Erfahren Sie mehr über den Weltverfolgungsindex – die Rangliste und der Bericht zu den 50 Ländern, in denen Christen die stärkste Verfolgung erleben.
Bangladesch
Christenverfolgung in Bangladesch
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2023 – 30. September 2024
1. Überblick
Bangladesch ist eines der wenigen Länder, in denen es Konvertiten zum christlichen Glauben aus vier unterschiedlichen religiösen Hintergründen gibt: christliche Konvertiten muslimischer, hinduistischer und buddhistischer Herkunft sowie mit Hintergrund in einer Stammesreligion. Diese Konvertiten erleiden im Vergleich zu den anderen Christen in Bangladesch die schwerste Verfolgung und Diskriminierung und die stärksten Angriffe. Aus Angst vor Angriffen versammeln sie sich oft in kleinen Hauskirchen oder geheimen Gruppen. Christen aus protestantischen Freikirchen, die das Evangelium unter der muslimischen Mehrheitsbevölkerung weitergeben, sind mit Verfolgung konfrontiert, aber auch Christen aus traditionellen Kirchen wie der römisch-katholischen Kirche sehen sich zunehmend Angriffen und Morddrohungen ausgesetzt. Christen aus ethnischen Minderheiten sind zunehmend doppelt gefährdet, denn sie gehören sowohl zu einer ethnischen als auch zu einer religiösen Minderheit. Sie sind mit Landraub und Gewalt konfrontiert. Auch die Christen unter den mehrheitlich muslimischen Rohingya, die aus Myanmar nach Bangladesch geflohen sind, sind Schikanen und starkem Druck seitens ihrer Gemeinschaft ausgesetzt. Im August 2024 floh die langjährige Premierministerin Sheikh Hasina Wajed aus dem Land. Die daraus resultierenden Unruhen wurden unter anderem von extremistischen Muslimen missbraucht, um religiöse Minderheiten wie Hindus und Christen anzugreifen. Dabei wurden viele Angriffe, insbesondere auf Konvertiten, nicht gemeldet.
Länderprofil als PDF
Das nachfolgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus den ausführlichen Berichten von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Dieses deutsche Länderprofil finden Sie hier auch als PDF zum Download. Die ausführlichen Berichte in englischer Originalfassung („Background Information“ und „Persecution Dynamics“) finden Sie am Ende dieser Seite.
2. Hintergrund
Bangladesch hat eine lange Geschichte von Unruhen und ist ein relativ junger Staat, der 1971 durch einen Krieg von Pakistan unabhängig wurde. Seitdem wechseln sich zivile Regierungen und Militärs an der Macht ab. Die Wahlen werden regelmäßig von viel Gewalt begleitet. Nach Einschätzung einer wachsenden Zahl von Beobachtern ist Bangladesch seit 2015 in einer autoritären Herrschaft gefangen.
In einer überraschenden und beispiellosen Entwicklung wurde Premierministerin Sheikh Hasina Wajed, die das Land seit 2009 mit eiserner Hand regiert hatte, abgesetzt. Vorausgegangen waren Studentenproteste, bei denen Hunderte von Demonstranten getötet wurden. Während Hasina ins benachbarte Indien floh, wurde eine Übergangsregierung unter dem Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus gebildet.
Nach den Schätzungen der World Christian Database vom April 2024 sind knapp 89 Prozent der Bevölkerung des Landes Muslime, überwiegend Sunniten. Die Beziehungen zwischen der christlichen Gemeinschaft und der Regierung sind traditionell gut. Die frühere Premierministerin Sheikh Hasina Wajed ernannte im Juli 2014 sogar eine Katholikin zu ihrer persönlichen Assistentin. Eine Reihe von Morden an säkularen Journalisten sowie an Angehörigen verschiedener religiöser Minderheiten haben die christliche Gemeinschaft jedoch verängstigt, sodass Christen zurückhaltender geworden sind.
Der gewalttätige extremistische Islamismus hat in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt. Die hinduistische Bevölkerung des Landes (9 Prozent) ist von den Angriffen der Islamisten direkt betroffen. Die Christen sind eine winzige Minderheit und werden ausgegrenzt. Christliche Konvertiten geraten schnell unter Druck, entweder durch islamisch-extremistische Gruppen oder aufgrund der allgegenwärtigen islamischen Kultur, und sie erfahren viel Gewalt.
Immer wieder wird von Morddrohungen gegen Blogger berichtet, die sich offen atheistisch äußern oder sich für Menschenrechte einsetzen. Gleichzeitig verweisen Beobachter auf einen Rückgang der Zahl der außergerichtlichen Tötungen und des Verschwindenlassens von Personen, so berichtete das „Lowy Institute“ am 26. Januar 2023. In diesem Bericht kommt das Institut zum Schluss, der internationale Druck und die Sanktionen hätten dazu beigetragen, die Regierung und die Sicherheitskräfte daran zu erinnern, dass sie unter Beobachtung stehen und zur Rechenschaft gezogen werden. Indes wurde im Juni 2022 der etablierten und angesehenen Menschenrechtsorganisation „Odhikar“ die erneute Registrierung verweigert. Dies könnte als Reaktion auf den internationalen Druck gesehen werden und es ist auch ein Hinweis auf die wachsende diktatorische Paranoia. Im September 2023 wurden die Gründer von Odhikar vom „Cyber Tribunal in Dhaka“ zu je zwei Jahren Haft verurteilt. Dieses Urteil illustriert, wie ernst es der Regierung mit ihrer Herrschaft und ihrem Image ist.
Etwa die Hälfte der Christen in Bangladesch gehört der römisch-katholischen Kirche an. Deren Diözesen sind über das ganze Land verteilt. Auch Protestanten gibt es im ganzen Land, vor allem jedoch in den Stammesgebieten der ethnischen Minderheiten in den sogenanten Chittagong Hill Tracts. Zu den protestantischen Gemeinden in Bangladesch gehören Baptisten, Brüdergemeinden, Lutheraner, Siebenten-Tags-Adventisten, Assemblies of God und die Church of Bangladesh (eine Vereinigung von Anglikanern und Methodisten).
Bangladesch ist zwar ethnisch weitgehend homogen – 98 Prozent der Bevölkerung sind Bengalen –, aber es gibt auch ethnische Minderheiten wie etwa die Chakma. Hinzu kommen die auch als „Hill Tribe People“ bezeichneten ethnischen Minderheiten in den Chittagong Hill Tracts (zum Beispiel die Garo, Santal und Bawm), von denen viele Christen sind. Die Hill Tribe People werden von den Behörden vernachlässigt und diskriminiert und von der Mehrheitsgesellschaft schikaniert, etwa durch Landraub (ein immer wiederkehrendes Problem), einschließlich der Zerstörung von Häusern und Feldern. Christen aus den Hill Tribe People sind in doppelter Hinsicht verwundbar: Sie gehören einer ethnischen Minderheit an und sie sind Christen. Auch Angriffe von anderen Stämmen sind ein ständiges Risiko. Bei Angriffen am 6. April 2023 beispielsweise wurden acht Christen aus dem Volk der Bawm getötet.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
950.000 |
0,5 |
Muslime |
155.361.219 |
88,9 |
Hindus |
16.198.663 |
9,3 |
Buddhisten |
1.253.212 |
0,7 |
Anhänger ethnischer Religionen |
748.724 |
0,4 |
Juden |
210 |
< 0,1 |
Bahai |
12.812 |
< 0,1 |
Atheisten |
15.615 |
< 0,1 |
Agnostiker |
126.122 |
0,1 |
Andere |
34.423 |
< 0,1 |
3. Gibt es regionale Unterschiede?
Die nördliche Region Bangladeschs mit den Chittagong Hill Tracts und ihren vielen ethnischen Minderheiten ist ein oft übersehener Brennpunkt der Verletzungen von Religionsfreiheit. Dort werden die Rechte von Christen sowohl durch die muslimische Mehrheit als auch durch die buddhistische Minderheit eingeschränkt. In den vergangenen Jahren entwickelte sich ein weiterer Krisenherd, da Bangladesch mehr als eine Million muslimischer Flüchtlinge aus dem benachbarten Myanmar aufnahm. Die meisten von ihnen leben in einem Flüchtlingslager im Distrikt Cox’s Bazar, an der südöstlichen Spitze von Bangladesch. Das Land hat selbst mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft große Mühe, die Geflüchteten zu versorgen. Die Rückführungsbemühungen sind immer wieder ins Stocken geraten. Je länger die Geflüchteten in den Lagern bleiben müssen, umso höher ist das Risiko, dass sich einige von ihnen islamistisch radikalisieren. Die in Myanmar im Rakhaing-Staat verbliebene Minderheit der Rohingya wird weiterhin von der Militärjunta unterdrückt. Daher ist es für die Geflüchteten in Bangladesch unmöglich zurückzukehren. In den Flüchtlingslagern lebt auch eine winzige Minderheit christlicher Konvertiten aus den Rohingya. Sie sind zunehmendem Druck und Gewalt ausgesetzt, haben aber keine Möglichkeit zu entkommen.
4. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Diktatorische Paranoia, gemischt mit islamischer Unterdrückung
Die Politik in Bangladesch wurde zunehmend von der Feindschaft zwischen den Parteien der „Awami-Liga“ und der „Bangladesh Nationalist Party“ (BNP) beherrscht. Beide Parteien haben islamistischen Gruppen im Land nachgegeben, um mehr Stimmen zu erhalten. Christen und andere religiöse Minderheiten in Bangladesch genießen zwar mehr Freiheit als in vielen anderen muslimischen Ländern, doch sie werden aufgrund der zunehmenden politischen Instabilität und Gewalt oft zum Sündenbock gemacht. Besonders beunruhigend waren die offenkundigen Verbindungen der BNP zu islamisch-extremistischen Gruppen, die in der Vergangenheit durch politisch motivierte Gewalttaten aufgefallen sind.
Religiös motivierter Nationalismus, gemischt mit ethnisch-religiöser Feindseligkeit und Unterdrückung durch den Clan oder Stamm
In Bangladesch gibt es fast doppelt so viele Buddhisten und mehr als zehnmal so viele Hindus wie Christen. Buddhisten finden sich vor allem unter den ethnischen Minderheiten an der Grenze zu Indien und Myanmar. In jüngster Vergangenheit haben sich immer mehr Menschen aus dem Volk der Chakma vom Buddhismus ab- und dem christlichen Glauben zugewandt. Diese Konvertiten erfahren Druck von der örtlichen Gemeinschaft, buddhistischen Leitern und Stammesführern sowie extremistischen Buddhisten, die den christlichen Glauben bekämpfen wollen. In mehrheitlich hinduistischen Gemeinschaften werden christliche Konvertiten von ihren Familien und Ortsvorstehern unter Druck gesetzt, zum Hinduismus zurückzukehren.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Dokument „Persecution Dynamics“.
5. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Ausländische Christen und Arbeitsmigranten
Zu dieser Gruppe gehören Botschaftsangehörige und ausländische Arbeitsmigranten der wirtschaftlich bedeutsamen Textilbranche. Sie werden beobachtet und mitunter von militanten Islamisten bedroht. Zu dieser Gruppe gehören auch die christlichen Konvertiten aus dem Volk der Rohingya aus Myanmar.
Christen aus traditionellen Kirchen
Zu dieser Gruppe gehören Christen der römisch-katholischen Kirche und der Church of Bangladesh (eine Vereinigung von Anglikanern und Methodisten). Sie werden häufig bedroht und beobachtet.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Christliche Konvertiten haben in Bangladesch unterschiedliche Hintergründe: Sie sind ehemalige Muslime, Hindus, Buddhisten oder Angehörige von Stammesreligionen und sind der stärksten Verfolgung ausgesetzt – nicht zuletzt durch ihre eigenen Familien und ihr soziales Umfeld. Sie versammeln sich deshalb oft heimlich.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Hierbei handelt es sich um Christen evangelikaler, baptistischer und pfingstkirchlicher Gemeinden. Einige von ihnen, etwa die Denomination Assemblies of God, versammeln sich hauptsächlich in Hausgemeinden zum Gottesdienst. Sie werden häufig bedroht und zuweilen gewaltsam angegriffen.
6. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Privatleben
Für Christen kann es schwierig sein, ihren Glauben privat zu praktizieren. So leben christliche Konvertiten in Angst und ziehen es oft vor, ihren Glaubenswechsel vor ihrer Familie geheim zu halten. Wer sich entschließt, seinen Glauben dennoch zu offenbaren, wird meist belästigt, schikaniert und bedroht. Aufgrund von familiärem Druck und gesellschaftlicher Kontrolle kann es riskant sein, andere Christen zu treffen.
Familienleben
Das Recht darauf, die eigenen Kinder gemäß der persönlichen religiösen Überzeugungen zu erziehen, ist für Christen nicht immer gewährleistet. Christliche Feiern werden vielfach gewaltsam durch aufgebrachte Menschenmengen gestört. Kinder von Christen erfahren Diskriminierung im Bildungsbereich, weil zum einen in den Lehrplänen der Islam eine Vorrangstellung innehat und weil zum anderen islamische Schüler mehr Möglichkeiten bekommen und gegenüber nicht muslimischen Schülern bevorzugt werden. Häufig fehlt es auch an christlichen Lehrern. Kinder von christlichen Konvertiten werden gezwungen, weiterhin den islamischen Unterricht zu besuchen und islamische Lehrbücher zu benutzen.
Gesellschaftliches Leben
Angesichts ihrer geringen Zahl sind Christen im Hinblick auf ihre soziale und wirtschaftliche Sicherheit oft ihrem Umfeld ausgeliefert. Der Druck von Islamisten kann die Gemeinschaft dazu ermutigen, sich Christen gegenüber feindselig zu zeigen und diese aufzufordern, ihrem Glauben abzuschwören. Islamisch-extremistische Gruppen nehmen bedürftige Familien ins Visier und drängen sie zu konvertieren, indem sie ihnen Geld, Lebensmittel oder Bildung für ihre Kinder anbieten. Außerdem sind Massenausschreitungen, bei denen Gruppen von christlichen Konvertiten zum Angriffsziel geworden sind, in den letzten Jahren häufiger geworden. Offiziell besagt Artikel 28, Absatz 1 der Verfassung von Bangladesch aus dem Jahr 1972: „Der Staat darf keinen Bürger aus Gründen der Religion, der Rasse, der Kaste, des Geschlechts oder des Geburtsortes diskriminieren.“ Artikel 29 gewährleistet zudem die Chancengleichheit im öffentlichen Dienst. Faktisch sind Minderheiten und insbesondere Christen jedoch einer weitverbreiteten Diskriminierung sowohl in sozialer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht ausgesetzt. Schüler werden regelmäßig nach ihrem Namen beurteilt. Das führt dazu, dass Christen Prüfungen über islamische Religion ablegen müssen, weil sie islamische Namen haben, obwohl sie nachweislich Christen sind.
Leben im Staat
Artikel 41, Absatz 1a der Verfassung von Bangladesch schützt das Grundrecht aller Bürger, sich frei zu ihrer Religion zu bekennen, diese auszuüben und zu verbreiten. Rechtlich gesehen muss jede Person, die konvertieren möchte, einen Anwalt aufsuchen und ein unterschriebenes Dokument mit der Erklärung vorlegen, dass der Glaubenswechsel aus persönlichen Gründen, ohne Druck und aus freiem Willen erfolgt ist. Für jeden Christen, Buddhisten oder Hindu, der Muslim werden möchte, ist dieses Verfahren nicht viel mehr als eine Formalität. Im Gegensatz dazu werden Muslime, die Christen werden wollen, vom Anwalt unter Druck gesetzt; und manchmal weigert er sich sogar (rechtswidrig), den Glaubenswechsel zu beurkunden.
Der Sturz der Premierministerin und die damit verbundenen Unruhen hatten unmittelbare Auswirkungen für Christen. Der langfristige Schutz der religiösen Minderheitenrechte wird davon abhängen, wie die künftige Regierung aussehen wird.
Kirchliches Leben
Die Feindseligkeit gegenüber Christen, die in den vergangenen Jahren zugenommen hat, macht den Aufbau und die Aufrechterhaltung eines lebendigen Gemeindelebens zu einer zähen Aufgabe. Viele islamisch-extremistische Gruppen überwachen christliche Gemeinden; sie schikanieren diejenigen, die sie der Missionierung verdächtigen, und drohen ihnen mit Gewalt. Konvertiten muslimischer Herkunft werden von ihren Familien und den lokalen Behörden etwa in den Stammesgebieten in hohem Maß kontrolliert. Vor diesem Hintergrund scheuen sich viele Gemeindeleiter, Konvertiten muslimischer Herkunft zu taufen – sie befürchten gewaltsame Racheakte.
Beispiele für das Auftreten von Gewalt
Mindestens zwölf Christen aus dem Volk der Bawm wurden in den Chittagong Hill Tracts getötet. Wie die „UCA News“ am 2. September 2024 berichtete, sind sie bei Kampfhandlungen der Regierung gegen Aufständische umgekommen.
Am 15. April 2024 wurde der Laden eines Pastors im Südosten des Landes zerstört und geplündert.
Nach 81 Tagen Haft in einem örtlichen Gefängnis im Norden von Bangladesch ist ein christlicher Konvertit muslimischer Herkunft wieder freigelassen worden. Er war nicht der Einzige, der wegen seines Glaubens inhaftiert worden war. Aus Sicherheitsgründen können hier jedoch keine weiteren Angaben gemacht werden.
7. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2025 |
24 |
74 |
2024 |
26 |
71 |
2023 |
30 |
69 |
2022 |
29 |
68 |
2021 |
31 |
67 |
Der Anstieg der Gesamtpunktzahl um drei Punkte ist hauptsächlich auf ein deutliches Anwachsen des Wertes für Gewalt von 14,1 Punkten im Vorjahr auf aktuell 16,1 Punkte zurückzuführen. Infolge der öffentlichen Proteste gegen die Premierministerin im August 2024 und des damit verbundenen Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung wurden vermehrt christliche Einrichtungen (insbesondere Schulen) geschlossen. Der durchschnittliche Druck hat leicht zugenommen, vor allem im Bereich des Lebens im Staat. Dies geschah als Folge der zunehmenden Intoleranz gegenüber Christen durch islamisch-extremistische Gruppen, die an Einfluss gewinnen.
8. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Bangladesch ist kulturell gesehen eine patriarchalisch geprägte Klassengesellschaft, in der das Leben als Frau nach wie vor schwierig ist. Christliche Konvertitinnen sind der Verfolgung durch ihre Familien und ihr soziales Umfeld ausgesetzt, denn die Abkehr vom Islam wird als Verrat an der Kultur und Religion betrachtet. Frauen sind in hohem Maße von den männlichen Familienangehörigen abhängig, und sexuelle Übergriffe, Vergewaltigungen und Zwangsehen sind an der Tagesordnung; einige Konvertitinnen erfahren zudem körperlichen und seelischen Missbrauch. Entführung und Zwangsheirat sind konkrete Bedrohungen für alle christlichen Frauen und Mädchen. Flüchtlingslager sind nach wie vor Orte, an denen Frauen und Mädchen besonders gefährdet sind. Besonders prekär ist die Lage für Christinnen aus den Rohingya, die vor der Gewalt in Myanmar geflohen sind.
Männer
Die patriarchalische Kultur in Bangladesch führt häufig dazu, dass Männer zuerst Christen werden. Da sie als diejenigen angesehen werden, die ihre Familien führen, sind Männer und Jungen oft als Erste der Verfolgung ausgesetzt. Sie werden meist verprügelt und bedroht, verleumdet und inhaftiert. Der Druck durch das soziale Umfeld und die örtlichen muslimischen Anführer veranlasst Männer manchmal dazu, ihr Zuhause zu verlassen und zu fliehen. Da die Männer die Hauptverdiener der Familie sind, wirkt es sich auf die ganze Familie aus, wenn sie wegen ihres Glaubens ihre Arbeit verlieren oder inhaftiert werden. Insbesondere Gemeindeleiter stehen im Risiko, verhaftet zu werden, auch wenn eine Inhaftierung bisher selten vorkommt.
9. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Das US-Außenministerium hält in seinem Bericht zur internationalen Religionsfreiheit von 2023 zu Bangladesch fest:
- „Führende Vertreter religiöser Minderheiten erklärten, dass die Regierung weiterhin häufig Gesetze wie den ‚Digital Security Act‘ anwendet, um Angehörige religiöser Minderheiten, insbesondere Hindus, ins Visier zu nehmen – vermeintlich deshalb, weil sie ‚die religiösen Gefühle‘ der muslimischen Bevölkerung verletzen. In fast allen Fällen gingen die Gerichte härter gegen Angehörige religiöser Minderheiten vor, die vermeintlich herabsetzende Inhalte auf Facebook gepostet hatten, als gegen die Täter, die Vergeltungsgewalt ausübten. Im Laufe des Jahres folgten mehrere Fälle diesem Muster.“
Nach dem Sturz von Premierministerin Sheikh Hasina im August 2024 war die hinduistische Minderheit bevorzugt Ziel von Angriffen, da sie als mit der Awami-Liga verbunden und von ihr geschützt angesehen wird.
10. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für Bangladesch:
- Beten Sie, dass christliche Konvertiten trotz des Drucks von Familie und sozialem Umfeld an Jesus festhalten.
- Beten Sie um Gelegenheiten zur Gemeinschaft mit anderen Christen – und um Schutz vor Angriffen bei diesen Treffen.
- Beten Sie um Trost und Ermutigung für Christen aus ethnischen Minderheiten, die doppelt benachteiligt werden.
- Beten Sie, dass durch das Zeugnis christlicher Konvertiten viele Menschen in ihrem Umfeld für Christus gewonnen werden.
- Beten Sie, dass die Übergangsregierung Frieden im Land herstellen kann und den Weg für eine neue, gerechte Regierung ebnet, die um das Wohl aller Bürger bemüht ist.