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Pakistan: Blasphemieanklagen auf Rekordstand

Bekannter Menschenrechtsanwalt ermordet<br>

(Open Doors) – Nie zuvor hat es in Pakistan so zahlreiche Fälle von Anklagen wegen (angeblicher) Blasphemie, also Gotteslästerung, gegeben wie im laufenden Monat Mai. Mehrere Christen sitzen deshalb in Todeszellen. Sie sollen hingerichtet werden. Ähnliche Anschuldigungen gab es in den vergangenen Wochen sowohl gegen Muslime als auch gegen Nichtmuslime. Im Fall eines Schuldspruchs bedeutet dies lebenslange Haft oder die Todesstrafe.

Drei Klagen an einem Tag

Am 14. Mai wurden gleich 68 islamische Anwälte wegen angeblicher Blasphemie verhaftet. Sie hatten zuvor gegen die unrechtmäßige Verhaftung eines ihrer Kollegen protestiert.
Am 17. Mai wurde eine kleine Gruppe von Anhängern der &quot;Zeugen Jehovahs&quot; aufgrund des Verteilens von Traktaten angeklagt. Später ereilte das gleiche Schicksal einen 20-jährigen Muslim, der angeblich einen Koran in Brand gesetzt hatte. Die dritte Anklage an diesem Tag traf den bekanntesten Medienmogul Pakistans, Mir Shakeel-ur-Rehman, sowie einen Fernsehmoderator, eine Schauspielerin und ihren Mann. Ihnen wird zur Last gelegt, für die Ausstrahlung einer Sendung mit gotteslästerlichem Inhalt verantwortlich zu sein.

Die vier Zeugen Jehovahs wurden zu ihrer eigenen Sicherheit zunächst von der Polizei in Gewahrsam genommen. Daraufhin bildete sich rund um die Polizeistation ein Mob von mehreren hundert aufgebrachten Anhängern der islamistischen &quot;Ahle Sunnat wa-al Jamaat&quot;, die in Pakistan als eine der gewalttätigsten Organisationen gilt.
Das sunnitische &quot;Ittehad Council&quot;, Repräsentationsorgan von 160 Millionen Muslimen, hat vor dem pakistanischen Bundesgericht eine Petition gegen die angeklagten Medienschaffenden initiiert.

Fürsprecher in Lebensgefahr – Beklagte kämpfen um Hoffnung

Die drastischen Reaktionen unbeteiligter Muslime in den genannten Fällen sind eine erschreckende Erinnerung daran, welche Emotionen in der pakistanischen Öffentlichkeit mit dem Thema Blasphemie verknüpft sind. Eine offen geführte Diskussion dazu ist fast unmöglich. Jüngstes prominentes Opfer seines Einsatzes auf diesem Gebiet ist der Menschenrechtsanwalt Rashid Rehman. Er vertrat einen der Blasphemie angeklagten Lehrer und wurde deshalb am 7. Mai ermordet.

Angesichts dieser Entwicklung ist es kaum verwunderlich, dass die Anhörung der Christin Asia Bibi seit dem Februar dieses Jahres vier Mal verschoben wurde und jüngst sogar ohne jede Erklärung komplett von der Liste der geplanten Anhörungen verschwand. Der weltweit bekannte Fall der fünffachen, bereits 2009 zum Tod verurteilten Mutter gibt beispielhaft Einblick in die Situation der Verurteilten. Die jahrelange Zerrissenheit zwischen kleinen Lichtblicken und massiven Rückschlägen droht Asia und ihre Familie zu zermürben. Sie kämpfen gegen Resignation, Bitterkeit und Verzweiflung und benötigen dringend Ermutigung und Unterstützung durch andere Christen, insbesondere durch Gebet.

Das Blasphemiegesetz

Die pakistanischen Blasphemiegesetze in ihrer aktuellen Form sehen die Todesstrafe bzw. lebenslange Haftstrafe für jede Lästerung (Beleidigung) des Islams, des Korans oder des Propheten Mohammed vor. Sie finden unverhältnismäßig häufig Anwendung gegen Nichtmuslime. Auch wenn bislang noch keine offizielle Hinrichtung vollzogen wurde, so mussten dennoch mehrere Beklagte durch Lynchjustiz ihr Leben lassen – mitunter trotz Freispruchs. Auf dem aktuellen Weltverfolgungsindex von Open Doors rangiert Pakistan auf Platz 8 der Länder, in denen Christen am härtesten verfolgt werden.

Bitte beten Sie für Pakistan
 

  • Bitte beten Sie weiter für Asia Bibi und ihre Familie, dass Gott ihnen Standhaftigkeit und die Gewissheit seiner Nähe schenkt und Asia Bibi in die Freiheit führt
  • Beten Sie, dass Pakistan nicht der Willkür islamistischer Kräfte zum Opfer fällt
  • Beten Sie um Stärke und Schutz für die verantwortlichen Anwälte und Richter, damit Recht gesprochen wird und Unschuldige geschützt werden
  • Beten Sie, dass die pakistanischen Christen immer wieder Mut schöpfen, ihren Glauben zu bekennen und Jesus in jeder Lage zu vertrauen