Weltverfolgungsindex 2024

Pakistan

Christenverfolgung in Pakistan

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2022 – 30. September 2023

Überblick

Die Islamische Republik Pakistan ist seit ihrer Unabhängigkeit im Jahr 1947 ein muslimischer Staat. Traditionelle Kirchen besitzen eine gewisse Freiheit. Sie werden jedoch stark überwacht und wurden in der Vergangenheit zum Ziel von Bombenanschlägen. Der letzte große Anschlag wurde im Dezember 2017 in Quetta verübt. Kirchengemeinden, die das Evangelium weitergeben und sich in der Jugendarbeit engagieren, sind starker Verfolgung ausgesetzt.

Alle Christen erfahren institutionelle Diskriminierung. Berufe, die als niedrig und schmutzig betrachtet werden, werden von den Behörden für Christen „reserviert“, wie an den Stellenanzeigen deutlich wird. Viele Christen sind arm und können in Schuldknechtschaft geraten.

Die berüchtigten Blasphemiegesetze Pakistans zielen insbesondere auf religiöse Minderheiten ab. Auch muslimische Minderheiten sind davon betroffen. Das hohe Gewaltpotenzial der Gesetze wurde im August 2023 in der Stadt Jaranwala deutlich, wo mindestens 21 Kirchen abgebrannt oder beschädigt wurden und Hunderte von Christen aus ihren Siedlungen fliehen mussten.

Christliche Konvertiten mit muslimischem Hintergrund tragen die Hauptlast der Verfolgung. Diese geht sowohl von islamisch-extremistischen Gruppierungen aus (die diese Christen als Abtrünnige betrachten) als auch von Familien, Freunden und Nachbarn, die eine Abwendung vom Islam als Schande und Verrat ansehen.

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Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.

Country Dossier als PDF

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1. Hintergrund

Pakistan hat lange unter instabilen Regierungen gelitten. Es gab drei längere Phasen der Militärherrschaft, von denen die letzte 2008 endete. Die Armee zieht hinter den Kulissen noch immer die Fäden. Die Armeeführung wurde ungeduldig, weil der ehemalige Premierminister Imran Khan versuchte, militärische Ernennungen zu beeinflussen und zu verzögern, und stellte im April 2022 einen Misstrauensantrag gegen ihn. Shehbaz Sharif wurde neuer Premierminister und sah sich sofort einer Flut von Herausforderungen gegenüber. Er kündigte für August 2023 eine Übergangsregierung an und am 7. August 2023 wurde Ex-Premierminister Imran Khan wegen Korruption zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Obwohl im August eine Übergangsregierung an die Macht kam, um die bevorstehenden Wahlen vorzubereiten (die spätestens im November 2023 stattfinden sollten), wurde die Wahl um mehrere Monate auf den 8. Februar 2024 verschoben, da die Regierung ankündigte, dass sie die Ergebnisse einer neuen Volkszählung berücksichtigen wolle. Dies macht gemäß der Verfassung die Festlegung neuer Wahlkreisgrenzen notwendig.

96 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, von denen die Mehrheit der sunnitischen Tradition folgt. Nach der Verfassung unterliegt das Recht auf freie Meinungsäußerung den Einschränkungen, die notwendig sind, um „den Ruhm des Islam“ zu gewährleisten.

Christen sind Opfer von etwa einem Viertel aller Blasphemievorwürfe, obwohl sie weniger als zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen. Geschäftskonkurrenten beschuldigen christliche Männer der Blasphemie, um ihr Geschäft und ihren Ruf zu zerstören.

Darüber hinaus üben christliche Männer und Angehörige anderer Minderheiten in der Regel Berufe mit niedrigerem Status aus; sie werden zum Teil als „Chura“ bezeichnet – ein abfälliges Wort, das für Straßenkehrer oder Kanalarbeiter benutzt wird und „schmutzig“ bedeutet.

Der ehemalige Premierminister Khan hatte eingeräumt, dass Pakistan offiziell Verbindungen zu militanten islamischen Gruppen unterhält und deren Forderungen mehrfach nachgegeben hat.

Christen leiden unter der instabilen Sicherheitslage und dem hohen Gewaltaufkommen. Sie haben keine Möglichkeit, Schutz zu suchen. Die Polizei ist mehr daran interessiert, die lokalen Machthaber zu beschwichtigen und für Ruhe zu sorgen, als das Gesetz durchzusetzen und Minderheiten zu schützen. Etwas besser ist die Lage von Christen bei Gerichtsverhandlungen, zumindest bei den höheren Gerichten. Bis ihr Fall endlich vor Gericht geklärt wird, sitzen Christen jedoch oftmals jahrelang im Gefängnis.

Mädchen, die religiösen Minderheiten angehören, werden häufig entführt, zur Annahme des Islam gezwungen und zwangsverheiratet. Statistiken zufolge werden jährlich mehr als 1.000 christliche und hinduistische Mädchen im Alter zwischen 12 und 25 Jahren entführt, zur Konversion gezwungen und mit muslimischen Männern verheiratet. Wie in einem Bericht des Instituts „Coalition for Religious Equality and Inclusive Development“ festgestellt wird, richtet sich ideologisch motivierter sexueller Missbrauch speziell gegen religiöse Minderheiten, sowohl zum Zweck der sexuellen Ausbeutung als auch als zur „Eroberung“, um Mädchen für die Mehrheitsreligion zu gewinnen.

Weltanschauungen Anhänger %
Christen 4.195.000 1,8
Muslime 225.899.000 96,6
Hindus 2.915.000 1,2
Buddhisten 133.000 0,1
Anhänger ethnischer Religionen 235.000 0,1
Juden 900 < 0,1
Bahai 115.000 < 0,1
Atheisten 10.700 < 0,1
Agnostiker 191.000 0,1
Andere 63.700 < 0,1

2. Gibt es regionale Unterschiede?

Da die meisten Christen in der Provinz Punjab leben, geschehen viele Vorfälle von Verfolgung, Diskriminierung und Intoleranz dort. Daneben ist aber auch die Provinz Sindh als Brennpunkt der Schuldknechtschaft berüchtigt, wovon ebenfalls viele Christen betroffen sind.

3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Islamische Unterdrückung, gemischt mit ethnisch-religiöser Feindseligkeit

In Pakistan gibt es Dutzende islamisch-extremistischer Gruppen. Zunehmend werden Berater-Gremien der Regierung vollständig mit islamischen Gelehrten besetzt, die Einfluss auf die Gesetze nehmen. Tausende Medressen werden betrieben, ohne dass die Regierung prüft, wie sie finanziert werden oder was sie lehren. Jeder, der eine Reform der Blasphemiegesetze fordert, wird offen von Extremisten bedroht, die glauben, dass „Ungläubige“ den Tod verdienen. Extremistische Gruppen, die verboten werden, lösen sich oft nicht auf, sondern geben sich einen neuen Namen, gehen online oder fusionieren mit einer bestehenden Gruppe. Es ist leicht, religiöse Gefühle zu schüren und eine Menschenmenge zu Gewalt gegen religiöse Minderheiten aufzustacheln, insbesondere gegen Christen. Das haben die Gewalttaten in Jaranwala im August 2023 gezeigt. Pakistan leidet unter ethnischer Zersplitterung. Die Provinz Belutschistan und das Kernland der Provinz Sindh werden als außerhalb der Reichweite staatlichen Einflusses gesehen. Religiöse Minderheiten werden als unrein betrachtet – sowohl aus religiösen Gründen, aber auch, weil sie nicht zu den herrschenden ethnischen Gruppen gehören.

Organisiertes Verbrechen und Korruption

Korruption ist in der Politik, im Justizwesen und im Militär weitverbreitet. Organisierte Kriminalität ist in den Städten und den Stammesgebieten ein großes Problem – häufig mit Verbindungen zu gewaltbereiten islamischen Milizen. In Karatschi sind Gangs, Erpresser und die Mafia Teil der politischen und gesellschaftlichen Landschaft und sie genießen aufgrund einflussreicher Verbindungen politischen Schutz. Schuldknechtschaft ist eine alte, aber weitverbreitete Form der Sklaverei, die Tausende Christen in ländlichen Gebieten betrifft. Die Arbeiter sitzen in der Schuldenfalle, weil sie ihre Kredite aufgrund der hohen Zinssätze nicht zurückzahlen können. Sie haben keine Möglichkeit, gerichtlich gegen die Situation vorzugehen. Reiche Großgrundbesitzer arbeiten mit lokalen Politikern zusammen und profitieren in hohem Maße von diesem System. Auch Landraub findet statt. Kirchen werden enteignet und Christen von ihrem Land vertrieben.

Diktatorische Paranoia

Die Regierung hat es mit einer starken Opposition in Person des entmachteten Premierministers Khan zu tun, der die Massen zu mobilisieren vermag. Zudem ist die Regierung konfrontiert mit Korruptionsvorwürfen, immer stärker werdenden extremistischen Gruppen und einer mächtigen, unabhängigen Armee, mit der sie sich gut stellen muss. Angesichts der bevorstehenden Wahlen im ersten Quartal 2024 versuchen die Regierung und die politischen Parteien, Wähler für sich zu gewinnen und mit allen Mitteln an der Macht zu bleiben oder diese sogar auszubauen. Christen werden dabei zu politischen Spielfiguren – sie werden von der Regierung und der Armee mitunter hofiert, um deren Macht zu sichern, oder sie werden diskriminiert, wenn dies von Vorteil ist. Da die Armee einige extremistische Gruppen zufriedenstellen will, werden Angriffe auf Christen – obwohl sie nicht zur Strategie der Armee gehören – als notwendiger Kollateralschaden betrachtet.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.

4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Ausländische Christen und Arbeitsmigranten

Ausländische Christen werden zwar nicht in die Isolation gezwungen, aber sie können meist nur in den Städten Kirchen besuchen. Ausländische Christen sind einem hohen Druck ausgesetzt, aber es gibt nur eine kleine Anzahl von ihnen.

Christen aus traditionellen Kirchen

Beispiele dafür sind die römisch-katholische Kirche und die „Church of Pakistan“, das ist ein Verbund traditioneller Kirchen von Anglikanern, Methodisten, Lutheranern und Presbyterianern. Als die am stärksten sichtbaren Kirchen erleben sie zunehmend Anfeindungen. So ist es schwierig für sie, Genehmigungen für bestimmte Versammlungen zu erhalten. Auch stehen ihre Mitglieder in der Gefahr, entführt oder zwangsbekehrt zu werden. Zudem werden sie streng kontrolliert und überwacht. Vor allem in den Städten kann es vorkommen, dass Gebäude und Grundstücke, die sich im Besitz der traditionellen Kirchen befinden, von Bauunternehmen und Behörden beschlagnahmt werden.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Christliche Konvertiten mit muslimischem Hintergrund tragen die Hauptlast der Verfolgung. Diese geht sowohl von islamisch-extremistischen Gruppierungen aus (die diese Christen als Abtrünnige betrachten) als auch von Familien, Freunden und Nachbarn, die eine Abwendung vom Islam als Schande und Verrat ansehen. Es gibt auch eine kleine Gemeinschaft von christlichen Konvertiten mit hinduistischem Hintergrund.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Evangelikale, baptistische und pfingstkirchliche Gemeinden werden verstärkt überwacht und häufig drangsaliert und angegriffen, insbesondere wenn sie aktiv versuchen, Muslime mit dem Evangelium zu erreichen. Der Großteil ihres Wachstums kommt jedoch von Christen, die aus einer traditionellen Kirche in ihre Gemeinden wechseln.

5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Privatleben 13.2
Familienleben 13.9
Gesellschaftliches Leben 15
Leben im Staat 15.1
Kirchliches Leben 13.1
Auftreten von Gewalt 16.7

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben

Christen vermeiden es, mit Muslimen über ihren Glauben zu sprechen, da dies durch die Blasphemiegesetze gefährliche Konsequenzen haben kann. Selbst Facebook-Posts können riskant sein, wenn der Inhalt als Infragestellung islamischer Werte angesehen wird. Ein Experte für das Land erklärte: „Die Regierungsbehörden überwachen die sozialen Medien; die christlichen Pastoren und Eltern warnen die jungen Leute vor den Gefahren, die mit der Nutzung sozialer Medien bei der Äußerung ihrer Ansichten verbunden sind.“ Für pakistanische Christen ist es gefährlich, christliche Materialien aufzubewahren, die nicht für ihren unmittelbaren persönlichen Gebrauch benötigt werden, da sie verdächtigt werden könnten, Muslime zu evangelisieren. Das Zeigen eines christlichen Symbols oder das Tragen eines christlichen Namens kann zu Diskriminierung oder Vandalismus am Eigentum führen. Berichte, nach denen Christen auf der Straße, im Verkehr oder auf der Arbeit angespuckt oder aggressiv angegangen wurden, weil sie ein Kreuz trugen, sind Zeichen dafür, dass die Situation schwieriger wird.

Familienleben

In kleinen Städten und abgelegenen Dörfern müssen christliche Kinder den islamischen Unterricht in der örtlichen Medresse besuchen, während christliches Kinderprogramm und damit verbundene Lehre nur beim Sonntagsgottesdienst stattfinden darf. Christliche Eltern versuchen, ihre Kinder davon abzuhalten, über ihren Glauben zu sprechen, da sie gezwungen werden könnten, zum Islam „zurückzukehren“. Gleichzeitig werden die Eltern unter Druck gesetzt, ihre Kinder zu islamischen Veranstaltungen zu schicken und sie Arabisch lernen zu lassen – unter dem Vorwand, dadurch würden sich ihre Noten verbessern. Das verunsichert die Kinder und erhöht die Gefahr eines erzwungenen Glaubenswechsels. In der Schule ist es christlichen Kindern oft nicht gestattet, die gleichen Wasserspender wie die anderen Kinder zu nutzen, weil sie diese angeblich verunreinigen. Oft werden sie gemobbt. Viele christliche Kinder müssen die Toiletten säubern oder die Böden wischen, da Christen weithin als Straßenkehrer wahrgenommen werden. Diese Haltung hat ihren Hintergrund auch im Kastendenken, da die Mehrheit der Christen aus einer niedrigeren Kaste stammt. Einige Schulbücher schüren Hass gegen Christen. Mit dem neuen Lehrplan wird die Islamisierung der Bildung weiter vorangetrieben und den Kindern vermittelt, dass Angehörige anderer Religionen minderwertig seien. Diese Politik schadet christlichen Familien.

Gesellschaftliches Leben

Christen werden durch die Regierung und zunehmend auch durch nicht staatliche Akteure überwacht. Selbst ausländische Christen werden vom lokalen „Panchayat“ (Dorfrat) einbestellt, um zu erklären, warum sie an Jesus Christus glauben, und teilweise unter Druck gesetzt, den Islam anzunehmen. Islamistische Gruppierungen haben die Notverpflegung mit Lebensmitteln in der Covid-19-Pandemie dazu genutzt, Christen dazu zu bringen, zum Islam zu konvertieren. Christen, die das islamische Glaubensbekenntnis rezitierten, bekamen Lebensmittel ausgehändigt. Viele junge Christen taten dies. Andere weigerten sich und verhungerten oder begingen Suizid. Gleichzeitig wurden christliche Krankenschwestern an vorderster Front in den Infektionsstationen eingeteilt. Am Arbeitsplatz ist der Druck auf Christen oftmals so groß, dass viele Christen immer wieder ihre Arbeitsstelle wechseln, um sich einem erzwungenen Glaubenswechsel zum Islam zu entziehen. Christen werden regelmäßig dazu gedrängt, Hilfsarbeiten wie Fegen oder Wassertragen zu verrichten. Dies zeigt sich deutlich in der Fünfprozentquote, die eingeführt wurde, um Arbeitsplätze für Minderheiten im öffentlichen Sektor zu garantieren. Ende September 2021 waren allerdings mehr als 30.000 solcher Stellen für Minderheiten unbesetzt geblieben, was 43 Prozent der zu dem Zeitpunkt insgesamt offenen Stellen im öffentlichen Sektor ausmachte. Christen gelten als unrein. Deshalb glauben viele Muslime, dass sie sich verunreinigen würden, wenn sie bestimmte Einrichtungen gemeinsam mit Christen nutzen – dieses Denken ist ein Erbe des Kastensystems.

Leben im Staat

Pakistan hat 1973 eine islamische Verfassung angenommen und die Scharia in sein Zivilgesetzbuch aufgenommen. Der jüngste Islamisierungsprozess begann mit der Einführung der berüchtigten Blasphemiegesetze im Jahr 1986, die Minderheiten besonders betreffen und häufig genutzt werden, um persönliche Rechnungen zu begleichen. Der Senat hat einen Gesetzentwurf zur Verschärfung des Blasphemiegesetzes Pakistans verabschiedet, der unter anderem eine Erhöhung der Strafe von drei auf zehn Jahre Haft vorsieht. Christen sind in der Politik unterrepräsentiert und ihre Ansichten werden oft ignoriert. Viele Politiker sehen es nicht als notwendig an, Mädchen aus religiösen Minderheiten vor Entführungen und damit einhergehenden Zwangsbekehrungen und -heiraten zu schützen.

Kirchliches Leben

Kirchliche Aktivitäten werden überwacht. Die Behörden stellen den Kirchen das Sicherheitspersonal, aber dieses lauscht auch, berichtet und gibt Informationen weiter, wahrscheinlich sogar an extremistische islamische Gruppen. Obwohl die Regierung versprochen hat, Kirchen zu schützen, gab es in den vergangenen Jahren mehrere Angriffe mit Dutzenden von Opfern. Leiter von Kirchen und Gemeinden sind die vorrangigen Zielpersonen für Belästigungen und Schikanen, da sie die sichtbarsten Vertreter der christlichen Minderheit sind. Da der Übertritt vom Islam zum christlichen Glauben stark abgelehnt wird, wäre es gefährlich für eine Kirchengemeinde, Christen muslimischer Herkunft offen aufzunehmen. Das Eintreten für unterdrückte Minderheiten wird als Infragestellung der Regierung gesehen.

Beispiele für Auftreten von Gewalt

  • Am 16. August griff eine aufgebrachte Menschenmenge Christen in der Stadt Jaranwala in der Provinz Punjab an. Zuvor waren zwei Christen zu Unrecht der Blasphemie beschuldigt worden. Gemäß einem Bericht der „Associated Press“ wurden mindestens 17 (andere Quellen sprechen von 21) Kirchen angegriffen und teilweise niedergebrannt, mehr als 100 Häuser von Christen wurden angegriffen und Hunderte von Christen flohen um ihr Leben.
  • Am 6. Juni 2023 wurde nach einem Bericht von „Morning Star News“ in Lahore die 40-jährige Witwe Shazia Imran getötet, als sie sich weigerte, einen Muslim zu heiraten und zum Islam zu konvertieren.
  • Am 16. Mai 2023 begann nach einem Bericht von „UCA News“ ein Mitglied des Wachpersonals in einer katholischen Schule in Sangota (Provinz Khyber Pakhtunkhwa) auf die Schülerinnen zu schießen und tötete zwei von ihnen.

6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr Platzierung Punktzahl
2024 7 87
2023 7 86
2022 8 87
2021 5 88
2020 5 88

Die sehr hohen bis extrem hohen Werte für den Druck in den einzelnen Lebensbereichen bleiben nahezu unverändert. Dies unterstreicht, dass Pakistan eines der Länder ist, in denen es am schwierigsten ist, als Christ zu leben. Der Wert für Gewalt bleibt seit vielen Jahren auf der höchstmöglichen Punktzahl. Die weithin bekannt gewordenen Angriffe auf die christliche Gemeinschaft in Jaranwala im August 2023 zeigen, dass Gewalt gegen Christen allgegenwärtig ist, wenn auch nicht immer so gezielt und offenkundig wie in diesem Fall. In Bezug auf Morde und Angriffe auf Kirchengebäude wird Pakistan erneut mit der maximalen Punktzahl bewertet. Die berüchtigten Blasphemiegesetze des Landes, deren Geltungsbereich im Berichtszeitraum erweitert wurde und die nun höhere Strafen vorsehen, stellen weiterhin eine Bedrohung für Christen dar. Nach wie vor werden häufig christliche Mädchen entführt, zum Übertritt zum Islam gezwungen und zwangsverheiratet.

7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Berichten zufolge steigt die Zahl christlicher Mädchen, die entführt, vergewaltigt, zur Konversion gezwungen und mit ihrem Entführer „verheiratet“ werden. Solche „Ehen“ werden dazu benutzt, die minderjährigen Mädchen von anderen Rechtsmitteln, die ihren Eltern zur Verfügung stehen, fernzuhalten. Dies ist ein verbreitetes und auf strategische Weise gezielt angewandtes Druckmittel gegen religiöse Minderheiten. Viele der betroffenen Familien sehen ihre Mädchen nie wieder. Die Behörden unternehmen nur selten etwas, um die Täter vor Gericht zu stellen. Frauen und Mädchen sind auch im öffentlichen Raum, so auch am Arbeitsplatz (wie etwa in den Ziegelfabriken) und in der Schule, von sexualisierter Gewalt bedroht.

Männer

Christliche Männer leben in ständiger Angst vor Blasphemievorwürfen, Zerstörung von Eigentum, Inhaftierung, Schlägen und Hinrichtung. Es gibt Berichte über den sexuellen Missbrauch von christlichen Jungen. Christliche Männer sind oft gezwungen, Arbeiten mit niedrigem Ansehen anzunehmen, und gelten als unrein. Sie werden häufig als „Chura“ bezeichnet, ein abwertendes Wort, das „schmutzig“ bedeutet. Zwar gibt es auch eine christliche Mittelschicht, das heißt, nicht alle Christen haben Berufe, die mit niedrigem Ansehen verbunden sind, aber Diskriminierung und soziale Unterlegenheit sind allgegenwärtig. Männer und Jungen können zudem in Schuldknechtschaft geraten.

8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Religiöse Minderheiten sind extrem gefährdet. Ahmadis werden nicht als Muslime anerkannt. Ihnen werden Ausweise verweigert und sie werden gezwungen, Dokumente zu unterschreiben, in denen die Endgültigkeit des Propheten Mohammed erklärt wird, was ihrem Glauben widerspricht. Mehr als 170 Gräber von Ahmadis und mehrere ihrer Gebetshäuser wurden geschändet. Nachdem der Sprecher der indischen Regierungspartei BJP im Juni 2022 umstrittene Äußerungen über den Propheten Mohammed gemacht hatte, wurde gemäß der Bericht der US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit ein Hindu-Tempel in Karatschi zerstört. Hindu-Frauen werden entführt und zwangsbekehrt. Bewaffnete islamisch-extremistische Gruppen führen Angriffe auf schiitische Muslime durch, darunter auch auf die Hazara-Gemeinschaft. Das Gesetz erkennt Atheisten nicht an. Sie werden mittels der Blasphemiegesetze ins Visier genommen.

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für Pakistan:

  • Beten Sie für Christen, die in gefährlichen und gesundheitsschädigenden Jobs arbeiten, dass Jesus Christus sie trotzdem gesund und sicher erhält.
  • Beten Sie um Weisheit, Mut und die richtigen Worte für Christen, wenn sie über ihren Glauben sprechen, und dass sie nicht der Blasphemie beschuldigt werden. Beten Sie, dass es nicht mehr zu Verleumdungen und Verhaftungen wegen angeblicher Blasphemie kommt und die zu Unrecht Angeklagten freikommen.
  • Beten Sie für die Regierung, die Armeeführung und die religiösen Anführer von Pakistan. Bitten Sie Jesus darum, die Herzen der Verantwortlichen zu erweichen, sodass sie verschiedenen Religionen erlauben, ihren Glauben in Pakistan zu leben.
  • Beten Sie um Schutz christlicher Frauen und Mädchen vor Entführung, Zwangsheirat und Zwangskonversion zum Islam. Beten Sie um Gottes Trost und Hilfe für diejenigen, die bereits entführt wurden.

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