Weltverfolgungsindex 2025

Oman

Christenverfolgung im Oman

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2023 – 30. September 2024

1. Überblick

Es gibt zwei Gruppen von Christen im Oman: Zum einen ausländische Christen und Arbeitsmigranten, zum anderen christliche Konvertiten mit muslimischem Hintergrund. Konvertiten werden sowohl von der Regierung als auch durch Familie und Gesellschaft unter Druck gesetzt, ihren Glauben zu widerrufen. Mitunter werden sie aus ihren Arbeitsverhältnissen entlassen und aus ihrem Zuhause vertrieben; ihnen drohen Verlust des Sorgerechts für die Kinder oder des Familienerbes. Ausländische Muslime, die zum christlichen Glauben konvertieren, erleben ähnlichen Druck wie in ihren Heimatländern, da sie im Oman häufig weiterhin innerhalb ihrer eigenen nationalen oder ethnischen Gemeinschaften leben. Ausländische Gemeinden werden toleriert und zugleich mit Einschränkungen belegt: Christliche Versammlungen werden überwacht, um eventuelle politische Äußerungen und die Anwesenheit omanischer Staatsangehöriger zu erfassen. Sämtliche religiösen Organisationen müssen bei den Behörden registriert werden.

Länderprofil als PDF

Das nachfolgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus den ausführlichen Berichten von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Dieses deutsche Länderprofil finden Sie hier auch als PDF zum Download. Die ausführlichen Berichte in englischer Originalfassung („Background Information“ und „Persecution Dynamics“) finden Sie am Ende dieser Seite.

Länderprofil als PDF

2. Hintergrund

Das Land wird von einem Monarchen regiert (seit Januar 2020 von Sultan Haitham bin Tariq Al Said) und als autoritär eingestuft.

Die Hilfsorganisation Middle East Concern schreibt in ihrem Länderbericht zum Oman: „Das Grundgesetz des Oman legt den Islam als Staatsreligion und das islamische Recht als Grundlage der Gesetzgebung fest. Das ‚Ministerium für Stiftungen und islamische Angelegenheiten‘ regelt und überwacht religiöse Aktivitäten, einschließlich islamischer Aktivitäten [...] In Moscheen dürfen nur genehmigte Botschaften verkündet werden. [...] Nicht muslimische Gottesdienste sind nur in offiziell dafür vorgesehenen Räumlichkeiten und auf vom Sultan gestifteten Grundstücken erlaubt. [...] Ausländische Christen genießen im Oman beträchtliche Freiheiten – vorausgesetzt, ihre Aktivitäten beschränken sich auf ausgewiesene Gelände, und sie vermeiden Interaktionen, die als Missionierung von Muslimen ausgelegt werden könnten.“

Wie bei allen anderen Omanern und Ausländern im Land sind sich Christen und Kirchen sehr wohl bewusst, dass ihre Online-Aktivitäten überwacht werden und dass man vermeiden muss, sensible Themen in der Öffentlichkeit zu diskutieren.

Die meisten Omaner praktizieren eine Form des Islam, die fast nur im Oman vorkommt: den Ibadismus, der als „gemäßigter Konservatismus“ gilt, als Mischung aus Strenge und Toleranz. Experten zufolge befürworten Ibaditen keine Gewalt gegen diejenigen, die den Islam verlassen, und tendieren dazu, Christen zu tolerieren. Dies hat den Oman international zum Vorzeigemodell für Toleranz und Diplomatie avancieren lassen. Dennoch wird weiterhin viel Druck auf omanische christliche Konvertiten muslimischer Herkunft (und auf ausländische Christen, die das Evangelium weitergeben) ausgeübt.

Die meisten Christen sind Auswanderer und Arbeitsmigranten aus den Philippinen, Indien und westlichen Ländern. Sie leben vor allem in städtischen Gebieten.

Weltanschauungen

Anhänger

%

Christen

187.000

4,0

Muslime

4.180.000

88,7

Hindus

254.000

5,4

Buddhisten

36.500

0,8

Anhänger ethnischer Religionen

530

< 0,1

Bahai

16.700

0,4

Atheisten

240

< 0,1

Agnostiker

7.200

0,2

Andere

31.570

0,7

3. Gibt es regionale Unterschiede?

Die omanische Gesellschaft ist offen islamisch geprägt und auch heute noch sehr stammesorientiert. Der Druck auf Christen ist im ganzen Land hoch. Der Druck der Regierung hat in den letzten Jahren zugenommen und betrifft das ganze Land.

4. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Islamische Unterdrückung

Christliche Konvertiten mit omanisch-muslimischem Hintergrund werden am stärksten von ihrer Familie unter Druck gesetzt, denn die Hinwendung zum christlichen Glauben gilt als Verletzung der Familienehre. Diesen Christen droht die Vertreibung aus ihren Familien. Bei christlichen Konvertiten muslimischer Herkunft, die aus anderen Ländern stammen (z. B. aus Pakistan oder Ländern der Levante), kommt es im Oman oft auf die Reaktion ihres sozialen Umfelds an. Solange sie keine Unruhe stiften, haben sie zwar von der omanischen Regierung wenig zu befürchten; omanische Arbeitgeber könnten sie jedoch entlassen. Falls sie keine andere Arbeit finden, wäre Abschiebung die Folge. Die Regierung erkennt den Glaubenswechsel nicht an. Beamte verhören Omaner, die sie im Verdacht haben, zum christlichen Glauben konvertiert zu sein, und verpflichten sie dazu, die Teilnahme an christlichen Treffen einzustellen. Konvertiten drohen dazu rechtliche Konsequenzen, Verlust ihrer Arbeit und ihres Wohnsitzes. Missionierung ist gesetzlich verboten und wird strafrechtlich verfolgt. Zwar wurde offiziell kein Christ wegen Missionierung belangt, doch in den vergangenen Jahren wurden einige Christen ohne ordentliches Verfahren des Landes verwiesen.

Unterdrückung durch den Clan oder Stamm

Stammeswerte werden mit islamischen Werten vermischt: Omaner zu sein bedeutet, Muslim zu sein. Die Abkehr vom Islam ist daher eine Schande für Familie und Gesellschaft. Christliche Konvertiten laufen Gefahr, ausgegrenzt oder massiv unter Druck gesetzt zu werden, zum Islam zurückkehren.

Diktatorische Paranoia

Die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation Freedom House stuft das Land als „nicht frei“ ein und stellt fest: „Das Regime schränkt praktisch alle politischen Rechte und bürgerlichen Freiheiten ein und verhängt strafrechtliche Sanktionen für Kritik und abweichende Meinungen.“ Auch die Medien sind Schikanen und Einschüchterungen ausgesetzt. In dieser Hinsicht hat sich der Druck auf die Christen unter dem neuen Sultan weiter verstärkt. Dabei wenden die meisten Christen eine strenge Selbstzensur an, um dem Vorwurf der Missionierung oder der Regierungskritik zu entgehen.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Dokument „Persecution Dynamics“.

5. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Ausländische Christen und Arbeitsmigranten

Es gibt mehrere ausländische Gemeinden (darunter römisch-katholische, orthodoxe und protestantische), die sich hauptsächlich in städtischen Gebieten wie Maskat und Suhar im Norden und Salala im Süden befinden. Ihre Einrichtungen sind eingeschränkt, um omanischen Staatsangehörigen keinen Anstoß zu geben.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Christliche Konvertiten muslimischer Herkunft stehen in der Gefahr, von ihrer Familie und der Gesellschaft isoliert und unter Druck gesetzt zu werden, ihrem Glauben abzuschwören. Sie können die Staatsbürgerschaft verlieren. Mitunter verlieren sie auch das Sorgerecht für ihre Kinder: Das Gesetz entzieht Vätern, die den Islam verlassen, die elterlichen Rechte.

6. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben 14.5
Familienleben 14.1
Gesellschaftliches Leben 10.9
Leben im Staat 13.8
Kirchliches Leben 14.1
Auftreten von Gewalt 3

Privatleben

Wenn ausländische Christen seitens der Regierung unter Verdacht geraten, mit Muslimen über ihren Glauben zu sprechen, können sie der Missionierung beschuldigt werden; dies kann zur Ausweisung führen. Der Oman ist eines der wenigen Länder, in denen der Islam Staatsreligion ist. Solange ein Glaubenswechsel weg vom Islam nicht öffentlich erfolgt, gilt er jedoch nicht als Verbrechen. Angesichts der Stammeskultur wird ein Christ muslimischer Herkunft jedoch geächtet und verliert jede soziale Sicherheit, die normalerweise von der Familie gewährt wird.

Familienleben

Alle Kinder, die omanische Eltern haben, gelten als Muslime – auch die Kinder von christlichen Konvertiten muslimischer Herkunft. Die Befreiung vom obligatorischen Islamunterricht an staatlichen Schulen ist nicht muslimischen Kindern nicht möglich. Ein zum christlichen Glauben konvertierter Ehemann verliert bei einer Scheidung sein Sorgerecht für die Kinder. Für eine konvertierte Ehefrau wäre das nicht anders, aber Frauen haben normalerweise ohnehin kein Sorgerecht.

Gesellschaftliches Leben

Christen, insbesondere christliche Konvertiten und Ausländer, die im Verdacht stehen zu missionieren, werden von der Regierung überwacht. Das soziale Umfeld beobachtet sie ebenfalls und informiert die Sicherheitsdienste über „verdächtige Umstände“ oder Abweichungen von den gesellschaftlichen Normen. Christen werden mitunter von der Polizei schikaniert oder verhört. In einer Stammesgesellschaft wie dem Oman vermittelt man Arbeitsstellen üblicherweise über (familiäre) Beziehungen. Für omanische Konvertiten ist es eine große Herausforderung, einen Arbeitsplatz zu finden, sobald ihr Glaube bekannt wird. Christliche Arbeitsmigranten werden mitunter diskriminiert. Auch wenn der Rassismus bei der Diskriminierung stärker im Vordergrund steht, bietet der christliche Glaube hier eine zusätzliche Angriffsfläche.

Leben im Staat

Die omanische Verfassung garantiert (in Artikel 28) die „Freiheit zur Ausübung religiöser Riten“ nur unter der Bedingung, dass sie „nicht [...] den Sitten widersprechen“. Das bedeutet, dass es letztlich keine Freiheit gibt, vom Islam zum christlichen Glauben zu konvertieren. Christen bemühen sich, politisch unauffällig zu bleiben, um keine feindselige Reaktion der Regierung zu provozieren. Nur christliche Organisationen mit einem klaren Nutzen für die omanische Gesellschaft, wie beispielsweise Betreiber von Krankenhäusern, sind erwünscht.

Kirchliches Leben

Kirchen und Gemeinden üben Selbstzensur; so organisieren sie weder öffentliche Veranstaltungen, noch drucken sie große Mengen an christlichem Material, denn dies könnte als Missionierungsversuch ausgelegt werden. Die Regierung geht gegen jede Kirche vor, die Konvertiten aufnimmt. Veröffentlichung, Import und Verbreitung von religiösem Material sind stark reguliert; Kirchen dürfen keine eigenen Kanäle für den Import von Bibeln mehr nutzen.

Beispiele für das Auftreten von Gewalt

Christen im Oman, insbesondere Konvertiten mit muslimischem Hintergrund, werden von den Sicherheitsdiensten streng überwacht, was sie zur Selbstzensur zwingt. Die meisten omanischen Konvertiten, die vom Islam zum christlichen Glauben konvertiert sind, halten ihren neuen Glauben geheim und sind gezwungen, ihn privat und individuell zu praktizieren. Sie sind sich der weitreichenden Konsequenzen eines Verstoßes gegen die Familiennormen sehr bewusst: Sie haben gesehen und gehört, welche Folgen es für Konvertiten im Oman und in anderen Golfstaaten hat, die ihren neuen Glauben offengelegt oder versucht haben, sich mit anderen Christen zu versammeln: schwere körperliche, geistige und emotionale Misshandlungen durch Familienmitglieder und lokale Behörden. Die ausländische christliche Gemeinschaft wird weiterhin überwacht und ist häufig zur Selbstzensur gezwungen. Weitere Einzelheiten können aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben werden.

7. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr

Platzierung

Punktzahl

2025

32

70

2024

31

69

2023

47

65

2022

36

66

2021

44

63

Der Anstieg um einen Punkt im Weltverfolgungsindex 2025 ist vor allem auf die Zunahme des Drucks in den Bereichen des gesellschaftlichen Lebens und des Lebens im Staat zurückzuführen. Auslöser dafür waren mehrere Vorfälle unter christlichen Konvertiten. Der durchschnittliche Druck auf Christen, insbesondere auf Konvertiten, hatte weiterhin ein sehr hohes Ausmaß. Alle Christen werden von der Regierung weiterhin streng überwacht, wobei die Religions- und Glaubensfreiheit durch den Druck der Regierung zunehmend eingeschränkt wird.

8. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

In der konservativen Gesellschaft des Oman kontrollieren Väter, Ehemänner und männliche Vormunde weitgehend das Leben der Frauen; sie befinden sich in einer schwachen Position. Frauen haben in der Gesellschaft kein Mitspracherecht, daher dürfen sie keine eigene religiöse Meinung haben. Für Frauen ist es extrem herausfordernd, den christlichen Glauben anzunehmen; da sie mit Hausarrest rechnen müssen und von anderen Christen isoliert werden. Unverheiratete christliche Konvertitinnen können zudem unter Druck gesetzt werden, einen Muslim zu heiraten. So sollen sie zur Rückkehr zum Islam gezwungen werden. Hausmädchen, unter ihnen viele christliche Arbeitsmigrantinnen, werden sexuell missbraucht und wie Sklavinnen behandelt.

Männer

Für muslimische Männer ist es im Oman sehr gefährlich, den christlichen Glauben anzunehmen. Männliche Konvertiten muslimischer Herkunft riskieren die soziale Ächtung durch ihre Familien und das soziale Umfeld. Sie verlieren häufig den finanziellen Rückhalt ihrer Familien und die notwendigen Verbindungen, um in der netzwerkbasierten Gesellschaft des Oman einen Arbeitsplatz zu finden oder zu behalten. Dies hat auch Auswirkungen auf von ihnen abhängige Familienmitglieder, da Männer traditionell die Ernährer der Familie sind. Ein verheirateter Omaner verliert infolge seiner Konversion das Sorgerecht für seine Kinder und kann auch geschieden werden.

9. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Hindus, Buddhisten und nicht ibaditische Muslime können ihren Glauben relativ frei ausüben. Atheismus wird im Oman mit Misstrauen betrachtet.

10. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für den Oman:

  • Sehr viele Christen im Oman kommen aus anderen Ländern und arbeiten als Gastarbeiter. Beten Sie für diese Christen, dass sie eine Glaubensgemeinschaft finden und wissen, dass sie nicht allein sind.
  • Bitten Sie Gott, die Herzen des Sultans und der anderen Führungspersonen des Oman zu verändern. Wir wissen, dass Gott alles tun kann – er kann auch das mächtige Regierungsoberhaupt des Oman mit der Hoffnung des Evangeliums erreichen.
  • Wenn ein omanischer Muslim zu Jesus Christus findet, kann es ihn oder sie alles kosten. Bitten Sie Gott, diese christlichen Konvertiten zu bewahren und andere Christen zu ihnen zu führen, die ihnen helfen, im Glauben zu wachsen.
  • Bitten Sie Jesus, auch den Familienmitgliedern von christlichen Konvertiten zu begegnen, damit die Familien nicht entzweit werden, sondern gemeinsam Jesus nachfolgen.