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Malediven
Christenverfolgung in den Malediven
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2022 – 30. September 2023
Überblick
Die Malediven gehören zu den Ländern mit der höchsten Bevölkerungsdichte weltweit, mit besonderer Dichte auf der Hauptinsel Malé. Die Gesellschaft der Malediven besteht aus eng miteinander verwobenen, homogenen Gemeinschaften und sozialen Gruppen. Diese fungieren als natürliche Wächter und stellen sicher, dass es zu keinen Abweichungen von den geltenden Normen kommt. Das gilt natürlich auch für die Wahl der Religion. Bürger der Malediven zu sein bedeutet, Muslim zu sein. Eine Hinwendung zu Jesus Christus kann daher leicht dazu führen, dass man den muslimischen Anführern oder Behörden gemeldet wird. Abgesehen von der konservativen islamischen Einstellung der allgemeinen Bevölkerung haben die Malediven auch mit extremistischen Gesellschaftsgruppen zu kämpfen – einige von ihnen sind durch Kampfeinsätze in Ländern wie Syrien kampferprobt. Dschihadisten werben Rekruten besonders unter bewaffneten kriminellen Banden an; und extremistische Banden würden ihrerseits jeden angreifen, der ihnen nicht muslimisch genug erscheint. Ausländische Christen, die meist im Tourismussektor arbeiten und aus Indien oder Sri Lanka kommen, stehen unter genauer Beobachtung. Unter diesen Bedingungen ist es äußerst schwer, christliche Gemeinschaft zu pflegen.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Die Politik auf den Malediven hatte schon immer auch religiöse Untertöne. Die führenden Politiker wiederholten die Zielvorgabe, die Malediven davor schützen zu wollen, dass es im Land weniger als 100 Prozent sunnitische Muslime gibt. Da Politik auf den Malediven oft ein Familiengeschäft ist, sind Zerwürfnisse, wechselnde Koalitionen und überraschende politische Schachzüge durchaus üblich. Dies zeigte sich im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2024, als der damalige Vorsitzende des Parlaments und ehemalige Präsident Mohamed Nasheed sich mit einer früheren rivalisierenden Partei verbündete, um den damaligen Präsidenten Ibrahim Mohamed Solih zu stürzen . Im September 2023 wurde Ibrahim Mohamed Muizzu von der Partei „People’s National Congress“ zum Präsidenten der Malediven gewählt.
In den letzten Jahren befanden sich die Malediven im Aufruhr – mit Ausnahme der Inseln, die als Touristenresorts genutzt werden. Die Bürgerrechte, einschließlich der Freiheit der Presse und der sozialen Medien, werden zunehmend eingeschränkt. Beispiele hierfür sind die Ermordung des bekannten Bloggers Yameen Rasheed im April 2017 und die Schließung der Nichtregierungsorganisation „Maldives Democratic Network“ im November 2019.
Außerdem haben die Malediven auch mit Militanz zu kämpfen. Das zeigen der Messerangriff auf drei Ausländer in Malé im Februar 2020 und die Polizeirazzia auf der Insel Maduvvari im Dezember 2019, die sich gegen eine radikal-islamische Gruppe richtete. Die kleine einheimische christliche Minderheit muss sehr vorsichtig sein, um keine Aufmerksamkeit zu erregen; das gilt auch für die größere Gruppe der christlichen Arbeitsmigranten, die hauptsächlich im Gastgewerbe tätig sind.
Das Rechtssystem schränkt die Rechte von Frauen und Mädchen weiterhin ein, was hauptsächlich auf den Einfluss der Scharia zurückzuführen ist. Im Gegensatz zu den muslimischen Männern dürfen maledivische muslimische Frauen keinen Mann mit einer anderen Religionszugehörigkeit heiraten. Dies erschwert christlichen Konvertitinnen die Heirat mit einem Christen, da sie vor dem Gesetz weiterhin als Muslimas gelten. Die Malediven haben mit 90 Prozent die höchste Scheidungsrate der Welt. Dies wird darauf zurückgeführt, dass die Ehemänner in der Schifffahrts- und Tourismusbranche arbeiten und so über einen längeren Zeitraum von zu Hause weg sein müssen. Das führt oft zu einem Vertrauensverlust und für viele Frauen zu finanziellen Schwierigkeiten.
Der geringen Anzahl an Christen fehlt es an Möglichkeiten, sich zu versammeln. Isolation und soziale Probleme sind die Folge.
2. Gibt es regionale Unterschiede?
Verfolgung geschieht abseits der Inseln, die internationalen Touristen vorbehalten sind.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Islamische Unterdrückung
Die Regierung betrachtet sich als Beschützerin des Islam. Offiziell gibt es keine maledivischen Christen. Die Politik des Ministeriums für islamische Angelegenheiten und des Verteidigungsministeriums besagt, dass Abtrünnige niemals toleriert werden dürfen und dass die Regierung niemals Religionsfreiheit zulassen wird.
Diktatorische Paranoia
Islamische Unterdrückung vermischt sich mit diktatorischer Paranoia, weil politische Parteien die Wähler mit dem Argument locken, sie seien die besten Beschützer des Islam.
Organisiertes Verbrechen und Korruption
Die Korruption ist auf allen Ebenen der Regierung weitverbreitet; Beamte handeln oftmals aufgrund von Bestechung, Gefälligkeiten und Drohungen. Regierungsbeamte haben in der Vergangenheit Straßenbanden angeheuert, um säkularer eingestellte politische Gegner anzugreifen, einzuschüchtern und ihr Eigentum zu zerstören. Ein Experte für das Land erklärt: „Dschihadisten werben Rekruten besonders unter bewaffneten kriminellen Banden an; und extremistische Banden würden ihrerseits jeden angreifen, der ihnen nicht muslimisch genug erscheint.“
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Ausländische Christen und Arbeitsmigranten
Ausländische Christen im Land stammen häufig aus Indien, Sri Lanka oder Bangladesch. Ihre Gemeinschaften und Gemeinden werden genau überwacht, einschließlich aller sichtbaren Zusammenkünfte von Christen wie beispielsweise Hochzeiten. Jedoch wird es den meisten ausländischen Christen gestattet, sich zu treffen (zum Beispiel in Botschaften), sofern sie unter sich bleiben und keinen Kontakt zu einheimischen Maledivern oder einheimischen Konvertiten aus dem Islam pflegen.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Konvertiten, die den Islam verlassen und sich dem christlichen Glauben zugewandt haben, erfahren bei Weitem die stärkste Verfolgung und schwersten Verstöße gegen ihre Rechte. Offiziell existieren sie im Land überhaupt nicht. Wer sich vom Islam abkehrt, verliert seine Staatsbürgerschaft.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Privatleben
Christliche Konvertiten halten ihren Glauben geheim. Sie verstecken Bibeln und andere christliche Materialien, da ihr Besitz zu Gefängnisstrafen führen kann. Die Beschaffung von christlichem Material in der einheimischen Dhivehi-Sprache ist besonders riskant, da die Behörden vermuten könnten, dass es zur Verbreitung des Evangeliums unter der einheimischen Bevölkerung verwendet wird. Die Behörden, aber auch einfache Bürger entfernen Symbole, die als islamfeindlich angesehen werden. So entfernte die Polizei im Dezember 2020 die Weihnachtsdekoration aus Ferienanlagen, da man befürchtete, die Dekoration könnte die Befindlichkeiten einiger religiöser Gruppen verletzen. Häufig enthalten bereits die Arbeitsverträge christlicher Arbeitsmigranten den Hinweis, dass das öffentliche Verbreiten nicht islamischer Überzeugungen hart bestraft wird. Möglich sind Haftstrafen von bis zu fünf Jahren, Hausarrest, Geldstrafen zwischen 5.000 und 20.000 Rufiyaa (ca. 300 bis 1.200 Euro) sowie die Abschiebung.
Familienleben
Taufen und christliche Begräbnisse sind auf den Malediven nicht möglich. Die Verfassung besagt in Artikel 36 (c): „Bildung hat darauf hinzuwirken, dass dem Islam Gehorsam geleistet wird.“ Kinder von christlichen Konvertiten werden gezwungen, islamische Inhalte zu lernen. Obwohl Kinder von ausländischen Christen von der Teilnahme am islamischen Unterricht befreit sind, durchdringt der Islam das gesamte Schulleben. Ausländische Christen schicken ihre Kinder oft auf internationale Schulen, sofern sie es sich leisten können.
Gesellschaftliches Leben
Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte, der sozialen Homogenität und der auf die Förderung des Islam ausgerichteten Regierungspolitik ist der soziale Druck extrem hoch, insbesondere in der Hauptstadt Malé. Ein Beispiel ist die jüngste Verbreitung der schwarzen Burka. Wenn sich muslimische und nicht muslimische Frauen geweigert haben, sich zu verschleiern, führte dies zu Gewalt oder zur Verbannung dieser Frauen. Ein weiteres Beispiel für die Zwangsislamisierung durch die Allgemeinheit ist der Druck, das Fasten im Ramadan einzuhalten – unabhängig vom Glauben des Einzelnen. Eine Weigerung führt zur Verhaftung und öffentlichen Demütigung. Christen stehen daher unter ständigem Druck, sich anzupassen, um Schikanen, wirtschaftliche Nachteile oder im Extremfall Gewalt zu vermeiden.
Leben im Staat
In der Verfassung wird das Land als „100 Prozent muslimisch“ bezeichnet. Die staatlichen Vorschriften basieren auf dem islamischen Recht. In einer dieser Vorschriften heißt es: „Es ist illegal, eine andere Religion als den Islam zu propagieren.“ Wer dagegen verstößt, muss mit Strafen rechnen, die von Hausarrest bis zu einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren reichen. Handelt es sich um einen Ausländer, wird er in der Regel abgeschoben. Das geltende „Verleumdungsgesetz“ enthält Klauseln gegen islamfeindliche Äußerungen.
Kirchliches Leben
Das Gesetz verbietet die Einrichtung von Gebetsstätten für nicht islamische religiöse Gruppen und besagt: „Nichtmuslimen, die im Land leben oder es besuchen, ist es verboten, ihre religiösen Überzeugungen offen zu äußern, öffentliche Versammlungen abzuhalten, um religiöse Aktivitäten durchzuführen oder Malediver in solche Aktivitäten einzubeziehen.“ Die Einfuhr von christlichem Material ist illegal, und wer sich schuldig macht, wird festgenommen und inhaftiert. Polizei und Zoll beschlagnahmen auf dem Postweg verschicktes christliches Material und Briefe, in denen möglicherweise Werte oder Lebensweisen dargestellt werden, die dem Islam widersprechen. Nur ausländische Christen dürfen sehr begrenzte Mengen an christlicher Literatur für ihren persönlichen Gebrauch einführen.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
Aus Sicherheitsgründen können keine Details veröffentlicht werden.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr | Platzierung | Punktzahl |
2024 | 18 | 78 |
2023 | 15 | 77 |
2022 | 16 | 77 |
2021 | 15 | 77 |
2020 | 14 | 78 |
Der Druck auf Christen bleibt sehr hoch und die Gesamtpunktzahl auf dem Weltverfolgungsindex 2024 ist sogar noch etwas angestiegen. Nach wie vor ist der Wert für Gewalt sehr niedrig, knapp unter einem Punkt. Doch Konvertiten haben im wahrsten Sinne des Wortes überhaupt keinen Freiraum, um ihren christlichen Glauben zu praktizieren; ausländischen Christen (meist Arbeitsmigranten) fehlt es an Möglichkeiten, gemeinsam Gottesdienste zu feiern, ohne Verhaftung oder Abschiebung fürchten zu müssen. Deshalb sind die Malediven eines der wenigen Länder auf dem Weltverfolgungsindex, das im Bereich des kirchlichen Lebens fast die maximal erreichbare Punktzahl aufweist. Die im Oktober 2023 gewählte Regierung wird andere Prioritäten haben – eine Verbesserung der Lage der Christen ist aber nicht zu erwarten.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
In Anbetracht der äußerst strengen Auslegung des Islam müssen christliche Männer und Frauen ihren Glauben im Geheimen leben. Wenn eine Frau oder ein Mädchen als Christin identifiziert wird, wird man versuchen, sie wieder zum Islam zurückzubringen – durch Zwangsheirat, Beschimpfungen, Drohungen oder andere Formen der Gewalt. Trotz der engmaschigen sozialen Kontrolle auf den Inseln sind Missbrauch, Vergewaltigung und sexuelle Belästigung weitverbreitet. Dies geschieht in einer Kultur, die häusliche geschlechtsspezifische Gewalt generell entschuldigt und in der sexualisierter und körperlicher Missbrauch als Mittel der religiösen Verfolgung gegen christliche Frauen eingesetzt wird.
Männer
Wird ein maledivischer Mann als Christ enttarnt, drohen ihm körperliche Gewalt, Schikanen, Drohungen oder Gefängnisstrafen. Obgleich es in jüngster Zeit zu keinerlei solcher Vorfälle kam, entscheiden sich viele männliche Christen angesichts des Drucks dafür, das Land zu verlassen – sofern sie es sich leisten können. Sollten sie inhaftiert werden, leidet die gesamte Familie in finanzieller und emotionaler Weise darunter, und die Kinder können in der Schule dafür schikaniert werden.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Auf den Malediven gibt es keine anerkannten religiösen Minderheiten. Alle Staatsbürger gelten gesetzlich als Muslime. Wer nachweislich eine andere Religion oder Philosophie als den Islam unterstützt (z. B. Hinduismus, Buddhismus, Atheismus), wird genauso verfolgt wie Christen. So ziehen es die meisten Anhänger anderer Weltanschauungen vor, im Ausland zu leben, um keine Gefängnisstrafe oder gar den Tod zu riskieren.
Das US-Außenministerium schreibt im Jahr 2022 in seinem Bericht zur internationalen Religionsfreiheit über die Malediven: „Nichtregierungsorganisationen erklären, dass es anhaltende online und persönlich ausgesprochene Drohungen gegen Menschen gibt, die als ‚nicht muslimisch genug‘ wahrgenommen werden. Diese Drohungen verhindern wirkungsvoll jegliche Möglichkeit zur sinnvollen Diskussion über religiöse Belange im Land. Sie berichteten außerdem, dass die Regierung nach wie vor weder gegen Morddrohungen im Internet vorgeht noch gegen Angriffe auf Personen, die als islamkritisch gelten.“
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für die Malediven:
- Beten Sie für Christen auf den Malediven, die ihren Glauben isoliert und heimlich leben müssen. Bitten Sie Jesus darum, sie zu schützen und ihre Herzen mit dem Bewusstsein seiner Gegenwart und Fürsorge zu erfüllen.
- Beten Sie, dass es in diesem Jahr zu einem Durchbruch bei der Übersetzung der Bibel kommt, sodass bald die ganze Bibel in der Landessprache Dhivehi verfügbar ist.
- Beten Sie für den neuen Präsidenten Muizzu, dass er das Land im Sinne Jesu regiert und in seiner Amtszeit der Druck auf die Christen nachlässt.
- Bitten Sie Jesus darum, christliche Arbeitsmigranten aus dem Ausland im Umgang mit Touristen und Maledivern zu leiten und zu schützen. Beten Sie dafür, dass sie das Salz und das Licht sind, das Menschen zu Jesus führt.