Weltverfolgungsindex 2025

Sudan

Christenverfolgung im Sudan

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2023 – 30. September 2024

1. Überblick

Die Lage für Christen im Sudan hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert, insbesondere seit dem Putsch im Oktober 2021 und noch einmal verschärft seit einem Erlass vom August 2022. Entgegen der internationalen Berichterstattung, die eine Abkehr von repressiven Gesetzen und Maßnahmen im Sudan vermeldete, sind die Gegebenheiten für Christen vor Ort düster. Zunächst gelang es dem Militär, den zivilen Teil der Regierungskoalition durch einen Staatsstreich auszuschalten und so den Premierminister zu beseitigen. Doch es gab bereits vor dem Putsch Anzeichen dafür, dass die Zivilregierung zu den alten Gewohnheiten zurückzukehren würde. Dies führte schließlich im August 2022 dazu, dass unter dem Deckmantel einer bürgernahen Polizeiarbeit indirekt wieder eine „Sittenordnung“ eingeführt wurde; außerdem brachte das Militär erneut Schlüsselfiguren des früheren al-Baschir-Regimes an die Macht, die für ihre aktive Rolle bei der Verfolgung von Christen bekannt waren.

Trotz des Sturzes des al-Baschir-Regimes ist die gesellschaftliche Wahrnehmung von Christen weitgehend unverändert geblieben. Bei Christen, die mit schweren Menschenrechtsverletzungen konfrontiert sind, insbesondere bei Konvertiten und ethnischen afrikanischen Christen, ist die Angst deutlich spürbar, Verfolgung auch nur zu erwähnen. Die anhaltende Präsenz extremistischer Gruppen und die mangelnde Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft haben die Bedrohung, der diese Christen ausgesetzt sind, nur noch verstärkt.

Außerdem sind die "Dschandschawid"-Milizen nach wie vor aktiv und tragen zu einem allgemeinen Klima der Angst und Unterdrückung bei. Im April 2023 spitzte sich die Situation zu, als die Spannungen zwischen den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ („Schnelle Unterstützungskräfte“, RSF) und der sudanesischen Armee eskalierten. Dies hat zu einem erheblichen Maß an Tod, Vertreibung und Zerstörung geführt. Kirchen wurden besetzt und angegriffen, wodurch ein Umfeld geschaffen wurde, in dem Christen noch mehr Angst haben, sich gegen Verfolgung jedweder Form auszusprechen.

Die jüngsten Auseinandersetzungen haben den Sudan an den Rand einer noch tieferen Krise geführt. So wird jeder vermeintliche Fortschritt zunichte gemacht, und die Lage der Christen im Land wird immer gefährlicher. So zeigt sich eine große Diskrepanz zwischen der internationalen Berichterstattung und den Erfahrungen der Christen im Sudan – für sie klingen die offiziellen Reformversprechen hohl, angesichts der eskalierenden Drohungen und Gewalt. Wie die US-Kommission für internationale Religionsfreiheit (USCIRF) im Jahr 2024 bezifferte, wurden seit Beginn des Krieges über 150 Kirchen beschädigt.

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Das nachfolgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus den ausführlichen Berichten von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Dieses deutsche Länderprofil finden Sie hier auch als PDF zum Download. Die ausführlichen Berichte in englischer Originalfassung („Background Information“ und „Persecution Dynamics“) finden Sie am Ende dieser Seite.

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2. Hintergrund

Die prekäre Lage der Christen im Sudan hat einen kritischen Punkt erreicht, insbesondere seit dem Militärputsch im Oktober 2021. Trotz der internationalen Darstellung, wonach ein positiver Wandel zu erwarten ist, ist die bittere Wirklichkeit von Christen von schwerer Verfolgung und ständiger Angst geprägt. Dies gilt insbesondere für christliche Konvertiten und ethnische afrikanische Christen. Mit der Machtübernahme durch das Militär wurde die zivil geführte Übergangsregierung faktisch aufgelöst; Vertreter des repressiven al-Baschir-Regimes, die für die Verfolgung von Christen berüchtigt sind, wurden wieder eingesetzt. Darüber hinaus wurde im August 2022 die „Sittenordnung“ von der Regierung auf versteckte Art und Weise erneut eingeführt, getarnt als „bürgernahe Polizeiarbeit“, wodurch sich die Situation weiter verschlechterte.

Die vielschichtige Geschichte des Sudan ist geprägt von der Darfur-Krise, der Abspaltung des Südsudan im Jahr 2011 und der Notlage des Nuba-Volkes. Dies hat ein Land hervorgebracht, das durch religiöse und ethnische Gräben tief gespalten ist. Da die Mehrheit der Bevölkerung muslimisch ist, leben Christen ohnehin in einem schwierigen Umfeld. Sie wohnen vor allem in städtischen Gebieten wie etwa der Hauptstadt Khartum, wo es seit langem etablierte Gruppen koptisch-orthodoxer und griechisch-orthodoxer Christen gibt, und wo auch andere große christliche Denominationen wie die römisch-katholische Kirche und verschiedene protestantische Kirchen ihre Gemeinden haben. Konvertiten, die sich vom Islam ab- und dem christlichen Glauben zugewandt haben, sind besonders schwerer Verfolgung ausgesetzt. Sie sehen unter anderem oft davon ab, ihre Kinder christlich zu erziehen, oder verzichten auf christliche Beerdigungen, um nicht die Aufmerksamkeit von Regierungsvertretern und Anführern der örtlichen Gemeinschaften zu erregen.

Der letzte Putsch im Oktober 2021 führte zu anhaltenden Protesten und Unruhen. Die Spannungen gipfelten in gewaltsamen Zusammenstößen zwischen den RSF und der sudanesischen Armee im April 2023. Diese internen Konflikte haben zu zahlreichen Todesfällen, Zerstörungen und Vertreibungen geführt – etwa 7,7 Millionen Menschen wurden gewaltsam vertrieben, wie das Flüchtlingshilfswerk UNHCR berichtet (Stand Juli 2024). Zu den am stärksten Betroffenen im Konflikt gehören die Christen, deren Kirchen ins Visier genommen, besetzt und angegriffen wurden.

Kirchen wurden von Dschandschawid-Milizen und anderen extremistischen Gruppen besetzt. Christen haben zunehmend Angst, sich gegen Verfolgung jedweder Form auszusprechen.. Die Situation offenbart eine beunruhigende Diskrepanz zwischen den Reformversprechen und den eskalierenden Drohungen und der Gewalt vor Ort. Das Leben der Christen im Sudan ist von Angst geprägt, sodass alle Behauptungen über Fortschritte für sie hohl klingen.

Trotz der Versprechen der internationalen Gemeinschaft, die hoffnungsvoll stimmten, und der Bildung einer Übergangsregierung, die eine demokratische Regierung anstrebte, ist der Sudan in einen Krisenzustand zurückgefallen, der schwere Unterdrückung mit sich brachte, insbesondere für die christliche Minderheit. Dieser Rückschritt untergräbt alle vermeintlichen Fortschritte und unterstreicht, wie notwendig es ist, das internationale Narrativ über den Sudan neu zu bewerten.

Weltanschauungen

Anhänger

%

Christen

2.028.000

4,1

Muslime

45.501.000

92,2

Hindus

1.000

< 0,1

Buddhisten

1.100

< 0,1

Anhänger ethnischer Religionen

1.299.000

2,6

Juden

61

< 0,1

Bahai

3.100

< 0,1

Atheisten

75.000

0,2

Agnostiker

448.000

0,9

Andere

2.400

< 0,1

3. Gibt es regionale Unterschiede?

Druck und Gewalt gegen Christen waren außerhalb der Hauptstadt Khartum schon immer intensiver. Zusätzlich zu den Schikanen und Bedrohungen in ihrem täglichen Leben sind Christen von den Auswirkungen des bewaffneten Konflikts in Gebieten wie Darfur, den Nuba-Bergen und den Regionen am Blauen Nil stärker betroffen.

4. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Islamische Unterdrückung

Die Ideologie der Muslimbruderschaft hatte großen Einfluss auf die sudanesische Regierung, seit Präsident al-Baschir 1989 durch einen Putsch an die Macht gekommen war. In der Folgezeit strebte das Regime die Bildung eines islamischen Staates auf Kosten anderer religiöser Gruppen im Land an. Es wurde beschuldigt, islamisch-extremistische Kämpfer zu unterstützen – etwa indem es Osama bin Laden Zuflucht gewährte –, Terrorismus zu fördern sowie Waffenhandel zu betreiben. Nach dem erneuten Militärputsch 2021 wurden schrittweise immer mehr Vertreter des al-Baschir-Regimes wiedereingesetzt.

Diktatorische Paranoia

Seit der Erlangung der Unabhängigkeit vor mehr als sechs Jahrzehnten kämpft der Sudan um die Aufrechterhaltung der zivilen Ordnung. Während sich der Unabhängigkeitskonflikt mit dem Süden endlich seinem Ende zu nähern scheint, setzt sich die Darfur-Krise fort, ein multipolarer Bürgerkrieg zwischen regierungsfreundlichen und regierungsfeindlichen Milizen. In der Vergangenheit haben führende Regierungspolitiker hetzerische antiwestliche Rhetorik als Mittel zur Stärkung des Regimes in Khartum eingesetzt. Dies hat zu einer Zunahme von Gewalt gegen Christen geführt, da die Regierung Christen als Verbündete des Westens betrachtet.

Organisiertes Verbrechen und Korruption

Unter Präsident al-Baschir setzte die sudanesische Regierung alle verfügbaren Mittel ein, um an der Macht zu bleiben, einschließlich der Mobilisierung von Stammesmilizen. Viele dieser Milizen begingen Menschenrechtsverletzungen, darunter auch die Versklavung von Nichtarabern, um vom Konflikt zu profitieren. Christen, die als fremd und als Bedrohung für die Nation angesehen werden, wurden von diesen islamistischen Gruppen mit besonderer Brutalität angegriffen.

Ethnisch-religiöse Feindseligkeit, gemischt mit Unterdrückung durch den Clan oder Stamm

Die sudanesische Bevölkerung setzt sich aus etwa 19 verschiedenen ethnischen Gruppen zusammen, die im Norden überwiegend arabischen und im Süden afrikanischen Ursprungs sind. Die arabisch geprägten Stämme haben seit der Unabhängigkeit eine Politik der islamischen und arabischen Überlegenheit und des Nationalismus verfolgt.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Dokument „Persecution Dynamics“.

5. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Ausländische Christen und Arbeitsmigranten

Ausländische Christen und Arbeitsmigranten werden gezwungen, ihre Kirchen zu schließen. Diese Christen stammen hauptsächlich aus westlichen Ländern und dem Südsudan. Ihren Kirchen wird eine Registrierung verweigert und viele wurden abgerissen. Manche der ausländischen Christen wurden ohne ordentlichen Gerichtsprozess verhaftet und eingesperrt.

Christen aus traditionellen Kirchen

Christen aus traditionellen Kirchen wie der koptisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche erleben Verfolgung sowohl aufgrund von islamischer Unterdrückung als auch aufgrund von diktatorischer Paranoia. Der frühere Präsident al-Baschir verfolgte eine Politik der Zerstörung von Kirchengebäuden, was auch Kirchen von traditionellen christlichen Gemeinschaften betraf.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Diese Gruppe, die hauptsächlich aus Christen muslimischer Herkunft besteht, erlebt den stärksten Druck und die heftigste Gewalt.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Sudanesische Christen, die baptistischen, evangelikalen und pfingstkirchlichen Denominationen angehören, sind mit Verfolgung in Form von islamischer Unterdrückung und diktatorischer Paranoia konfrontiert. Diese Gruppe von Christen muss auch am ehesten damit rechnen, dass ihre Kirchen geschlossen werden.

6. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben 14.1
Familienleben 14.2
Gesellschaftliches Leben 15.5
Leben im Staat 14.9
Kirchliches Leben 15.3
Auftreten von Gewalt 16.1

Privatleben

Christen vermeiden es aus Sicherheitsgründen, in ihrem sozialen Umfeld offen über ihren Glauben zu sprechen. Dies könnte sonst zur Verhaftung oder zu Angriffen durch militante Islamisten führen. Der soziale Druck wird durch die ständige Überwachung durch das Umfeld und die Polizei noch verstärkt. Die Aufbewahrung von christlichen Materialien, wie beispielsweise von Bibeln, birgt erhebliche Risiken, insbesondere für christliche Konvertiten in einer muslimischen Familie. Werden die Materialien entdeckt, so setzt man die Konvertiten unter enormen Druck, zum Islam zurückzukehren. Weigern sie sich, kann das zum Verlust von Eigentum, zum Ausschluss aus der Gemeinschaft und zu weiteren Gewalttaten führen.

Familienleben

Im Sudan eine christliche Familie zu gründen, ist angesichts des Drucks durch Regierung und soziales Umfeld sowie aufgrund der von der Gesellschaft ausgehenden Gewalt schwierig. Von Christen, die Muslime heiraten, wird erwartet, dass sie zum Islam konvertieren – diese Erwartung besteht, da Christen in der Minderheit sind und Muslime darauf drängen, dass bestimmte soziale Normen eingehalten werden. Christliche Kinder werden oft aufgrund des Glaubens ihrer Familie schikaniert, und Christen muslimischer Herkunft, die ihre Kinder christlich erziehen, können das Sorgerecht für sie verlieren. Außerdem schreibt die Regierung vor, dass in den Schulen Islamunterricht erteilt wird.

Gesellschaftliches Leben

Der gesellschaftliche Druck auf die Christen im Sudan ist immens. Die Gesetze zur öffentlichen Ordnung, welche die Regierung für Khartum erlassen hat, beruhen weitgehend auf einer strengen Auslegung des islamischen Rechts. Sie verbieten das Tragen „unpassender“ Kleidung und andere „Verletzungen des Ehrgefühls, des Ansehens und der öffentlichen Sittlichkeit“. Es ist bekannt, dass die Polizei unter diesem Vorwand Christen schikaniert und willkürlich wegen angeblicher Verstöße verhaftet. Christliche Gemeinschaften haben Schwierigkeiten, Zugang zu öffentlich genutzten Ressourcen (wie sauberem Trinkwasser) zu erhalten. Dies gilt insbesondere außerhalb der städtischen Gebiete. Die allgemeine Einstellung in der Gesellschaft und der Regierung ist, dass sudanesische Bürger Muslime sein sollten. Die Regierung nutzt alle verfügbaren Möglichkeiten, um Christen zu benachteiligen und zu bestrafen, indem sie sie daran hindert, die öffentlichen Ressourcen zu nutzen. Die Christen in den Nuba-Bergen und anderen Gebieten im Süden des Landes sind Luftangriffen vonseiten der Regierungstruppen ausgesetzt. Es ist auch bekannt, dass staatlich unterstützte Milizen Hausdurchsuchungen durchführen, um Christen aufzuspüren.

Leben im Staat

Christen – besonders aus dem Südsudan und westliche Missionare – werden häufig vom staatlichen Sicherheitsdienst überwacht. Es besteht die große Hoffnung, dass sich dies ändern wird, wie von der Übergangsregierung angekündigt. Organisationen werden behindert oder verboten, wenn sie als kritisch gegenüber staatlichen Institutionen eingestuft werden oder wenn sie offen kommunizieren, dass ihre Arbeit das Evangelium verbreiten soll. Viele internationale Nichtregierungsorganisationen werden aus dem Land verbannt, wenn sie als christlich gelten.

Kirchliches Leben

Die Kirchen im Sudan stehen unter erheblichem Druck seitens der Behörden und der Gesamtgesellschaft. Zudem mischen sich sudanesische Beamte immer wieder in die Ernennung religiöser Leiter ein. Christen werden von den Behörden und aufgebrachten Mengen daran gehindert, Kirchen zu bauen und instand zu halten. Wenn Christen versuchen, Reparaturen an Kirchen ohne die Zustimmung der Regierung vorzunehmen, droht ihnen Gewalt. Leiter von Dorfgemeinschaften haben mehrere Angriffe zu verantworten, weil sie die Bevölkerung zu Unruhen sowie zu Bombenanschlägen und Angriffen auf Christen und Kirchen angestachelt haben. Solche Formen der Gewalt gibt es in abgelegenen Gebieten häufiger. Die sudanesische Infrastruktur macht es extrem schwierig, diese Gebiete mit Hilfsgütern zu erreichen oder internationale Beobachter dorthin zu entsenden, was es den Tätern ermöglicht, Gewalt ungestraft auszuüben.

Beispiele für das Auftreten von Gewalt

Im Januar 2024 setzten Truppen der RSF eine evangelische Kirche in der Stadt Wad Madani im Bundesstaat al-Dschazira in Brand. Es war das größte religiöse Bauwerk im Bundesstaat und eines der ältesten (erbaut in 1939).

Im Dezember 2023 griffen die RSF ein koptisches Kloster in Wad Madani an und verwandelten es in einen Militärstützpunkt. Seit der Eroberung des Klosters werden fünf Priester und fünf Priesteranwärter vermisst.

7. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr

Platzierung

Punktzahl

2025

5

90

2024

8

87

2023

10

83

2022

13

79

2021

13

79

Die Gesamtpunktzahl des Sudan auf dem Weltverfolgungsindex 2025 stieg gegenüber dem Vorjahr um drei Punkte auf insgesamt 90 Punkte an. Bereits letztes Jahr war der Gesamtwert um vier Punkte gestiegen. Der diesjährige Anstieg ist in erster Linie auf die Eskalation der Gewalt zurückzuführen, wodurch der Wert für Gewalt auf dem Weltverfolgungsindex von 13,3 Punkten im Vorjahr auf nun 16,1 Punkte angewachsen ist. Der durchschnittliche Druck stieg ebenfalls sehr leicht auf 14,8 Punkte. Die im Jahr 2023 ausgebrochene Gewalt zwischen der sudanesischen Armee und den RSF führte zu gezielten Angriffen auf Christen und zur Beschlagnahmung ihrer Kirchengebäude, wodurch es für Christen schwierig und gefährlich wurde, Gottesdienste zu besuchen. Der Bürgerkrieg eröffnete auch anderen gewalttätigen Gruppen die Möglichkeit, ungestraft gegen Christen vorzugehen.

8. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Frauen im Sudan haben in den letzten Jahren einen raschen Wandel ihrer Situation erlebt. Im Jahr 2020 wurde angekündigt, dass man das Apostasiegesetz abschaffen werde, dass Frauen künftig nicht mehr die Erlaubnis eines männlichen Verwandten benötigen würden, um zu reisen, und dass Genitalverstümmelung verboten würde. Jedoch führten die Covid-19-Pandemie und die verschlechterten wirtschaftlichen Bedingungen im Jahr 2021 dazu, dass häusliche Gewalt – einschließlich körperlicher und sexualisierter Gewalt –gegen Frauen anstieg und Zwangsehen zunahmen. Aktuell sehen sich Christinnen, insbesondere christliche Konvertitinnen, weiterhin enormen Gefahren ausgesetzt. Dazu gehört die Gefahr von Vergewaltigung, körperlicher Gewalt, häuslicher Gewalt und Zwangsheirat. Außerdem ist es nach wie vor schwierig, solche Übergriffe zu melden.

Männer

Gewalttätige islamistische Gruppen sind weiterhin eine Plage für viele afrikanische Länder und haben eine Zunahme der Verfolgung bewirkt. Die sudanesische Regierung nimmt männliche Christen unter verschiedenen falschen, schwerwiegenden Anschuldigungen ins Visier, darunter „Terrorismus“. Gemeindeleiter sind die häufigsten Ziele, und die Sicherheitskräfte der Regierung überwachen ihre Aktivitäten täglich. Christlichen Männern und Jungen, insbesondere christlichen Konvertiten, drohen Schläge, Inhaftierung, Tötung, Belästigung am Arbeitsplatz und Vertreibung. Konvertiten werden mitunter aus ihrem Haus vertrieben und von ihren Familien verstoßen. Andere sehen sich aufgrund des Verfolgungsdrucks gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen.

9. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Jede religiöse Gruppe außerhalb des sunnitischen Islam sieht sich mit großen Schwierigkeiten in der Ausübung ihrer Religion konfrontiert.

10. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für den Sudan:

  • Bitte beten Sie um Frieden und ein Ende der Angriffe auf Christen.
  • Beten Sie um Schutz für Christen muslimischer Herkunft und um Kraft, im Glauben standhaft zu bleiben, auch wenn ihre Familien und ihr Umfeld sie deshalb verfolgen.
  • Beten Sie für eine stabile Regierung, die an die positiven Entwicklungen nach al-Baschirs Sturz anknüpft.
  • Beten Sie, dass christliche Frauen im Sudan vor sexueller Gewalt geschützt werden und dass sie in der Lage sind, ihrem Umfeld die Liebe Jesu zu zeigen. Beten Sie vor allem um innere Heilung nach erfolgten Übergriffen.