Weltverfolgungsindex 2025

Kuba

Karte Kuba
Flagge Kuba
Platz
26
Punkte
73
Vorjahr: Platz
22
Punkte
73
Bevölkerung
11.175.000
Christen
6.843.000
61,2
Hauptreligion
Christlicher Glaube
Staatsform
Sozialistische Republik mit Einparteiensystem
Staatsführung
Präsident Miguel Díaz-Canel

Christenverfolgung in Kuba

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2023 – 30. September 2024

1. Überblick

Seit 1959 wird Kuba von der „Kommunistischen Partei Kubas“ (KPK) regiert. Diese versucht, die Kirche gemäß ihrer kommunistischen Ideologie zu kontrollieren. Die Regierung geht mit aller Härte gegen oppositionelle Stimmen und Demonstranten vor. Leiter von Kirchen und Gemeinden oder auch christliche Aktivisten, die das Regime kritisieren, müssen mit Verleumdungskampagnen, Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit, Verhaftungen, Gefängnisstrafen beziehungsweise Schikanen durch die Regierung und ihre Sympathisanten rechnen. Diese sogenannten „Actos de Repudio“ (übersetzt: „Ablehnungsaktionen“) können auch physische Gewalt beinhalten. Ziel ist es, den Einfluss der Kirche zu kontrollieren und einzuschränken. Üblicherweise wird die Registrierung neuer Kirchen abgelehnt, wodurch viele Kirchen gezwungen werden, im Bereich der Illegalität zu operieren. Darüber hinaus werden kirchliche Aktivitäten von den Behörden überwacht, insbesondere, wenn diese Aktivitäten dem Umfeld der Kirchen zugute kommen; und sie verhängen Sanktionen wie die endgültige Verweigerung von Lizenzen, Geldstrafen, Beschlagnahmungen von Eigentum sowie Abriss und Schließung von Kirchen (einschließlich Hauskirchen).

Länderprofil als PDF

Das nachfolgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus den ausführlichen Berichten von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Dieses deutsche Länderprofil finden Sie hier auch als PDF zum Download. Die ausführlichen Berichte in englischer Originalfassung („Background Information“ und „Persecution Dynamics“) finden Sie am Ende dieser Seite.

Länderprofil als PDF

2. Hintergrund

In Kuba besteht die Nationalversammlung, so wird das Parlament genannt, ausschließlich aus Vertretern der KPK, welche die einzige anerkannte Partei im Land ist. Im Jahr 2019 wählte die Nationalversammlung Miguel Díaz-Canel einstimmig zum Präsidenten des Staats- und des Ministerrats (eine Position, die er bereits 2018 von Raúl Castro übernommen hatte). Damit endete die sechs Jahrzehnte währende Herrschaft der Familie Castro. Trotz dieses Wechsels blieb die sozialistische beziehungsweise kommunistische Herrschaft über die Gesellschaft eisern bestehen. Das US-Außenministerium stuft Kuba als „besonders Besorgnis erregendes Land“ ein – und damit als ein Land, das für besonders schwere Verstöße gegen die Religionsfreiheit verantwortlich ist. Im April 2019 wurde eine neue Verfassung verabschiedet, in der die führende Rolle der KPK in der kubanischen Gesellschaft festgeschrieben und der Sozialismus als bestimmende Philosophie verankert wird.

In dem Versuch, ihrem Handeln einen Anstrich von Legitimität zu verleihen, verabschiedete die Regierung im Mai 2022 ein neues Strafgesetzbuch. Amnesty International wies am 2. Dezember 2022 auf „alarmierenden Aspekte“ dieses Strafgesetzes hin. Dazu gehören Regelungen, die genutzt werden, um Aktivisten zum Schweigen zu bringen und zu inhaftieren, Strafen für Personen, die „eine Gefahr für die verfassungsmäßige Ordnung und das normale Funktionieren“ der Regierung sind, sowie Bestimmungen, die die Meinungsfreiheit im Internet stark einschränken. Dennoch wird der Widerstand gegen die Regierung immer größer. Die Opposition wächst angesichts einer Politik, die zum Zusammenbruch des Gesundheitssystems, zu unkontrollierter Inflation, zu Nahrungsmittel- und Energieunsicherheit und weiteren Problemen geführt hat. Die friedlichen Proteste wurden auch im Jahr 2024 fortgesetzt und haben, wie die Nichtregierungsorganisation „Justicia 11J“ berichtete, sogar an Umfang gewonnen.

Nach Schätzungen der World Christian Database sind 88,7 Prozent der kubanischen Christen Katholiken. Gleichzeitig sind auch andere christliche Konfessionen weiterhin sichtbar präsent und werden von der Bevölkerung akzeptiert, insbesondere die Pfingstkirchen. Laut Kontakten vor Ort lässt sich ein Großteil des Wachstums sowohl der katholischen als auch der evangelischen Kirchen dadurch erklären, dass deren Gemeinde- und Kirchenleiter bei sozialen Protesten und bei der Verteidigung der Menschenrechte großen Einsatz zeigen.

Die geringe finanzielle Unterstützung, die die lokalen Gemeinden durch ausländische Spenden erhalten, wird ständig überwacht. Solche Spenden nehmen Behörden mitunter zum Anlass, um die betreffenden Gemeinden mit Geldstrafen zu belegen oder zu schikanieren; Sachspenden an die Kirchen werden zuweilen von der Regierung beschlagnahmt und weiterverkauft oder sogar zerstört, so berichten inländische Quellen. Als Repressalie gegen christliche Geschäftsinhaber (zumeist Pastoren) wurden ihre kleinen Unternehmen willkürlich mit Geldstrafen belegt oder gar geschlossen – angeblich, weil sie gegen die 125 verbotenen Tätigkeiten für Selbstständige verstießen, oder als wirtschaftliche Vergeltung, weil sie regierungsfeindliche Demonstranten unterstützt hatten.

Christliche Leiter, die sich gegen die Ungerechtigkeit der Regierung aussprechen, werden von der Regierung unterdrückt. Mehrere Priester und Pastoren wurden willkürlich verhaftet und von Sicherheitsbeamten tätlich angegriffen, sie wurden Opfer von„Ablehungsaktionen“ und von Überwachung und wurden als politische Gefangene misshandelt. Ihre Häuser und Kirchengebäude wurden verwüstet, und die meisten von ihnen wurden zur Umsiedelung gezwungen. Doch nicht nur Leiter von Kirchen und Gemeinden wurden schikaniert, sondern auch diejenigen, die mit ihnen oder mit christlichen Netzwerken zusammenarbeiten, und diejenigen, die in den sozialen Medien Kritik am Regime äußern.

Kuba hat ein angespanntes Verhältnis zu den USA. Nach den Versuchen des früheren US-Präsidenten Barack Obama, die diplomatischen Beziehungen wiederherzustellen, verhängte der darauffolgende US-Präsident Donald Trump neue restriktive Maßnahmen und verschärfte das Handels-, Wirtschafts- und Finanzembargo. Im Juli 2021 verschärfte auch US-Präsident Joe Biden die Sanktionen gegen Kuba, nachdem kubanische Beamte gegen regierungskritische Demonstranten vorgegangen waren. Im Mai 2022 jedoch lockerte die Regierung Biden wieder einige ihrer Maßnahmen gegenüber Kuba.

Weltanschauungen

Anhänger

%

Christen

6.843.000

61,2

Muslime

9.200

0,1

Hindus

23.500

0,2

Buddhisten

6.200

0,1

Juden

810

< 0,1

Bahai

1.200

< 0,1

Atheisten

475.000

4,3

Agnostiker

1.879.000

16,8

Andere

1.937.510

17,3

3. Gibt es regionale Unterschiede?

Im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2025 wurden im ganzen Land, vor allem aber im Osten des Landes und in der Hauptstadt, Vorfälle von Christenverfolgung gemeldet.

4. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Kommunistische und postkommunistische Unterdrückung, vermischt mit säkularer Intoleranz

Nach der kubanischen Revolution (26. Juli 1953 – 1. Januar 1959) wurde das Land als kommunistischer Staat aufgebaut. Und immer noch wird das Land nach diesem politischen und wirtschaftlichen Modell regiert. Die neue Verfassung aus dem Jahr 2019 hat die KPK gestärkt; ihr zufolge ist es eine verfassungsmäßige Verpflichtung (auch für religiöse Einrichtungen), sich der kommunistischen Ideologie der KPK zu unterwerfen. Jeder, der sich widersetzt, wird ins Visier genommen und unterdrückt. Außerdem hat die Einführung des neuen Familiengesetzes dazu geführt, dass die Intoleranz gegenüber der kirchlichen Lehre über das biblische Familienmodel zugenommen hat; dies kann zur Kriminalisierung christlicher Eltern führen, wenn diese nicht den von der Regierung geförderten, ideologisch bedingten Vorgaben zustimmen. Pastoren werden mit Einschränkungen belegt, worüber sie predigen dürfen. So gab es Versuche, Predigten zu unterbinden, in denen zum Frieden in anderen Ländern (z. B. Palästina, Nicaragua, Venezuela oder Ukraine) aufgerufen wurde. Dies zeigt, wie wenig Spielraum hinsichtlich Predigtinhalten besteht.

Diktatorische Paranoia

Diese Triebkraft ist mit kommunistischer Unterdrückung vermischt. Die KPK ist die einzige verfassungsmäßig anerkannte politische Partei. Sie bezeichnet jeden, der die Autorität der Parteiführung infrage stellt (sei es aus Gründen des Glaubens oder aus anderen Gründen), als Feind des Regimes. Christen sehen sich manchmal gezwungen, gegen ihren Glauben zu handeln, nicht nur, um nicht ins Visier des Regimes zu geraten, sondern etwa auch, um schlicht Zugang zur staatlichen Grundversorgung zu erhalten. Korruption und Straffreiheit werden als Mittel eingesetzt, um die totale Macht der KPK zu sichern und zu erhalten. Die Regierung kontrolliert den Staatsapparat auf allen Ebenen, und es gibt keine unabhängige Behörde, die für die Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit sorgt. Christen aller Konfessionen (einschließlich der katholischen Kirche) haben keinen legitimen Raum, um sich frei und ohne Angst vor Repressalien zu äußern.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Dokument „Persecution Dynamics“.

5. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Christen aus traditionellen Kirchen

Zu den traditionellen Kirchen gehören die römisch-katholische Kirche, die orthodoxe Kirche und ein wachsender protestantischer Verbund, der sich aus episkopalen, presbyterianischen, lutherischen und methodistischen Kirchen zusammensetzt. Diese Kirchen werden überwacht und müssen mit staatlichem Widerstand rechnen, wenn Materialien oder Predigten entdeckt werden, die sich gegen die kommunistische Ideologie richten, oder wenn sie Demonstranten, insbesondere Jugendliche, unterstützen. Sie werden mitunter auch von Leitern linientreuer Kirchen und ideologischen Interessengruppen kritisiert und von Sympathisanten des Regimes schikaniert. Einige Kirchen, die zu dieser Kategorie gehören, sind nicht offiziell staatlich anerkannt und gehören auch nicht dem „Kirchenrat Kubas“ an, der Teil der Struktur des Regimes ist. Solche nicht anerkannten traditionelle Kirchen müssen mit den gleichen Konsequenzen rechnen wie nicht registrierte, freikirchliche Gruppen.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Zu dieser Kategorie gehören Konvertiten, die die christliche Denomination gewechselt haben, sowie Konvertiten aus der Santería (einer synkretistischen Religion) oder der KPK. Die Regierung steht solchen christlichen Konvertiten feindselig gegenüber. Sie sind Repressalien ausgesetzt, wenn sie einer Kirche angehören, die als regimekritisch gilt, oder wenn deren Leiter als Konterrevolutionäre angesehen werden. Durch Einschüchterung und Ablehnung wird versucht, vor einer Hinwendung zum christlichen Glauben abzuschrecken und so das Wachstum der Kirche zu verhindern.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Hierzu zählen hauptsächlich pfingstkirchliche und evangelikale, aber auch baptistische Gemeinden. Diese kirchlichen Gruppen stehen nicht nur vor den Herausforderungen, die traditionelle Kirchen haben, sondern sie haben darüber hinaus auch noch kaum die Möglichkeit, sich registrieren zu lassen und damit dieselben Rechte zu erhalten wie traditionelle Kirchen mit staatlicher Anerkennung. Aufgrund dessen sind diese Gemeinden und ihre Leiter in höherem Maße Repressionen und Schikanen ausgesetzt. So sind sie gezwungen, außerhalb des Gesetzes zu handeln. Jede ihrer Aktivitäten wird als Grund genutzt, sie mit einer Geldstrafe zu belegen oder sie strafrechtlich zu verfolgen, vor allem, wenn sie sich in der humanitären Hilfe engagieren. Aus Furcht, vom Regime entdeckt und bestraft zu werden, versammeln sie sich zum Gottesdienst notgedrungen meistens in Hauskirchen.

6. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben 13.2
Familienleben 8.5
Gesellschaftliches Leben 13.9
Leben im Staat 13.3
Kirchliches Leben 15.1
Auftreten von Gewalt 9.1

Privatleben

Glaubensbekundungen in Blogs und den sozialen Medien werden vom Staat genau überwacht. Besonders als im Jahr 2020 die öffentliche Unzufriedenheit mit dem kommunistischen Modell immer offensichtlicher wurde, folgten Einschränkungen des Internetzugangs und Reiseverbote. Das hat die Weitergabe des christlichen Glaubens eingeschränkt. In der Praxis gehen alle Kubaner davon aus, dass die Nutzung sozialer Medien und Telefongespräche von den Behörden überwacht werden. Selbstzensur ist die Folge. Christliche Menschenrechtsaktivisten und Regimekritiker werden willkürlich verhaftet und unter Hausarrest gestellt und so von ihrer Familie und Gemeinde isoliert. Manchmal müssen sie unter strenger polizeilicher Überwachung in ihren Häusern bleiben, ohne jemanden kontaktieren zu können.

Familienleben

Der Staat sieht sich in der Hauptverantwortung für Bildung und Erziehung. Kommunistischer Unterricht ist verpflichtend an den Schulen. Jeden Morgen, bevor der Unterricht beginnt, müssen alle Schüler mit erhobener Hand schwören: „Wir werden wie Che sein!“ (Che Guevara ist eine kommunistische Ikone.) Eltern, die in ihrer Erziehung von den kommunistischen Werten abweichen oder sich vom ideologisch bedingten und vom Staat postulierten Familienbild distanzieren, müssen laut Gesetz mit Verhören rechnen sowie mit Drohungen, Verhaftungen, Gefängnisstrafen und dem Verlust des Sorgerechts für ihre Kinder. Wenn sich christliche Eltern aufgrund ihres Glaubens für die Verteidigung der Menschenrechte einsetzen und daher mit Einschüchterungen oder anderen Schwierigkeiten wie Verhören und Inhaftierung konfrontiert sind, werden ihre Kinder dann als „Kinder von Feinden der Revolution“ angesehen. Christen, die sich der Regierung widersetzen, sind manchmal gezwungen, in einen anderen Teil des Landes umzusiedeln, um ihre Familie vor unnötigem Leid zu bewahren; das bedeutet, dass die Familie für längere Zeit getrennt ist.

Gesellschaftliches Leben

Militante und Sympathisanten des Regimes überwachen die Aktivitäten von Christen genau. Christen, die sich auf Grundlage ihres Glaubens gegen das Regime geäußert oder an Streiks gegen das Regime teilgenommen haben, gelten als Regimekritiker. Sie werden überwacht, verhört, in der Arbeitswelt diskriminiert sowie am Zugang zu staatlich verwalteten Gesundheitsdiensten und zu kommunalen Beihilfen gehindert. Dies gilt ebenso für diejenigen, von denen bekannt ist, dass sie Kirchen angehören, die der Regierungspartei kritisch gegenüberstehen. Die sogenannten „Comités de Defensa de la Revolución“ („Komitees zur Verteidigung der Revolution“) sind die wichtigsten Informanten der Regierung. Ihr Ziel ist es, die Verbreitung von antikommunistischem Gedankengut zu verhindern, und sie bedienen sich dazu der Hilfe von anderen Bürgern, von den Milizen der KPK und von Regierungsbeamten. Alle Schüler, auch Christen, werden gezwungen, die marxistische Ideologie als Teil des staatlichen Pflichtlehrplans zu lernen, sogar an den Universitäten. Wenn sie versuchen, sich dieser Indoktrination zu widersetzen, droht ihnen das Verbot, ihre Ausbildung fortzusetzen. Um Christen zu schikanieren, verlangen Beamte manchmal Geld von ihnen, damit sie ihre Aktivitäten mit weniger Einschränkungen ausüben können. Damit kann jedoch das Risiko für Christen nicht wesentlich gemindert werden. Solche Geldforderungen stellen „private und willkürliche Vereinbarungen“ dar und haben keine rechtliche Grundlage. Sie sind aber ein bewährtes Mittel, um Christen wirtschaftlich zu ersticken, zumal es angesichts der Wirtschaftskrise noch schwieriger ist, die Mittel für die Zahlung dieser Geldforderungen aufzubringen.

Leben im Staat

Die Regierung gewährleistet keine freie Meinungsäußerung. Entwicklungen wie die zunehmende Überwachung von sogenannten „Rebellen“ oder die Durchsetzung des Dekrets 370 des neuen Strafgesetzbuchs und des neuen Familiengesetzbuchs haben die freie Meinungsäußerung noch weiter eingeschränkt. Christen, Mitglieder christlicher Organisationen, Befürworter von Religionsfreiheit oder christliche Menschenrechtsaktivisten stehen in der Gefahr von willkürlichen Verhaftungen, Diskriminierung, Verleumdungskampagnen, Geldstrafen, Strafverfolgung, Reisebeschränkungen, Zensur, unfairer Behandlung vor Gericht und vielem mehr. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie sich zu Themen äußern wie beispielsweise zu der Verletzung der Menschen- und Bürgerrechte durch den Staat, der Notwendigkeit der Abkehr vom kommunistischen Modell, der Unantastbarkeit der Ehe (etwa im Zusammenhang mit dem Referendum über das neue Familiengesetzbuch) oder auch zu den Skandalen im Zusammenhang mit der Familie Castro. Viele Christen und ihre Familien, die solche Einschränkungen erfahren, gehören nicht registrierten Kirchen an, insbesondere solchen, die mit der „Alianza de Iglesias Evangélicas de Cuba“ („Evangelischen Allianz Kubas“) verbunden sind, welche offen Kritik an den Ungerechtigkeiten der Regierung übt. Das Regime hat die vollständige Kontrolle über das Justizsystem, und die Urteile werden immer zu seinen Gunsten ausfallen, was ihm Straffreiheit garantiert. Somit werden die Rechte auf Verfahrensgarantien für Christen, einschließlich des Rechts auf ein ordnungsgemäßes Verfahren, nicht angemessen gewahrt.

Kirchliches Leben

Nur eine Minderheit der Kirchen in Kuba wurde vor der kommunistischen Revolution von 1959 registriert und ist damit rechtlich anerkannt. Seitdem wurde die Registrierung in den meisten Fällen mit der Begründung verweigert, dass eine andere örtliche Gruppe gleiche oder ähnliche Ziele verfolge oder dass die Aktivitäten des Antragstellers in irgendeiner Weise dem Gemeinwohl schaden könnten, das heißt, der Ideologie der KPK zuwiderlaufen. Weil ihnen die Registrierung verweigert wurde, gelten viele Kirchen als illegal. Diese nicht registrierten Kirchen müssen mit Strafen rechnen, die von Geldstrafen bis zur Schließung ihrer Organisationen, der strafrechtlichen Verfolgung ihrer Leiter und der Beschlagnahmung ihres Eigentums reichen. Wenn Kirchen oder religiöse Leitern als „Feinde der Revolution“ gelten, werden alle von ihnen beantragten Zulassungen und Genehmigungen willkürlich abgelehnt. Das ständige Risiko staatlicher Repressalien hindert anerkannte wie nicht anerkannte Kirchen daran, im öffentlichen Raum zu agieren. Das beeinträchtigt besonders ihre Äußerungen zu politisch umstrittenen Themen (wie beim Referendum über das Familiengesetz und dessen Anwendung), ihre Unterstützung für politische Gefangene und ihre Hilfe für Bedürftige, ihre Forderung nach Lösungen für die humanitäre und wirtschaftliche Krise oder gar ihren Aufruf zum Frieden in Israel, der Ukraine, Nicaragua oder Venezuela. Die Predigten werden ständig überwacht und der Einfluss der Zivilgesellschaft wird von der kommunistischen Regierung eingeschränkt.

Beispiele für das Auftreten von Gewalt

Im Juni 2024 wurden Berichte öffentlich, dass der inhaftierte Pastor Lorenzo Rosales Fajardo im Gefängnis schwer geschlagen und misshandelt worden war. Seine Inhaftierung steht Berichten zufolge im Zusammenhang mit seiner Position als religiösem Leiter. Seit 2012 war er aufgrund seiner Beteiligung an lokalen Protesten ständigen Schikanen ausgesetzt und wurde nach einem Prozess im Dezember 2021 zu acht Jahren Haft verurteilt.

Mehrere katholische und evangelische Kirchen erhielten von der KPK keine Genehmigungen für ihre öffentlichen Prozessionen, die im Rahmen der Feierlichkeiten zur Karwoche normalerweise auf den Straßen abgehalten werden. Entsprechende Verbote wurden in der Provinz Villa Clara, im Stadtteil Vedado sowie in den Städten Bayamo und Manzanillo erlassen. Offenbar wollten die Behörden verhindern, dass sich Menschen auf den Straßen versammeln und möglicherweise Demonstrationen entstehen.

Der römisch-katholische Priester Jorge Luis Pérez Soto berichtete am 7. März 2024 auf Facebook, dass ihm der Zutritt zum Hospital Manuel Fajardo verweigert worden war, wo er einen christlichen Patienten in kritischem Gesundheitszustand besuchen wollte.

7. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr

Platzierung

Punktzahl

2025

26

73

2024

22

73

2023

27

70

2022

37

66

2021

51

62

Der durchschnittliche Druck blieb mit 12,8 Punkten auf einem sehr hohen Maß. Der Wert für Gewalt stieg von 8,7 Punkten im Vorjahr auf nun 9,1 Punkte. Dieser Anstieg begründet sich dadurch, dass es Berichte von Formen der Gewalt gegen Christen gab, die für Kuba erstmals verzeichnet wurden (so etwa Entführung und sexuelle Belästigung). Darin zeigt sich die methodische und systematische Unterdrückung von Christen, die als Feinde der Regierung betrachtet werden, insbesondere von Christen, die nicht registrierten Kirchen angehören und die unter ständiger staatlicher Überwachung stehen. Die Gesamtpunktzahl des Landes blieb unverändert bei gerundet 73 Punkten. Diese hohe Wertung ist auf das hohe Maß an Schikanen gegen die Kirchen zurückzuführen. Diese sind eine Stimme der Hoffnung und des Wandels inmitten der weitverbreiteten Krise, einem Resultat der 65-jährigen kommunistischen Diktatur. Aufgrund ihrer Arbeit zugunsten der Schwächsten sehen sich die Kirchen oft mit Hindernissen und Repressalien konfrontiert. Besonders betroffen sind solche Kirchen, deren Leiter offene Kritik an den Lebensbedingungen äußern, die vom kommunistischen Modell auferlegt werden.

8. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Christliche Frauen werden oft wegen ihrer konservativeren sexuellen Werte angefeindet, insbesondere, wenn sie sich gegen Abtreibungen aussprechen. Aktivistinnen, die sich gegen die Regierung aussprechen, werden in der Regel entlassen, bedroht und überwacht. Die Polizei misshandelt und verprügelt weiterhin die „Damen in Weiß“ (eine von den Angehörigen politischer Gefangener gegründete Gruppe) auf ihren Wegen zu und von den Gottesdiensten, die sie normalerweise für ihre stillen Demonstrationen nutzen. Häusliche Gewalt ist nach wie vor ein Problem, das sich im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie noch verschärft hat.

Männer

Christliche Männer, insbesondere Pastoren, werden häufiger verhaftet oder belästigt als Frauen, da sie oftmals Führungspositionen innehaben und das Verhalten der Regierung aufgrund ihrer christlichen Überzeugungen kritisieren. Die Verhaftungen nahmen nach den Protesten vom Juli 2021 deutlich zu, wovon viele junge Männer betroffen waren. Christliche Männer in Kuba sehen sich Schlägen, Verhaftungen, der Beschlagnahmung christlicher Literatur, der Zerstörung von Eigentum und Morddrohungen ausgesetzt. Im Rahmen der Wehrpflicht sind christliche Männer zusätzlich gefährdet, wenn ihr Glaube entdeckt wird. Das Ausmaß der Diskriminierung und Verfolgung hängt von der Einstellung des befehlshabenden Offiziers ab.

9. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Leiter und Praktizierende der Santería, insbesondere Mitglieder der nicht registrierten „Free Yoruba Association of Cuba“, sind häufig Zielscheibe von Schikanen der Regierung. Außerdem werden Vertreter der muslimischen Gemeinschaft diskriminiert, zum Beispiel durch Verweigerung der Reiseerlaubnis.

10. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für Kuba:

  • Beten Sie, dass Gott Veränderungen herbeiführt, damit in Kuba Religionsfreiheit respektiert wird.
  • Bitten Sie um Belastbarkeit und Weisheit für die Christen, besonders die Gemeindeleiter, im Umgang mit Überwachung, Einschränkungen und Druck durch die Behörden.
  • Beten Sie um Schutz für die Hauskirchen, die sich nur heimlich versammeln können.
  • Beten Sie, dass Gott den lokalen Partnern von Open Doors mehr Möglichkeiten eröffnet, um der verfolgten Kirche in Kuba zu dienen.