Nachrichten

Nigeria: Bischof nach Aussage zur Lage der Christen bedroht

Gerichtsurteil gegen Blasphmiegesetze stärkt Religionsfreiheit

(Open Doors, Kelkheim) – Zwei katholische Geistliche, die vor dem US-Kongress über die Morde an Christen in Nigeria ausgesagt haben, sind in diesem Zusammenhang bedroht worden. Dies hat zu besorgten Reaktionen führender westlicher Politiker geführt. Ein positives Zeichen setzte hingegen ein internationales Gericht, das die nigerianischen Blasphemiegesetze als unrechtmäßig einstufte.

Ein Bischof in farbigem Gewand steht in einer Kirche vor einem Jesuskreuz.
Wilfred Chipka Anagbe weist als Bischof von Makurdi immer wieder auf die Christenverfolgung in seinem Land hin (Foto: Kirche in Not)

Außenministerium: „Wägen Sie Ihre Worte gut ab“

Bischof Wilfred Anagbe und Pater Remegius Ihulya sprachen Anfang März vor einem Ausschuss des US-Kongresses über Massenmorde an nigerianischen Christen. Später wurde bekannt, dass Bischof Anagbe im Vorfeld seines Auftritts vom nigerianischen Außenministerium aufgefordert worden war, seine „Worte gut abzuwägen“. Im Anschluss an die Anhörung erhielt auch Pater Ihulya persönliche Warnungen. In einer der Nachrichten hieß es, dass gegen den Bischof „möglicherweise“ ein Haftbefehl vorliege. Die Quelle hinter den Warnungen ist unbekannt.

Die Aussicht, dass ein Bischof aufgrund seiner Aussagen vor dem Kongress verhaftet werden könnte, hat Vertreter des US-Kongresses, des britischen Oberhauses und weitere internationale Beobachter zu besorgten Kommentaren veranlasst. Das nigerianische Außenministerium wies daraufhin alle Vorwürfe zurück und beschuldigte die Geistlichen, die Situation falsch dargestellt zu haben: „Ihre Aussagen verdrehen die Tatsachen und vereinfachen ein äußerst komplexes nationales Problem“, erklärte das Außenministerium. Sie hätten jedoch „das Recht auf ihre Meinung, auf freie Meinungsäußerung und auf Versammlungsfreiheit entsprechend der nigerianischen Verfassung“.

Gericht erklärt Blasphemiegesetze für unrechtmäßig

Für einiges Aufsehen sorgte ein Urteil des Gerichtshofes der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) zu Blasphemiegesetzen. Eine nigerianische Nichtregierungsorganisation hatte die in einigen Staaten geltenden Blasphemiegesetze angefochten. Die Gesetze dienen immer wieder als Grundlage für harte Gerichtsurteile und begünstigen in vielen Fällen Gewaltausbrüche gegen Christen und andere.

In ihrer Urteilsbegründung konzentrierten sich die Richter auf das Blasphemiegesetz des Bundesstaates Kano und erklärten wesentliche Passagen daraus für unrechtmäßig. Sie kritisierten Abschnitt 210 des Strafgesetzbuches von Kano und betonten, darin sei „nicht klar definiert, was eine Beleidigung der Religion darstellt“. Die Richter monierten außerdem Abschnitt 382(b), der die Todesstrafe für die Beleidigung des Propheten Mohammed vorsieht. Dies sei „übertrieben und unverhältnismäßig in einer demokratischen Gesellschaft“.

Laut dem Urteil verstößt der Staat Kano, in dem 1999 das islamische Recht der Scharia eingeführt wurde, gegen internationale Menschenrechtsverpflichtungen. Die Richter forderten die nigerianische Regierung einstimmig dazu auf, Blasphemiegesetze landesweit aufzuheben oder zu ändern.

Kontroverse Reaktionen auf Urteil

Vertreter des Staates Kano äußerten öffentlich ihre Missbilligung des Urteils und kündigten an, das Urteil nicht anzuerkennen: „Wir werden uns nicht von äußerem Druck abschrecken lassen“, sagte der Kommissar des Staates Kano, Ibrahim Waiya. „Unsere Verantwortung ist es, die Werte unserer Gesellschaft aufrechtzuerhalten, die auf religiösen und moralischen Überzeugungen beruhen ... Wir respektieren zwar internationale Meinungen, aber unsere Gesetze spiegeln den Willen unseres Volkes wider.“

Verfechter der Religionsfreiheit zeigten sich hingegen erleichtert über das Urteil. Die Christian Association of Nigeria unterstützte das Gericht ausdrücklich und forderte den Staat Kano auf, sich an das Urteil zu halten. Auch John Samuel*, Rechtsexperte von Open Doors für Subsahara-Afrika, begrüßte den Richterspruch und wies darauf hin, dass jeder einzelne nigerianische Bürger – unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit – aufgrund des Urteils Schutz genießen werde. „Die nigerianische Regierung sollte die notwendigen Schritte unternehmen, um die Blasphemiegesetze im Einklang mit diesem Urteil aufzuheben oder zu ändern.“

Auf dem Weltverfolgungsindex 2025 steht Nigeria an 7. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

*Name geändert

Quellen: ECOWAS Court, Catholic Register, Open Doors 

Bitte beten Sie für die Christen in Nigeria:

  • Danken Sie Jesus dafür, dass hochrangige Politiker und Richter sich öffentlich für die Belange der Christen und für die Religionsfreiheit einsetzen.
  • Beten Sie darum, dass die nigerianische Regierung sich mit dem Urteil des ECOWAS-Gerichts befasst und effektive Schritte zur Stärkung der Religionsfreiheit unternimmt.
  • Beten Sie um Gottes Schutz für die Christen und Kirchen in den 12 nördlichen Bundesstaaten Nigerias, wo seit 1999 die Scharia eingeführt wurde.
  • Beten Sie darum, dass Jesus seine Gemeinde in Nigeria immer wieder neu mit Mut und Glauben erfüllt.

 

Vielen Dank für Ihr Gebet

Unser Gebet macht einen Unterschied – wie viel es unseren verfolgten Geschwistern bedeutet, lesen Sie hier

Weitere Themen

Länderprofil

Länderprofil Nigeria

Weltverfolgungsindex 2025: Platz 7. Im Länderprofil lesen Sie, warum und auf welche Weise Christen in Nigeria verfolgt werden und wie sich das konkret in ihrem Leben äußert.

Meldungen

Meldungen zu Nigeria

Lesen Sie hier aktuelle Nachrichten und persönliche Berichte verfolgter Christen aus den Ländern des Weltverfolgungsindex, und abonnieren Sie unsere kostenlosen Formate. 

Eine Mitarbeiterin von Open Doors betet für eine verfolgte Christin

Gebet ist das Erste, um das verfolgte Christen bitten – besonders wenn wir beten, spüren sie unsere Liebe und Unterstützung. Lassen Sie uns auf diese Bitte antworten!