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Vietnam
Christenverfolgung in Vietnam
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2022 – 30. September 2023
Überblick
Christen aus traditionellen Kirchen (wie aus der römisch-katholischen Kirche) genießen ein gewisses Maß an Freiheit, solange sie nicht politisch aktiv sind; denn das kann zu Inhaftierungen führen (z. B. in Fällen von Landraub oder Umweltfragen). Wenn katholische Kirchengemeinden große Grundstücke besitzen (z. B. bei Klöstern, Schulen oder Krankenhäusern), werden diese manchmal vom Staat für Bauzwecke beschlagnahmt. In seltenen Fällen, wenn lokale Parteiführer dazu anstiften, können Katholiken zur Zielscheibe staatlicher Übergriffe werden. Dies geschah etwa im Februar 2022, als Staatsbeamte eine katholische Messe unterbrachen. Sowohl Christen aus protestantischen Freikirchen als auch christliche Konvertiten aus einheimischen Religionen leiden aufgrund ihres Glaubens unter starkem Druck und Gewalt. Das gilt vor allem in den abgelegenen Gebieten in Zentral- und Nordvietnam. Die meisten gehören zu den ethnischen Minderheiten des Landes wie den Hmong. Sie erleiden soziale Ausgrenzung, Diskriminierung und Übergriffe. In manchen Fällen werden ihre Häuser verwüstet und sie sind gezwungen, ihre Dörfer zu verlassen. Der Angriff auf Polizisten und Regierungsbeamte in der Provinz Dak Lak am 11. Juni 2023 war zwar nicht religiös motiviert oder auf Verfolgung zurückzuführen. Er zeigt aber, dass es schwelende Spannungen mit der Hmong-Minderheit und verschiedenen Stammesgruppen gibt, die leicht zu Gewaltausbrüchen führen können.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Vietnam ist seit dem Ende des Vietnamkriegs 1975 ein vereinigter Staat und einer der wenigen bis heute verbliebenen kommunistischen Staaten. Die alleinige Macht liegt bei der Kommunistischen Partei; und obwohl es eine Nationalversammlung gibt (die nicht frei und fair gewählt ist), nimmt das Politbüro die wichtigsten exekutiven Aufgaben wahr.
Wie in allen kommunistischen Ländern, gelten Christen als unpatriotisch und regierungskritisch und werden als solche streng überwacht, zensiert und diskriminiert. Christen sind nicht nur von Führungspositionen in der Kommunistischen Partei ausgeschlossen, sondern auch von den militärischen Offiziersrängen. Sie werden hart bestraft, wenn sie von der Polizei angeklagt werden. 2021 wurde der Leiter des „Regierungskomitees für religiöse Angelegenheiten“ (GCRA) zum stellvertretenden Innenminister ernannt, was zeigt, dass der Regierung sehr daran gelegen ist, die Kontrolle über religiöse Angelegenheiten zu behalten. Vietnam hat vehement protestiert, als es im Dezember 2022 auf die Liste der „Länder unter besonderer Beobachtung“ des US-Außenministeriums gesetzt wurde. (Es war die erste „Herabstufung“, seit Vietnam 2006 aus der schlechtesten Kategorie der „besonders besorgniserregenden Länder“ (CPC) gestrichen worden war). Aus dem am 9. März 2023 veröffentlichten 132-seitigen Weißbuch über Religionen und Religionspolitik geht hervor, dass sich kaum etwas für Christen und andere Religionen ändern wird. Wie ein Experte für das Land erläutert: „Das [für die Bewertung der Religionsfreiheit] Schädlichste in dem Buch war ein offener Bericht des Ministeriums für öffentliche Sicherheit über seine Probleme im Umgang mit evangelikalen Kirchen. Es war eine unverblümte Kritik an allen Gruppen und Leitern, unabhängig davon, ob sie legal registriert waren oder nicht.“
Mehr als 80 % aller Christen in Vietnam gehören der römisch-katholischen Kirche an. Während die Kirche in ihrer Lehre dem Vatikan folgt, gibt es immer wieder unterschwellige und weniger unterschwellige Versuche der Einflussnahme durch die Regierung. Am deutlichsten wird dies wohl bei der Wahl der Bischöfe. Der Vatikan und das Land Vietnam bemühen sich um eine Verbesserung der diplomatischen Beziehungen. Möglicherweise wird der Vatikan einen päpstlichen Vertreter in das Land entsenden, denn es gibt Anzeichen für eine bald bevorstehende Unterzeichnung eines gemeinsamen Abkommens. Die protestantischen Christen sind in viele Konfessionen aufgeteilt. Zwei größere und staatlich anerkannte sind die Southern Evangelical Church of Vietnam (Evangelische Kirche Vietnams Süd; ECVN-S) und die Evangelical Church of Vietnam North (Evangelische Kirche Vietnams Nord; ECVN-N). Obwohl Christen sich im Allgemeinen lieber aus der Politik heraushalten, werden sie von den Behörden genau überwacht.
Unter den ethnischen Minderheiten, die in Dörfern im zentralen Hochland leben, sind viele Christen. Sie werden wirtschaftlich und sozial benachteiligt, was sie während der Corona-Pandemie noch stärker zu spüren bekamen. Es gibt keine eindeutigen Beweise dafür, dass der Anschlag in Dak Lak religiös motiviert war. Doch die Tatsache, dass die vietnamesische Polizei nach dem Anschlag ein Video veröffentlichte, das Kirchengebäude der „Montagnard Evangelical Church of Christ of the Central Highlands“ (Montagnard Evangelische Kirche Christi des zentralen Hochlandes) zeigt, verheißt nichts Gutes für die Christen in der Region. Ein Experte für das Land kommentierte: „Die Regierung betrachtet die Evangelische Kirche Christi immer noch als reaktionäre Gruppe.“ In den Medien, den Nachrichten und im staatlichen Fernsehen hieß es, die Menschen müssten „diese Kirche aus der Gemeinschaft entfernen.“
Weltanschauungen | Anhänger | % |
Christen | 9.635.000 | 9,7 |
Muslime | 178.000 | 0,2 |
Hindus | 59.300 | 0,1 |
Buddhisten | 49.010.000 | 49,2 |
Anhänger ethnischer Religionen | 10.345.000 | 10,4 |
Juden | 350 | < 0,1 |
Bahai | 448.000 | 0,4 |
Atheisten | 6.100.000 | 6,1 |
Agnostiker | 12.047.000 | 12,1 |
Andere | 11.875.390 | 11,9 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
Druck und Gewalt, die sich gegen Christen unter den ethnischen Minderheiten richten, sind im zentralen und nordwestlichen Hochland in den folgenden Provinzen besonders stark: Bac Giang, Bac Ninh, Bin Phuoc, Dak Lak, Dak Nong, Dien Bien, Gia Lai, Ha Giang, Ha Nam, Hoa Binh, Kon Tum, Lai Chau, Lam Dong, Lao Cai, Nghe An, Ninh Thuan, Phu Yen, Quang Binh, Quang Ngai, Son La, Thanh Hoa, Tra Vinh und Yen Bai. Dies deckt sich mit dem, was das US-Außenministerium auf Seite 19 seines Berichts zur internationalen Religionsfreiheit 2022 zu Vietnam feststellt: „Katholische Verantwortungsträger gaben an, dass die problematischsten Regionen im zentralen Hochland (Provinzen Gia Lai, Dak Lak, Dak Nong, Kon Tum und Lam Dong) und im nordwestlichen Hochland, einschließlich der Provinzen Hoa Binh, Son La, Lao Cai und Yen Bai, liegen.“
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Kommunistische Unterdrückung gemischt mit diktatorischer Paranoia
Die Kommunistische Partei Vietnams (KPV) verletzt die Rechte der christlichen Minderheit im zentralen Hochland, im Nordwesten und im Nordosten des Landes, indem sie sie schikaniert und verlangt, dass alle religiösen Einrichtungen vom Regierungsausschuss für religiöse Angelegenheiten überwacht werden. Die Regierung nutzt sogar die Dienste lokaler Krimineller, die als „Rote-Flagge-Gruppen“ bekannt sind. Diese Gruppen ermutigt die Regierung stillschweigend dazu, Christen anzugreifen und Kirchen zu enteignen. Die katholische Kirche ist die bei weitem größte christliche Gemeinschaft und daher das Hauptziel der Regierung. Das Misstrauen gegen die Kirche wird noch dadurch verstärkt, dass die katholische Kirche soziale Ungerechtigkeit und Umweltprobleme unter der kommunistischen Herrschaft immer wieder thematisiert. Dies führt häufig zu gewaltsamen Strafmaßnahmen und der Beschlagnahmung von kirchlichem Grundbesitz. Manche Dörfer heißen „kommunistisches Dorf“ oder „christenfreies Dorf“. Die Bewohner dort sind nicht bereit, Christen in ihrem Dorf zu dulden.
Unterdrückung durch den Clan oder Stamm
In den engen Dorfgemeinschaften werden christliche Konvertiten oft gezwungen, ihrem Glauben abzuschwören. Dorfvorsteher und Familienmitglieder setzen die Christen dabei besonders unter Druck. Stammesführer schließen Christen oft aus der Gemeinschaft aus, da sie diese als Verräter der gemeinschaftlichen Kultur und Identität ansehen und die Kultur des Stammes erhalten wollen. Aber auch andere Stammesmitglieder wenden oftmals Gewalt gegen christliche Konvertiten an und vertreiben sie aus den Dörfern.
Organisiertes Verbrechen und Korruption
Es gab und gibt immer wieder Vorfälle von Landraub, die sich insbesondere gegen die katholische Kirche richten. Dies geschieht vor allem in den Städten, wo Regierungsbeamte nach Grundstücken und Immobilien suchen, die sie konfiszieren können, um sie dann an private Bauherren zu verkaufen. Land, das sich im Besitz der katholischen Kirche oder von Christen aus ethnischen Minderheiten befindet, ist dabei ein bevorzugtes Ziel. Zwangsräumungen wurden häufig mit Hilfe von kriminellen Gruppen und „Rote-Flagge“-Wächtern durchgeführt, auch wenn dies inzwischen weniger in Erscheinung tritt.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Ausländische Christen und Arbeitsmigranten
Da sie sich in den ländlichen Gebieten nicht den einheimischen Gemeinden anschließen können, sind die ausländischen Christen unfreiwillig isoliert. Zu dieser Kategorie gehören ausländische Arbeiter aus Taiwan, Südkorea und den Philippinen; sie erleben Druck in Form von Überwachung.
Christen aus traditionellen Kirchen
Die römisch-katholische Kirche und die evangelische Kirche Vietnams sind die größten traditionellen Kirchen. Während erstere im Jahr 2016 eine katholische Universität eröffnen konnte, haben Probleme mit Landraub durch die Behörden und die Verhaftung von katholischen Aktivisten zugenommen. Des Weiteren wurde im Dezember 2020 ein Kongress der evangelischen Kirche Vietnams behindert.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Christen mit buddhistischem oder animistischem Hintergrund werden am stärksten verfolgt. Dies geschieht nicht nur durch die Behörden, sondern auch durch ihre Familien, Freunde und Nachbarn. Die kommunistischen Behörden begegnen den christlichen Konvertiten oft besonders misstrauisch und feindselig, weil die meisten von ihnen ethnischen Minderheiten angehören. Das geschieht in der Regel auf lokaler Ebene.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Zu den protestantischen Freikirchen gehören evangelikale Gemeinden und Pfingstgemeinden. Christen dieser Gemeinden versammeln sich in Hauskirchen, da viele ihrer Denominationen nicht registriert sind. Sie werden intensiv überwacht und auf lokaler Ebene von den Behörden und der Gesellschaft diskriminiert.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Privatleben
In ländlichen Gebieten ist es gefährlich, über den eigenen Glauben zu sprechen; dies kann zu Gewalt seitens der Dorfgemeinschaft führen. In den Städten herrscht etwas mehr Freiheit, aber Schikanen und Verhöre durch die Polizei sind an der Tagesordnung. Ein Glaubenswechsel ist zwar nicht gesetzlich verboten, stößt aber auf starke Ablehnung. Der christliche Glaube gilt als fremd und wird als Bedrohung für die Familie und das kulturelle Erbe angesehen. Das trifft insbesondere in Gebieten zu, in denen der Ahnenkult vorherrscht. Oft sind Familienmitglieder gezwungen, sich zwischen der Abkehr vom christlichen Glauben und der Vertreibung und Ächtung durch Familie und Gesellschaft zu entscheiden.
Familienleben
Christliche Kinder in Vietnam werden dazu gedrängt, während ihrer gesamten Schulzeit an christenfeindlichem Unterricht in Form der kommunistischen Doktrin teilzunehmen. Christliche Kinder werden vor allem in Stammesgebieten aufgrund ihres Glaubens, des Glaubens ihrer Eltern und ihrer ethnischen Zugehörigkeit am Schulbesuch gehindert. Das gilt besonders für solche aus nicht registrierten Gemeinden, in einigen Fällen jedoch auch für Kinder aus registrierten Konfessionen und Kirchen. Doch auch diejenigen, die eine Schule besuchen können, erleiden dort Schikanen und Mobbing durch Mitschüler und Lehrkräfte. Außerdem wird verheirateten christlichen Konvertiten in manchen Fällen mit einer Scheidung gedroht. Es ist üblich, dass Familien ihre Angehörigen, die Christen geworden sind, enterben, vertreiben und ihnen die Unterstützung entziehen.
Gesellschaftliches Leben
Stammesgemeinschaften in den Brennpunktregionen helfen bei der Überwachung der Christen. Die lokalen Behörden bestärken die Bevölkerung darin, christliche Gruppen einzuschränken, da diese als fremd und gefährlich angesehen werden. Christen, die sich um eine Arbeitsstelle bewerben oder denen eine Beförderung zustünde, werden sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor manchmal diskriminiert und ausgegrenzt. Bei Militär und Polizei ist eine Beförderung in den Offiziersrang für Christen ausgeschlossen.
In Nordvietnam sind die staatlichen Behörden dafür bekannt, Christen mit der Streichung ihrer Gesundheitsleistungen zu drohen, wenn sie sich staatlichen Anordnungen widersetzen oder sich weiterhin als christliche Gemeinde treffen. Ein Experte von Open Doors erklärt: „Wenn Menschen, die offiziell als ‚bedürftig‘ anerkannt wurden und deshalb Anspruch auf Sozialhilfe, medizinische Versorgung und andere Leistungen haben, Christen werden, hat das Konsequenzen: Die örtlichen Behörden entziehen ihnen den besonderen Status und sie gelten offiziell nicht mehr als bedürftig. In manchen Gegenden wird ihnen sogar gesagt: ‚Weil ihr jetzt Christen seid, soll sich die Kirche um euch kümmern.‘“
Leben im Staat
In Vietnam wird die kommunistische Ideologie strikt befolgt, und alle anderen Überzeugungen werden abgelehnt. Anträge auf die Registrierung religiöser Aktivitäten werden entweder ignoriert, abgelehnt oder nicht innerhalb der vorgeschriebenen Frist beantwortet. Oftmals werden keine Gründe für eine Ablehnung angegeben, obwohl dies gesetzlich vorgesehen ist. Mitglieder der KPV dürfen keine Religion ausüben, und auch Offiziere der Armee dürfen nicht gläubig sein. Wie der Experte von Open Doors erläutert, können „Christen nur unter der Bedingung als Staatsbedienstete arbeiten, dass sie dafür ihren Glauben aufgeben.“ Eine der Voraussetzungen für den Eintritt in den Staatsdienst lautet, dass innerhalb der erweiterten Familie des Bewerbers bis zu 3 Generationen lang niemand Christ gewesen sein darf. Wenn ein Beamter den christlichen Glauben angenommen hat oder einfach ‚zu freundlich zu Christen ist‘, kann er degradiert oder entlassen werden. Selbst wenn er es schafft, seine Position zu behalten, werden ihm die Leistungen gestrichen und er kann nicht befördert werden.“ In den Medien werden Christen so dargestellt, als ob sie versuchen würden, die koloniale Ideologie wieder einzuführen. Darüber hinaus werden ihnen störende und regierungsfeindliche Aktivitäten vorgeworfen. Als ein katholischer Priester es wagte, die Einrichtung eines Covid-19-Impffonds und die Aufforderung an die Bürger, dazu beizutragen, zu kritisieren, forderten die offiziellen Medien daraufhin sofort, man solle sich „um ihn kümmern“. Menschen, die Gewalt gegen Christen verüben, werden dafür fast nie rechtlich belangt.
Kirchliches Leben
Kirchen werden überwacht und gelegentlich werden Versammlungen gestört. Die Kirchen sind gesetzlich verpflichtet, ihre Aktivitäten bei den Behörden anzumelden. Der Experte für das Land fügt hinzu: „Außerdem verlangt die Regierung von der Kirche, ein Verzeichnis der Kirchenmitglieder vorzulegen. Mit dem Verzeichnis gehen sie in Uniform von Haus zu Haus, um zu ‚klären‘, ob die Bewohner zu der angegebenen Kirche gehören. Auf diese Weise werden gerade junge Christen eingeschüchtert und mitunter davon abhalten, sich zu ihrem Glauben und ihrer Kirchenzugehörigkeit zu bekennen.“ Die Beschaffung von christlichen Schriften in größeren Mengen kann riskant sein, vor allem wenn die Schriften importiert werden oder keine Genehmigung von der Regierung vorliegt. Jede Publikation muss von der Regierung genehmigt werden und die Einfuhr ist stark reglementiert. Es ist jedoch möglich, eine kleine Anzahl von christlichen Materialien zu beziehen. Sowohl katholische und evangelische Kirchenleiter als auch Aktivisten werden häufig verhaftet oder ins Exil verbannt, weil sie die Regierung kritisieren oder sich für Menschenrechte einsetzen.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
- 25. Mai 2023: Der katholische Aktivist Peter Bui Tuan Lam wurde von einem Gericht in Da Nang zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er Online-Publikationen gegen die kommunistische Partei erstellt und verbreitet hat.
- 8. April 2023: Der evangelische Missionar Y Krec Bya wurde von den Behörden in der Provinz Dak Lak festgenommen.
- 22. März 2023: Die örtlichen Behörden stürmten einen katholischen Gottesdienst in der Gemeinde Dak Giac in der Provinz Kon Tum und verlangten die Beendigung des Gottesdienstes.
- 5. Januar 2023: Der lutherische Pastor Dinh Diem starb während der Verbüßung einer Haftstrafe im Provinzgefängnis Nghe An Nr. 6. Im Jahr 2018 war er des „versuchten Umsturzes der Volksregierung“ beschuldigt und zu 16 Jahren Haft verurteilt worden.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr | Platzierung | Punktzahl |
2024 | 35 | 68 |
2023 | 25 | 70 |
2022 | 19 | 71 |
2021 | 19 | 72 |
2020 | 21 | 72 |
Der leichte Rückgang der Gesamtpunktzahl im Weltverfolgungsindex 2024 ist darauf zurückzuführen, dass die Wertungen in allen Lebensbereichen leicht gesunken sind; am deutlichsten im Bereich Leben im Staat.
Es ist jedoch anzumerken, dass die Berichterstattung, insbesondere aus den Regionen der ethnischen Minderheiten, behindert und manchmal fast unmöglich gemacht wird. Die ab dem 1. Januar 2018 in Kraft getretenen gesetzlichen Regelungen zum Thema Religion haben zu keinen wesentlichen Änderungen geführt; sie haben jedoch eine weitere Quelle der Unsicherheit geschaffen (obwohl sie auf dem Papier wie eine Verbesserung aussehen). Die Vorschriften haben weder die Bürokratie eingedämmt noch die verbreitete Befürchtung entkräftet, dass der Erhalt von behördlichen Genehmigungen stets mit dem Druck verbunden ist, sich an die kommunistische Ideologie anzupassen. Strengere Vorschriften für die Online-Kommunikation schränken den Freiraum für die Christen noch weiter ein. Sollten die neuen Gesetzesentwürfe für den Bereich Religion umgesetzt werden, würde dies eine eine starke Verschlechterung der Rahmenbedingungen für Kirchen und Christen sowie noch mehr Bürokratie bedeuten.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Trotz einer der höchsten Frauenerwerbsquoten tragen Frauen einen ungleich höheren Anteil an der Hausarbeit und gelten als Untergebene. Das Land vertritt sozialistische Ideale der Gleichbehandlung. Dessen ungeachtet sind auch konfuzianische Werte nach wie vor in den Schulbüchern präsent und spiegeln sich in der kulturellen Bevorzugung von Söhnen wider. Christinnen werden mitunter bereits in jungen Jahren zu Ehen mit Nicht-Christen gezwungen, insbesondere wenn sie zum christlichen Glauben konvertiert sind oder in Stammeskulturen leben. In der Ehe drohen ihnen Unterdrückung, Gewalt und erzwungene Scheidungen. Auch können christliche Frauen und Mädchen sexuelle Übergriffe erleiden.
Männer
Christliche Männer werden am Arbeitsplatz häufig diskriminiert, belästigt und überwacht. Aufgrund ihres Glaubens droht ihnen der Verlust ihres Arbeitsplatzes. Da Männer in Vietnam die Hauptverdiener sind, lähmt dies die ganze Familie wirtschaftlich und schwächt ihre Stellung in der Gesellschaft. Werden sie in Gewahrsam genommen, so drohen ihnen eine brutale Behandlung und Schläge verbunden mit dem Druck, ihrem Glauben abzuschwören. Auch die Wehrpflicht stellt einen Druckpunkt für christliche Männer dar, da sie im Militär nicht frei in der Bibel lesen oder ihren Glauben anderweitig ausüben können.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Wie es für kommunistische Regierungen typisch ist, versuchen die vietnamesischen Behörden, alle religiösen Gruppen unter ihrer Kontrolle zu halten. Neben Christen stehen auch Anhänger des Caodaismus, der buddhistischen „Hoa-Hao-Bewegung“ sowie des Islam unter besonderer Beobachtung. Diejenigen, die sich in staatlich kontrollierten Gremien organisieren, werden weitgehend in Ruhe gelassen; allerdings werden ihre Predigten zensiert. Unabhängige Gruppen werden jedoch als ernsthafte Bedrohung angesehen und von der Regierung, insbesondere von hohen Regierungsbeamten, stark unter Druck gesetzt. Dies kann zu Belästigung, Einschüchterung, Inhaftierung und Beschlagnahmung von Eigentum führen.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für Vietnam:
- Beten Sie um Trost, Stärkung und Versorgung für Christen, die aus ihrer Dorfgemeinschaft verstoßen wurden.
- Beten Sie um Weisheit für die Gemeinden im Umgang mit den staatlichen Behörden, die kirchliche Aktivitäten genau überwachen.
- Beten Sie, dass die Behörden ihr Misstrauen gegenüber Christen ablegen.
- Beten Sie, dass die Bevölkerung ihre Vorurteile gegen Christen aufgibt und offen für das Evangelium wird.