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Sudan: Zwei Christen verschleppt

Evangelist in Polizeigewahrsam geschlagen - Zunehmende Feinseligkeit gegen Christen

 

Aktualisierung vom 15. Februar 2012: Die am 15. Januar entführten beiden Christen sind wieder frei. Über die näheren Umstände wollten die Freigelassenen nicht sprechen. Einheimischen Informanten zufolge seien sie von ihren Entführern körperlich misshandelt worden.

(Open Doors) - Im Sudan haben von der Regierung in Khartum unterstützte islamische Rebellenmilizionäre aus dem Südsudan zwei katholische Priester entführt. Mit einem großen Transporter durchbrachen die Männer in der Nacht des 15. Januars das Tor zum Grundstück der katholischen Kirche St. Josephine Bakhita in Rabak etwa 260 Kilometer südlich von Khartum. Dann schlugen sie die Tür zum Pfarrhaus ein und entführten unter vorgehaltenen Waffen Joseph Makwey und Sylvester Mogga. Augenzeugen berichteten, dass die Männer von den Entführern geschlagen wurden. Außerdem plünderten sie deren Wohnräume und stahlen zwei Fahrzeuge, zwei Computer und den Tresor. Vier Tage später wurde ein Lösegeld von umgerechnet insgesamt 135.400 Euro gefordert. "Wir sind besorgt wegen der beiden Priester", sagte Bischof Daniel Adwok dem Informationsdienst Compass Direct. "Man behandelt sie nicht gut." Seither hätten die Entführer keinen Kontakt mit der Kirchenleitung aufgenommen. Die Entführung löste Panik und Entsetzen bei Christen in Rabak aus. Gemeindeleiter sagten, sie würden um ihr Leben fürchten, da sie ins Visier der islamischen Regierung und der mit ihr verbündeten Milizen geraten.

Evangelist verhaftet

Am 17. Januar wurde in Khartum der Evangelist James Kat von der Evangelischen Kirche des Sudan festgenommen und anschließend von Polizisten geschlagen. Bereits am 3. Januar hatte das Religionsministerium nach Angaben christlicher Informanten die Verhaftung von Pastoren angedroht, die evangelistisch tätig werden oder sich weigern, die Namen und Kontaktdaten ihrer leitenden Mitarbeiter anzugeben. Einziger Grund für die Verhaftung von James Kat war offenbar die Tatsache, dass er die Gemeinderäumlichkeiten zu Wohnzwecken nutzte. Nachdem Polizisten ihn während der Überführung zur Polizeistation geschlagen hatten, wurde er noch am selben Tag gegen Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt.

Der Übergriff gegen James Kat reiht sich in eine Serie von Vorkommnissen ein, die den Befürchtungen vieler Beobachter entspricht. Experten hatten im Blick auf die Teilung des Sudan im vergangenen Juli eine Verschlechterung der Situation für die christliche Minderheit vorhergesagt. Die intensivierte Verfolgung von Christen zeigt sich unter anderem in der aktuellen Platzierung des Sudan (ehemaliger Norden des Landes) auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors: Platz 16 gegenüber Rang 35 im Vorjahr. Mit der Unabhängigkeit des Südsudan haben 350.000 zumeist christliche Bewohner den islamischen Norden Richtung vorwiegend christlich-animistischen Südsudan verlassen.

Polizei geht wiederholt gegen Christen vor

ein südsudanesischer Christ beim Gebet/Open DoorsEbenfalls vorübergehend festgenommen wurde am 16. Januar Gabro Haile Selassie, leitender Mitarbeiter einer Gemeinde der sudanesisch-presbyterianischen Kirche (SPEC). Sein Haus befindet sich auf dem Kirchengelände, das durch ein umstrittenes Abkommen einem muslimischen Geschäftsmann übertragen wurde. Da die Polizei keine offizielle Legitimation für die Räumung des Geländes vorlegen konnte, weigerte er sich, sein Haus zu verlassen. Doch als er nach einigen Stunden wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen wurde, hatten Beamte bereits begonnen, die Umfriedung des Kirchengrundstücks abzureißen. "Sie werden mit meinem Haus definitiv das Gleiche tun", sagte Selassie. Bewaffnete Polizisten seien am 15. Januar abgestellt worden, um die Immobilie mit Gewalt zu übernehmen. Die Behörden unterstützten damit die Bemühungen des muslimischen Geschäftsmannes Osman al Tayebs, sich das Grundstück anzueignen. (Symbolbild: Open Doors)

Politische Marschrichtung – gegen die Christen

Am 3. Januar hatte Sudans Präsident Omar al-Bashir erneut öffentlich verkündet, dass die Verfassung des Landes nach der Abspaltung des Südsudan im vorigen Juli noch stärker in der Scharia (islamisches Recht) verankert werden solle. "Wir werden rechtliche Schritte gegen Pastoren unternehmen, die sich mit predigen oder evangelistischen Aktivitäten befassen", schrieb Hamid Yousif Adam, Untersekretär des Religionsministeriums, christlichen Gemeindeleitern. "Der gesetzliche Rahmen bietet uns jederzeit die Möglichkeit, sie vor Gericht zu bringen."

Informanten zufolge ist die Anweisung eine Folge der wachsenden Feindseligkeit gegen Christen, die dadurch noch stärker unterdrückt werden sollen. "Unsere Kirche im Sudan befindet sich in einer kritischen Lage ", kommentierte SPEC-Generalsekretär Pastor Yousif Matar die jüngsten Entwicklungen. Christen im Sudan feierten das vergangene Weihnachtsfest im Angesicht verschiedener Drohungen von amtlicher Seite in Khartum. Einige Christen wurden festgenommen, weil man sie verdächtigte, aufgrund ihrer Religion südsudanesische Streitkräfte zu unterstützen. Nach ihrer Freilassung berichteten sie, die Beamten hätten mit ihrer erneuten Inhaftierung gedroht, sollten sie in der islamischen Nation weiterhin christliche Aktivitäten durchführen.

Bei Glaubenswechsel Todesstrafe

Nach sudanesischem Recht ist der Übertritt vom Islam zu einer anderen Religion mit Gefängnis oder Tod strafbar; allerdings wurden diese Gesetze in der Vergangenheit nicht strikt durchgesetzt. Die Regierung hat laut dem neuesten Bericht zur Internationalen Religionsfreiheit des US-Außenministeriums bislang nie ein Todesurteil für "Apostasie" (Abfall vom Glauben) vollstreckt.

Open Doors bittet, den Christen im Sudan in der zunehmend gefährlichen Situation im Gebet beizustehen.

Gebetsanliegen:

  • Danken Sie Gott für die Christen, die mutig ihren Glauben bezeugen.
  • Beten Sie um Gottes Schutz für die Gemeindeleiter im Sudan. Möge er sie vor Verhaftungen schützen und ihnen viel Weisheit im Umgang mit den neuen Forderungen der Behörden geben.
  • Beten Sie um Frieden im Land, besonders in den von Unruhen und Kämpfen geprägten Grenzgebieten zwischen den beiden Ländern.

 

QuelleCompass Direct