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Turkmenistan: Unschuldig im Gefängnis

(Open Doors) - Turkmenistan – Früher gehörte das Land zum Gebiet der Sowjetunion. 1991 erlangte es seine Unabhängigkeit. Seitdem wird Turkmenistan, dessen Nachbarn der Iran, Kasachstan, Usbekistan und Afghanistan sind, diktatorisch regiert. Der jetzige Präsident Berdimuhamedow hält fest am Kurs seines vor vier Jahren verstorbenen Vorgängers Saparmurat Nijasow. Nijasow ließ sich als "Turkmenbaschi", als Oberhaupt der Turkmenen, wie einen Gott verehren. Landesweit ließ er Statuen von sich aufstellen. Unter Nijasow waren Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung. Regimekritiker wurden bespitzelt, verhaftet, gefoltert oder sie "verschwanden" einfach. Auch der jetzige Präsident ließ sich auf Lebenszeit ins Amt wählen. Gurbanguly Berdimuhamedow hatte zwar Reformen angekündigt, doch als treuer Unterstützer von Nijasow – er war u.a. sein Leibarzt - geht auch er gegen jeden, der die Macht des Regimes erschüttern könnte, vor. Und so verwundert es nicht, dass auch engagierte Christen im Visier sind. Auf dem Weltverfolgungsindex des Hilfswerkes Open Doors gehört Turkmenistan mit Platz 15 ins erste Drittel der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden.

Ilmurad Nurliev aus TurkmenistanKein freier Glaube
Die Mehrheit der Bevölkerung in Turkmenistan gehört dem Islam an. Zwar gewährt die Verfassung Religionsfreiheit, doch die Praxis zeigt das Gegenteil. Ob staatlich registriert oder nicht: Gemeinden und deren Mitglieder werden schikaniert und eingeschüchtert. Hausgemeinden berichten von regelmäßigen Hausdurchsuchungen durch die Polizei, christliche Literatur sowie andere Materialien werden beschlagnahmt. Auf der Polizeiwache werden Christen verhört, auf unerlaubte religiöse Aktivitäten stehen Geldstrafen. Auch Pastor Ilmurad Nurliev bekam die Härte des Regimes zu spüren. Bis vor Kurzem leitete er die "Svet-Miru-Gemeinde" (Licht der Welt) in Mary im Südosten des Landes. Der 45-Jährige und seine Frau Maya Nurlieva haben eine erwachsene Tochter, die selbst zwei kleine Kinder hat. In Turkmenistan gibt es viele Drogenabhängige und auch Ilmurad Nurliev war früher süchtig. Erst nachdem er vor Jahren Christ wurde, änderte sich sein Leben. Ein Jahr lang studierte er intensiv die Bibel; seit 2004 ist er Pastor in seiner Heimatstadt Mary und kümmert sich um mehrere Hausgruppen seiner Gemeinde. Aufgrund seiner eigenen Vergangenheit hilft er zudem Drogenabhängigen, von der Sucht loszukommen. Oft wohnten solche jungen Leute bei ihm im Haus. Ilmurad Nurliev träumte davon, ein eigenes Rehabilitationszentrum auf einem Stück Land, das ihm gehört, zu eröffnen. Doch noch ist es sein Gemüsefeld.

Heimtücke gegen den Pastor
Nurlievs Engagement blieb den Behörden nicht verborgen und die Probleme fingen an. Seit 2007 bemüht sich die "Licht der Welt"-Gemeinde in Mary um die staatliche Registrierung. Doch alle Versuche scheiterten. Mal musste der Antrag korrigiert, dann wieder komplett neu gestellt werden. Pastor Nurliev darf seitdem das Land nicht mehr verlassen. Sein Name steht auf der "Schwarzen Liste" über vermeintliche Dissidenten, die weder ein- noch ausreisen dürfen. Vor zwei Jahren bekam er die erste Geldstrafe wegen seiner Gemeindeaktivitäten. Seit Monaten werden auch die Mitglieder seiner Gemeinde schikaniert. Polizisten beschlagnahmten christliche Literatur, verhörten die Christen über die Aktivitäten des Pastors und man versuchte sogar, sie zu diversen Anschuldigungen gegen ihn zu bringen. Doch die Gemeinde stand und steht hinter ihrem Pastor. Eine Frau erzählte, dass drei Polizisten sie angeschrien und ihr mit Gefängnis gedroht haben, falls sie nicht kooperiere. Schließlich hielten zwei Frauen, die erst seit Kurzem die Gemeinde besucht hatten, dem Druck nicht mehr stand. Sie unterzeichneten ein von den Beamten vorgefertigtes Dokument und erklärten damit, dass Pastor Nurliev Geld von ihnen erschlichen habe, umgerechnet etwa 362 Euro. Maya Nurlieva, die Frau des Pastors, ist überzeugt, dass die Polizei oder die Geheimpolizei MSS die Beiden unter Druck gesetzt haben, um endlich einen Grund zu haben, ihn zu verhaften. Tatsächlich wurde Ilmurad Nurliev am Morgen des 27. August dieses Jahres festgenommen.

Gemeinde unter Druck
Zwei Tage später wurde auch Kristina Petrova aus Nurlievs Gemeinde von der Polizei vorgeladen und eingeschüchtert, gegen den Pastor auszusagen. Die Beamten brüllten sie an. Als sie eine Falschaussage verweigerte, drohte man ihr, dass ihr Mann seinen Arbeitsplatz beim Militär verliere. Sie versuchte ihn zu schützen, sagte, dass er kein Gemeindemitglied sei und nichts mit dem Fall zu tun habe. Doch sollten die Polizisten ernst machen, hat die Familie bald kein Einkommen mehr. Am 21. Oktober wurde Pastor Nurliev schließlich wegen Betrugs zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Die Strafe muss er im Arbeitslager Seydi verbüssen. Seit seiner Verhaftung im August hat er seine Familie nicht mehr gesehen.

Gebetsanliegen:

  • Beten Sie für Ilmurad Nurliev, der unschuldig im Gefängnis leidet. Er ist Diabetiker und braucht dringend Medikamente.
  • Beten Sie, dass alle Anklagen zurückgezogen werden.
  • Beten Sie für Ilmurads Frau Maya und die Gemeindemitglieder in Mary.