Weltverfolgungsindex 2025

Myanmar

Christenverfolgung in Myanmar

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2023 – 30. September 2024

1. Überblick

Mit dem Jahr 2025 geht Myanmar in das fünfte Jahr eines immer gewaltsameren Konfliktes. Nach dem Putsch der Armee im Februar 2021 gehen die Kämpfe in vielen Teilen des Landes weiter und haben sich sogar intensiviert. Dabei ist die christliche Minderheit unter denen, die die Hauptlast der Angriffe tragen. Selbst etablierte Kirchen, die zur Gruppe der traditionellen Kirchen und Gemeinden gehören, werden angegriffen – und zwar in Staaten Myanmars, in denen Christen die Mehrheit ausmachen, wie dem Chin-Staat und dem Kayah-Staat, und auch in Staaten mit einer starken christlichen Minderheit wie dem Kachin-, dem Karen- oder dem Shan-Staat. Mehr Christen als je zuvor wurden vertrieben und leben in Lagern für Binnenflüchtlinge, suchen Zuflucht in Kirchen oder fliehen sogar in den Dschungel, wo sie oft keinen Zugang zu Nahrung oder medizinischer Versorgung haben. Seit Beginn des Bürgerkrieges sind schätzungsweise 2,8 Millionen Bürger Myanmars zu Binnenvertriebenen geworden. Die Christen sind Teil der im Allgemeinen friedlichen Widerstandsbewegung, aber einige sind auch in die Kämpfe verwickelt.

Eine Offensive namens „Operation 1027“, die im Oktober 2023 von drei mächtigen bewaffneten ethnischen Gruppen im nördlichen Shan-Staat gestartet wurde, dauert noch an. Sie hat die Militärjunta aber insgesamt in die Defensive gedrängt und sie gezwungen, sich stärker auf das birmanische Kernland zu konzentrieren. Hinzu kamen mehr oder weniger erfolgreiche Offensiven anderer bewaffneter ethnischer Gruppen, die dazu führten, dass diese Gruppen etwa die Hälfte des Territoriums von Myanmar halten, während die Operationen noch andauern.

Konvertiten zum christlichen Glauben werden zusätzlich von ihren Familien und ihrem sozialen Umfeld verfolgt, da die Abwendung vom Buddhismus bzw. dem Islam oder ihrer Stammesreligion als Verrat angesehen wird. Gemeinschaften, die darauf bedacht sind, „rein buddhistisch“ zu bleiben, machen christlichen Familien das Überleben unmöglich, indem sie ihnen beispielsweise die Nutzung der gemeinschaftlichen Wasserressourcen verbieten. Auch nicht traditionelle kirchliche Gruppen stoßen auf Widerstand, vor allem in den ländlichen Gebieten Myanmars und/oder wenn bekannt wird, dass sie das Evangelium weitergeben.

Länderprofil als PDF

Das nachfolgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus den ausführlichen Berichten von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Dieses deutsche Länderprofil finden Sie hier auch als PDF zum Download. Die ausführlichen Berichte in englischer Originalfassung („Background Information“ und „Persecution Dynamics“) finden Sie am Ende dieser Seite.

Länderprofil als PDF

2. Hintergrund

Nach der Unabhängigkeit Myanmars im Jahr 1948 versuchten verschiedene ethnische Gruppen, sich abzuspalten und unabhängige Staaten zu bilden. Das Militär wollte die Integrität des Staates aufrechterhalten sowie die Kontrolle durch die Ethnie der Bamar sichern und ergriff die Macht. Es folgten fünf Jahrzehnte der Militärherrschaft. Eine Reihe von Protesten unter der Führung von Aung San Suu Kyi erhöhte den öffentlichen Druck auf die Regierung. Dies mündete in die Wahlen im Jahr 2015, die Aung San Suu Kyi mit einem erdrutschartigen Sieg gewann. Bei den Wahlen im November 2020 gewann die Partei von Aung San Suu Kyi 82 Prozent aller verfügbaren Sitze. Weithin wurden diese Wahlen als frei und fair anerkannt, doch das Militär sprach von Wahlbetrug. Es inszenierte einen Putsch, durch den Suu Kyi im Februar 2021 gewaltsam abgesetzt wurde. Seitdem herrscht wieder das Militär, was zu erheblichen Unruhen, Gewalt und Vertreibung im ganzen Land geführt hat. Die Staaten Myanmars, in denen Christen eine signifikante Minderheit darstellen, sind besonders davon betroffen. Die meisten Christen gehören ethnischen Minderheiten des Landes an (wie den Chin, Karen, Lisu, Kachin, Nagah, Kayah und Lahu) und nicht der Ethnie der Bamar, die in Myanmar die Bevölkerungsmehrheit ausmacht.

Das Leben für Christen war schon vor dem Putsch hart. So wurden beispielsweise im August 2015 die „Gesetze zum Schutz von Ethnie und Religion“ verabschiedet. Diese zielten darauf ab, die buddhistische Identität und die ethnische Mehrheitsgruppe der Bamar zu schützen, indem sie den Glaubenswechsel, die interreligiöse Heirat, die Bevölkerungskontrolle und die Monogamie regelten. Sie wurden landesweit von nationalistischen buddhistischen Gruppen wie der „Patriotic Association of Myanmar“ („Patriotische Gesellschaft Myanmar“, Ma Ba Tha) gefeiert. Diese Gesetze richten sich zwar in erster Linie gegen die muslimische Minderheit im Bundesstaat Rakhine, doch sind auch Christen betroffen, da Glaubenswechsel ein Verwaltungsverfahren durchlaufen müssen, das auch die Meldung an verschiedene Behörden umfasst. Ma Ba Tha wurde mehrmals verboten, taucht aber immer wieder unter verschiedenen anderen Namen erneut auf.

Extremistische buddhistische Gruppen nehmen eher Muslime als Christen ins Visier, was zur Vertreibung des größtenteils muslimischen Volkes der Rohingya nach Bangladesch geführt hat. Im März 2022 erklärte die US-Regierung die Gräueltaten an den Rohingya als Völkermord, und der Weltgerichtshof (der neue Name für den Internationalen Gerichtshof in Den Haag) hat bestätigt, dass er in dem Fall, in dem Myanmar wegen Völkermordes angeklagt wird, zuständig ist. Konvertiten zum christlichen Glauben, z. B. solche mit buddhistischem Hintergrund, werden weiterhin von ihren Familien und ihrem sozialen Umfeld verfolgt. Die Ma Ba Tha und die nationalistische Miliz „Pyu Saw Htee“ sind maßgeblich und aktiv an der Überwachung der Aktivitäten von Christen beteiligt, einschließlich derer mit buddhistischem Hintergrund.

Christen erfahren Druck und Gewalt vonseiten der Armee. Es wird von Morden an Christen berichtet. Die Vereinten Nationen haben festgestellt, dass sich die Opiumproduktion in Myanmar seit dem Militärputsch vom Februar 2021 fast verdoppelt hat; dieses lukrative organisierte Verbrechen und die gesetzlosen Zonen sind laut einem Bericht des United States Institute of Peace der US-amerikanischen Regierung Brennpunkte für den Menschenhandel. Diese Zonen befinden sich hauptsächlich in den abgelegenen und grenznahen Regionen Myanmars, in denen viele christliche Minderheiten leben. China hat Maßnahmen wie Razzien gegen gesetzlose Zonen erzwungen, da chinesische Staatsbürger zu den Hauptzielen des organisierten Verbrechens dort gehören.

Protestanten machen fast zwei Drittel aller Christen aus. Die Myanmar Baptist Convention schätzt ihre Mitgliederzahl auf etwa 1,6 Millionen Christen, von denen viele zum Volk der Karen, Kachin und Chin gehören. Die Zahl der Katholiken ist geringer, aber es gibt Schätzungen von bis zu einer Million. Es gibt jedoch keinen starken überkonfessionellen Verband unter den Christen; in kontroversen Fragen und in Bezug auf die (Verfolgungs-)Situation im Land sind ihre Reaktionen nicht einheitlich.

Weltanschauungen

Anhänger

%

Christen

4.760.000

8,7

Muslime

2.123.000

3,9

Hindus

962.000

1,8

Buddhisten

40.603.000

73,9

Anhänger ethnischer Religionen

5.159.000

9,4

Juden

34

< 0,1

Bahai

96.700

0,2

Atheisten

21.700

< 0,1

Agnostiker

251.000

0,5

Andere

988.130

1,8

3. Gibt es regionale Unterschiede?

Was die Schwierigkeiten für Christen im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2025 betrifft, so hat sich der Konflikt sowohl in Gebieten mit einer christlichen Mehrheit (wie dem Chin-Staat) als auch in Gebieten mit bedeutenden christlichen Minderheiten verschärft. Die Tatmadaw (Streitkräfte Myanmars) greifen wahllos christliche Dörfer und Kirchengebäude an, in denen manchmal Lager für Flüchtlinge oder Binnenvertriebene untergebracht sind, und töten Christen. Während die Gräueltaten im Bundesstaat Chin weitergehen, sind der Kachin-Staat im Norden, der Kayin-Staat im Südosten, der Kayah-Staat im Südosten und die Region Sagaing im Westen weitere regionale Brennpunkte. Die Kämpfe dort gehen weiter, und immer mehr Menschen – viele von ihnen Christen – leben in Vertriebenenlagern. Die meisten von ihnen befinden sich schon seit Jahren dort. Der Zugang für humanitäre Hilfe ist blockiert. Auch im benachbarten Shan-Staat, in dem es eine große christliche Minderheit gibt, intensivierten sich die Kämpfe weiter, insbesondere im Norden. Die gesetzlosen Zonen an der Grenze zu Laos und Thailand, in denen das organisierte Verbrechen blüht, befinden sich in Minderheitengebieten, in denen auch viele Christen leben.

4. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Religiös motivierter Nationalismus, gemischt mit ethnisch-religiöser Feindseligkeit

60 Prozent der Bevölkerung Myanmars sind Birmanen (Bamar). Bamar zu sein, wird damit gleichgesetzt, buddhistisch zu sein. Wer eine andere Religion hat, wird als fremd und als Bedrohung für den Staat und die nationale Einheit angesehen. Die Regierungspolitik unterstützt sogar extremistische Buddhisten wie die Ma Ba Tha. Ein Experte für das Land berichtet, dass das Militärregime Ma-Ba-Tha-Mitglieder in der lokalen Verwaltung einsetzt.

Diktatorische Paranoia

Myanmar hat eine lange Geschichte der Herrschaft durch die Armee. Während man weder die 2015 noch die 2020 gewählte Regierung als paranoid bezeichnen kann, ist Myanmar eines der wenigen Länder, in denen die Armee fast die gesamte Macht innehat, wie der Militärputsch vom Februar 2021 verdeutlicht. Ein Viertel der Parlamentssitze ist für Militärpersonal reserviert, und die Armee hat die wichtigsten Regierungsämter inne. Ein Experte für das Land erklärt: „Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem ‚Recht auf Herrschaft‘ einer birmanischen Regierung (vergleichbar mit dem chinesischen ‚Mandat des Himmels‘) und ihrer Fähigkeit, eine buddhistische Ökumene zu schaffen, zu erhalten und zu erweitern. Daher ist es für die derzeitige Junta von entscheidender Bedeutung, gegen die ethnischen Minderheiten zu gewinnen, um den Buddhismus auf die Gebiete auszudehnen beziehungsweise dort durchzusetzen, die traditionell NIE den Birmanen gehörten oder von ihnen regiert wurden.“

Organisiertes Verbrechen und Korruption

Viele der wertvollsten natürlichen Ressourcen Myanmars wie Jade, Erze und Holz finden sich in Staaten mit einem hohen christlichen Bevölkerungsanteil. Außerdem ist Myanmar Teil des sogenannten „Goldenen Dreiecks“, einer der Regionen Asiens mit der größten Opiumproduktion. Um die Einnahmen aus diesen lukrativen Geschäften konkurrieren häufig das Militär und aufständische Gruppen. Diejenigen, die sich der Korruption widersetzen, wie zum Beispiel Christen, riskieren Gewalt sowohl vonseiten der Aufständischen als auch durch das Militär selbst. Die gesetzlosen Zonen, die in Staaten ethnischer Minderheiten wie dem Shan-Staat und anderen an Laos und Thailand angrenzenden Staaten entstehen, sind ein weiteres Beispiel dafür, wie der Bürgerkrieg dem organisierten Verbrechen zugute kommt.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Dokument „Persecution Dynamics“.

5. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Christen aus traditionellen Kirchen

Traditionelle Kirchen sind seit Jahrzehnten dem Druck und der Gewalt der Tatmadaw ausgesetzt. Häufig geraten sie in den Sog der Konflikte zwischen Militär und extremistischen Aufständischen, wie der „Kachin Independence Army“ („Unabhängige Armee Kachin“, KIA), die den Kampf der Opposition unterstützt. Da es sich bei diesen Konflikten in der Regel um Separatismuskonflikte handelt, ist die Atmosphäre vielfach von einem Gefühl des Nationalismus beherrscht – Christen, die als „fremd“ angesehen werden, gehören so zu den ersten möglichen Opfern von Angriffen.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Konvertiten zum christlichen Glauben haben meist einen buddhistischen oder muslimischen Hintergrund. Sie sehen sich extremen Verletzungen ihrer Rechte durch Behörden, Familien und das soziale Umfeld ausgesetzt. Den Buddhismus zu verlassen, ist für Angehörige der Bamar-Ethnie nicht akzeptabel, und für bekannte Konvertiten ist es sehr wahrscheinlich, aus ihren Dörfern vertrieben zu werden. Extremistische buddhistische Gruppen wie Ma Ba Tha und Pyu Saw Htee sind maßgeblich und aktiv an der Überwachung der Aktivitäten von Christen beteiligt, einschließlich derer mit buddhistischem Hintergrund. Obwohl es sich bei den Rohingya um eine vorwiegend muslimische Volksgruppe handelt, gibt es unter ihnen auch christliche Konvertiten. Aufgrund des gewaltsamen Vorgehens des Militärs gegen die Rohingya waren viele gezwungen, nach Bangladesch zu fliehen. Die christlichen Rohingya werden sowohl wegen ihrer ethnischen als auch ihrer religiösen Zugehörigkeit verfolgt.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Die Rechte vieler evangelikaler und pfingstkirchlicher Gemeinden werden vor allem in ländlichen Gebieten durch ihr soziales Umfeld verletzt. In der Vergangenheit waren Evangelisationsversuche sowie die Einfuhr von christlichem Material illegal. In jüngster Zeit versucht die Politik der Regierung, den Interessen des Buddhismus auf Kosten der religiösen Minderheiten Vorrang einzuräumen.

6. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben 12.6
Familienleben 11.1
Gesellschaftliches Leben 13.5
Leben im Staat 14.1
Kirchliches Leben 12.9
Auftreten von Gewalt 16.5

Privatleben

Myanmars derzeitige Gesetze machen es Einzelnen schwer, ihren Glauben zu wechseln. Das Gesetz zum Religionswechsel (Teil des „Gesetzes zum Schutz von Ethnie und Religion“) verlangt von Bürgern, die ihre Religion wechseln wollen, die Genehmigung durch ein neu eingerichtetes Registrierungsgremium für Glaubenswechsel. Dazu müssen sie sich einer Befragung unterziehen und sind verpflichtet, eine Zeit lang religiöse Studien zu betreiben. Während dieser Zeit wird ihr Antrag öffentlich ausgehängt. So soll erreicht werden, dass sie unter dem starken Druck des sozialen Umfelds ihren Antrag wieder zurückziehen. Aus diesem Grund erfolgt der Glaubenswechsel in der Regel im Geheimen. Konvertiten sind auch dem Druck ihrer Familie und ihrer Gemeinschaft ausgesetzt; sie werden nicht selten verstoßen und aus dem Haus der Familie vertrieben.

Familienleben

Die Regierung unterhält weiterhin sogenannte „Na-Ta-La“-Schulen – das sind Schulen in den Grenzgebieten Myanmars zur Förderung Jugendlicher aus einheimischen Volksgruppen. Diese Schulen sind für Minderheiten attraktiv, da es Internate sind, die keine Gebühren erheben; dabei werden diese Schulen genutzt, um junge Menschen zu beeinflussen und sie in den Buddhismus einzuführen. Sie sind vom Krieg betroffen, aber es ist nicht klar, in welchem Ausmaß. Gleichzeitig setzt das Militär seine Taktik der Schwächung aufständischer ethnischer Minderheiten fort, indem es Jugendliche aus diesen Minderheiten in die Drogenabhängigkeit führt. Diese Praxis betrifft auch die Christen im Kachin-Staat.

Gesellschaftliches Leben

Die Christen in Myanmar werden vom sozialen Umfeld stark unter Druck gesetzt. Sie werden oftmals wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch ausgegrenzt, was zu Armut und Schikanen führt und sie kriminellen Machenschaften ausliefert. Insbesondere die Christen, die sich in Hauskirchen versammeln, werden von kommunalen und staatlichen Behörden überwacht und unter Druck gesetzt, ihren Glauben aufzugeben. Sie werden von kommunalen Entscheidungen und gemeinschaftlich genutzten Ressourcen ausgeschlossen. Durch die Verweigerung von Baumaterialien und der Blockade des Zugangs zu Trinkwasser können Christen in unsichere oder gefährliche Situationen geraten.

Angesichts des sich ausbreitenden Bürgerkrieges und der schnell wachsenden Zahl von Binnenvertriebenen und Lagern für Binnenvertriebene ist eine medizinische Versorgung und humanitäre Hilfe für Christen entweder nicht möglich, nicht erlaubt oder wird nur in minimalen Mengen geleistet. Die internationale Beobachtung (und manchmal sogar der Zugang zu den Lagern) wird blockiert. Ein Experte für das Land schreibt: „Seit dem Militärputsch im Februar 2021 hat die Regierung Überwachungstechnologien wie Gesichtserkennung, das Abhören von Telefonen, Internetzensur und Überwachung sozialer Medien eingesetzt, um Christen zu verfolgen und zu identifizieren, insbesondere diejenigen, die an Protesten teilnehmen. Einige Christen werden vom Militär oder von bewaffneten Gruppen beschattet, belästigt oder bedroht, insbesondere in Konfliktgebieten mit mehrheitlich christlicher Bevölkerung.“

Leben im Staat

Abschnitt 361 der Verfassung aus dem Jahr 2008 besagt: „Die Union erkennt an, dass der Buddhismus eine besondere Stellung innehat als der Glaube, der von der großen Mehrheit der Bürger der Union praktiziert wird.“ In Abschnitt 362 wird jedoch auch die Präsenz des Christentums, des Islam, des Hinduismus und des Animismus anerkannt. Diese „besondere Stellung des Buddhismus“ wird von extremistischen Buddhisten missbraucht. Die frühere Regierung versuchte, die Unterstützung der Buddhisten zu gewinnen, indem sie den Übertritt zu anderen Religionen kontrollierte, interreligiöse Ehen verbot und Geburtenkontrollen einführte. Für den Glaubenswechsel muss (wie im Abschnitt „Privatleben“ beschrieben) eine offizielle Genehmigung eingeholt werden.

Christen werden normalerweise nur dann von Unternehmen eingestellt, wenn keine Buddhisten zur Verfügung stehen, und sie werden regelmäßig bei Beförderungen übergangen.

Im Bürgerkrieg werden christliche Entwicklungshelfer und Pastoren zunehmend beschuldigt, Anführer von Widerstandsgruppen zu sein. Sie stehen in der Gefahr, von der Armee angegriffen zu werden. Ein Experte für das Land erklärt: „Christen dürfen nicht gegen die ‚Kultur und Religion‘ des Landes predigen. Dies lässt einen unglaublich weiten Interpretationsspielraum zu, so dass ein Christ aus sehr fadenscheinigen Gründen von buddhistischen Geschäftsleuten oder Politikern verfolgt werden kann.“

Kirchliches Leben

Jeder Widerspruch wird vom Militär hart angegangen, insbesondere jede Kritik an der Situation der ethnischen und religiösen Minderheiten. Christliche Leiter werden häufig beschuldigt, sich dem Widerstand anzuschließen oder ihn sogar anzuführen. Trotzdem gibt es weiterhin mutige Christen, die ihre Stimme erheben. So berichtete die „Union of Catholic Asian News“ (UCA News) im Januar 2022 von Schwester Ann Rose Nu Tawng, die mehrmals verhaftet wurde, nachdem sie friedlich gegen die Militärjunta protestiert hatte.

Da die Kirchen im Verdacht stehen, Zentren der Opposition zu sein, werden ihre Aktivitäten vom jeweiligen lokalen Umfeld, den Behörden und insbesondere dem Militär überwacht. In einer zunehmenden Zahl von Fällen führte diese Überwachung zu Angriffen auf Kirchengebäude und Gemeindemitarbeiter sowie Pastoren, sogar bis hin zu Mord.

Auch buddhistische Mönche, die mit der extremistisch-buddhistischen Gruppierung Ma Ba Tha verbunden sind, überwachen christliche Aktivitäten. Für christliche Konvertiten ist diese Art des Drucks noch schwerwiegender. Denn ihre Entdeckung kann sehr ernsthafte Folgen für sie haben – nicht nur vonseiten des sozialen Umfelds, sondern auch von der eigenen Familie.

Beispiele für das Auftreten von Gewalt

12. April 2024: Der katholische Priester Paul Khwi Shane Aung wird während eines morgendlichen Gottesdienstes in der Stadt Mohnyin im Bundesstaat Kachin angeschossen und schwer verletzt, wie UCA News berichtet.

7. Januar 2024: Eine Kirche im Dorf Kanan, Division Sagaing, wird Ziel von Luftangriffen, bei denen 17 Menschen getötet und neun verwundet werden. Einem Bericht von „Mission News Network“ zufolge waren elf der Getöteten Christen .

26. November 2023: Das Militär greift die Kathedrale von Loikaw im Bundesstaat Kayah mit Luftangriffen an, woraufhin die Binnenvertriebenen, die in dem Gebäude Schutz suchten, in andere Gebiete flüchten, so „Asia News“.

7. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr

Platzierung

Punktzahl

2025

13

81

2024

17

79

2023

14

80

2022

12

79

2021

18

74

Der Anstieg der Gesamtpunktzahl um zwei Punkte ist auf eine Zunahme der Gewalt gegen Christen (von 16,1 auf 16,5 Punkte) und auf eine geringfügige Zunahme des Drucks in allen Lebensbereichen mit Ausnahme des kirchlichen Lebens zurückzuführen. 2025 beginnt für Myanmar das fünfte Jahr eines zunehmend gewalttätigen Konflikts, der durch eine gravierende Verschlechterung der Menschenrechtslage, der wirtschaftlichen Stabilität und der humanitären Bedingungen gekennzeichnet ist, da die Gewalt zwischen der Militärjunta und den Widerstandskräften weiter eskaliert. Als Minderheit sind Christen mit einigen der schlimmsten Menschenrechtsverletzungen konfrontiert, denn im ganzen Land werden immer wieder Kirchen zerstört, bombardiert und niedergebrannt. Versammlungsbeschränkungen, Ausgangssperren und gezielte Angriffe auf Gotteshäuser haben dazu geführt, dass viele Christen keine Gottesdienste mehr besuchen können, und der weit verbreitete Konflikt hat zahlreiche Christen zu Binnenvertriebenen oder Flüchtlingen gemacht. Eine bemerkenswerte Entwicklung in dieser Zeit war die Einführung der Wehrpflicht, die zu verstärkter Angst führte und viele junge Menschen dazu veranlasste, das Land zu verlassen, wodurch das Gefüge der christlichen Gemeinschaften weiter geschwächt wurde.

8. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Der Militärputsch vom Februar 2021 hat bei Frauen neue Sorgen geweckt. Insbesondere die Armee, die ihre ohnehin schon beträchtliche Machtbasis weiter ausgebaut hat, ist bekannt dafür, geschlechtsspezifische Gewalt zu verüben. Viele vertriebene Frauen und Jugendliche sind von Sklaverei, Menschenhandel und Missbrauch bedroht. Christinnen unter den Rohingya werden auch weiterhin von extremistischen Gruppen ins Visier genommen, die Berichten zufolge Frauen entführen und sie zwingen, muslimische Männer zu heiraten. Im überwiegend von Christen bewohnten Kachin-Staat werden Frauen weiterhin als „Bräute“ nach China verschleppt, wo sie männliche Erben zeugen sollen. Konvertitinnen sind außerdem von Hausarrest, Zwangsheirat, Vertreibung aus dem Elternhaus und Scheidung bedroht.

Männer

Wegen ihres Glaubens können christliche Männer ihren Arbeitsplatz verlieren, aus ihrem Dorf oder ihrer Stadt vertrieben werden oder in Zwangsarbeit geraten. Besonders schwierig ist es für christliche Männer, als Teil der Streitkräfte ihren Glauben zu praktizieren oder wenn sie von Milizen wie der KIA zwangsrekrutiert werden. Söhne christlicher Eltern werden in den Na-Ta-La-Schulen zu buddhistischen Mönchen erzogen – so soll verhindert werden, dass sich der christliche Glaube in der nächsten Generation ausbreitet. Männliche Konvertiten werden zudem bedroht, verspottet und körperlich misshandelt. In der gegenwärtigen Bürgerkriegssituation laufen christliche Männer – insbesondere Jugendliche – Gefahr, automatisch als Mitglieder der Opposition und/oder der zahlreichen Milizen gegen die Junta identifiziert zu werden. Die Wehrpflicht stellt auch eine Bedrohung für die Sicherheit der Männer und ihrer Existenz dar.

9. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Die Verfolgung der mehrheitlich muslimischen Rohingya-Minderheit wird vor dem Weltgerichtshof in Den Haag verhandelt, doch das gesamte Gerichtsverfahren verläuft schleppend, und die Verfolgung geht unterdessen weiter. Im August 2024 wurden in der Nähe von Maungdaw bei Zusammenstößen zwischen dem Militär und bewaffneten Gruppen über 50 Rohingya-Zivilisten getötet. Gleichzeitig hat die Tatmadaw Rohingya-Männer und -Jungen (teilweise im Alter von nur 15 Jahren) zwangsweise zum Militärdienst rekrutiert, oft durch Einschüchterung und Täuschung.

Auch Muslime, die nicht zu den Rohingya gehören, werden in anderen Teilen des Landes verfolgt und diskriminiert, zum Beispiel in staatlichen Stellen oder beim Militär. Manchmal weigern sich Menschen, Eigentum an Muslime zu verkaufen. Der Bau von Moscheen ist verboten. Es kommt auch zu Vorfällen, bei denen sich Hindus durch die buddhistische Vorherrschaft eingeschränkt und unter Druck gesetzt fühlen, allerdings in weitaus geringerem Maße als andere religiöse Minderheiten.

10. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für Myanmar:

  • Beten Sie für diejenigen, die den Buddhismus verlassen haben, um Jesus nachzufolgen, dass Jesus sie stärkt, ermutigt und schützt. Beten Sie für Pastoren und Leiter, die diese jungen Christen im Glauben unterweisen.
  • Beten Sie um eine schnelle, friedliche Lösung für den anhaltenden Bürgerkrieg.
  • Beten Sie für die Kirche in Myanmar, dass sie inmitten von Krieg und Chaos durch ihr Gebet, ihre Taten und Worte auf Jesus Christus hinweisen kann und so Menschen Hoffnung in ihm finden. Beten Sie dafür, dass Jesus die Christen im Glauben stärkt.
  • Beten Sie um Schutz und neue Perspektiven für die zahlreichen Christen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen mussten und jetzt in Lagern für Binnenflüchtlinge leben oder sich anderswo versteckt halten.