Weltverfolgungsindex 2024

Mosambik

Christenverfolgung in Mosambik

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2022 – 30. September 2023

Überblick

Die Verfolgung von Christen in Mosambik ist auf eine Reihe komplexer Faktoren zurückzuführen, die ein düsteres Bild für die Zukunft der Religionsfreiheit in dem Land zeichnen.

Erstens hat die Anwesenheit extremistischer Islamisten, vor allem in den nördlichen Regionen, das Leben für christliche Gruppen zunehmend gefährlich gemacht. Diese Extremisten haben eine Welle der Gewalt losgetreten, bei der christliche Versammlungsorte angegriffen, religiöse Leiter entführt und viele Christen getötet werden. Dabei handelt es sich nicht um Einzelaktionen, sondern es ist Teil einer breit angelegten ideologischen Kampagne zur Durchsetzung einer strengen Auslegung des islamischen Rechts, was Christen zu einem konkreten und leichten Ziel macht.

Zweitens verschärft der Einfluss der Drogenkartelle die ohnehin schon angespannte Situation. Mosambik hat sich zu einer bedeutenden Drehscheibe des internationalen Drogenhandels entwickelt. Das hat zur Folge, dass die Kartelle großes Interesse daran haben, verschiedene Teile des Landes zu kontrollieren. Jugendmitarbeiter der Kirchen, die sich oft in der Gesellschaft für Veränderungen einsetzen, werden aus diesem Grund Opfer von gewaltsamen Übergriffen und Einschüchterungen. Die kriminellen Organisationen betrachten jede Form von organisierter sozialer Aktivität, einschließlich kirchlicher Angebote, als Bedrohung ihrer Kontrolle über die örtliche Bevölkerung.

Zum Dritten verschlimmert die Haltung der Regierung zur Religionsfreiheit das Problem weiter. Staatliche Vorschriften und Praktiken schränken die Freiheit ein, Gottesdienste abzuhalten und religiöse Überzeugungen offen zu äußern. Die Kirchen sind mit bürokratischen Hürden konfrontiert; es gibt Einschränkungen für den Religionsunterricht. Wenn Christen ihren Glauben öffentlich bekennen, führt das oft dazu, dass sie genauer überprüft und manchmal sogar verhaftet werden.

Und schließlich führt der anhaltende Krieg gegen die Dschihadisten zu einer zusätzlichen Verschärfung der Lage. Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Regierungskräften und extremistischen Gruppen geraten Christen immer wieder zwischen die Fronten. Sie sind nicht nur Opfer extremistischer Gewalt, sondern leiden auch unter den Kollateralschäden, die durch militärische Einsätze verursacht werden.

Länderprofil als PDF

Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.

Country Dossier als PDF

Länderprofil als PDF

1. Hintergrund

Mosambik wurde 1975 von Portugal unabhängig. 1992 konnte der Bürgerkrieg mit einem von den Vereinten Nationen ausgehandelten Friedensabkommen zwischen der damals einzigen Partei, der „Front für die Befreiung Mosambiks“ (FRELIMO), und den Rebellen des „Nationalen Widerstands Mosambiks“ (RENAMO) beendet werden. Es folgten stetige wirtschaftliche und politische Fortschritte, die durch das Wiederaufflammen von Spannungen und Gewalt zwischen FRELIMO und RENAMO seit 2012 allerdings wieder beeinträchtigt wurden. Im Jahr 2019 brachen erneut Kämpfe aus, nachdem die FRELIMO trotz umstrittener Wahlergebnisse an der Macht blieb.

Seit Oktober 2017 kommt es im Norden des Landes immer wieder zu Angriffen militanter Islamisten, die viele Christen töten und christliche Häuser niederbrennen. Die islamistische Gruppe „al-Sunnah Wa Jama’ah“ (ASWJ) hat dazu aufgerufen, christliche Symbole zu beseitigen. Sie hat in einigen Teilen der Provinz Cabo Delgado die Häuser von Christen angegriffen. Christen sind aus ihren Wohnorten geflohen, um sich vor den Angriffen der Dschihadisten zu schützen. Die verbündeten Truppen der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) und Ruandas (zusammen mit Beratern aus anderen Ländern) haben die Dschihadisten erfolgreich zurückgedrängt. Doch trotz der Erfolge der Regierung und ihrer Verbündeten konnten die Dschihadisten ihren Einfluss nach Süden ausdehnen.

Die Einwanderer aus Südasien und die Bevölkerung der nördlichen Provinzen sind überwiegend muslimisch, vor allem an der Küste. In einigen Gebieten im nördlichen Landesinneren gibt es eine hohe Dichte an christlichen Gemeinden. In den südlichen und zentralen Regionen ist die Zahl der Christen jedoch größer; unter ihnen leben auch Muslime.

Nach Angaben des US-Außenministeriums (IRFR 2021) gibt es im Land römisch-katholische, evangelikale/pfingstliche, „zionistisch-christliche“ und anglikanische Kirchengemeinden (absteigend nach Größe der Konfessionen).

Weltanschauungen Anhänger %
Christen 19.184.000 56,4
Muslime 6.067.000 17,8
Hindus 50.200 0,1
Buddhisten 3.400 < 0,1
Anhänger ethnischer Religionen 8.563.000 25,2
Juden 200 < 0,1
Bahai 4.500 < 0,1
Atheisten 27.300 0,1
Agnostiker 128.000 0,4
Andere 7.000 < 0,1

2. Gibt es regionale Unterschiede?

In der nördlichen Provinz Cabo Delgado finden die schwersten Übergriffe auf Christen statt. Dort verüben die mit dem „Islamischen Staat“ (IS) verbündeten Kämpfer gewaltsame Angriffe.

3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Islamische Unterdrückung

Seit 2017 kommt es immer wieder zu Angriffen auf Christen durch Kämpfer der dem IS nahestehenden islamistischen Gruppe „al-Sunnah wa Jama’ah“ (ASWJ). Tausende mussten deshalb bereits aus ihren Häusern fliehen. Die Fähigkeiten und der Einflussbereich dieser Kämpfer nehmen stetig zu. Die Gruppierungen finanzieren sich durch die Zusammenarbeit mit Drogenkartellen und durch Korruption, in die einige Regierungsbeamte des Landes verwickelt sind.

Ethnisch-religiöse Feindseligkeit

In abgelegenen Gebieten sehen Anhänger traditioneller afrikanischer Religionen die zunehmenden Bemühungen zur Ausbreitung des Evangeliums als Bedrohung an. Infolgedessen beschweren sich die Clanchefs oft über derartige kirchliche Aktivitäten.

Diktatorische Paranoia

Die Regierung von Mosambik stellt keine wirkliche Demokratie dar. Sie ist nach wie vor repressiv und übt Druck auf einige Kirchen aus, die Regierungspolitik zu unterstützen. Die Verfassung verbietet jegliche religiöse Einflussnahme in öffentlichen Bildungseinrichtungen. Einige Behörden erlegen religiösen Gruppen auch komplizierte Registrierungsbestimmungen auf. Die Regierung schränkt die Berichterstattung zur Lage der Gewalt im Norden Mosambiks ein.

Organisiertes Verbrechen und Korruption

Mosambik weist ein hohes Maß an organisierter Kriminalität auf. Drogen, Waffen und illegale Produkte von Wildtieren, wie Elfenbein, werden in großem Umfang in den Häfen gehandelt. Die islamistische Gruppe „al-Sunnah wa Jama’ah“ betreibt zur Finanzierung ihrer Aktivitäten illegalen Handel. Kirchen, die sich in der Arbeit unter Jugendlichen und kriminellen Banden engagieren, werden von Kartellen bedroht und gewaltsam angegriffen.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.

4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Christen aus traditionellen Kirchen

Zu den traditionellen Kirchen gehören die römisch-katholische Kirche, die anglikanische Kirche und orthodoxe Kirchen. Sie werden häufig von Kämpfern der Miliz al-Sunnah wa Dschama’ah angegriffen.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

In diese Kategorie fallen Christen muslimischer Herkunft sowie Christen, die zuvor einer traditionellen afrikanischen Religion angehört haben. Ferner zählen auch Christen dazu, die zu einer anderen Denomination übergetreten sind. Christen muslimischer Herkunft, die im mehrheitlich islamischen Norden leben, werden besonders schwer verfolgt. Solche Konvertiten werden sehr häufig Opfer von Angriffen extremistischer Muslime.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Zu protestantischen Freikirchen gehören Baptisten- und Pfingstgemeinden; Christen aus diesen Kirchen werden regelmäßig bedroht und angegriffen, weil sie aktiv das Evangelium weitergeben.

5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Privatleben 9.3
Familienleben 8.5
Gesellschaftliches Leben 13.9
Leben im Staat 8.4
Kirchliches Leben 12.5
Auftreten von Gewalt 15

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben

In den nördlichen Gebieten, die unter dem Einfluss militanter Islamisten stehen, müssen Christen (insbesondere Konvertiten aus dem Islam) ihren Glauben verheimlichen. Andernfalls riskieren sie, angegriffen oder getötet zu werden.

Familienleben

Im Norden, wo sich die Dschihadisten ausbreiten, ist es gefährlich, Kinder im christlichen Glauben zu erziehen. Dies gilt insbesondere für Gebiete, aus denen sich die Regierungstruppen zurückziehen mussten. Selbst in der Dorfgemeinschaft und in der Schule sind Christen Schikanen und Diskriminierung ausgesetzt. Kinder von evangelikalen Christen stehen in einigen Gebieten mit überwiegend katholischer Bevölkerung vor ähnlichen Problemen.

Gesellschaftliches Leben

Im Norden des Landes sind christliche Frauen und Mädchen in Gefahr, von islamistischen Aufständischen entführt zu werden. Zu diesen Entführungen kommt es häufig nach Überfällen auf Dörfer. In Cabo Delgado wurden Christen schikaniert, weil sie nach Ansicht der islamistischen Aufständischen nicht den muslimischen religiösen Standards entsprachen.

Leben im Staat

Im Norden wurden viele Kirchen und christliche Symbole mutwillig zerstört. Obwohl die Kirche in der postkolonialen Ära eine wichtige Rolle im Demokratisierungsprozess gespielt hat, unterdrückt die Regierung unliebsame Ansichten der Kirche zu Themen wie den Menschenrechten. Die Regierung berät derzeit über einen neuen Gesetzentwurf, der eine strengere Regulierung von Religionsausübung vorsieht.

Kirchliches Leben

Christliche Predigten werden von den Behörden häufig auf regierungskritische Äußerungen hin überwacht, und im Norden werden sämtliche kirchlichen Aktivitäten von Dschihadisten kontrolliert. Die Regierung hat die Erteilung von Kirchenlizenzen bewusst hinausgezögert und bereitet weitere gesetzliche Einschränkungen vor. Ähnlich wie das Gesetz in Ruanda verlangt die Regierung staatlich ausgebildete Kirchenleiter und will verhindern, dass kleine kirchliche Gruppen sich ausbreiten.

Beispiele für Auftreten von Gewalt

  • Am 6. Februar 2023 wurde ein Angriff auf das christliche Dorf Namakiol verübt. Es kam zu einem Schusswechsel zwischen IS-Kämpfern und lokalen, regierungstreuen Milizen.
  • Am 4. Februar 2023 wurde das christliche Dorf Moilo angegriffen. Die Dorfbewohner mussten fliehen und die IS-Kämpfer zündeten etwa 20 Häuser an.
  • Am 4. Februar 2023 wurden die Fahrzeuge einiger Christen auf der Straße von Macomia nach Bimba aus einem Hinterhalt heraus attackiert. Dabei wurde einer der Angegriffenen getötet und zwei weitere wurden verwundet. Zwei Fahrzeuge wurden in Brand gesetzt.

6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr Platzierung Punktzahl
2024 39 68
2023 32 68
2022 41 65
2021 45 63
2020 66 43

Während des Berichtszeitraums des Weltverfolgungsindex 2023 hatte Mosambik einen deutlichen Anstieg um drei Punkte verzeichnet, so dass sich die Gesamtwertung auf 68 erhöhte. Im Weltverfolgungsindex 2024 ist der Wert des Landes jedoch unverändert geblieben, was auf ein unverändert hohes Maß an Druck und Gewalt hindeutet. Dies ist auf die anhaltenden Aktivitäten der Dschihadisten vor allem in der nördlichen Region zurückzuführen. Trotz des Einsatzes von Streitkräften aus Ruanda und Südafrika, die in den letzten zwei Jahren mehrere Städte von den islamistischen Kämpfern zurückerobert haben, blieb deren Einfluss bemerkenswert stark. Darüber hinaus erschwert die Präsenz von Drogenkartellen in einigen Gebieten das Leben der Christen und behindert vor allem kirchliche Initiativen, die sich auf das Engagement unter Jugendlichen konzentrieren. Obwohl die Wertung in diesem Bereich von 15,6 Punkten im Jahr 2023 auf 15,0 Punkte im Jahr 2024 leicht gesunken ist, bleibt die Gewalt auf einem extremen Niveau. Dementsprechend herausfordernd ist die Sicherheitslage für die Bevölkerung, insbesondere die Christen.

7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Die häufigsten Übergriffe, unter denen christliche Frauen und Mädchen leiden, sind sexuelle Belästigung, Vergewaltigung und Zwangsverheiratung. Mosambik weist eine der höchsten Raten von Kinderehen weltweit auf, was auf den Einmarsch islamisch-extremistischer Milizen zurückzuführen ist. Entführungen sind in Regionen, in denen Dschihadisten und ihre Zellen einen großen Einfluss haben, weit verbreitet. Mädchen werden zur Zwangsarbeit eingesetzt, Frauen werden zum Sex und zur Verrichtung von Hausarbeit entführt. Christliche Konvertitinnen, die sich vom Islam oder traditionellen afrikanischen Religionen abgewandt haben, sind schutzlos dem Druck der Familie ausgesetzt. Die Konsequenzen sind z. B. Zwangsheirat, Verweigerung des Erbes und Verlust des Sorgerechts für die Kinder.

Männer

Islamische Unterdrückung ist die häufigste Triebkraft hinter der Verfolgung von Christen in Mosambik, was auf die Rolle islamistischer Aufständischer zurückzuführen ist. Berichten zufolge sind christliche Männer und Jungen bei Angriffen getötet worden; in anderen Fällen haben sie ihr Ackerland und ihren Besitz verloren, was ihre Familien in wirtschaftliche Not gebracht hat. Einige Jungen wurden zudem von Milizen zwangsrekrutiert. Ein Experte für das Land erklärt: „Bei all ihren Angriffen haben die Aufständischen es vor allem auf Männer und Jungen abgesehen, um Kämpfer aus der Bevölkerung zu rekrutieren.“

8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Andere religiöse Minderheiten (z. B. Hindus, Buddhisten und Juden) sind nur in sehr geringer Zahl im Land vertreten; bei den meisten handelt es sich um Ausländer. Diese Gruppen sind von keiner spezifischen Form der Verfolgung betroffen. Allerdings heißt es im Bericht zur internationalen Religionsfreiheit des US-Außenministeriums von 2020: „Religiöse Leiter drückten weiterhin ihre Besorgnis darüber aus, dass ein 2019 vorgelegter Gesetzesentwurf über religiöse Praktiken, der zum Jahresende noch nicht im Parlament besprochen wurde, religiöse Gruppen mit weniger als 500 Zugehörigen von einer Registrierung beim Justizministerium ausschließen könnte. Leiter kleiner Religionsgemeinschaften äußerten die Sorge, dass sie durch diese Vorgaben daran gehindert würden, ihre Organisationen zu registrieren. Einem religiösen Leiter zufolge sieht der Gesetzentwurf außerdem vor, dass die Gläubigen ihre Identität notariell beglaubigen lassen müssen. Dies würde ein bürokratisches Hindernis für die Religionsausübung darstellen.“ Der Gesetzesentwurf wird noch diskutiert.

Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung folgt immer noch traditionellen afrikanischen Religionen. Die meisten Anhänger dieser Religionen leben in entlegenen Regionen des Landes. Berichte über Verfolgung liegen nicht vor. Viele wenden sich dem Glauben an Jesus Christus zu.

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für Mosambik:

  • Beten Sie mit den Gemeinden, die Tausende von vertriebenen Familien aufgenommen haben, um Kraft und das richtige Gespür für den Umgang miteinander.
  • Beten Sie um Perspektiven für die von Armut und Arbeitslosigkeit frustrierten Jugendlichen, damit sie sich nicht extremistischen Gruppen anschließen.
  • Beten Sie um Frieden in Mosambik, sodass Christen ihre Gottesdienste ohne Furcht vor Anschlägen besuchen können.
  • Beten Sie um Weisheit für die Mitarbeiter und Partner von Open Doors, wie sie verfolgten Christen in Mosambik am effektivsten helfen können. Beten Sie um Schutz für die Mitarbeiter, die in unsichere Regionen reisen.

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