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Myanmar: Christen fürchten stärkere Verfolgung nach dem Putsch

Kommunikationswege fallen aus, aber: „Der Heilige Geist wird Weisheit geben“

(Open Doors, Kelkheim) – „Wir erwarten, dass es erneut zu Einschränkungen für die Kirche kommen wird, obwohl wir noch nicht wissen, in welchem Ausmaß und in welcher Form dies geschehen wird.“ Mit diesen Worten kommentiert Lwin*, ein einheimischer Partner von Open Doors, die aktuelle Entwicklung in Myanmar. Der Militärputsch von Montag birgt für die Christen im Land ernsthafte Gefahren. Doch sie reagieren so, wie sie es am besten können – mit Gebet.

Überall in Myanmar treffen sich Christen um für ihr Land zu beten
Überall in Myanmar treffen sich Christen, um für ihr Land zu beten (Symbolbild)

Hamsterkäufe und Gebetstreffen

Aktuell erlebt Myanmar einen Ansturm auf Bargeldautomaten und Lebensmittelgeschäfte. Lwin hält es jedoch für denkbar, dass es zu einer Geldentwertung durch das Militär kommt, ähnlich wie in der Vergangenheit: „Das kann wieder passieren und wird die Wirtschaft des Landes zum Absturz bringen. Finanzielle Unterstützung für die Kirche aus dem Ausland wird dann nicht mehr möglich sein, da die Banken geschlossen sind.“

Während die Armee die politische Führung des Landes um Regierungschefin Aung San Suu Kyi in Gewahrsam nahm, waren Telefon- und Internetverbindungen im Land zeitweise abgeschaltet. Zwischenzeitlich konnten wir jedoch wieder Verbindung zu verschiedenen Kontaktpersonen aufnehmen. Pastor Maung* aus Mandalay berichtet: „Die Gemeinden beten. Wir sind ruhig, aber gleichzeitig ängstlich.“ Daisy*, eine lokale Partnerin von Open Doors, ergänzt: „Viele Pastoren ermahnen ihre Mitglieder, in ihren Häusern zu beten und Fürbitte für das Land zu halten. In weniger stark abgeriegelten Gebieten haben sich einige Pastoren und Gemeindemitglieder zu Gebetstreffen in ihren Kirchen versammelt. Die meisten unserer Kontakte in ganz Myanmar sind immer noch unerreichbar, aber trotz der fehlenden Kommunikation sind wir zuversichtlich, dass der Heilige Geist den Kirchenleitern Weisheit für eine Zeit wie diese geben wird.“

Christen leiden seit Jahrzehnten unter Verfolgung

Die Sorge der Christen vor den Folgen des Putsches ist gut begründet, wie Lwin erklärt: „Die Militärregierung hat in der Vergangenheit immer ihre buddhistische Kultur und Tradition geschützt. Das kann ernsthafte Auswirkungen auf die Kirche haben.“

Jan Vermeer, Kommunikationsdirektor für Asien von Open Doors, erklärt: „Seit Jahrzehnten werden sie [die Christen] von der Armee unterdrückt und bedroht, und das wurde von der Welt weitgehend ignoriert, weil sie an sehr abgelegenen Orten leben. Die Militärs haben es sehr gut verstanden, diese Regionen abzuschirmen.“ Zu diesen Regionen zählen u. a. der überwiegend von Christen bewohnte Kachin-Staat, der Karen-Staat oder der nördlich gelegene Shan-Staat, wo mitunter sogar gut etablierte historische Kirchen angegriffen werden. Mehr als 100.000 Christen im Norden leben in Flüchtlingslagern und haben keinen Zugang zu Nahrung und medizinischer Versorgung. In einigen Fällen drangen buddhistische Mönche in Kirchengebäude ein und errichteten dort buddhistische Schreine. In der jüngeren Vergangenheit wurde immer deutlicher, dass radikale Mönche die Unterstützung der Armee genießen. Sie nahmen Einfluss auf lokale Behörden und verbreiteten ihre Ideologie, dass man nur Burmese sein kann, wenn man auch Buddhist ist.

Die Vertreibung der überwiegend muslimischen Rohingya in der Grenzregion zu Bangladesch hat hingegen zu Recht große Aufmerksamkeit in aller Welt erregt. Doch auch unter ihnen leben einige Christen, deren Notlage häufig übersehen wird. Wie viele Christen im Land setzt auch Jan Vermeer seine Hoffnung auf das Gebet: „Während unsere Partner ihr Bestes tun, um vor Ort zu reagieren, lasst uns darauf vertrauen, dass Gott ihre Stärke und ihr Schild ist. Unsere Gebete gehen dahin, wo wir nicht hinkommen.“

*Name geändert

Bitte beten Sie für die Christen in Myanmar:

  • Beten Sie für die vertriebenen Christen in den verschiedenen Landesteilen, dass sie gerade in der gegenwärtigen Unruhe Gottes Versorgung und seinen Schutz erleben.
  • Beten Sie, dass die christlichen Gemeinschaften in der Bedrängnis gestärkt werden und als Botschafter Christi seinen Frieden im Land ausbreiten.
  • Beten Sie, dass die Lage im Land nicht eskaliert und dass das Militär in seinem Vorgehen Zurückhaltung übt.
  • Beten Sie besonders für die kleine Gemeinschaft der Christen unter den Rohingya, dass Gott für sie streitet und sie in ihrer Schwachheit seine Kraft erleben.

Vielen Dank für Ihr Gebet

Unser Gebet macht einen Unterschied – wie viel es unseren verfolgten Geschwistern bedeutet, lesen Sie hier

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