Weltverfolgungsindex 2025

Jordanien

Christenverfolgung in Jordanien

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2023 – 30. September 2024

1. Überblick

Der überwiegende Teil der Christen in Jordanien ist orthodox oder römisch-katholisch. Insgesamt haben Christen ein relativ hohes Maß an Religionsfreiheit. Sie werden jedoch in Anstellungsverhältnissen diskriminiert, ihre Aktivitäten werden überwacht und Predigten im öffentlichen Raum eingeschränkt. Wenn ein Christ muslimischer Herkunft offen seinen Glauben bekennt, kann er geschlagen, verhaftet oder getötet werden.

Nicht anerkannte Kirchen werden unter Umständen von den Behörden schikaniert, insbesondere solche Kirchen, die aktiv das Evangelium weitergeben. Obwohl sich Jordanien gerne als Musterbeispiel für Toleranz und interreligiösen Dialog präsentiert, sind extremistische Sunniten und Dschihadisten, die aus Syrien und dem Irak zurückkehren, weiterhin eine Bedrohung für die christliche Gemeinschaft. In Jordanien gibt es überproportional viele salafistische Muslime, die eine potenzielle Gefahr für die im Land lebenden Christen und generell andersgläubige Gruppen darstellen.

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Das nachfolgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus den ausführlichen Berichten von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Dieses deutsche Länderprofil finden Sie hier auch als PDF zum Download. Die ausführlichen Berichte in englischer Originalfassung („Background Information“ und „Persecution Dynamics“) finden Sie am Ende dieser Seite.

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2. Hintergrund

In Jordanien sind zwei große politische Kräfte im Spiel: König Abdullah II. und die königliche Familie auf der einen Seite und die Armee sowie die Geheimpolizei auf der anderen. Der König hat einen großen Einfluss, da er Regierungen ernennt, Gesetze verabschiedet und das Parlament auflösen kann. Während die königliche Familie bemüht ist, Jordanien als modernes und multireligiöses Land darzustellen (und auch die Bedeutung der jordanischen Christen in der Gesellschaft zu unterstreichen), scheint die Geheimpolizei mehr den Fokus darauf zu legen, Christen unter Kontrolle zu halten sowie muslimische Minderheiten zu unterdrücken. Staatlich anerkannte christliche Gemeinschaften können relativ frei leben, wenn sie auf die Verkündigung des Evangeliums verzichten, und die Christen sind in Politik, Armee und Wirtschaft gut vertreten. Der Staat übt jedoch Druck auf nicht anerkannte christliche Gruppen aus und überwacht ihre Aktivitäten, insbesondere wenn sie aktiv das Evangelium weitergeben.

Die christliche Hilfsorganisation Middle East Concern hält in ihrem Länderprofil zu Jordanien fest: „Zu den offiziell anerkannten Kirchen gehören die griechisch-orthodoxe Kirche, die syrisch-orthodoxe, die armenisch-apostolische und die koptisch-orthodoxe Kirche, die griechisch-katholische, die maronitische und die römisch-katholische Kirche, die assyrische Kirche des Ostens sowie die anglikanische Kirche, eine Pfingstkirche, die lutherische Kirche und die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten.“ Ein typisches Merkmal der jordanischen Kirche ist deren Zersplitterung.

Obwohl die Sicherheitslage in Jordanien insgesamt stabil ist, gab es zwischen 2016 und 2019 vier islamistische Anschläge. Menschenrechtsaktivisten haben den jordanischen Machthabern vorgeworfen, die Bedrohung durch den Terrorismus zu nutzen, um die Rechte der Bürger und des Parlaments einzuschränken.

Jordanien beherbergt eine große Zahl von Geflüchteten, vor allem aus Syrien und dem Irak, mehrere Tausend von ihnen sind Christen.

Middle East Concern beschreibt den rechtlichen Rahmen für Jordanien wie folgt: „Die jordanische Verfassung legt den Islam als Staatsreligion fest. Sie bekennt sich zum Grundsatz der Nichtdiskriminierung – auch in Bezug auf die Religion – und erklärt, dass die freie Ausübung von Gottesdiensten und religiösen Bräuchen zu gewährleisten ist, sofern diese mit der öffentlichen Ordnung und der Moral vereinbar sind. Nach geltendem islamischem Recht ist es Muslimen faktisch untersagt, ihre Religion zu wechseln. Frauen, die als Musliminnen registriert sind, dürfen keine Nichtmuslime heiraten.“

Jordanische Christen achten zunehmend besorgt darauf, worüber sie in den sozialen Medien schreiben, selbst wenn es um Beiträge über Essen während des Ramadan geht. Sie berichten über ein hohes Maß an Selbstzensur, um jeden Anschein einer Beleidigung der islamischen Mehrheit zu vermeiden. Wie der Bericht zur internationalen Religionsfreiheit des US-Außenministeriums 2023 in Bezug auf Jordanien festhält, richtet sich „die Kritik in den digitalen Medien [...] weiterhin gegen nicht muslimische Religionen. Einige Beobachter sagten, dass die Kritik an religiösen Minderheiten im Internet im Jahr 2023 zugenommen hat, insbesondere als der Konflikt zwischen Israel und der Hamas eskalierte, und zwar aufgrund einer wahrgenommenen Verbindung zwischen dem christlichen Glauben und den Vereinigten Staaten.“

Weltanschauungen

Anhänger

%

Christen

170.000

1,5

Muslime

10.845.021

95,3

Bahai

29.020

0,3

Atheisten

55.546

0,5

Agnostiker

279.228

2,5

Andere

5.684

< 0,1

3. Gibt es regionale Unterschiede?

Die Verfolgungssituation ist im ganzen Land etwa gleich, wobei die Kontrolle durch das soziale Umfeld in ländlichen Gebieten etwas größer ist als in den Städten. Außerdem ist der Süden des Landes für einen eher konservativ geprägten Islam bekannt.

4. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Islamische Unterdrückung

Christliche Konvertiten muslimischer Herkunft sind dem größten Druck und sogar Gewalt ausgesetzt. Diese gehen von ihren Familien und ihrem sozialen Umfeld aus, wozu auch die religiösen und ethnischen Anführer gehören. Alle Christen können von der Regierung überwacht werden. Außerdem geraten sie durch Jordanier, die durch die Ideologie des sogenannten Islamischen Staats (IS) radikalisiert worden sind, in Gefahr. Die Regierung hat der Gesellschaft islamische Werte und Gesetze aufgezwungen, obwohl sie nach wie vor für Toleranz und eine friedliche Koexistenz mit anderen Religionen eintritt.

Unterdrückung durch den Clan oder Stamm

Von dieser Art der Unterdrückung sind vor allem Christen muslimischer Herkunft betroffen. Die Gesellschaft Jordaniens ist weitgehend von Stammesstrukturen geprägt, vor allem außerhalb der Großstädte. Zudem ist sie vom jordanischen Nationalismus durchdrungen. Nach der massenhaften Zuwanderung von Palästinensern nach dem Krieg mit Israel 1967 unterteilte sich die Gesellschaft in eigentliche Jordanier (sogenannte „Eastbanker“), die aus der Region östlich des Jordan stammen, und palästinensische Jordanier („Westbanker“), die ihre Wurzeln westlich des Jordan haben. Die Eastbanker sind sozial, politisch und wirtschaftlich bessergestellt.

Diktatorische Paranoia

Jordanien wird politisch zunehmend als ein hybrides System beschrieben, in dem zwar den meisten Verfahren einer Demokratie gefolgt wird, diese aber mit Formen des Autoritarismus verbunden werden. Das Land ist noch immer keine vollständige konstitutionelle Demokratie, und der König sowie der Geheimdienst sind die wichtigsten Entscheidungsinstanzen. Der König hat seine Unterstützung für die christlichen Gemeinschaften in Jordanien und im Nahen Osten klar zum Ausdruck gebracht. Er hat außerdem die Notwendigkeit benannt, diese christliche Präsenz zu erhalten. Obwohl er eine gemäßigte und prowestliche Haltung einnimmt, muss der König ein Gleichgewicht zwischen konkurrierenden Interessen finden, einschließlich islamistischer Strömungen, die in Zeiten wirtschaftlicher Not oder als Reaktion auf regionale Ereignisse an Einfluss zunehmen.

Konfessioneller Protektionismus

Ein typisches Merkmal der jordanischen Kirche ist deren Zersplitterung. Es bestehen Spannungen zwischen den etablierten traditionellen Kirchen und den neueren Kirchen, oft einschließlich charismatischer und evangelikaler Bewegungen. Dies liegt daran, dass Evangelikale im Allgemeinen sowohl Konvertiten aus dem Islam als auch Christen aus traditionellen Kirchen in ihre Gemeinden aufnehmen. Evangelikalen Gemeindeleitern zufolge sind es vor allem Leiter griechisch-orthodoxer (aber manchmal auch katholischer) Gemeinden, die Druck auf die neueren Denominationen ausüben.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Dokument „Persecution Dynamics“.

5. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Christen aus traditionellen Kirchen

Hierzu gehören vor allem orthodoxe und römisch-katholische Christen. Insgesamt verfügen sie über ein relativ hohes Maß an Religionsfreiheit, können aber auch diskriminiert werden, zum Beispiel im Arbeitsleben.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Christliche Konvertiten muslimischer Herkunft erleiden aufgrund ihres Glaubens die meisten Übergriffe. Wenn der neue christliche Glaube von Konvertiten aufgedeckt wird, drohen ihnen Druck und sogar Gewalt vonseiten ihrer Familie, dem sozialen Umfeld, Regierungsbeamten, nicht christlichen religiösen Leitern und gewalttätigen religiösen Gruppen. Kinder von christlichen Konvertiten sind besonders angreifbar: Da sie als Muslime registriert sind, wird von ihnen außerhalb ihres Elternhauses erwartet, dass sie ein muslimisches Leben führen und unter anderem am Islamunterricht teilnehmen.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Nach den christlichen Konvertiten sehen sich vor allem Christen aus evangelikalen, baptistischen und pfingstkirchlichen Gruppen mit dem meisten Widerstand konfrontiert. Das trifft besonders auf Christen zu, die aktiv das Evangelium weitergeben. Sie stehen unter besonderer Beobachtung des Geheimdienstes. Berichten zufolge erfahren sie Druck von der Regierung und werden von Anstellungsverhältnissen ausgeschlossen. Die meisten protestantischen Freikirchen werden nicht als Kirchen, sondern nur als Vereine anerkannt. Versuche, einen gleichwertigen Status wie andere kirchliche Denominationen zu erlangen, wurden stets abgelehnt.

6. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben 12.9
Familienleben 14.3
Gesellschaftliches Leben 10.4
Leben im Staat 12.2
Kirchliches Leben 12.8
Auftreten von Gewalt 2.4

Privatleben

Den Islam zu verlassen ist zwar kein Verbrechen, aber auch nicht erlaubt. Wenn der Glaube christlicher Konvertiten aufgedeckt wird, können sie vor ein Scharia-Gericht gestellt werden, das sie für „religionslos“ erklären würde – mit der Folge, dass alle ihre bestehenden Verträge aufgelöst würden, auch ihre Ehe. Christliche Konvertiten werden oftmals gezielt überwacht und können von der Geheimpolizei schikaniert, an der Beschäftigung im öffentlichen Sektor gehindert und von ihrem Umfeld verstoßen werden. Konvertitinnen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit von ihrer Familie unter Hausarrest gestellt, zwangsverheiratet und mit anderen Maßnahmen belegt, um die „Familienehre“ wiederherzustellen. Wenn Christen mit Muslimen über ihren Glauben sprechen, kann dies leicht als versuchte „Missionierung“ (die in Jordanien verboten ist) und als Bedrohung der nationalen Sicherheit verstanden werden.

Familienleben

Kinder von christlichen Konvertiten oder Kinder mit einer christlichen Mutter und einem muslimischen Vater werden automatisch als Muslime registriert. Eine Änderung dieses Status ist nicht möglich. Somit sind diese Kinder verpflichtet, am Islamunterricht in der Schule teilzunehmen. Im Falle einer Scheidung verliert nach islamischem Recht der Elternteil, der den Islam verlassen hat, das Sorgerecht für die Kinder.

Gesellschaftliches Leben

Überwachung (einschließlich der Telefonate und der Nutzung sozialer Medien) trifft besonders intensiv christliche Konvertiten, deren Hinwendung zum christlichen Glauben bekannt geworden ist, oder Christen, die aktiv das Evangelium weitergeben. Es wird von Fällen berichtet, in denen Christen aufgrund ihres Glaubenswechsels immer wieder ihren Arbeitsplatz verloren haben oder ihnen eine Anstellung verwehrt wurde. Bei Beförderungen in der Regierung oder den Streitkräften werden Muslime bevorzugt, wenngleich im Parlament neun Sitze für Christen vorgesehen sind und Christen regelmäßig in Ministerämter berufen werden. Da die meisten jordanischen Frauen den Hidschab tragen, fallen christliche Frauen in der Öffentlichkeit stärker auf und werden oft als unangemessen gekleidet angesehen. Dies kann zu Belästigungen führen.

Leben im Staat

In der Verfassung Jordaniens ist der Islam als Staatsreligion und die Scharia als die wichtigste Grundlage der Gesetzgebung verankert. Es ist nicht erlaubt, sich offiziell vom Islam abzuwenden, um zu einer anderen Religion überzutreten. Auch jede nicht islamische Missionierung ist verboten. Dies verstößt aber gegen Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Es gibt keinen rechtlichen Mechanismus für einen Wechsel der offiziellen Religionszugehörigkeit vom Islam zu einer anderen (oder keiner) Religion. Grund dafür sind die Apostasiebestimmungen des islamischen Rechts. In Anbetracht der geltenden Gesetze zur Internetkriminalität und der bisherigen Verhaftungen durch die Regierung ist die Redefreiheit in Jordanien eingeschränkt. Christen sind sich der Notwendigkeit bewusst, gezielt kontroverse Äußerungen zu vermeiden, insbesondere solche, die Kritik am Islam, dem Königshaus oder dem Militär üben oder als Missionierung ausgelegt werden könnten. In Jordanien ist es eine Straftat, den Islam zu beleidigen.

Kirchliches Leben

Die Aktivitäten von Kirchen werden in gewissem Umfang routinemäßig überwacht, was vorgeblich dem Schutz der Kirchen dienen soll. Diese Überwachung kann jedoch gegen die Kirchen verwendet werden, etwa wenn kontroverse Predigten oder Handlungen festgestellt oder Muslime bei der Teilnahme von Gottesdiensten beobachtet werden. Der Verkauf von Bibeln und die Verteilung von christlichen Schriften ist nur an bestimmten Orten erlaubt, zum Beispiel in anerkannten Kirchengemeinden und in an sie angeschlossenen kirchlichen Buchhandlungen, nicht aber auf gewöhnlichen Märkten oder in normalen Buchläden.

Beispiele für das Auftreten von Gewalt

Christen, die evangelisieren oder zum christlichen Glauben konvertiert sind, können regelmäßig von der Polizei zum Verhör vorgeladen werden. Wie lange das Verfahren dauern wird, ist ungewiss, ein Verhör kann von 20 Minuten bis zu 12 Tagen dauern.

Frauen, die sich nicht wie Musliminnen kleiden (das bedeutet: keinen Hidschab tragen), laufen Gefahr, belästigt zu werden. Mindestens zehn christliche Frauen wurden im Berichtszeitraum aus diesem Grund sexuell belästigt. Aufgrund der Gefahr verzichten viele Christinnen vor allem nachts auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder Taxis.

Mehrere christliche Konvertiten muslimischer Herkunft und Christen, die sich für die Unterstützung und die Anleitung von Konvertiten im christlichen Glauben einsetzen, wurden körperlich oder seelisch misshandelt, meist von den Familien der Konvertiten.

7. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr

Platzierung

Punktzahl

2025

50

65

2024

48

65

2023

49

65

2022

39

66

2021

38

64

Obwohl sich die Gesamtpunktzahl nicht verändert hat, ist die Wertung für Gewalt von 2,2 Punkten im Vorjahr auf nunmehr 2,4 Punkte gestiegen. Der Druck im Familienleben blieb extrem hoch. In diesem Bereich gab es auch einen sehr leichten Anstieg. In allen anderen Lebensbereichen sind die Werte entweder gleich geblieben oder sehr leicht gesunken. Christen, die vom Islam zum christlichen Glauben konvertiert sind, und andere Christen, die offen über ihren Glauben sprechen, werden regelmäßig von den Behörden zu Verhören vorgeladen.

8. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Christliche Konvertitinnen muslimischer Herkunft sind am stärksten von Verfolgung bedroht, wobei in der Regel die Familie den größten Druck ausübt. Die Konvertitinnen riskieren Hausarrest, Isolation, Schläge, sexuelle Belästigung, Zwangsheirat und können in extremen Fällen sogar Opfer eines „Ehrenmordes“ werden. Konvertitinnen dürfen offiziell keine Christen heiraten. Sie müssen damit rechnen, dass ihre Bewegungsfreiheit vom Staat und von ihren Familien eingeschränkt wird, um sie beispielsweise daran zu hindern, das Land zu verlassen. Das Personenstandsgesetz Jordaniens erleichtert Hausarrest und Zwangsehen, während das Apostasiegesetz zur Auflösung von Ehen und zum Entzug des Sorgerechts für Kinder berechtigt.

Männer

Alle christlichen Männer werden wirtschaftlich diskriminiert. Sie können ihre Arbeitsstelle verlieren, in ihrem beruflichen Vorankommen behindert und finanziell ausgebeutet werden. Das bringt Familien in finanzielle Schwierigkeiten und führt zu einem Gefühl der Wertlosigkeit für die Männer. Zusammen mit anderen Arten der Unterdrückung kann dies Männer dazu veranlassen auszuwandern. Die Heiratsgesetze machen eine legale Ehe zwischen einem christlichen Mann, der kein Konvertit ist, und einer christlichen Konvertitin unmöglich. Weitere Schwierigkeiten ergeben sich aus der vorherrschenden Schamkultur, die immer wieder dazu führt, dass Familien männliche christliche Konvertiten aufgrund ihrer Glaubensentscheidung angreifen, verstoßen und aus ihren Häusern vertreiben. Der Staat setzt Christen mit Verhören durch die Geheimpolizei unter Druck. Davon sind insbesondere Gemeindeleiter betroffen, die aktiv das Evangelium weitergeben, und Muslime, die verdächtigt werden, den christlichen Glauben angenommen zu haben.

9. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Im Allgemeinen neigen die jordanischen Behörden dazu, gegenüber nicht sunnitischen Gruppen repressiv zu sein. Der schiitische Islam ist besonders unter syrischen und irakischen Flüchtlingen verbreitet. Berichten zufolge ist es für Sunniten noch schwieriger, zum schiitischen Islam zu konvertieren als zum christlichen Glauben.

Da die Bahai-Religion nicht anerkannt ist, können die Aktivitäten ihrer Anhänger verboten werden, obwohl die meisten Bahai ihre Religion inoffiziell ausüben dürfen. Drusen werden sozial ausgegrenzt und leben traditionell in bestimmten Gebieten. Wie Bahai werden auch Drusen von der jordanischen Regierung nicht offiziell anerkannt, und da sie nicht über eigene religiöse Gebäude verfügen, beten sie weiterhin in sunnitisch-muslimischen Moscheen. Die Religionen nicht muslimischer und nicht christlicher Migranten, meist Buddhisten und Hindus, werden ebenfalls nicht anerkannt. Muslime, die sich entschließen, den Islam zu verlassen und einen anderen Glauben anzunehmen oder Atheisten zu werden, sind einem ähnlichen Druck von Familie und Gesellschaft ausgesetzt wie Konvertiten vom Islam zum christlichen Glauben.

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für Jordanien:

  • Bitte beten Sie um Standhaftigkeit, Kraft und Ermutigung für christliche Konvertiten, die Druck von ihrem sozialen Umfeld erfahren. Beten Sie, dass sie Gelegenheiten finden, in der Bibel zu lesen, zu beten und sich mit anderen Christen zu treffen, ohne sich Gewalt durch ihre Familien zuzuziehen.
  • Beten Sie für die Gemeinden um Wachstum trotz Überwachung und Kontrolle, und um gute Leiter.
  • Bitten Sie Jesus für die Christen um Weisheit und Gelegenheiten, das Evangelium zu verkündigen, ohne dabei ins Visier der Behörden zu geraten.
  • Beten Sie für den König und die Politiker um Weisheit für eine gute und gerechte Regierung, in der religiöse Minderheiten geschützt sind. Beten Sie auch, dass die Überwachung durch den Geheimdienst ein Ende findet.