Erfahren Sie mehr über den Weltverfolgungsindex – die Rangliste und der Bericht zu den 50 Ländern, in denen Christen die stärkste Verfolgung erleben.
Pakistan
Christenverfolgung in Pakistan
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2023 – 30. September 2024
1. Überblick
Die Islamische Republik Pakistan ist seit ihrer Unabhängigkeit im Jahr 1947 ein muslimischer Staat. Traditionelle Kirchen besitzen eine gewisse Freiheit. Sie werden jedoch stark überwacht und waren in der Vergangenheit das Ziel von Bombenanschlägen. Kirchengemeinden, die das Evangelium weitergeben und sich in der Jugendarbeit engagieren, erleben schwere Verletzungen ihrer Religionsfreiheit.
Alle Christen erfahren institutionelle Diskriminierung. Berufe, die von der Gesellschaft als niedrig und schmutzig betrachtet werden, werden von den Behörden für Christen „reserviert“, wie an den Stellenanzeigen deutlich wird. Viele Christen sind arm und können in Schuldknechtschaft geraten. Geschieht dies, werden sie häufig gezwungen, zum Islam zu konvertieren. Hat eine christliche Familie, die in Schuldknechtschaft geraten ist, Kinder, geben deren Arbeitgeber sie häufig in eine Kinderehe, um sie zum Islam zu bekehren. Christliche Mädchen, die in Schuldknechtschaft leben, sind außerdem stärker gefährdet, von ihrem Arbeitgeber illegal festgehalten zu werden.
Die berüchtigten Blasphemiegesetze Pakistans zielen insbesondere auf religiöse Minderheiten ab. Auch muslimische Minderheiten sind davon betroffen. Ein Beispiel dafür, welche Gewalt diese Gesetze auslösen können, zeigt der Vorfall in der Stadt Jaranwala am 16. August 2023. Dort wurden unter dem Vorwurf der Blasphemie 21 Kirchen zerstört und Hunderte von Christen gewaltsam vertrieben. Die Tendenz, die Blasphemiegesetze gegen Christen (und muslimische Minderheiten) einzusetzen, nimmt weiter zu.
Christliche Konvertiten mit muslimischem Hintergrund tragen die Hauptlast der Verfolgung. Diese geht sowohl von islamisch-extremistischen Gruppierungen aus (die diese Christen als Abtrünnige betrachten) als auch von Familien, Freunden und Nachbarn, die eine Abwendung vom Islam als Schande und Verrat ansehen.
Länderprofil als PDF
Das nachfolgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus den ausführlichen Berichten von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Dieses deutsche Länderprofil finden Sie hier auch als PDF zum Download. Die ausführlichen Berichte in englischer Originalfassung („Background Information“ und „Persecution Dynamics“) finden Sie am Ende dieser Seite.
2. Hintergrund
Pakistan hat lange unter instabilen Regierungen gelitten. Es gab drei längere Phasen der Militärherrschaft, von denen die letzte 2008 endete. Die Armee hat weiterhin einen starken Einfluss auf die Politik, auch wenn sie das Gegenteil behauptet. Die Armeeführung wurde ungehalten, weil im Jahr 2021 der damalige Premierminister Imran Khan versuchte, militärische Ernennungen zu beeinflussen und zu verzögern. So stellte sie im April 2022 einen Misstrauensantrag gegen Khan. Dieser wurde daraufhin vom Parlament abgesetzt. Am 7. August 2023 wurde er wegen Korruption zu drei Jahren Haft verurteilt. Shehbaz Sharif übernahm das Amt des Premierministers im April 2022 und sah sich sofort einer Flut von Herausforderungen gegenüber. Am 8. Februar 2024 fanden Parlamentswahlen statt – mit unklarem Wahlergebnis und ohne eindeutige Optionen für mehrheitsfähige Koalitionen. Schließlich schlossen sich nur wenige Tage nach den Wahlen Sharifs Partei „Pakistan Muslim League (N)“ („Muslimische Liga Pakistan“, PML-N) und die „Pakistan People's Party“ („Pakistanische Volkspartei“, PPP) zu einer Minderheitsregierung zusammen. Diese Koalition wurde weiter geschwächt, als der Oberste Gerichtshof am 12. Juli 2024 entschied, die Partei des inhaftierten Imran Khan, „Pakistan Tehreek-e-Insaf“ („Pakistanische Bewegung für Gerechtigkeit“, PTI), dürfe im Parlament vertreten sein. Imran Khan gab offen zu, dass Pakistan offiziell Verbindungen zu militanten islamischen Gruppen unterhält. Es sei auch darauf hingewiesen, dass die politische Interessenvertretung der christlichen Minderheit weit hinter dem tatsächlichen Bedarf zurückbleibt.
96 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, von denen die Mehrheit der sunnitischen Tradition folgt. Nach der Verfassung unterliegt das Recht auf freie Meinungsäußerung den Einschränkungen, die notwendig sind, um „den Ruhm des Islam“ zu gewährleisten.
Christen sind über die Jahre Opfer von etwa einem Viertel aller Blasphemievorwürfe geworden, obwohl sie weniger als zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen. Geschäftskonkurrenten beschuldigen christliche Männer der Blasphemie, um ihr Geschäft und ihren Ruf zu zerstören. Darüber hinaus üben christliche Männer und Angehörige anderer Minderheiten in der Regel Berufe mit niedrigerem Status aus; sie werden zum Teil als „Chura“ bezeichnet – ein abfälliges Wort, das für Straßenkehrer oder Kanalarbeiter benutzt wird und „schmutzig“ bedeutet.
Christen leiden unter der instabilen Sicherheitslage und dem hohen Gewaltaufkommen. Sie haben keine Möglichkeit, Schutz zu suchen. Die Polizeikräfte sind mehr daran interessiert, die lokalen Machthaber zu beschwichtigen und für Ruhe zu sorgen, als das Gesetz durchzusetzen und Minderheiten zu schützen. Etwas besser ist die Lage von Christen bei Gerichtsverhandlungen, zumindest bei den höheren Gerichten; doch bis ihr Fall endlich vor Gericht geklärt wird, sitzen Christen oftmals jahrelang im Gefängnis.
Der starke Einfluss, den der Islam in Pakistan ausübt, führt zu besonderer Diskriminierung von Frauen und Mädchen aus religiösen Minderheiten. Statistiken zufolge werden jährlich mehr als 1.000 christliche und hinduistische Mädchen im Alter zwischen 12 und 25 Jahren entführt, zur Konversion gezwungen und mit muslimischen Männern verheiratet. Christliche Frauen sind der Gefahr von Entführungen, Zwangskonvertierungen und Zwangsverheiratungen ausgesetzt. Der Brautschmuggel entlang des sogenannten „China-Pakistan Economic Corridor“, eines Landstrichs mit verstärkten Transport- und Handelswegen, stellt ein großes Problem dar. So stellt die „Brookings Institution“ im März 2022 in einem Bericht fest: „Tatsache ist, dass viele Opfer [von Brautschmuggel] der christlichen Gemeinschaft Pakistans angehören. Sie sind weniger von den gesellschaftlichen Vorstellungen von Ehre geprägt, aber durch ihre soziale Ausgrenzung auch weniger geschützt. [...] Diese Tatsache erleichterte es Pakistan bisher leider, von dem Problem abzulenken, ohne dass es zu einem öffentlichen Aufschrei kommt.“ Wie in einem Bericht des Instituts „Coalition for Religious Equality and Inclusive Development“ aus dem Jahr 2020 festgestellt wird, richtet sich ideologisch motivierter sexueller Missbrauch speziell gegen religiöse Minderheiten. Dies geschieht sowohl mit dem Ziel der sexuellen Ausbeutung als auch zur „Eroberung“, um Mädchen für die Mehrheitsreligion zu gewinnen.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
4.526.000 |
1,8 |
Muslime |
233.815.000 |
95,4 |
Hindus |
3.413.000 |
1,4 |
Buddhisten |
131.000 |
0,1 |
Anhänger ethnischer Religionen |
252.000 |
0,1 |
Juden |
920 |
< 0,1 |
Bahai |
135.000 |
0,1 |
Atheisten |
11.700 |
< 0,1 |
Agnostiker |
357.000 |
0,1 |
Andere |
2.568.000 |
1,0 |
3. Gibt es regionale Unterschiede?
Da die meisten Christen in der Provinz Punjab leben, gibt es dort viele Vorfälle von Verfolgung, Diskriminierung und Intoleranz. Daneben ist aber auch die Provinz Sindh als Brennpunkt der Schuldknechtschaft berüchtigt, wovon ebenfalls viele Christen betroffen sind.
4. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Islamische Unterdrückung, gemischt mit ethnisch-religiöser Feindseligkeit
In Pakistan gibt es Dutzende islamisch-extremistische Gruppen. Die Berater-Gremien der Regierung werden zunehmend mit islamischen Gelehrten besetzt, die Einfluss auf die Gesetze nehmen. Tausende Medressen werden betrieben, ohne dass die Regierung prüft, wie sie finanziert werden oder was sie lehren. Jeder, der eine Reform der Blasphemiegesetze fordert, wird offen von Extremisten bedroht, die glauben, dass „Ungläubige“ den Tod verdienen. Extremistische Gruppen, die verboten werden, lösen sich oft nicht auf, sondern geben sich einen neuen Namen, gehen online oder fusionieren mit einer bestehenden Gruppe. Es ist leicht, mit religiösen Ressentiments die Stimmung anzuschüren und eine Menschenmenge zu Gewalt gegen religiöse Minderheiten aufzustacheln, insbesondere gegen Christen. Das haben die Gewalttaten in Jaranwala im August 2023 gezeigt. Pakistan leidet unter der Zersplitterung in ethnische Gruppen. Die Provinz Belutschistan und das Kernland der Provinz Sindh werden als außerhalb der Reichweite staatlichen Einflusses gesehen. Religiöse Minderheiten werden als unrein betrachtet – sowohl aus religiösen Gründen, aber auch, weil sie nicht zu den herrschenden ethnischen Gruppen gehören.
Organisiertes Verbrechen und Korruption
Korruption ist in der Politik, im Justizwesen und im Militär weit verbreitet. Organisierte Kriminalität ist in den Städten und den Stammesgebieten ein großes Problem – häufig bestehen Verbindungen zu gewaltbereiten islamischen Milizen. In Karatschi sind Gangs, Erpresser und die Mafia Teil der politischen und gesellschaftlichen Landschaft und sie genießen aufgrund einflussreicher Verbindungen politischen Schutz. Die Schuldknechtschaft ist eine alte, aber weitverbreitete Form der Sklaverei, die Tausende Christen in ländlichen Gebieten betrifft. Die Arbeiter sitzen in der Schuldenfalle, weil sie ihre Kredite aufgrund der hohen Zinssätze nicht zurückzahlen können. Sie haben keine Möglichkeit, gerichtlich gegen die Situation vorzugehen. Reiche Großgrundbesitzer arbeiten mit lokalen Politikern zusammen und profitieren in hohem Maße von diesem System. Auch Landraub findet statt. Kirchen werden enteignet und Christen von ihrem Land vertrieben.
Diktatorische Paranoia
Die derzeitige Regierung hat mit einer starken Opposition zu kämpfen, die vom entlassenen Premierminister Khan und den Massen ausgeht, die er zu mobilisieren vermag. Noch dazu ist sie – wie schon jede Regierung vor ihr – konfrontiert mit Korruptionsvorwürfen, den immer stärker werdenden extremistischen Gruppen und einer mächtigen unabhängigen Armee, mit der sie sich gut stellen muss. Christen werden dabei zu politischen Spielfiguren – sie werden von der Regierung und der Armee mitunter hofiert, um deren Macht zu sichern, oder aber sie werden diskriminiert, wenn dies von Vorteil ist. Da die Armee einige extremistische Gruppen zufriedenstellen will, werden Angriffe auf Christen – obwohl sie nicht zur Strategie der Armee gehören – als notwendiger Kollateralschaden betrachtet.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Dokument „Persecution Dynamics“.
5. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Ausländische Christen und Arbeitsmigranten
Ausländische Christen werden zwar nicht in die Isolation gezwungen, aber sie können meist nur in den Städten Kirchen besuchen. Sie sind einem hohen Druck ausgesetzt, aber es gibt nur eine kleine Anzahl von ihnen.
Christen aus traditionellen Kirchen
Beispiele dafür sind die römisch-katholische Kirche und die „Church of Pakistan“. Letztere ist ein Verbund traditioneller Kirchen unter anderem von Anglikanern, Methodisten, Lutheranern und Presbyterianern. Als die am stärksten sichtbaren Kirchen erleben sie zunehmend Anfeindungen. So ist es schwierig für sie, Genehmigungen für bestimmte Versammlungen zu erhalten. Auch stehen ihre Mitglieder in der Gefahr, entführt oder zwangsbekehrt zu werden. Zudem werden sie streng kontrolliert und überwacht. Vor allem in den Städten kann es vorkommen, dass Gebäude und Grundstücke, die sich im Besitz der traditionellen Kirchen befinden, von Bauunternehmen und Behörden beschlagnahmt werden.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Christliche Konvertiten mit muslimischem Hintergrund tragen die Hauptlast der Verfolgung. Diese geht sowohl von islamisch-extremistischen Gruppierungen aus, die diese Christen als Abtrünnige betrachten, als auch von Familien, Freunden und Nachbarn, die eine Abwendung vom Islam als Schande und Verrat ansehen. Es gibt auch eine kleine Gemeinschaft von christlichen Konvertiten mit hinduistischem Hintergrund.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Evangelikale, baptistische und pfingstkirchliche Gemeinden werden verstärkt überwacht und häufig drangsaliert und angegriffen, insbesondere wenn sie aktiv versuchen, Muslime mit dem Evangelium zu erreichen. Der Großteil ihres Wachstums kommt jedoch von Christen, die aus einer traditionellen Kirche in ihre Gemeinden wechseln.
6. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Privatleben
Christen vermeiden es, mit Muslimen über ihren Glauben zu sprechen, da dies durch die Blasphemiegesetze gefährliche Konsequenzen haben kann. Selbst Facebook-Posts können riskant sein, wenn der Inhalt als eine Infragestellung islamischer Werte angesehen wird. Ein Experte für das Land erklärt: „Die Regierungsbehörden überwachen die sozialen Medien; christliche Pastoren und Eltern warnen die jungen Leute vor den Gefahren, die mit der Nutzung sozialer Medien bei der Äußerung ihrer Ansichten verbunden sind.“ Für pakistanische Christen ist es gefährlich, christliche Materialien aufzubewahren, die nicht für ihren unmittelbaren persönlichen Gebrauch benötigt werden, da diese Materialien Anlass zum Verdacht geben könnten, die Christen wollten Muslime evangelisieren. Das Zeigen eines christlichen Symbols oder das Tragen eines christlichen Namens kann zu Diskriminierung oder Vandalismus am Eigentum führen. Berichte, nach denen Christen auf der Straße, im Verkehr oder auf der Arbeit angespuckt oder aggressiv angegangen wurden, weil sie ein Kreuz trugen, sind Zeichen dafür, dass die Situation schwieriger wird.
Familienleben
In kleinen Städten und abgelegenen Dörfern müssen christliche Kinder den islamischen Unterricht in der örtlichen Medresse besuchen, während christliches Kinderprogramm und damit verbundene Lehre nur beim Sonntagsgottesdienst stattfinden darf. Christliche Eltern versuchen, ihre Kinder davon abzuhalten, über ihren Glauben zu sprechen, da sie sonst gezwungen werden könnten, zum Islam „zurückzukehren“. Gleichzeitig werden christliche Eltern unter Druck gesetzt, ihre Kinder zu islamischen Veranstaltungen zu schicken und sie Arabisch lernen zu lassen – unter dem Vorwand, dadurch würden sich ihre Noten verbessern. Das verunsichert die Kinder und erhöht die Gefahr eines erzwungenen Glaubenswechsels. In der Schule ist es christlichen Kindern oft nicht gestattet, die gleichen Wasserspender wie die anderen Kinder zu nutzen, weil sie diese angeblich verunreinigen. Oft werden sie gemobbt. Viele christliche Kinder müssen die Toiletten säubern oder die Böden wischen, da Christen weithin als Straßenkehrer wahrgenommen werden. Diese Haltung hat ihren Hintergrund auch im Kastendenken, da die Mehrheit der Christen aus einer niedrigeren Kaste stammt. Einige Schulbücher schüren Hass gegen Christen. Mit dem neuen Lehrplan wird die Islamisierung der Bildung weiter vorangetrieben und den Kindern vermittelt, dass Angehörige anderer Religionen minderwertig seien. Diese Politik schadet christlichen Familien.
Gesellschaftliches Leben
Christen werden durch die Regierung und zunehmend auch durch nicht staatliche Akteure überwacht. Selbst ausländische Christen werden vom lokalen „Panchayat“ (Dorfrat) einbestellt, um zu erklären, warum sie an Jesus Christus glauben, und teilweise unter Druck gesetzt, den Islam anzunehmen. Islamistische Extremisten haben die Notverpflegung mit Lebensmitteln in der Covid-19-Pandemie dazu genutzt, Christen dazu zu bringen, zum Islam zu konvertieren. Christen, die das islamische Glaubensbekenntnis rezitierten, bekamen Lebensmittel ausgehändigt. Viele junge Christen taten dies. Andere weigerten sich und verhungerten oder begingen Suizid. Gleichzeitig wurden christliche Krankenschwestern an vorderster Front in den Infektionsstationen eingeteilt. Am Arbeitsplatz ist der Druck auf Christen oftmals so groß, dass viele Christen immer wieder ihre Arbeitsstelle wechseln, um sich dem Zwang eines Glaubenswechsels zum Islam zu entziehen. Christen sind regelmäßig dazu gezwungen, niedrige Arbeiten wie Fegen oder Wassertragen zu verrichten. Um dagegen vorzugehen, wurde eine Fünfprozentquote eingeführt – sie soll Arbeitsplätze für Minderheiten im öffentlichen Sektor zu garantieren. Laut einer Statistik vom September 2021 waren allerdings mehr als 30.000 solcher Stellen für Minderheiten unbesetzt geblieben, was 43 Prozent der zu dem Zeitpunkt insgesamt offenen Stellen im öffentlichen Sektor ausmachte. Christen gelten als unrein. Deshalb glauben viele Muslime, dass sie sich verunreinigen würden, wenn sie bestimmte Einrichtungen gemeinsam mit Christen nutzen – dieses Denken ist ein Erbe des Kastensystems.
Leben im Staat
Pakistan hat 1973 eine islamische Verfassung angenommen und die Scharia in sein Zivilgesetzbuch aufgenommen. Der jüngste Islamisierungsprozess begann mit der Einführung der berüchtigten Blasphemiegesetze im Jahr 1986, die Minderheiten besonders betreffen und häufig genutzt werden, um persönliche Rechnungen zu begleichen. Der Senat hat im Jahr 2023 einen Gesetzentwurf zur Verschärfung des Blasphemiegesetzes Pakistans verabschiedet, der unter anderem eine Erhöhung der Strafe von drei auf zehn Jahre Haft vorsieht. Christen sind in der politischen Arena unterrepräsentiert und ihre Ansichten werden oft ignoriert. Viele Politiker sehen es nicht als notwendig an, Mädchen aus religiösen Minderheiten vor Entführungen und damit einhergehenden Zwangsbekehrungen und -heiraten zu schützen.
Kirchliches Leben
Kirchliche Aktivitäten werden überwacht. Die Behörden stellen den Kirchen das Sicherheitspersonal, aber dieses lauscht auch, berichtet und gibt Informationen weiter, wahrscheinlich sogar an extremistische islamische Gruppen. Obwohl die Regierung versprochen hat, Kirchen zu schützen, gab es in den vergangenen Jahren mehrere Angriffe mit Dutzenden von Opfern. Leiter von Kirchen und Gemeinden sind die vorrangigen Zielpersonen für Belästigungen und Schikanen, da sie die sichtbarsten Vertreter der christlichen Minderheit sind. Da der Wechsel vom Islam zum christlichen Glauben stark abgelehnt wird, wäre es gefährlich für eine Kirchengemeinde, christliche Konvertiten muslimischer Herkunft offen aufzunehmen. Das Eintreten für unterdrückte Minderheiten wird als Infragestellung der Regierung gesehen.
Beispiele für das Auftreten von Gewalt
Am 13. April 2024 wurde ein 13-jähriger christlicher Junge aus Lahore von einem Sicherheitsbeamten gezwungen, eine unbekannte Substanz zu schlucken. Wie „PIME Asia News“ berichtete, sollte der Junge vergiftet werden, weil er sich geweigert hatte, zum Islam konvertieren.
Am 17. März 2024 starben im Distrikt Faisalabad in der Provinz Punjab zwei christliche Kanalisationsarbeiter. In der Nähe der Veranstaltungshalle „Sapphire Marquee“ waren sie gezwungen worden, in einen verstopften Schacht zu steigen – ohne angemessene Ausrüstung töteten die giftigen Gase, die sie dort einatmeten, sofort.
7. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2025 |
8 |
87 |
2024 |
7 |
87 |
2023 |
7 |
86 |
2022 |
8 |
87 |
2021 |
5 |
88 |
Die sehr hohen bis extrem hohen Werte für den Druck in den einzelnen Lebensbereichen blieben auch im Weltverfolgungsindex 2025 nahezu unverändert. Darin zeigt sich, dass Pakistan eines der Länder bleibt, in denen es am schwierigsten ist, Christ zu sein. Der Wert für Gewalt ist nunmehr seit vielen Jahren auf dem höchstmöglichen Stand. Zu den Gewalttaten gegen Christen gehören nicht nur die weithin bekannt gewordenen Angriffe auf die christliche Bevölkerung in Jaranwala im August 2023, sondern auch kleinere, lokale, aber immer häufiger vorkommende Morde und Angriffe auf Christen und Kirchen. Diese stehen oft im Zusammenhang mit den berüchtigten Blasphemiegesetzen des Landes, deren Anwendungsbereich und Strafmaß erweitert wurden. Christliche Mädchen sind nach wie vor besonders gefährdet, entführt, zwangsbekehrt und mit älteren, muslimischen Männern verheiratet zu werden.
8. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Berichten zufolge steigt die Zahl christlicher Mädchen, die entführt, vergewaltigt, zur Konversion gezwungen und mit ihrem Entführer „verheiratet“ werden. Dies gilt auch für Gebiete, die bisher als „sicher“ galten. Solche „Ehen“ werden dazu benutzt, die minderjährigen Mädchen von anderen Rechtsmitteln, die ihren Eltern zur Verfügung stehen, fernzuhalten. Viele der betroffenen Familien sehen ihre Mädchen nie wieder. Die Behörden unternehmen nur selten etwas, um die Täter vor Gericht zu stellen. Auch christliche Frauen und Mädchen befinden sich der Schuldenfalle und sind in Schuldknechtschaft gefangen. Sie müssen zum Beispiel in Ziegelbrennereien arbeiten sind dort häufig auch sexueller Gewalt ausgesetzt.
Männer
Christliche Männer leben in ständiger Angst vor Blasphemievorwürfen, Zerstörung von Eigentum, Inhaftierung, Schlägen und Hinrichtung. Es gibt Berichte über den sexuellen Missbrauch von christlichen Jungen. Christliche Männer sind oft gezwungen, Arbeiten mit niedrigem Ansehen anzunehmen, und gelten als unrein. Sie werden häufig als „Chura“ bezeichnet, ein abwertendes Wort, das „schmutzig“ bedeutet. Zwar gibt es auch eine christliche Mittelschicht, das heißt, nicht alle Christen haben Berufe, die mit niedrigem Ansehen verbunden sind, aber Diskriminierung und soziale Unterlegenheit sind allgegenwärtig. Männer und Jungen können zudem in Schuldknechtschaft geraten.
9. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Religiöse Minderheiten sind extrem gefährdet.
Im Bericht zur internationalen Religionsfreiheit schreibt das US-Außenministerium im Jahr 2023 zu Pakistan: „Vertreter religiöser Minderheiten gaben an, dass die Regierung ihre Mitglieder nicht konsequent vor gesellschaftlicher Diskriminierung und Vernachlässigung schütze. Die Diskriminierung von Christen, Hindus, Sikhs und Ahmadi-Muslimen bei Behörden halte in unterschiedlichem Ausmaß an, wobei Ahmadis berichten, sie erführen die schlimmste Behandlung.“ Sie hätten Erklärungen unterschreiben müssen, wonach Mohammed der letzte Prophet sei, was aber dem Glauben der Ahmadis widerspricht.
Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation „Center for Social Justice“ wurden im Laufe des Jahres 329 Personen der Blasphemie beschuldigt, davon waren 75 Prozent Muslime, 20 Prozent Ahmadis und 3,3 Prozent Christen.
Bewaffnete islamisch-extremistische Gruppen führen Angriffe auf schiitische Muslime durch, darunter auch auf die Hazara-Gemeinschaft. Atheisten erkennt das Gesetz nicht an. Sie werden mittels der Blasphemiegesetze ins Visier genommen.
10. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für Pakistan:
- Beten Sie für Christen, die in gefährlichen und gesundheitsschädigenden Jobs arbeiten, dass Jesus Christus sie trotzdem gesund und sicher erhält.
- Beten Sie um Weisheit, Mut und die richtigen Worte für Christen, wenn sie über ihren Glauben sprechen, und dass sie nicht der Blasphemie beschuldigt werden. Beten Sie, dass es nicht mehr zu Verleumdungen und Verhaftungen wegen angeblicher Blasphemie kommt und dass die zu Unrecht Angeklagten freikommen.
- Beten Sie für die Regierung, die Armeeführung und die religiösen Anführer von Pakistan. Bitten Sie Jesus darum, die Herzen der Verantwortlichen zu erweichen, sodass sie den Angehörigen der verschiedenen Religionen erlauben, ihren Glauben in Pakistan zu praktizieren.
- Beten Sie um Schutz christlicher Frauen und Mädchen vor Entführung, Zwangsheirat und Zwangskonversion zum Islam. Beten Sie um Gottes Trost und Hilfe für diejenigen, die bereits entführt wurden.