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Kolumbien: Mit dem Evangelium gegen die Gewalt
(Open Doors) - Sieben Jahre lang stahl, mordete und kämpfte Andres* für eine militante Vereinigung, die ihre Ziele mit Waffengewalt durchsetzt. Doch heute arbeitet er als Jugendpastor in dem Dorf Uraba in Kolumbiens nördlichem Bezirk "Choco". Er hat eine Radiostation aufgebaut, die Gebete, christliche Musik und biblische Botschaften ausstrahlt. Nun wird er von seinen ehemaligen Kameraden bedroht. Dass Pastoren und ihre Angehörigen in Kolumbien gefährlich leben, wurde Anfang des Jahres bei einem weiteren tragischen Vorfall deutlich. (Jugendliche in Kolumbien, Foto: Open Doors)
Pastorensohn auf Abwegen
Andres wuchs in einem christlichen Elternhaus auf; seine Eltern gründeten mehrere Gemeinden. Doch mit 12 Jahren entschloss sich Andres, seine eigenen Wege zu gehen. Er rebellierte gegen Vater und Mutter, bestahl sie sogar und kam eines Tages in Kontakt mit den Autodefensas Unidas de Colombia (Vereinigte Bürgerwehren Kolumbiens, AUC), die ihm ein Leben in Luxus versprachen. Nach einem Streit mit seiner Mutter verließ er ein Jahr später das Elternhaus und schloss sich der Gruppe an. Bei ihnen lernte er unter anderem, andere Menschen kaltblütig zu töten. Alkohol und Drogen wurden zum Teil seines Lebens, auch Diebstähle gehörten dazu – sogar bei seinen Angehörigen. Schon bald befehligte er eine kleine Einheit und lernte in diesem Umfeld auch seine spätere Frau kennen.
Begegnung mit Gott
Doch Andres‘ Leben nahm eine unerwartete Wende, wie er rückblickend erzählt: "Als ich eines frühen Morgens auf einem Berg Wache hielt, hörte ich plötzlich eine Stimme: ‚Predige deinen Kameraden mein Wort!‘ Also rief ich meine Einheit zusammen und sagte ihnen das wenige vom Glauben an Jesus Christus weiter, an das ich mich noch erinnerte". Auf seinen Lebenswandel hatte dieses Erlebnis zunächst jedoch keinen Einfluss. Bis Gott ihm erneut begegnete. Nach einer durchzechten Nacht lud ein Cousin Andres zum Gottesdienst ein. "Als ich die Kirche betrat, spürte ich eine starke Kraft und hatte nur noch einen Wunsch: ‚Ich will Jesus annehmen!‘", beschreibt Andres diesen Wendepunkt seines Lebens. Zunächst schlug dem als drogensüchtigen Dieb und Mörder bekannten jungen Mann nur Misstrauen entgegen. Doch ein Mann nahm sich seiner an und half Andres, ein neues Leben als Christ zu beginnen.
Lebenswende und Bedrohung
In den letzten sechs Jahren hat Andres vielen seiner alten Freunde von den AUC das Evangelium erzählt. Sie sehen seine radikale Lebenswende. Inzwischen arbeitet er als Jugendpastor in seinem Heimatdorf, einem Zentrum des Drogenhandels und der Aktivitäten paramilitärischer Gruppen. Doch seine ansteckende Begeisterung für Jesus hat dafür gesorgt, dass seine ehemaligen Kameraden ihn nun genau beobachten. "Ich weiß, dass sie sehr zornig auf mich sind und mir nachstellen", berichtete er vor kurzem während einer Open Doors-Schulung für ehemalige Guerillas. "Für sie bin ich ein Informant der Regierung. Aber ich habe mich für Gottes Wege entschieden, und ich kann und werde keine Verbrechen mehr begehen." Um seine Arbeit mit Jugendlichen zu intensivieren, hat Andres in seiner Gemeinde eine eigene Radiostation eingerichtet. Ausgestattet mit eigenem Generator, sendet er allmorgendlich zwei Programme, die besonders junge Mitglieder paramilitärischer Gruppierungen zum Glauben führen sollen. Aufgrund eines Computerdefekts musste er die Ausstrahlung jedoch kürzlich einstellen. Andres hofft nun, diesen Dienst bald mit neuer und besserer Ausrüstung fortsetzen zu können. Denn seine Programme stoßen auf großes Interesse. Doch der Erfolg birgt für Andres ein hohes Risiko …
Erschossen vor den Augen der eigenen Kinder
Auch Alicia Castilla wusste um die beständige Bedrohung durch Guerillas. Am Abend des 7. Januar wurde sie von Mitgliedern der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) erschossen, wie bereits zwei Jahre zuvor ihr Mann Nelson Ramos. Die Tat geschah vor den Augen ihrer drei Kinder und ihres Vaters. Dem 18-jährigen Sohn Hernán hinterließen die Angreifer die Warnung, innerhalb von drei Tagen das Haus zu verlassen. Andernfalls werde man auch die übrigen Familienmitglieder umbringen. Hernáns 2011 ermordeter Vater hatte mit großem Eifer von Jesus erzählt und war deshalb ins Visier der Terroristen geraten. Nach seinem Tod hatte die Familie mehrfach Aufforderungen zum Verlassen der Region erhalten, was der Vater der nun ermordeten Alicia jedoch abgelehnt hatte. (Ermordete Witwe Alicia, Foto: Open Doors)
Zur Vergebung durchgerungen
Nach dem Mord an seinem Vater hatte Hernán zunächst konkrete Rachepläne geschmiedet. Er wollte sich in der Armee im Gebrauch von Waffen ausbilden lassen und dann Vergeltung an den Mördern seines Vaters üben. Während eines Open Doors Seminars für Kinder von ermordeten Christen gab er jedoch seine Pläne auf, ließ sich taufen und begann, sich intensiv in der Gemeinde zu engagieren. Selbst nach dem erneuten Schicksalsschlag erklärte er gegenüber Open Doors Mitarbeitern: "Meine Gefühle von Hass und Rache sind einfach verschwunden. Ich habe nie wieder das Bedürfnis gehabt, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Viele beten für uns, und ich glaube das ist der Grund, dass ich auch auf den Tod unserer Mutter nicht falsch reagiert habe." Doch er fügt leise hinzu: "Ich kann nicht sagen, was für einen Schmerz ich fühle; mit Worten kann ich das nicht ausdrücken."
Kolumbien gilt als eines der gewalttätigsten Länder der Welt. Seit Jahren befinden sich Teile des Landes unter der Kontrolle verschiedener Guerillagruppen, die sich durch Drogenhandel finanzieren. Immer wieder richtet sich ihr Zorn gezielt gegen Christen, die mutig ihren Glauben ausleben, statt die Paramilitärs zu unterstützen. Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors rangiert das Land auf Platz 46.
Bitte beten sie für die Christen in Kolumbien!
- Beten Sie für die drei Kinder der Ermordeten Alicia Castilla und ihren Vater um Gottes Trost und seine Versorgung in allen Bereichen.
- Beten Sie um Frieden im Norden Kolumbiens, und dass die Herrschaft der Gewalt und der Drogen gebrochen wird.
- Beten Sie für Andres – um Schutz, eine baldige Fortsetzung seiner Radioarbeit und um die Leitung des Heiligen Geistes bei all seinen Diensten.
*Namen aus Sicherheitsgründen geändert