Ideen zu lehren; die KPCh hat eine App veröffentlicht, um ihre Mitglieder auf diese Ideen zu testen; und es werden große Anstrengungen unternommen, um diese Ideen den Bürgern schon im Kindergartenalter zu vermitteln. Abweichende Ansichten sind nicht erlaubt, und abtrünnige Parteimitglieder werden ausgeschlossen oder ausgegrenzt. Der christliche Glaube muss aufgegeben werden, um eine Karriere im öffentlichen Dienst machen zu können.
Gemäß seiner Verfassung ist China atheistisch. Bücher, die den Atheismus propagieren, wie zum Beispiel das Buch „Die Grundsätze des wissenschaftlichen Atheismus“, werden als Lehrbücher an Hochschulen genauso verteilt wie unter Kadermitgliedern der KPCh. Rund 40 Prozent der Bürger stimmen dem Konfuzianismus zu, der einzigen Philosophie, die von der Regierung als wahrhaft chinesisch gepriesen wird, da sie den Kommunismus integrieren kann.
Die TSPM geht auf das Jahr 1954 zurück. Die unabhängigen Hauskirchen sind zahlreicher als die TSPM-Kirchen, aber weniger vernetzt und organisiert als diese. Die überwiegende Mehrheit dieser Hauskirchen hat nur wenig Ressourcen für pastorale Leitung und für den Aufbau von Arbeit unter Jugendlichen oder von anderen speziellen Arbeitsbereichen. Die meisten sind pfingstkirchlich geprägt. Gleichzeitig werden viele TSPM-Kirchen gezwungen, zu schließen und mit größeren Kirchen zu fusionieren. Zusätzlich zu diesem staatlichen Druck sind 2023 neue Vorschriften in Kraft getreten, die zeigen, wie die KPCh versucht, die christlichen Prioritäten und Werte neu zu definieren (besonders deutlich wird dies in den Artikeln 27, 36, 39 und 40). Vorbei sind die Zeiten, in denen sich Hauskirchen öffentlich an Orten wie Hotels, Einkaufszentren und Bürogebäuden versammelten konnten und Hunderte oder sogar Tausende Menschen zu einem Treffen kamen. Diese Kirchen haben sich in kleinere Gruppen von 10 bis 20 Personen aufgeteilt und treffen sich nun an verschiedenen und wechselnden Orten, oft in Privatwohnungen.
Katholiken machen nur einen kleinen Teil der christlichen Gemeinde in China aus. Am zahlreichsten vertreten sind sie in der Provinz Hebei und in den nördlichen und zentralen Teilen Chinas. Neben der CPA gibt es unabhängige katholische Kirchen, die sich an die Vorrangstellung des römisch-katholischen Papstes in Rom halten. In früheren Jahren wurden vor allem große Kirchen, die politisch aktiv waren oder ausländische Gäste einluden, überwacht und geschlossen; jetzt kann dies jede Kirche treffen, ob unabhängig oder staatlich anerkannt. Wenn eine Kirche geschlossen wird, teilt sie sich zumeist in kleine Gruppen auf und trifft sich online.
Es gibt Vorschriften, die Online-Treffen der Kirchen, die Orte für religiöse Aktivitäten und sogar die Wahl der kirchlichen Leiter regeln. Bibel-Apps wurden aus den Online-Stores verbannt. Pastoren nicht registrierter Kirchen werden zunehmend mit Anklagen konfrontiert wegen angeblicher Wirtschaftsdelikte, Finanzbetrug oder unter dem Sammelbegriff „Streit schüren und Ärger provozieren“.
China steht vor vielen Herausforderungen im In- und Ausland. Das Land versucht, den Grundsatz der Nichteinmischung und der staatlichen Souveränität im russisch-ukrainischen Krieg zu wahren und gleichzeitig Russland zu unterstützen, ohne als offizieller Verbündeter zu gelten. Der Prozess der amerikanisch-chinesischen „Abkopplung“ wird unter der Regierung Biden fortgesetzt. Zusammen mit dem Niedergang des Immobiliensektors des Landes und den Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie haben diese Herausforderungen zu Chinas verlangsamtem Wirtschaftswachstum beigetragen.
Weltanschauungen | Anhänger | % |
Christen | 96.700.000 | 6,7 |
Muslime | 25.965.620 | 1,8 |
Hindus | 20.010 | < 0,1 |
Buddhisten | 244.115.030 | 16,8 |
Anhänger ethnischer Religionen | 59.711.932 | 4,1 |
Juden | 3.032 | < 0,1 |
Bahai | 7.377 | < 0,1 |
Atheisten | 95.068.146 | 6,5 |
Agnostiker | 465.294.250 | 32,0 |
Andere | 465.242.174 | 32,0 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
Christliche Konvertiten muslimischer und buddhistischer Herkunft, die zu einer ethnischen Minderheit gehören, erfahren in China die wohl stärksten Einschränkungen ihrer Religionsfreiheit, da diese von ihren Familien und ihrem sozialen Umfeld ausgehen. Brennpunkte dafür sind Xinjiang, Tibet und die westchinesischen Provinzen Sichuan und Yunnan, aber auch Qinghai und Ningxia (wo der größte Teil der muslimischen Minderheiten angesiedelt ist). Im Westen Sichuans leben viele Tibeter, und auch in Guizhou und Yunnan sind viele ethnische Minderheiten beheimatet. In Yunnan zum Beispiel lebt auch die muslimische Minderheit der Hui.
Außerdem können die Provinzen Henan, Zhejiang, Anhui und Jiangxi als regionale Brennpunkte der Verfolgung gelten, da dort viele protestantische Christen leben; genauso Hebei, wo eine große Anzahl katholischer Christen ansässig ist. Gleichwohl sehen sich Christen und christliche Kirchen überall im Land mit Restriktionen und Überwachung konfrontiert. Aus allen Provinzen wird davon berichtet.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Kommunistische Unterdrückung
Für die KPCh gelten Christen als Bedrohung, da sie den größten gesellschaftlichen Teil in China darstellen, der nicht vollständig vom Staat kontrolliert wird. Gemäß den Regeln der KPCh werden alle Mitglieder, die selbst nach einer „Weiterbildung zur gedanklichen Festigung“ an religiösen Überzeugungen festhalten, „aufgefordert, die Partei zu verlassen“. Muslimische und tibetische Autoritätspersonen werden manchmal von der KPCh in die Pflicht genommen, um als Parteifunktionäre zu fungieren und christliche Aktivitäten in ihren Regionen einzuschränken.
Diktatorische Paranoia
Präsident Xi Jinping hat seine Macht in einer Weise gefestigt, wie es seit Mao Zedong nicht mehr der Fall war. Unter Xi ist die KPCh geradezu militant in ihren Bemühungen geworden, die Kontrolle zu behalten. Die Regierungsbehörden haben genau untersucht, was in anderen Ländern zum Niedergang des Kommunismus geführt hat, und ein Faktor, um den Niedergang zu verhindern, ist die Kontrolle gesellschaftlicher Gruppen wie der Christen. Diese gelten immer noch als fremdartiger Einfluss, der mit ausländischen und vorwiegend westlichen Kräften in Verbindung steht. Die Partei übt Druck auf ihre Beamten aus, damit sie ihre Politik umsetzen, und bietet ihnen dafür Anreize.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Ausländische Christen und Arbeitsmigranten
Ausländische Christen haben mehr Freiheiten als andere von Verfolgung betroffene Christen, sie werden aber bei ihren Kontakten mit den einheimischen chinesischen Kirchen überwacht und eingeschränkt. Ihre Zahl ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen, vor allem die von Christen aus dem Westen. Die chinesischen Behörden gehen hart gegen ausländische christliche Missionare vor, insbesondere gegen jene aus Südkorea, aber auch gegen Missionare aus den USA, Taiwan und Hongkong.
Christen aus traditionellen Kirchen
Kirchen, die zur TSPM oder CPA gehören, stehen unter staatlicher Kontrolle. Auch wenn es generell keine unmittelbare Zensur gibt, äußern sich ihre Leiter nur sehr vorsichtig. Die Wahl der Führungspersonen dieser Kirchen wird durch den Staat beeinflusst. TSPM und CPA haben jeweils einen Fünfjahresplan über Maßnahmen zur Sinisierung ihrer Kirchen veröffentlicht.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Konvertiten haben entweder eine muslimische oder buddhistische (tibetische) Herkunft. Sie leben oft in Regionen, wo ethnische Minderheiten beheimatet sind und die Lage instabil ist, und sind dem Druck der Regierung sowie des sozialen Umfelds ausgesetzt. Die Regierung schränkt jede Versammlung ein, die sie für politisch oder gefährlich hält. Familie, Freunde und soziales Umfeld setzen die christlichen Konvertiten unter Druck, zum „wahren Glauben“ zurückzukehren, da dieser ein wichtiger verbindender Faktor für die ethnischen Gruppen ist – gerade angesichts des „Gesetzes zur ethnischen Einheit“, das von den kommunistischen Behörden durchgesetzt wird.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Anders als noch vor einigen Jahren, als Gemeinden sich mit Hunderten von Mitgliedern trafen, in einigen Provinzen sogar offen in Bürogebäuden, sind die meisten Hauskirchen jetzt zu Treffen in Privathäusern zurückgekehrt. Diese Christen der protestantischen Freikirchen sind gravierend von der intensivierten Kontrolle und der Sinisierung betroffen.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Privatleben
Der Zugang zu christlichen Online-Inhalten wird von der Regierung streng überwacht, wenn nicht sogar blockiert. So wurden zum Beispiel religiöse Bücher beim Hörbuch-Dienst „Audible“ von Amazon verboten sowie auch Bibel- und Koran-Apps beim „App Store“ von Apple. „Es wird bewusst darauf abgezielt, das Herunterladen von christlichem Material über das Internet zu unterbinden“, so fasst ein Experte für das Land zusammen. Christliche Konvertiten mit muslimischem oder buddhistischem Hintergrund halten ihren Glauben meist geheim, da sie sonst mit Drohungen oder ihrer Verhaftung durch die örtlichen Behörden rechnen müssen. Partei- und Militärangehörige, die den christlichen Glauben annehmen, tendieren ebenfalls dazu, ihren Glauben geheim zu halten.
Familienleben
Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist die Teilnahme an religiösen Veranstaltungen untersagt. Die KPCh warnt, religiöse Aktivitäten würden als illegales Verhalten angesehen – mit der Folge, dass viele Kinder von Christen verwirrt und manchmal wütend auf ihre christlichen Eltern sind. Mitunter werden Schüler unter Druck gesetzt, die Religion ihrer Eltern preiszugeben. In einigen Gegenden wird außerdem Kindern von christlichen Konvertiten damit gedroht, dass sie ihren schulischen Abschluss nicht machen dürfen oder nicht zum weiteren Studium zugelassen werden. Im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2024 wurde ein Dokument veröffentlicht, in dem die Hochschulpolitik des chinesischen Bildungsministeriums dargelegt und in dem detailliert beschrieben wird, wie sichergestellt werden soll, dass „Schulen den Grundsatz der Trennung von Bildung und Religion einhalten und keine Organisation oder Einzelperson in Schulen religiöse Aktivitäten durchführen darf“.
Gesellschaftliches Leben
Die Überwachung (z. B. durch Videoüberwachung, Nachbarschaftskomitees und Sicherheitskräfte) ist weit verbreitet. Christen in Schlüsselpositionen und mit einem großen Einfluss innerhalb der christlichen Gemeinschaft stehen unter besonderer Beobachtung; Meldungen aus dem aktuellen Berichtszeitraum zufolge kann es aber schon ausreichen, ein engagierter (lokaler) Pastor oder Gemeindeleiter zu sein, um auf dem Radar der Behörden zu erscheinen und ständig beobachtet zu werden. Die KPCh pflegt ein Belohnungssystem, um lokale Sicherheitskräfte darin anzuspornen, Unregelmäßigkeiten zu melden. Die engmaschige Form der Netzwerkverwaltung („grid management“) wird zur Überwachung von Nachbarschaftsvierteln eingesetzt. Leiter von Kirchen und Gemeinden werden häufig zu Verhören auf örtliche Polizeistationen vorgeladen, so auch im Fall der Tochtergemeinden der Early Rain Covenant Church (ERCC) in Chengdu. Diskriminierung im Erwerbsleben tritt gerade im öffentlichen Sektor häufig auf (z. B. werden Anhänger einer Religion von solchen Behördenpositionen ausgeschlossen, die eine Parteimitgliedschaft erfordern). In seltenen Fällen setzte die Regierung private Arbeitgeber unter Druck, Verträge mit Anhängern einer Religion zu kündigen. Christliche Konvertiten muslimischer oder buddhistischer Herkunft werden von ihrer Familie und ihrem sozialen Umfeld benachteiligt und unter Druck gesetzt, zu ihrem früheren Glauben zurückzukehren; oftmals so lange, bis sie nachgeben.
Leben im Staat
Die chinesische Verfassung gewährt in der Theorie Religionsfreiheit, schützt jedoch nur „normale“ religiöse Aktivität. Dabei ist es dem Staat überlassen zu definieren, was als „normale“ religiöse Aktivität gesehen werden kann. Im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2024 gab es eine Fülle von Verfahren gegen Christen, unter anderem wegen „illegaler Geschäfte“ oder „Betrugs“ – was zu einer neuen Standardanklage wird (siehe auch „Beispiele für Auftreten von Gewalt“).
Es gibt viele Möglichkeiten, religiöse Minderheiten zu diskriminieren: die Verweigerung von Genehmigungen, die Durchführung von Finanzermittlungen angeblich zur Aufdeckung ausländischer Verbindungen oder die Schließung von Kirchen wegen mutmaßlicher Verstöße gegen Bau- oder Brandschutzvorschriften. „Die Pastoren der TSPM-Kirchen müssen ‚sozialistische Grundwerte‘ und ‚Patriotismus‘ predigen. Wenn sie sich weigerten, würden sie ihren Arbeitsplatz verlieren oder aus der TSPM austreten“, so ein Experte für das Land. In Artikel 39 der oben erwähnten Vorschriften von 2023 wird gefordert, dass „Predigten die sozialistischen Grundwerte widerspiegeln sollten“. Christen, die von staatlichen Hilfen abhängig sind (z. B. ältere Menschen), werden manchmal von örtlichen Parteifunktionären unter Druck gesetzt, sich zwischen ihrem Glauben und den Hilfsleistungen zu entscheiden.
Kirchliches Leben
Die Aktivitäten von Kirchen werden nicht nur durch Agenten überwacht, sondern auch durch Überwachungskameras, die die Kanzel, die Gemeinde und das Kirchengelände unter Beobachtung halten. Predigten in den Sonntagsgottesdiensten der anerkannten Kirchen müssen in einigen Regionen des Landes vorab genehmigt werden.
Für religiöse Einrichtungen wurden im Jahr 2021 und 2023 Verordnungen veröffentlicht. Sie ordnen Kurse in ideologischer und politischer Theorie an, insbesondere zu Xi Jinpings Gedankengut. Auch wurde eine Verordnung über Kleriker beziehungsweise Pastoren eingeführt. Darin heißt es, dass Kleriker das Vaterland lieben und die Führung der KPCh sowie die Sinisierung der Kirchen unterstützen sollen.
Die Überwachung nicht registrierter Kirchen hat zugenommen; immer häufiger wird davon berichtet, dass sie sich Schikanen und Behinderungen ausgesetzt sehen, sobald ihre Aktivitäten entdeckt werden. Die meisten nicht registrierten Kirchen waren gezwungen, kleine Gruppen zu bilden und sich an mehreren Orten zu versammeln, um ihrer Entdeckung zu entgehen. Ein Experte für das Land fügt hinzu: „Während es in der Vergangenheit einige Kanäle gab, um Unzufriedenheit mit der Religionspolitik zu äußern, sind heute keine abweichenden Stimmen mehr erlaubt.“
Beispiele für Auftreten von Gewalt
- Am 28. Juni 2023 wurden Mu En und Enoch Wang, Leiter einer christlichen Gruppe junger Erwachsener in Hefei (Provinz Anhui), wegen „Betrugs“ zu dreieinhalb beziehungsweise drei Jahren Haft verurteilt.
- Am 12. Mai 2023 wurden die Ältesten Zhisheng Pan und Hua Huang von der Nanchang Christian Assembly in der Provinz Jiangxi wegen „Organisation und Betreiben einer religiösen Sekte“ angeklagt und zu jeweils mehr als drei Jahren Haft verurteilt.
- Priester Xie Tianming aus der Diözese Baoding (Provinz Hebei) galt als verschwunden, tauchte aber am 10. April 2023 wieder auf und erklärte sich bereit, der CPA beizutreten. Er wurde umgehend zur „politischen Umerziehung“ durch die staatlichen Behörden gebracht.
- Am 8. Februar 2023 führte die Polizei eine Razzia bei einem Zelt-Gottesdienst in der Shouwang-Kirche in Peking durch. Die Shouwang-Kirche war 2019 geschlossen und für illegal erklärt worden.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr | Platzierung | Punktzahl |
2024 | 19 | 78 |
2023 | 16 | 77 |
2022 | 17 | 76 |
2021 | 17 | 74 |
2020 | 23 | 70 |
Der Anstieg um 0,7 Punkte auf dem Weltverfolgungsindex 2024 zeigt eine sich ständig verschlechternde Situation in China. Darin spiegelt sich wider, dass der starke Druck auf die Kirchen und Gemeinden landesweit zu spüren ist, unabhängig davon, ob diese staatlich anerkannt sind oder nicht. Der Wert für Gewalt blieb gleich hoch wie im Vorjahr, aber die Werte für den Druck stiegen in allen fünf Lebensbereichen leicht an. Dies ist auf die verschärften Beschränkungen zurückzuführen, darunter die neuen Vorschriften für religiöse Veranstaltungsorte, die sich an staatlich anerkannte Kirchen richten.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Frauen leiten häufig Kirchen, insbesondere Hauskirchen, und sind daher dem Risiko der Inhaftierung genauso ausgesetzt wie Männer. Im Allgemeinen sind christliche Konvertitinnen mit muslimischem und buddhistischem Hintergrund dem größten Druck ausgesetzt. In einigen Fällen werden ihre Ehemänner unter Druck gesetzt, sich von ihnen scheiden zu lassen, weil sie als Verräterinnen an ihrer ethnischen Gruppe angesehen werden. Chinas (inzwischen aufgehobene) Ein-Kind-Politik ist dafür berüchtigt, dass sie ein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern schafft. Die Folgen dieser Politik stehen in einer Wechselwirkung mit der Verwundbarkeit von christlichen Gemeinden und Christinnen in den Nachbarländern. Christinnen aus Nachbarländern, die in China in die Fänge des Menschenhandels geraten sind, werden möglicherweise als Bräute verkauft.
Männer
Obwohl sie einem ähnlichen Druck ausgesetzt sind wie Frauen, sind männliche Christen stärker davon bedroht, körperlich misshandelt zu werden. Männer, die Leitungsverantwortung in einer christlichen Gemeinde tragen, werden gezielt von der Regierung überwacht. Katholische Priester und führende Hauskirchenleiter wurden entführt, – diesen Männern drohen körperliche Misshandlung oder sogar Prügel durch Polizeibeamte. Viele Männer erleiden Traumata während der Haft. Diejenigen, die längere Zeit inhaftiert sind, sind nicht in der Lage, ihre Familien finanziell zu versorgen. Aufgrund dieses Drucks entscheiden sich manche Kirchen- und Gemeindeleiter für die Auswanderung.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Muslimische, buddhistische, taoistische und jüdische Gotteshäuser wurden ebenfalls geschlossen.
Muslime, Buddhisten und Anhänger von Falun Gong berichten über schwere soziale Diskriminierung in den Bereichen Beschäftigung, Wohnen und Wirtschaft. Tibetische Buddhisten werden von der Regierung stark unter Druck gesetzt, insbesondere durch das neue Gesetz zur ethnischen Einheit.
Muslime in Xinjiang leiden unter schweren Menschenrechtsverletzungen. Bis zu einer Million von ihnen werden in Umerziehungslagern festgehalten, die von der Regierung als „notwendig im Kampf gegen den radikalen Islam“ bezeichnet werden. Ein Bericht des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) hat diese Gräueltaten dokumentiert. Allerdings übte China Druck auf die Behörde des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) aus, diesen Bericht nicht zu veröffentlichen. Einzelheiten über die Umerziehungslager wurden auch in Berichten wie den „China Leaks“ enthüllt, und Satellitenbilder zeigen das Ausmaß der Lager.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für China:
- Beten Sie um Weisheit, Mut und Gottes Führung für die Christen, um mit der wachsenden Kontrolle und Bedrängnis umzugehen – besonders für diejenigen in Leitungspositionen.
- Beten Sie, dass die Gemeinden trotz Überwachung gedeihen und noch viele Menschen zu Jesus finden – auch Kinder und Jugendliche, die keine christlichen Veranstaltungen besuchen dürfen.
- Bitten Sie darum, dass die örtlichen Partner von Open Doors bedürftige Christen erreichen können, um ihnen christliche Literatur zu bringen sowie Schulung und Gemeinschaft zu ermöglichen.
- Beten Sie dafür, dass die Behörden volle Religionsfreiheit gewähren und es den Christen wieder erlauben, sich ohne Einschränkungen zu versammeln und Gottesdienst zu feiern.