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Pakistan: 150 Häuser von Christen niedergebrannt
(Open Doors) – Die Nationalversammlung von Pakistan hat die schweren Ausschreitungen gegen Christen am 8. und 9. März in Lahore einhellig verurteilt. Vier hochrangige Polizeibeamte wurden ihrer Stellung enthoben, weil sie nicht für ausreichend Schutz der Christen vor den Angriffen gesorgt hatten. Die Behauptung, ein Christ hätte den Propheten Mohammed beleidigt, versetzte etwa 3.000 Muslime in Aufruhr. Sie stürmten in die von Christen bewohnte Joseph Kolonie, eine Arbeitersiedlung des Stadtteils Badami Bagh in Lahore, und brannten mehr als 150 Häuser nieder. Die Polizei nahm etwa 150 Verdächtige fest. Pakistan rangiert auf Platz 14 des Weltverfolgungsindex von Open Doors und steht aufgrund der im Mai stattfindenden Wahlen zusätzlich unter großer Spannung.
Missbrauch der Blasphemiegesetze und die Folgen
Shahid Imran führt einen Friseursalon. Der Muslim sitzt hier immer wieder für einen Umtrunk und eine Plauderei mit dem Christen Savan Masih zusammen. Am 8. März behauptete Shahid jedoch, Savan habe den Propheten Mohammed beleidigt. Darauf steht in Pakistan die Todesstrafe. In der Vergangenheit hat nicht selten bereits eine derartige Anschuldigung zu Aufruhr und der Ermordung des Betroffenen geführt. Im vorliegenden Fall wurde über die Lautsprecher einer Moschee die Anklage gegen den Christen öffentlich gemacht. Mehr als 2.000 Muslime drängten daraufhin in die Joseph Kolonie in Badami Bagh und drohten den Christen, sie in ihren Häusern zu verbrennen, wenn sie diese nicht verließen. "Wir liefen um unser Leben!", klagte weinend eine christliche Lehrerin am Telefon gegenüber Open Doors. Hunderte Familien flohen. Am folgenden Tag versammelten sich geschätzte 3.000 Muslime, teils bewaffnet und mit Brandbeschleunigern ausgerüstet am gleichen Ort. Sie brannten etwa 150 Häuser nieder und prügelten auf Christen ein, die nicht fliehen konnten, darunter Kinder und ältere Menschen. Laut dem ‚Zentrum für Rechtsbeistand, Unterstützung und Ansiedlung‘ haben die Christen alles verloren und sind auf Hilfe angewiesen. Eine Zeitung berichtet, dass es Aufrufe in Moscheen gegeben habe, die Familie von Savan Masih zu töten. Mittlerweile hat die Polizei 150 Personen in Gewahrsam genommen. Auch der Beschuldigte selbst wurde verhaftet und nach Abschnitt 295-C des Blasphemiegesetzes angeklagt. Christen im ganzen Land gingen daraufhin empört auf die Straße, in Lahore und Karachi kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die berichtet von 300 Festnahmen und 60 Verletzten, auch in den eigenen Reihen. Läden von Muslimen wurden zerstört. Der Minister für Recht in Punjab mahnte die Christen, das Recht nicht in die eigenen Hände zu nehmen. Nicht alle Demonstrationen verliefen jedoch gewalttätig. Der oberste Gerichtshof von Pakistan stellte fest, dass die Polizei von Lahore bei ihrem Schutzauftrag für die Christen versagt habe und hat einen vollständigen Bericht über die Unruhen in Badami Bagh angeordnet. (Straßenbild in Lahore, Foto: Open Doors)
Gedenkstätte von Shahbaz Bhatti beschädigt
Ebenfalls am 9. März wurde in Lahore die Gedenkstätte des am 2. März 2011 ermordeten Ministers für Minderheiten in Pakistan verwüstet. Ein Bild des katholischen Ministers wurde mit Farbe übersprüht und der Blumenschmuck sowie Kerzen gestohlen. Bhatti hatte sich für eine Überarbeitung der Blasphemiegesetze und für die wegen angeblicher Beleidigung des Propheten Mohammed zum Tod verurteilte fünffache Mutter Asia Bibi eingesetzt. Sie sitzt nach wie vor in Haft und bittet Christen weltweit um Gebet.
Zeichen der Hoffnung?
Die jüngsten Gerichtsurteile gegenüber Christen im Januar und Februar – Freispruch von der Anklage wegen Blasphemie für die 14-jährige Rimsha und auch für Barkat Masih – lassen hoffen, dass die missbräuchliche Anwendung der Gesetze abnimmt. Doch die Furcht davor hängt wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Christen.
"Seit Jahren leben wir in ständiger Furcht, dass uns jemand der Blasphemie bezichtigt", beschreibt ein Anwohner die Angst der Christen aus der Joseph Kolonie. "Sie haben uns immer wieder gesagt, wir sollten aufhören von Gottes Wegen und Freiheit zu reden. Sonst würden sie uns eine Anklage anhängen." Laut dem Zentrum für Rechtsbeistand wollte Shahid Imran durch seine Blasphemiebeschuldigung Land von Christen in seinen Besitz bringen. Viele Christen gehören der unteren Gesellschaftsschicht an, verfügen über wenig Bildung und noch geringere Einkommen. Seit der Teilung von Indien und Pakistan im Jahr 1947 leben sie in der Region. Viele werden ausgebeutet und misshandelt. Ein christlicher Lehrer vor Ort will ihnen helfen: "Gott hat uns hierher berufen, um die zu lehren, die nicht lesen und schreiben können. Die Schüler und die Erwachsenen mussten schon so viel Leid ertragen". Den Christen, die ihre Häuser verloren haben, bietet die Regierung eine Ent-schädigung von etwa 5.000 USD an. Ein Zeichen der Hoffnung für die 18 Millionen Christen in Punjab?
Bitte beten Sie für die Christen in Pakistan
- Danken Sie Gott für die Willigkeit der Regierung, den Vorfall aufzuklären und beten Sie für eine wahrhaftige und korrekte Aufarbeitung.
- Beten Sie bitte für die Familien, die Häuser und Besitz verloren haben.
- Bitten Sie für die Christen in Punjab um Mut, in dieser Bedrängnis festzustehen und das Evangelium hochzuhalten.